Review: Die Dame vom See | Andrzej Sapkowski (Buch)

Kommen wir nun also nach wahrhaftig langer Zeit zum letzten Teil und somit Abschluss der Hexer-Saga. Ein denkwürdiger Augenblick, kann ich schließlich an diese Reihe nun hochoffiziell einen Haken machen und sagen „Fertig!“, was man von den zahlreichen anderen Reihen hier im Medienjournal ja beileibe nicht behaupten kann.

Die Dame vom See

Pani Jeziora, PO 1999, 639 Seiten

Die Dame vom See von Andrzej Sapkowski
© dtv

Autor:
Andrzej Sapkowski

Verlag (D):
Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN:
978-3-423-24817-4

Genre:
Fantasy | Action

 

Inhalt:

Durch das Portal im Schwalbenturm hat es Ciri in eine denkbar ungewöhnliche und uns doch nicht so ferne Welt verschlagen, denn sie strandet zu Zeiten König Artus in der Welt der Menschen und begründet den Mythos um die Dame vom See. Doch auch Condwiramurs Tilly, eine Oneiromantin, die beste Träumerin der Akademie, macht Bekanntschaft mit einer Dame vom See, Nimue, die mit dem Fischerkönig liiert ist und die mit Hilfe von Condwiramurs versuchen will, den Weg, den Ciri dereinst eingeschlagen hat, anhand alter Artefakte und Zeitzeugnisse zurückzuverfolgen, denn Nimues und Condwiramurs‘ Zusammentreffen datiert weit hinter den Ereignissen um Ciri und Geralt und dem Krieg zwischen Nilfgaard und Temerien.

Doch während also damals noch der Krieg tobte befand sich Geralt weiterhin auf der Suche nach Ciri und nachdem diese durch die Dimensionen geirrt ist, steht ihr Wiedersehen in der Burg von Vilgefortz dem Zauberer kurz bevor, dem Ort, an dem auch Yennefer gefangen gehalten wird. Doch dies ist nicht das Ende, denn die Loge der Zauberinnen um Philippa Eilhart gewinnt gleichsam mehr und mehr an Einfluss und trachtet weiterhin danach, Ciri für ihre Zwecke einzusetzen.

Rezension:

Die Dame vom See ist nun also der Abschlussband der großen Saga und mit beinahe 650 Seiten auch mühelos der dickste Band der stetig voluminöser gewordenen Bücher. Entsprechend episch geht es zur Sache und zahlreiche lose Enden werden zu einem mehr oder minder befriedigendem Ende gebracht, während gleichzeitig auch beinahe direkt zu Beginn neue Figuren eingeführt werden. Dies wird im Laufe der Geschichte noch öfter passieren und meistenteils stehen dieser die neuen Figuren auch gut zu gesicht, so dass beispielsweise die Auswirkungen des Krieges aus Sicht eines Lazarett-Arztes deutlich gemacht werden und taktische Überlegungen aus Sicht hochrangiger Militärs geschildert werden, während die Wappenkunde in einem in der Zukunft angesiedelten Abschnitt abgehandelt wird, in dem eine Gruppe von Schülern ihr Wissen um die vergangenen Ereignisse beweisen muss.

Das alles ist insoweit clever eingefädelt und liest sich gut, jedoch krankt auch Die Dame vom See wie schon die meisten der Vorgänger daran, dass diese vielen Nebenschauplätze den eigentlichen Erzählfluss deutlich hemmen und man sich als Leser zuweilen auch richtiggehend verzettelt, wenn man erst darüber nachdenken muss, ob eine vorgestellte Figur einem schon bekannt sein sollte oder ob es sich schlicht um einen Neuzugang im Panoptikum der mittlerweile zahllosen Nebencharaktere handelt. Die Analogie der Dame vom See indes hat mir gut gefallen, wenngleich sich der Abschnitt in der Welt der Menschen nicht wirklich stimmig in das Gesamtkonzept der Erzählung einfügt, zumal hiernach Ciri zu endlos scheinenden Reisen durch beliebig wirkende Universen aufbricht.

Nach zwei Dritteln allerdings fängt sich der Band und endlich darf auch Geralt wieder in Erscheinung, ja sogar Aktion treten und es kommt zu einem fulminanten Showdown, der auch nicht ohne Opfer vonstattengehen wird, deren Ableben übrigens in einer grandiosen Weise untermauert wird, von der ich natürlich nichts verraten möchte, die mich aber doch zu der Frage verleitet hat, warum nicht schon viel mehr Autoren auf diese simple wie effektive Idee gekommen sind. Andrzej Sapkowski kann verdammt gut und eindringlich schreiben und die Übersetzung steht dem in nichts nach, so viel steht für mich außerfrage, doch in jedem Band bemüht er sich, ein besonderes erzählerisches Element hinzuzufügen, was freilich den jeweiligen Band, so wie auch Die Dame vom See einzigartig macht, vergisst dabei aber leider immer wieder, auch auf die Kohärenz der Reihe zu achten und vor allem, seinen Hauptfiguren genügend Aufmerksamkeit zu schenken, so dass ich auch hier wieder bemängeln muss, dass mir für einen Teil der Hexer-Saga der namensgebende Hexer schlicht viel zu sehr vernachlässigt worden ist.

Das spiegelt sich dann auch wieder, wenn es auf das Ende der Saga zugeht, die nach dem wie gesagt fulminanten Finale noch gute hundertfünfzig Seiten vor sich hindümpeln darf um dann relativ unaufgeregt und unspektakulär ihren Abschluss zu finden, freilich durchbrochen von einem unerwarteten wie schockierenden Ereignis, was aber, wie vieles andere in diesem und den vorangegangenen Büchern, wie aus dem Hut gezaubert wirkt. Was bleibt ist ein unbefriedigendes, irgendwie nichtssagendes Ende, das den Leser doch mit einiger Frustration und einem Haufen unbeantworteter Fragen zurücklässt.

Fazit & Wertung:

Die Dame vom See ist mit einiger Finesse präsentierte Fantasy, die sich aber leider immer wieder im eigenen Mythos verzettelt und ein paar Mal zu häufig zwischen Orten, Zeiten und Welten hin und her springt. Das Ende der fünfteiligen Saga wirkt dadurch leider unbefriedigend und verleidet einem ein wenig die gemeinsam mit den Figuren durchlebten Martyrien.

6,5 von 10 lang erschlagenen Ungeheuern

Die Dame vom See

  • Lang erschlagene Ungeheuer - 6.5/10
    6.5/10

Fazit & Wertung:

Die Dame vom See ist mit einiger Finesse präsentierte Fantasy, die sich aber leider immer wieder im eigenen Mythos verzettelt und ein paar Mal zu häufig zwischen Orten, Zeiten und Welten hin und her springt. Das Ende der fünfteiligen Saga wirkt dadurch leider unbefriedigend und verleidet einem ein wenig die gemeinsam mit den Figuren durchlebten Martyrien.

6.5/10
Leser-Wertung 5.64/10 (11 Stimmen)
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Weitere Details zum Buch und dem Autor findet ihr auf der Seite des dtv. Dort findet sich übrigens auch eine Leseprobe.

– – –

Die Vorgeschichte:

Der letzte Wunsch
Das Schwert der Vorsehung

Die Hexer-Saga:

1. Das Erbe der Elfen
2. Die Zeit der Verachtung
3. Feuertaufe
4. Der Schwalbenturm
5. Die Dame vom See

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