Review: Den Sternen so nah (Film)

Der Tag heute ist mal wieder so ganz und gar nicht so verlaufen, wie ich mir das vorgestellt habe, nachdem ich mehr durch Zufall entdecken musste, dass mein Kommentar-Plugin Disqus nun ungefragt Werbung vor und nach meinen Kommentaren schaltet, was natürlich schon grundsätzlich überhaupt nicht geht, zumal es sich da auch noch um Werbung allerunterster Schublade gehandelt hat. Kurzerhand also alles deinstalliert, obwohl ich um das Problem wusste, dass dann ein Kommentieren wenn überhaupt nur unter erschwerten Bedingungen möglich sein würde. Nun habe ich also die letzten paar Stunden damit verbracht, ein entsprechendes Workaround zu finden und bin mehr als froh, den nun folgenden Artikel bereits im Vorfeld geschrieben zu haben, denn jetzt habe ich für heute – mit Verlaub – die Schnauze voll. Aber hey, immerhin der heutige Film ist dafür auf alle Fälle einen Blick wert!

Den Sternen so nah

The Space Between Us, USA 2017, 120 Min.

Den Sternen so nah | © Universum Film
© Universum Film

Regisseur:
Peter Chelsom
Autor:
Allan Loeb

Main-Cast:
Gary Oldman (Nathaniel Shepherd)
Asa Butterfield (Gardner Elliot)
Carla Gugino (Kendra Wyndham)
Britt Robertson (Tulsa)
in weiteren Rollen:
BD Wong (Tom Chen)

Genre:
Abenteuer | Drama | Romantik | Science-Fiction

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Den Sternen so nah | © Universum Film
© Universum Film

Als regelrechtem Visionär ist Nathaniel Shepherd das gelungen, wovon viele bereits geträumt haben: die erste menschliche Marssiedlung. Unter Führung der Astronautin Sarah Elliot bricht ein Team zu den Sternen auf, doch noch während des Fluges stellt sich heraus, dass Sarah schwanger ist. Kaum auf dem Mars gelandet, wird das Kind unter widrigsten Bedingungen zur Welt gebracht, doch Sarah stirbt bei der Geburt. Aus Furcht vor einem medialen Fiasko wird die Existenz des Kindes verheimlicht und Shepherd zieht sich von dem Projekt zurück. Die Jahre vergehen und der Junge – Gardner – wächst zum Teenager heran. Seine Kenntnisse über die Erde beschränken sich allein auf das, was er aus alten Filmen erfährt oder was seine Internet-Bekanntschaft, die gleichaltrige Tulsa ihm erzählt, wobei die denkt, er würde an einer seltenen Krankheit leiden und könne deshalb nicht das Haus verlassen. Letztlich gelingt es Gardner aber, sich dafür einzusetzen, einen Trip zur Erde unternehmen zu dürfen, auch wenn man fürchtet, dass sein Körper die Schwerkraft auf der Erde eventuell nicht verkraften könnte. Kaum auf der Erde gelandet, setzt Gardner alles daran, Tulsa persönlich zu begegnen und sich auf die Suche nach seinem Vater zu machen, der sich ja schließlich irgendwo auf der Erde befinden muss. Aus Sorge um den Gesundheitszustand des Jungen nimmt der eigens für dessen Besuch aus dem Ruhestand zurückgekehrte Shepherd prompt die Verfolgung auf…

Rezension:

Man würde nicht unbedingt meinen, dass ich mit meinen 32 Jahren zu der ausgewiesenen Zielgruppe von Den Sternen so nah zählen würde, doch reizte mich das auf einem Originaldrehbuch basierende Werk, bei dem man wirklich in mehr als einem Moment meint, es müsse sich um die Verfilmung eines Young Adult-Romans handeln, nicht zuletzt aufgrund der beteiligten Darstellerinnen und Darsteller, ganz davon abgesehen, dass ich mich in Coming of Age-Geschichten jeglicher Couleur schon immer recht heimisch gefühlt habe, wenngleich die auch hier beinahe schon obligatorisch mit einer gehörigen Portion Teenager-Romanze und Herzschmerz verrührt wird. Nichtsdestotrotz ist Peter Chelsoms Film – der mit Weil es dich gibt vor mehr als anderthalb Dekaden einen der mir liebsten Liebesfilme geschaffen hat – ein ganz und gar eigenständiger, originärer, zu Herzen gehender Film gelungen, dessen Vorbilder zwar mal mehr, mal weniger offensichtlich scheinen mögen und die insbesondere in der ersten halben Stunde Film bis hin zu Der Marsianer reichen, der sich aber auch immer genügend von seinen Inspirationsquellen distanziert, um als eigenständiges Werk wahrgenommen werden zu können.

Szenenbild aus Den Sternen so nah | © Universum Film
© Universum Film

Hinsichtlich des Aufbaus der Story, die darum kreist, dass der von Asa Butterfield (Die Insel der besonderen Kinder) verkörperte Gardner Elliot als erstes, auf dem Mars geborenes Kind, sich nichts weniger wünscht, als zur Erde zu reisen und einerseits seinen Vater zu finden, andererseits seine Chat-Bekanntschaft Tulsa zu treffen, die natürlich nichts davon ahnt, dass er auf einer Mars-Station lebt, darf man natürlich das "Science" in Science-Fiction nicht allzu genau nehmen, doch die Probleme, die ein der Erdenatmosphäre in keiner Weise angepasster Körper mit sich bringt, sind im Rahmen der Dramaturgie des Films durchaus ansprechend und ausreichend detailliert in Szene gesetzt, um als Triebfeder der Story zu dienen. Überhaupt eröffnet Den Sternen so nah bereits überaus überzeugend mit einem exaltierten Gary Oldman (Planet der Affen: Revolution) als Nathaniel Shepherd, den begeisterungsfähigen Schirmherr einer nie dagewesenen Mars-Mission, derweil man alsbald Janet Montgomery als Astronautin Sarah Elliot präsentiert bekommt, ihres Zeichens Gardners Mutter, bevor der Film zu einem sechzehnjährigen Zeitsprung ansetzt, um uns denn mittlerweile zum Teenager gereiften Gardner zu präsentieren. Der ist durch das Aufwachsen unter Wissenschaftlern ein zwar blitzgescheiter Junge, logischerweise mit irdischen Gepflogenheiten aber wenig vertraut, die er lediglich aus alten Filmen wie Wim Wenders Der Himmel über Berlin kennt, die ein deutscher Wissenschaftler dereinst mit auf die Station gebracht hat.

Allein diese Analogie, dass der von den Sternen kommende Gardner sich mit Wenders Engeln über Berlin zu identifizieren weiß, zählt zu einem der schönsten Einfälle des Films, derweil Butterfield mit seinen staunenden Augen genau die unbedarfte Faszination verströmt, die ein Junge wie Gardner empfinden müsste, wenn er das erste Mal den Himmel erblickt oder Regen erlebt. Natürlich mögen das allzu klassische Versatzstücke sein, doch sind diese eben auch souverän und liebevoll in die Handlung gebettet, während Britt Robertson (Girlboss) als Gardners Angebetete Tulsa eine zwar nicht so eindrucksvolle, aber nicht minder überzeugende Leistung abliefert, zumal ihre oft burschikose Art und der in jungen Jahren bereits sehr ausgeprägte Zynismus ihrer Figur einen wunderbaren Gegenpart zu Gardners Verhalten darstellt. Ließe man die erste halbe Stunde des Films, die sich vornehmlich auf dem Weg zur sowie auf der Mars-Station abspielt, einmal außen vor, mausert sich Den Sternen so nah alsbald aber auch zum regelrechten Road-Trip, was ich so nicht erwartet hatte, wenn Gardner und Tulsa gemeinsam die Weiten der USA bereisen, um den Heimatort seiner Mutter – wo er natürlich auch seinen Vater zu treffen erhofft – ausfindig zu machen.

Szenenbild aus Den Sternen so nah | © Universum Film
© Universum Film

Der Science-Fiction-Aspekt mag hier zwar zuweilen in den Hintergrund treten, doch offenbart Den Sternen so nah hier dann eben seine Stärken als ungewöhnliches Coming of Age-Drama, zumal durch die von Oldmans Figur Shepherd angestoßene Verfolgungsjagd des Jungen sowohl für Abwechslung sorgt, aber eben auch nicht vergessen lässt, woher er eigentlich stammt und welche Gefahren ihm auf der Erde drohen. Wirklich bedrohlich wird es dabei zwar nicht wirklich, doch hätte das auch dem lebensbejahenden, beschwingten Ton des Films geschadet, der sich trotz dramatischer Einschübe wohl am ehesten als Feel-Good-Movie versteht und als solcher einen formidablen Job erledigt, denn auch wenn man unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten an der Prämisse mäkeln könnte und auch der Part um Gardners Vater wenig überraschend inszeniert ist und zu allem Überfluss mit einem mehr als vorhersehbaren Twist garniert ist, mag man dem Film für solche Patzer kaum böse sein. Dessen aber ungeachtet, laufen die Fäden immerhin stimmig zusammen und es ist im Grunde schon eine Leistung für sich, eine auf dem Mars und gleichermaßen in Oklahoma spielende Story inszenatorisch in Einklang zu bringen und das gelingt tatsächlich ausnehmend gut, wenn das Ende auch einen Hauch weniger schmalzig hätte gestaltet werden können, aber wie gesagt, das mögen nur kleinere Kritikpunkte sein, die dem Film eine noch höhere Wertung verwehren, denn nicht nur darstellerisch und inszenatorisch, auch musikalisch und optisch hat man es hier mit einer schönsten und ungewöhnlichsten Romanzen der letzten Zeit zu tun.

Fazit & Wertung:

Peter Chelsom schafft mit Den Sternen so nah ein rundherum überzeugendes Coming of Age-Drama, das durch seine mehr als ungewöhnliche Prämisse gehörig aufgewertet wird und sich im Mittelteil als abwechslungsreicher Road-Trip präsentiert. Mag die Dramaturgie auch nicht in allen Punkten überzeugen und teils wenig überraschende Wendungen mit sich bringen, überstrahlt jedoch das lebensbejahendes Feel-Good-Flair des Films diese kleineren Ausrutscher spielend. Sofern man der Verquickung aus Science-Fiction und romantischer Komödie nicht gänzlich abgeneigt ist, sollte man daher auf alle Fälle einen Blick riskieren.

8 von 10 aus alten Filmen erlernten Verhaltensweisen

Den Sternen so nah

  • Aus alten Filmen erlernte Verhaltensweisen - 8/10
    8/10

Fazit & Wertung:

Peter Chelsom schafft mit Den Sternen so nah ein rundherum überzeugendes Coming of Age-Drama, das durch seine mehr als ungewöhnliche Prämisse gehörig aufgewertet wird und sich im Mittelteil als abwechslungsreicher Road-Trip präsentiert. Mag die Dramaturgie auch nicht in allen Punkten überzeugen und teils wenig überraschende Wendungen mit sich bringen, überstrahlt jedoch das lebensbejahendes Feel-Good-Flair des Films diese kleineren Ausrutscher spielend. Sofern man der Verquickung aus Science-Fiction und romantischer Komödie nicht gänzlich abgeneigt ist, sollte man daher auf alle Fälle einen Blick riskieren.

8.0/10
Leser-Wertung 9.5/10 (2 Stimmen)
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Den Sternen so nah ist am 23.06.17 auf DVD und Blu-ray bei Universum Film erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

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vgw

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