Diese Woche wird es mal wieder historisch, denn nachdem ich mich letztens neu für die langlebige Rom-Serie erwärmen und begeistern konnte, widme ich mich langsam aber sicher mal den noch ausstehenden Bänden.
Die Garde
Die Rom-Serie 11
Praetorian, UK 2011, 544 Seiten
© Heyne
Simon Scarrow
Norbert Stöbe
Heyne Verlag
978-3-453-43621-3
Historie | Action | Abenteuer
Inhalt:
Bevor sie in der Hafenstadt eintrafen, hatten Macro und Cato in Ägypten gedient, wo Cato gezwungen gewesen war, das Kommando über ein letztes Aufgebot von Soldaten zu übernehmen, um einen Angriff der Nubier zurückzuschlagen.
Rom, Anno Domini 50: Der kaiserliche Berater Narcissus vermutet ein Komplott gegen Kaiser Claudius und hat die Liberatoren in Verdacht, selbst die Prätorianergarde mittlerweile unterwandert zu haben und nichts weniger im Sinn zu haben, als den Herrscher Roms zu ermorden. Um der Sache auf den Grund zu gehen, zwingt er ein weiteres Mal die römischen Legionäre Macro und Cato in seine Dienste und beauftragt sie, sich in die Reihen der Prätorianer zu mischen und dabei Augen und Ohren offenzuhalten. Nun sind die beiden schlachterprobten Veteranen aber mitnichten Spione und tun sich sichtlich schwer, in ihre neuen Rollen zu schlüpfen und ihren Ärger darüber zu verbergen, nun nicht mehr ihrem Rang entsprechend behandelt zu werden, dann natürlich ahnt niemand bei der Garde, dass sie es eigentlich mit einem Centurio und einem Präfekten zu tun haben. Das macht die Aufgabe natürlich in keiner Weise leichter, doch ist es ohnehin eine Herausforderung, auf dem von Verrat und Intrigen dominierten Parkett der Stadt Rom bestehen zu können, zumal nicht einmal Narcissus das Ausmaß der Verschwörung im Herzen des Imperiums erahnt…
Rezension:
Nachdem ich Ende letzten Jahres nach mehrjähriger Abstinenz zu Simon Scarrows Rom-Serie zurückgefunden und mich deren zehntem Vertreter Die Legion gewidmet habe, habe ich verständlicherweise wieder Blut geleckt und mir umgehend auch den Nachfolgeband zugelegt. Die Garde schließt dann auch erwartungsgemäß an die Ereignisse an, zumal ja bereits angeteasert worden ist, dass es diesmal in die Hauptstadt des römischen Imperiums gehen würde. Für die beiden Protagonisten Cato und Macro vergehen zwar gleichwohl noch einige Monate in der Handlung des Buches, bevor sie ihren eigentlichen Auftrag starten, doch muss ich sagen, dass es mir ausnehmend gut gefallen hat, sie erst einmal in einem kleinen Ort stationiert zu sehen, bevor Scarrow sie in ihr nächstes Abenteuer wirft. Das fühlt sich dann auch in vielerlei Hinsicht anders an, als man das bislang von der Reihe gewohnt ist, denn auch wenn es schon Sklavenaufstände und Seeschlachten, Verfolgungsjagden, Scharmützel und große Feldschlachten gegeben haben mag, war es doch immer Soldatenhandwerk, das im Mittelpunkt der Erzählungen stand.
Anfangs war Cato gerne bereit gewesen, ihm bei ein paar Bechern heißem Wein Gesellschaft zu leisten, aber der junge Mann grübelte darüber nach, dass die Frau, die er heiraten wollte, sich nur einen Tagesmarsch entfernt in Rom befand.
Hier nun verdingen sich Macro und Cato erstmals – und unfreiwillig – als Spione und Ermittler, denn es gilt, eine Verschwörung in den obersten Reihen der römischen Hierarchie aufzudecken, zu der selbst dem so gut informierten Berater Narcissus nur spärliche Informationen vorliegen. Wer der Reihe schon länger folgt – und das dürften so ziemlich alle sein, die sich der Lektüre von Die Garde widmen – wird sich denken können, dass es insbesondere Macro schwerfällt, sich von seinen sonst üblichen Taktiken loszusagen und im Geheimen zu agieren, zumal es seine Scheinidentität mit sich bringt, dass man ihm kaum mit dem gebotenen Respekt begegnet, weil man ihn für einen einfachen Soldaten hält. Selbiges gilt zwar auch für Cato, doch weiß der das weit besser akzeptieren und hat sich schließlich schon in Kindertagen in der römischen Hauptstadt bewegt, was ihm natürlich einen Vorsprung verschafft, was Etikette und Gepflogenheiten angeht. Am Ende ist es aber natürlich vorrangig die Kombi der beiden ungleichen freunde und Weggefährten, die auch diesen Band wieder so lesenswert machen, auch wenn ich nicht verhehlen mag, dass sich im Mittelteil manch kleinere Länge befindet, die man sicherlich noch hätte ausmerzen können.
Dessen ungeachtet hat Scarrow aber sichtliche Freude an den Ränkespielen im antiken Rom und tatsächlich ist die Verschwörung alles andere als simpel, weshalb es am Ende auch wieder dem Köpfchen von Cato bedarf, das Knäuel aus Interessengruppen, Ränkeschmieden und gedungenen Schlägern und Söldnern zu entwirren, die nichts weniger Sinn haben, als den herrschenden Kaiser zu entmachten, was seinerzeit gemeinhin durch unerwarteten und verfrühten Tod bewerkstelligt wurde. Obwohl es also diesmal nicht ins offene Feld und in blutige Schlachten geht, bleibt es doch brandgefährlich für die beiden verdienten Soldaten, die sich hier weit außerhalb ihrer Komfortzone bewegen müssen, wie selbst Cato langsam bemerkt, der lange Jahre dachte, stattdessen bei den Legionen fehl am Platze zu sein. Das bringt einiges an interessanten Gedanken und Äußerungen mit sich, während es Scarrow ansonsten auch hier wieder gelingt, die Antike regelrecht lebendig werden zu lassen, so dass es sich letzthin sogar auszahlt, dass er so lange Zeit einen großen Bogen um die römische Hauptstadt gemacht hat.
Die einzige Information, die Narcissus ihnen gegeben hatte, lautete, dass die Intrige gegen den Kaiser von einer geheimen Organisation von Verschwörern ausging, die die Macht an den Senat zurückgeben wollten. Demselben Senat, der nach der Ermordung Julius Caesars daran schuld gewesen war, dass die Republik in einen jahrzehntelangen blutigen Bürgerkrieg versunken war, dachte Macro erbittert. Den Senatoren durfte man keine Macht in die Hände geben. Sie neigten zu politischen Tricksereien und achteten kaum auf die Folgen ihrer Machtspielchen.
Einzig bei der Nebenhandlung um Catos Liebe zur Senatorentochter Julia macht er es sich ein wenig leicht und verbannt dieses auf Geheiß von Narcissus quasi aus der Stadt, so dass man trotz der örtlichen Nähe nicht damit zu rechnen braucht, dass sie bei Die Garde eine sonderliche Rolle spielen wird, auch wenn Cato ihr des Öfteren seine gedankliche Aufmerksamkeit widmet. Wahrscheinlich ist Scarrow klargeworden, dass ihm romantisches Liebesgeplänkel nicht allzu sehr liegt, was sein schriftstellerisches Talent angeht, aber ein wenig eleganter hätte man das Ganze sicherlich schon angehen können, derweil man sich dafür immerhin auf andere alte Bekannte freuen darf, auch wenn das Wiedersehen hier weit weniger erfreulich verläuft für die beiden Soldaten, die diesmal eben weniger mit gezückter Klinge, sondern dafür mit Vorsicht und Verstand agieren müssen. Alles in allem eine gelungene und nicht minder kurzweilige Abwechslung zu den Schlachtenepen, die der Autor im Rahmen der Reihe sonst präsentiert, doch ein wenig dürfte es schlussendlich den Lesern so gehen wie den Protagonisten, nämlich, dass man sich durchaus auch freut, sich demnächst wieder an der Front einfinden zu dürfen.
Die Garde: Die Rom-Serie 11
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Lektionrn für den jungen Präfekten - 8.5/10
8.5/10
Kurzfassung
Obwohl Die Garde als elfter Band der Rom-Serie inhaltlich und erzählerisch andere Schwerpunkte setzt, weiß der Band doch auch ohne große Schlachten zu überzeugen, zumal Scarrow die Intrigen in der römischen Hauptstadt nicht minder spannend und packend zu schildern vermag.
Weitere Details zum Buch und dem Autor findet ihr auf der Seite von Heyne. Dort findet sich übrigens auch eine Leseprobe.
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Die Garde ist am 10.09.12 bei Heyne erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den Link und unterstützt damit das Medienjournal!