Heute gibt es dann mal wieder neues Futter für die Bücherfreunde unter meinen Lesern. Ist zwar auch ein zweiter Teil, aber vielleicht wird ja trotzdem jemandes Interesse geweckt. Die Rezension zu Band 1 habe ich natürlich wie gewohnt komfortabel im Artikel verlinkt ;-) Viel Spaß bei der Lektüre und einen weiterhin sonnigen Abend!
Die Untoten von Veridon
Dead of Veridon, USA 2011, 334 Seiten
© Bastei Lübbe
Tim Akers
Bastei Lübbe
978-3-404-20686-5
Steampunk | Action | Science-Fiction | Fantasy
Inhalt:
Veridon, die mächtige Stadt am Reine. Hier lebt Jacob Burn, der, obwohl er zu einer der einst einflussreichsten Gründerfamilien gehört und Sohn eines Ratsmitgliedes ist, ganz am Boden angekommen ist und noch zwei Jahre nach den erschütternden Ereignissen um das Herz von Veridon und das in seinen Körper implantierte Mechagen unter den Folgen zu leiden hat. Nachdem er es sich mit seinem früheren Arbeitgeber in der Unterwelt Veridons ein für alle Mal verschätzt hat, schlägt Burn sich gemeinsam mit seinem neuen Gefährten Grau Andersson mit Gelegenheitsjobs und zwielichtigen Unternehmungen durch. Sein neuester Auftraggeber hört auf den Namen Ezechiel Cranich und wird Jacob für seine Zwecke benutzen und verraten. Bei der Auslieferung einer mysteriösen Apparatur an die im Reine lebenden Fehn, von parasitären Würmern beseelte Verstorbene, die in den Fluten ihr nasses Grab gefunden haben, setzt Jacob Burn ungewollt etwas in Bewegung und die eigentlich toten Fehn sterben in Scharen, um als untote und mordgierige Wesen zurückzukehren und die Ufer Veridons heimzusuchen.
Nur langsam kommt Jacob hinter Cranichs Geheimnis und erfährt die Zusammenhänge und Mysterien um den geheimnisvollen Mann, während in Veridon eine Ausgangssperre verhängt wird und mehrere Mitglieder der Ratsfamilien zu Tode kommen. Als wäre dem nicht genug, erfährt Jacob, dass die vor Urzeiten verbotenen Schöpfergilde ebenfalls in das Spiel verwickelt zu sein scheint, genauso wie der unter der Kirche des Algorithmus hausende Engel Camilla, das eigentliche Herz Veridons, das noch immer auf Rache sinnt. Immerhin steht Jacob sein getreuer Freund, der Anansi Wilson zur Seite und es wird ein beschwerlicher Weg werden, die zahllosen Geheimnisse und Intrigen aufzudecken, die die prächtige Stadt in ihre endgültige Vernichtung zu stürzen drohen.
Rezension:
Genauso fulminant und durchsetzt mit staubtrockenem Humor geht es nach dem Auftaktband Das Herz von Veridon nun in dessen Nachfolger Die Untoten von Veridon weiter und der Antiheld Jacob Burn hat nichts von seinem Biss verloren und das, obwohl ihm das ihm schier übermenschliche Kräfte verleihende Artefakt abhandengekommen ist. Allerdings muss man einräumen, dass die Geschichte einige Kapitel benötigt, um langsam an Fahrt aufzunehmen als Leser benötigt man ebenso seine Zeit, sich mit den geänderten Prämissen abzufinden, denn weder ist Jacobs neuer Kumpan Grau Andersson ein Begriff, noch weiß man zunächst, was sich in den vergangenen zwei Jahren so alles zugetragen haben mag, so dass man recht unvermittelt in dieses Abenteuer geworfen wird, dessen wirkliche Ausmaße – das zumindest kennt man aus dem Vorgänger – sich erst im letzten Drittel eröffnen werden.
Mit Ezechiel Cranich hat Autor Tim Akers einen zweifelsohne interessanten und stimmigen Antagonisten ins Feld geführt, doch braucht es seine Zeit, bis dieser wirklich in die Geschehnisse involviert wird, so dass im Mittelteil mehr die bereits bekannte Familie Tomb als vermeintliche Drahtzieher im Vordergrund stehen. Dem Einfallsreichtum des Autors tut dies allerdings nur geringfügig Abbruch, wenngleich ich es ein wenig schade fand, dass zwar viele bekannte Örtlichkeiten wie eben die Kammer des Patriarchen der Tombs oder die Kirche des Algorithmus erneut aufgesucht werden und Mittelpunkt einschneidender Ereignisse sind, das aber eben auch zur Folge hat, dass in Die Untoten von Veridon die Anzahl spannender, neuer Örtlichkeiten vergleichsweise gering ausfällt, auch wenn es sich Akers durchaus nicht nehmen lässt, Jacob in bis dato unbekannte Gefilde vorstoßen zu lassen.
Ebenso unstrittig ist, dass die Mechagenetik und die konkurrierenden Ansichten der Kirche des Algorithmus sowie der lange schon verbotenen Schöpfergilde zum Kernstück des Kosmos um Veridon gehören und sicherlich zu den einfallsreichsten Schöpfungen gehören, so dass sie auch hier durchaus ihre Daseinsberechtigung haben. Die Story von Die Untoten von Veridon offenbart auch mehr und mehr ihren eigenen Reiz, greift zuweilen auch lose Enden aus dem ersten Teil auf und führt sie zu einem mehr oder weniger befriedigenden Ende, doch wird man enttäuscht, wenn man sich etwas substantiell neues erhofft oder gar, dass das Umland Veridons nun näher beleuchtet würde, denn dies kommt, weniger nach als in Das Herz von Veridon zum Tragen. Einerseits bleibt sich Akers also durchaus treu und reichert seine Stadt mit weiteren Familien, Ratsmitgliedern und Mythen an, wagt aber erneut kaum einen Blick über den Tellerrand und lässt Veridon erneut weitestgehend autonom erschienen in einer ansonsten beinahe gänzlich unbekannten Welt.
Auch Luftschiffe und dergleichen wird man vergeblich suchen, während dafür das gleichsam spannende Konzept der symbiotischen Flussbewohner des Volkes der Fehn näher beleuchtet wird. Dafür bekommt der Leser erneut eine gehörige Portion Action und manch spannenden und aufschlussreichen Dialog offeriert, während Jacob Burn sich in gewohnt verzweifelter Manier in immer brenzliger werdende Situationen manövriert, aus denen es sich zu befreien gilt. Dahingehend gibt sich Die Untoten von Veridon keine Blöße und kommt nach Ende des vergleichsweise behäbigen Starts gewohnt rasant und halsbrecherisch daher. Im Mittelteil hätte ich mir ein paar erhellende Momente gewünscht, so dass nicht auf den letzten fünfzig Seiten die geballte Wucht der Geheimnisse hätte gelüftet werden müssen, doch muss man sich auch vor Augen führen, dass all dies Jammern auf hohem Niveau ist, denn auch der zweite Teil von Akers Geschichten von und in Veridon steht der Eröffnung der Reihe in kaum etwas nach.
Die Untoten von Veridon
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Mechagenetische Artefakte - 8/10
8/10
Fazit & Wertung:
Die Untoten von Veridon ist nicht ganz so innovativ wie der erste Teil, kommt aber nach einem kurzen Intro genauso rasant und spannend daher. Der Stil ist rau und spröde, ebenso wie der Charme von Jacob Burn, des Helden der Reihe, der wieder zahllose Abenteuer wird bestehen müssen.
Weitere Details zum Buch und dem Autor findet ihr auf der Seite von Bastei Lübbe. Dort findet sich übrigens auch eine Leseprobe.
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Die Untoten von Veridon ist am 01.12.12 im Bastei Lübbe Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!