So, heute geht es dann mal weiter mit einer Anfang des Jahres von mir begonnenen Buchreihe, deren Fortsetzung zu meiner großen Freude jüngst bei mir eingetrudelt ist.
Der Zorn des Adlers
Die Rom-Serie 3
When the Eagle Hunts, UK 2002, 412 Seiten
© Blanvalet
Simon Scarrow
Blanvalet
978-3-442-38158-6
Historie | Action | Abenteuer
Inhalt:
Britannien, Anno Domini 44: Der eisige Winter lähmt die Legionen des Kaisers Claudius, doch werden bereits Vorbereitungen getroffen, den Feldzug gegen Caratacus und seine Verbündeten mit Beginn des Frühjahres fortzusetzen und die Insel einzunehmen. So beschließt General Plautius auch, die Zweite Legion nach Süden zu entsenden, um Caratacus einen möglichen Fluchtweg über die Tamesis abzuschneiden. Nach dem Entsatz der Legion erreicht sie jedoch die Nachricht, dass die gefürchteten Druiden des Dunklen Mondes die Familie des Generals Plautius als Geiseln gefangen halten. Nach einigen aufreibenden Scharmützeln und Kämpfen mit den Druiden und den von ihnen angeführten Kriegern der Durotriges gelingt es den Truppen, zu Vespasian zurückzukehren und ihm die schreckliche Nachricht zu überbringen.
General Plautius drängt ob dieser Nachricht auf die schnellstmögliche Entsendung des römischen Heeres, doch Vespasian gelingt es, ihn von diesem wahnwitzigen Plan abzubringen, zumal der Winter das Land noch immer in seinen eisigen Klauen hält. Stattdessen entschließt man sich ein vierköpfiges Gespann ins Land der Durotriges zu entsenden, um den Verbleib von Plautius‘ Familie zu ermitteln und wer wäre für solch eine Aufgabe besser geeignet, als Zenturio Macro und sein Optio Cato, die sich bereits auf der Suche nach Caesars Truhe im vorangegangenen Jahr verdient gemacht haben. Ihnen zur Seite stehen der grobschlächtige Iceni-Krieger Prasutagus und dessen Verlobte Boudica als Dolmetscherin, mit der allerdings Macro noch vor kurzem in Camulodunum anzubändeln versuchte.
Rezension:
Nach Im Zeichen des Adlers und Im Auftrag des Adlers liegt nun also der dritte Band der Neuauflage von Blanvalet vor und entführt ein weiteres Mal nach Britannien zu Zeiten des römischen Kaisers Claudius. Über die Qualitäten der Reihe brauche ich im Grunde kaum noch Worte verlieren, denn Scarrow gelingt eine weitere Episode um Cato und Macro, die aus einem Guss wirkt, sich aber auch wieder als regelrechter Page-Turner darstellt, so dass ich allein die zweite Hälfte der Geschichte an nur einem Abend verschlungen habe, was bei mir zugegebenermaßen eher selten der Fall ist. Das liegt natürlich auch an dem hohen Tempo, das erneut in Der Zorn des Adlers vorgegeben wird und die Geschehnisse, von denen durchaus wieder ein Großteil von Kampfhandlungen und militärischen Abwägungen bestimmt wird, wie im Zeitraffer dahinziehen lassen, ohne dass man das Gefühl bekäme, der Autor hetze durch die Geschichte. Tatsächlich – und das war im Nachhinein betrachtet ein wenig schade – kommt es noch nicht einmal zur Fortsetzung des zum Ende von Band 2 angekündigten Feldzuges, denn die Ereignisse vor Ende des Winters, die die Geschichte zunächst auch forttragen von Caratacus und Konsorten konzentrieren sich ganz auf die Entführung von General Plautius‘ Familie und deren Befreiung.
Macro fühlte sich wie von einem schweren Gewicht zu Boden gedrückt; wenn Cato erst einmal anfing, einem seine Gedanken auseinander zu setzen, wurde es meist so kompliziert, dass einem der Kopf schwirrte. Oft genug fragte Macro sich völlig entnervt, warum Cato sich verdammt nochmal weigerte, die Welt so einfach zu sehen wie andere Menschen auch.
So kommt es auch, dass mit den Druiden des Dunklen Mondes gänzlich neue Antagonisten in die Geschichte eingeführt werden, die genauso barbarisch und fanatisch daherkommen, wie man sich das vorstellen würde. Scarrow gibt im Nachwort auch zu, deren Verhalten und rituale schlichtweg frei erfunden zu haben, da einerseits recht wenig über die damalige Druidenstämme bekannt ist und er natürlich andererseits eine glaubhafte und überzeugende Bedrohung benötigt hat. An dieser Stelle darf dann ruhig noch einmal erwähnt werden, dass es sich bei Der Zorn des Adlers und dessen Vorgängern und Nachfolgern immer noch zuvorderst um Abenteuer-Romane vor historischer Kulisse handelt und man sich an derlei Freiheiten des Autors stören darf oder sollte, denn natürlich wird es auch langsam richtiggehend unglaubwürdig, dass unsere Helden Cato und Macro bei wirklich jedem einschneidenden Ereignis zugegen sind und gar ein ums andere Mal eine entscheidende Rolle beim Fortgang der Ereignisse spielen; ein Umstand übrigens, dem man auch schon der HBO-Serie Rom ankreidete und den ich dort ebenso gut auszublenden wusste.
Stattdessen ergötze ich mich lieber an einer unumwunden mitreißenden und wendungsreichen Geschichte, die uns durch einen neuen und bedrohlichen Teil des Landes führt und diesmal sogar mehr noch als in den ersten beiden Bänden einen leisen, augenzwinkernden Humor anklingen lässt, der viel Freude bereitet, aber dennoch nicht mit dem historischen Kontext bricht. Auch das ungleiche Duo Cato und Macro überzeugt erneut vorbehaltlos als Dreh- und Angelpunkt der Geschehnisse, während Scarrow erneut aber auch insbesondere Vespasian Raum zugesteht, was nicht verwunderlich ist, wenn man sich vor Augen führt, welche Rolle er noch zu spielen haben wird (wenn Geschichtsbücher spoilern können – ein herrlicher Moment). Auch die Iceni Prasutagus und Boudica fügen sich stimmig in die Erzählung und brechen ein Stück weit das bis dato vorherrschende einhellige Feindbild des im Grunde automatisch bösartigen Briten auf. Prasutagus mag zwar zuweilen etwas zu dümmlich erscheinen, um ein hochangesehener Vertreter seines Stammes zu sein, doch könnte man dies auch auf die Sprachbarriere zurückführen, die mehr als einmal zu herrlich skurrilen Situationen führt.
Sein Schild und sein Schwert waren wie angewachsen: Mit dem einen wehrte er Hiebe ab, mit dem anderen teilte er welche aus, so wirkungsvoll, als wäre er eine gut geölte Maschine. Gleichzeitig brannten seine Sinne winzige Details, erstarrte Fetzen des Kampfes, in seine Erinnerung ein: der beißende Gestank von Maultierschweiß und der süßliche Blutgeruch; der aufgewühlte Boden um seine verschlammten Stiefel; die blutbespritzten, zähnefletschenden Gesichter von Freund und Feind und die schneidende Kälte des Wintermorgens.
Dennoch muss ich auch zugeben, dass sich langsam so etwas wie Ermüdung einzustellen droht, sollte die Geschichte weiterhin diesen Verlauf nehmen, denn so ungemein spannend die Schilderungen um den Kampf gegen die Durotriges und die Druiden auch sind, treten dadurch die Beweggründe Roms, die angedeuteten Intrigen wie auch der Bund der Liberatoren gänzlich in den Hintergrund, so dass auch Vespasians Frau Flavia, die mittlerweile wieder in Rom weilt, nur einmal kurz Erwähnung findet. Auch fehlte mir im Rückblick in weiten Teilen die kritische Betrachtung der römischen Sichtweise, die aufgrund von Catos Vorbehalten in dem Band davor noch deutlich ausgeprägter war. Hier nun steht er sozusagen bereits auf der anderen Seite und muss sich von Boudica belehren lassen. Das Finale von Der Zorn des Adlers allerdings ist so klug komponiert und inszeniert, dass solche kleineren Mängel schnell vergessen scheinen, zumal erneut Veränderungen ihre Schatten vorauswerfen, die darauf schließen lassen, dass der befürchtete Ermüdungseffekt die Abenteuer von Cato und Macro betreffend nicht allzu bald einzusetzen droht.
Der Zorn des Adlers: Die Rom-Serie 3
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Lektionen für den jungen Optio - 8/10
8/10
Fazit & Wertung:
Obwohl sich Der Zorn des Adlers mehr als zuvor auf die Kerngeschichte konzentriert und historisches und politisches Drumherum ein wenig ins Hintertreffen geraten lässt, präsentiert sich auch der 3. Band der Rom-Serie als mitreißendes Abenteuer ohne Verschnaufpause.
Weitere Details zum Buch und dem Autor findet ihr auf der Seite von Blanvalet. Dort findet sich übrigens auch eine Leseprobe.
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Der Zorn des Adlers ist am 19.08.13 bei Blanvalet erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den Link und unterstützt damit das Medienjournal!
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