So, noch eben den Blogbeitrag fertig gemacht und schon geht es gleich zur Weihnachtsfeier! Morgen werden dann auch die Kommentare beantwortet, versprochen!
Das Herz von Veridon
The Heart of Veridon, USA 2009, 350 Seiten
© Bastei Lübbe
Tim Akers
Bastei Lübbe
Steampunk | Action | Science-Fiction | Fantasy
Inhalt:
Wir lernen Jacob Burn an Bord des im Absturz begriffenen Luftschiffes Pracht des Tages kennen, wo ein früherer Bekannter ihm kurz vor seinem Tode ein seltsames Artefakt, ein Mechagen, aushändigt. Jacob überlebt den Absturz und wendet sich mit dem Artefakt an Emily, eine Freundin und gleichzeitig Kontaktperson zu seinem Arbeitgeber Valentine. Denn Jacob Burn gehörte einst einer angesehenen Familie Veridon an, wurde jedoch von seinem Vater verstoßen, nachdem er an der Akademie sein Pilotenaggregat eingesetzt bekommen hat und das von ihm gelenkte Luftschiff prompt bei der Jungfernfahrt havarierte. Seitdem verdingt sich Jacob in der Unterwelt Veridons. So hat Emily auch prompt zwei neue Aufträge für ihn, die in auf das Anwesen der Tombs schicken, wo den Opfern des Absturzes der Pracht gedenkt werden soll. Dort angekommen beginnt alsbald ein Sturm zu tosen und setzt Jacob wie alle anderen Gäste auf dem Anwesen fest. Des Nachts kommt es zu mehreren Morden und Jacob wird von einem mechanischen Engel attackiert, der ihm fraglos nach dem Leben trachtet.
Weitere Geheimnisse tun sich auf und allesamt scheinen sie im Zusammenhang zu stehen mit dem Mechagen, welches Jacob bei Emily deponiert hatte, bevor er sich zu den Tombs aufmachte. Bei seiner Rückkehr ist Emilys Haus verwüstet und sie wie auch das Artefakt verschwunden. Während er sich auf die Suche nach ihr macht, muss er bald erkennen, dass noch mehr Fraktionen ihm auf den Fersen sind und auch, dass ihm womöglich damals kein gewöhnliches Pilotenaggregat eingesetzt worden ist. Die Stadt Veridon steckt voller Gefahren und Geheimnisse und Jacob wird auf seinem Weg, der den Beginn einer langen Reise markiert, nur einige von ihnen lüften können.
Rezension:
Ich muss ja zugeben, dass – vielleicht abgesehen von Boneshaker nicht allzu bewandert bin im Genre des Steampunk, wenngleich ich schon länger damit liebäugele und mich eigentlich schon viel früher dafür hätte erwärmen müssen. Nun scheint Steampunk aber en vogue zu sein und da verwundert es kaum, dass ich mich mit Tim Akers‘ Das Herz von Veridon nun auch in die phantastischen Welten begeben habe. Dem Umstand der geringen Vergleichsmöglichkeiten geschuldet muss ich auch zugeben, dass ich hin und weg war ob der schieren kreativen Kraft des Werkes, die sich nur nach und nach entfaltet und mich schon jetzt auf den zweiten Band der Reihe, Die Untoten von Veridon schielen lässt, der jüngst, ebenfalls im Bastei Lübbe Verlag erschienen ist.
Da findet sich die Kirche des Algorithmus, die die Stadt Veridon fest in ihren Klauen hält und sich der Mechagenetik verschrieben hat, die mittlerweile verbotene Gilde der Schöpfer, die einen ganz ähnlichen Ansatz verfolgt hat, der sich aber nichtsdestotrotz deutlich von dem der Kirche unterscheidet. Weiterhin wird dem Leser das spannende Konzept des Fötalmetalls vermittelt, welches sich anhand von Mustern in bestimmte Formen zu entwickeln weiß, welche man wiederum mit so genannten Engrammkäfern identifizieren, also quasi auslesen kann. Damit nicht genug wird die Welt von Veridon nicht nur bevölkert von genetisch veränderten Individuen, sondern auch von den Fehn, Untoten die von schwarzen Würmern kontrolliert unterhalb der Wasseroberfläche des Reine leben und die Anansi, spinnenähnliche Wesen, die aber durchaus genug Menschliches an sich haben, um unbemerkt unter den Bewohnern Veridons zu leben, sofern sie denn ihre riesigen Spinnenbeine auf dem Rücken zu verbergen wissen.
Noch zahllose Aspekte mehr greift Akers auf und schafft so eine ausgereifte Mythologie um seine Stadt Veridon, die dem Leser peu a peu im Laufe von Burns Abenteuer offenbar wird, so dass man auch nicht Gefahr läuft, von der Fülle an Informationen und Einfällen erschlagen zu werden. Jacob Burn selbst indes ist immer auf der Flucht und strauchelt genauso häufig ob der sich offenbarenden Geheimnisse, wenngleich er natürlich mit der Welt vertraut ist. Dabei wird die Story durchgängig aus Jacobs Sicht und in Ich-Perspektive dargebracht und durch die andauernde Jagd auf ihn und das Mechagen ist Das Herz von Veridon vor allem aber auch sehr tempo- und actionreich und weit davon entfernt, sich in theoretischen Abhandlungen über die Mechagenetik, die Kirche, die Anansi oder was auch immer zu verlieren.
Und ebenso wie zahllose Geheimnisse gelüftet werden, bleibt auch vieles noch im Verborgenen und die wahren Beweggründe so mancher Figur hat sich auch zum Ende der Geschichte noch nicht erschlossen, wenngleich dieses Ende wirklich spannend, stimmig und von emotionaler Wucht geprägt ist. Das Herz von Veridon hätte daher durchaus auch als Einzelband hervorragend funktioniert, doch ich freue mich sehr, bald nach Veridon zurückkehren zu können, zumal das Umland der Stadt, geschweige denn die Welt bisher noch kaum thematisiert worden sind und das Potential schier endlos scheint. Für mich persönlich war der Auftakt der Reihe ein mitreißendes Abenteuer voller spannender Figuren und Einfälle in einer detailverliebten und durchdachten Welt, von der ich gerne mehr erfahren möchte, ebenso wie von dem ambivalenten Helden der Geschichte.
Das Herz von Veridon
-
Mechagenetische Artefakte - 9/10
9/10
Fazit & Wertung:
Das Herz von Veridon ist ein Feuerwerk an Ideen und Einfallsreichtum, actionreich, rasant und spannend, dabei stilistisch auf gleichbleibend hohem Niveau und ein grandioser Auftakt zu einer Reihe, deren weitere Teile sich alle an diesem ersten werden messen lassen müssen.
Weitere Details zum Buch und dem Autor findet ihr auf der Seite von Bastei Lübbe. Dort findet sich übrigens auch eine Leseprobe.
– – –
Das Herz von Veridon ist am 20.07.12 im Bastei Lübbe Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den Link und unterstützt damit das Medienjournal!
Hui, da gehen unsere Meinungen ja tatsächlich mal weit auseinander :D. Und trotzdem bin ich auf den zweiten Teil gespannt, der bei mir noch auf dem SuB liegt.
Ja, tatsächlich, mehr als ungewöhnlich :-)
Ich war halt von der Genre-Mixtur und der action- und temporeichen Erzählung sehr angetan, aber da ist ja jeder anders. Teil 2 fand ich geringfügig schlechter, aber immer noch ausgezeichnet, solltest du also zumindest auch ganz okay finden ;-)
Ich bin gespannt, gelesen werden muss er in jedem Fall. Im Moment ist aber erstmal der neue Christopher Ransom angesagt – und der ist bislang echt gelungen. Wäre vielleicht auch was für dich ;-).