Review: Game of Thrones Kartenspiel – HBO-Edition (Spiel)

Heute gehe ich – für euch völlig unerwartet, für mich von langer Hand geplant – mal gänzlich neue Wege und präsentiere euch keine neue Film- oder Buch-Kritik, sondern beschäftige mich stattdessen mit einem meiner weiteren Steckenpferde, denen ich mich privat gerne widme, wenn es die Zeit denn erlaubt und versuche nachfolgend, euch einmal ein strategisches Kartenspiel näherzubringen und mit meinem Text hoffentlich genauso zu unterhalten wie bei meinen sonst üblichen Rezensionen. Über Feedback jedweder Art würde ich mich tatsächlich gerade bei diesem Artikel besonders freuen, denn es ist angedacht, diese Sparte in den kommenden Monaten und Jahren doch immer mal wieder sukzessive auszubauen und von daher würde mich die allgemeine Akzeptanz dieser neuen Rubrik natürlich interessieren, ebenso wie Kritik und Anregungen zu meiner Rezension, da das für mich ja doch ein neues Feld ist. Jetzt aber erst einmal (hoffentlich) viel Spaß mit:

Game of Thrones
Kartenspiel – HBO-Edition

Game of Thrones Card Game – HBO Edition

Game of Thrones Kartenspiel - HBO-Edition | © Heidelberger Spieleverlag
© Heidelberger Spieleverlag

Autoren:
Eric M. Lang
Christian T. Petersen
Verlag (D):
Heidelberger Spieleverlag

Kategorie:
Kartenspiel
Genre:
Fantasy

Spielerzahl:
2 Spieler
Spieldauer:
30-60 Minuten

 

Inhalt:

Als Kartenspiel punktet Game of Thrones zwar nicht unbedingt mit üppigen, dafür aber mit grafisch umso opulenter aufgemachten Inhalten. Die Box enthält:

  • 50 Spielkarten des Hauses Stark
  • 50 Spielkarten des Hauses Lennister
  • 32 Strategiekarten für beide Häuser
  • 30 Machtmarker
  • 20 Goldmarker
  • 2 Standarten
  • 1 Spielregel

 

Die sechzehnseitige, vollfarbige und reich bebilderte Anleitung lässt dabei nach erster Lektüre kaum Fragen offen, wenngleich sich die Spielmechaniken tatsächlich erst nach einer ersten Testrunde erschließen und nicht unbedingt sofort einleuchten mögen.

Rezension:

Eine Partie des Game of Thrones Kartenspiel ist auf die Anhäufung von Machtpunkten ausgelegt, die als allgemeiner Gradmesser des eigenen Einflusses fungieren und auf unterschiedlichste Art und Weise erlangt werden können, am einfachsten gegen Ende jeder Runde in der Herrschaftsphase (zu den einzelnen Phasen gleich mehr). Fünfzehn Machtpunkte sind für einen Sieg vonnöten, allerdings braucht man für dieses Ziel durchaus mal mehr oder weniger Spielrunden, einfach dadurch, dass nicht jede Runde Machtpunkte gewonnen werden oder dem Gegner auch mal abspenstig gemacht werden können. Das hört sich zunächst beinahe trocken an, doch sind die zum Sieg führenden Spielmechaniken dermaßen clever in den Kontext der Welt von Westeros integriert, dass man beinahe unmittelbar in die Haut der Starks oder eben Lennisters schlüpfen kann, so man sich denn nach den ersten Partien nicht mehr von den vielen unterschiedlichen Karten mit ihren zahllosen Fähigkeiten und Kombinationsmöglichkeiten erschlagen fühlt.

Game of Thrones Kartenspiel - HBO-Edition | © Heidelberger Spieleverlag
Die Kartenarten (v.l.n.r.): Charaktere, Zusätze, Orte und Ereignisse; hier am Beispiel der Lennisters

Die Karten lassen sich recht intuitiv auseinanderhalten und gliedern sich in Charaktere wie Eddard Stark, Jaime Lennister und dergleichen mehr, Orte wie King’s Landing und Winterfell, Zusätze, die an bestehende Charaktere angelegt werden können und diese verstärken wie beispielsweise Ausrüstungsgegenstände, Leibwächter oder auch – im Falle der Starks – Schattenwölfe und zuletzt Ereignisse, die das Spielgeschehen unerwartet beeinflussen und besonders perfide Schachzüge durchkreuzen oder auch initiieren können. Dann gäbe es da noch die Strategiekarten, die eine Sonderstellung einnehmen und nicht auf der Hand gehalten oder ins Feld geworfen werden, sondern zu Beginn der Runde ausgewählt und offengelegt werden, um die allgemeine Strategie für die Runde festzulegen. Über diesen Mechanismus bestimmen sich beispielsweise das Goldeinkommen, die Zugreihenfolge und das Ausmaß der möglichen Kriegsbeute.

Eine Runde im Game of Thrones Kartenspiel gliedert sich wiederum in sieben Phasen (im Folgenden fett gedruckt), die jeweils von beiden Spielern abgehandelt werden, bevor es in die nächste Phase geht. Beginnend mit der Strategie-Phase wählt man zunächst eine neue Strategiekarte, füllt in der darauffolgenden Nachziehen-Phase seine Kartenhand auf, erhält dann in der Aufmarsch-Phase die Möglichkeit, mittels der eigenen Goldreserven neue Charaktere, Orte und Zusätze ins Spiel zu bringen, bevor die Herausforderungen-Phase sich dem eigentlichen Kernaspekt des Spiels – dem Kampf – widmet. In der Herrschafts-Phase wiederum kann man abhängig von den verbleibenden Goldreserven und ungenutzten Charakteren einen Machtpunkt beanspruchen, bevor in der Aufrichten-Phase alle genutzten Karten reaktiviert und zuletzt in der Abgaben-Phase übrige Golddrachen zurück in den Vorrat gegeben werden und eine neue Runde ihren Anfang nimmt.

Game of Thrones Kartenspiel - HBO-Edition | © Heidelberger Spieleverlag
Eine der zahlreichen Strategiekarten: Die Zahlen oben links bestimmen (v.l.n.r.) das Einkommen, die Initiative und den Schadenswert

Hat man erst einmal den Dreh raus, die unterschiedlichen Karten auf Anhieb zu erkennen und die individuellen Kartentexte zu verstehen, steht dem Sieg im Grunde kaum noch etwas im Weg, denn das Deck, also der Kartenstapel, der Lennisters wie auch der Starks besteht aus je 50 Karten, die man bald schon kennt und sich folglich auch erste rudimentäre Strategien zurechtlegen kann. In der Praxis beginnt man dann recht schnell abzuwägen, wann ein Angriff sinnvoll scheint und unter welchen Umständen eine Figur geopfert werden kann, denn der Tod ist auch im Game of Thrones Kartenspiel – ganz wie in der Serie – ein ständiger Begleiter und kommt unerwartet und unbarmherzig, lässt sich kaum durch etwas aufhalten, geschweige denn ungeschehen machen. Wie schon erwähnt, steht im Fokus des Spiels die Phase der Herausforderungen, wenn sich die Charaktere (die durchaus auch aus Truppenverbänden bestehen können) untereinander bekriegen. Das können einerseits Militärschläge sein, die den Tod von Charakteren nach sich ziehen, Intrigen, die wiederum die Handkarten des Gegners dezimieren können oder zuletzt Machtkämpfe, bei denen es um den Raub von Machtpunkten geht. Gänzlich ohne Würfel könnten derlei Kämpfe zu reinen Rechenaufgaben ausarten, wer denn stärker ist, doch gilt es, abhängig von der Zugreihenfolge zu erahnen, welche der Figuren der Gegner womöglich gar nicht zur Verteidigung einsetzt und vielleicht sogar Verluste in Kauf zu nehmen bereit ist, um dann zu einem erbitterten Gegenschlag auszuholen oder auch nur, um in der Herrschaftsphase die Oberhand zu behalten und den begehrten Machtpunkt abzustauben.

Game of Thrones Kartenspiel - HBO-Edition | © Heidelberger Spieleverlag
Ausgespielte Karten der Starks: Oben befinden sich die Charaktere, unten die Orte. Eddard Stark ist zudem mit dem Zusatz Hand des Königs versehen

Durch die unterschiedliche Ausrichtung der Parteien Stark und Lennister ergeben sich schon allein immer wieder interessante Spielkonstellationen, die natürlich zudem noch vom Kartenglück und der gewählten Strategie abhängig sind, so dass durchaus der Wiederspielwert ziemlich hoch liegt, zumal man, würden alle Stricke reißen, auch noch die Parteien tauschen und unter gänzlich ungewohnten Voraussetzungen antreten kann, ebenso wie dem Spiel neben den Basis-Strategiekarten noch ein Satz weiterer Karten beiliegt, die das Spielgeschehen tatsächlich immens beeinflussen und teils drastische Effekte nach sich ziehen bis hin zum Tod aller ausgespielten Charaktere (Valar Morgulis). Dennoch darf man nicht verheimlichen, dass es sich bei dem Game of Thrones Kartenspiel in der HBO-Version um ein Produkt handelt, mit dem Spieler für das noch einmal deutlich komplexere klassische Game of Thrones Kartenspiel angefixt werden sollen, dass nicht nur in seinem Grundspiel direkt über vier spielbare Häuser verfügt, sondern auch zu viert spielbar ist und weitere Mechanismen ins Spiel einführt, die der Zwei-Spieler-HBO-Fassung fehlen. Nicht zuletzt handelt es sich bei der ursprünglichen Ausgabe um ein sogenanntes Living Card Game (LCG), das also mit einer Vielzahl von Erweiterungspaketen immer wieder neu erlebt, verändert und individualisiert werden kann, wohingegen für die HBO-Version keine Erweiterungen geplant sind, die beispielsweise weitere Häuser oder Mehrspielerregeln nachpflegen würden.

Nichtsdestotrotz ist das Game of Thrones Kartenspiel in der HBO-Version gerade für Fans der Serie eine Empfehlung wert, macht allein schon der Optik wegen eine Menge Spaß und trägt den unterschiedlichen Eigenschaften der Figuren durchaus Rechnung, so dass man sich schnell ins Geschehen versetzt fühlt, wenn man die Regeln einmal durchblickt hat. Selbst Nicht-Kennern der Serie kann das Kartenspiel übrigens Spaß machen, allerdings sollte man schon ein gewisses Faible für strategisches Denken mitbringen, um das Spiel in seiner Gänze genießen zu können, denn es ist trotz seiner vergleichsweise kurzen Spieldauer von 30-60 Minuten eines der Spiele, die leicht zu erlernen, aber schwer zu meistern sind. Und hat man dann wirklich Blut geleckt und will sich vielleicht auch einmal zu viert in den Kampf um den Eisernen Thron stürzen, kann man ja immer noch auf die Game of Thrones Kartenspiel LCG-Ausgabe zurückkommen.

Fazit & Wertung:

Das Game of Thrones Kartenspiel in der HBO-Variante ist nicht nur ein sinnvoller Einstieg und Anheizer für den Erwerb des eigentlichen (und deutlich umfangreicher angelegten) Living Card Game, sondern macht auch als Standalone-Produkt eine gute Figur, zumal es durchweg mit Szenenfotos aus der Serie insbesondere optisch zu punkten versteht und zwei strategisch ambitionierten Spielern auch ohne Erweiterungen lange Zeit Freude bereiten kann.

9 von 10 Intrigen, Machtkämpfen und Militärschlägen

Game of Thrones Kartenspiel - HBO-Edition

  • Spielkonzept/-mechanismen
  • Ausstattung/Qualität
  • (Langzeit-)Spielspaß

Fazit & Wertung:

Das Game of Thrones Kartenspiel in der HBO-Variante ist nicht nur ein sinnvoller Einstieg und Anheizer für den Erwerb des eigentlichen (und deutlich umfangreicher angelegten) Living Card Game, sondern macht auch als Standalone-Produkt eine gute Figur, zumal es durchweg mit Szenenfotos aus der Serie insbesondere optisch zu punkten versteht und zwei strategisch ambitionierten Spielern auch ohne Erweiterungen lange Zeit Freude bereiten kann.

4.5
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Weitere Details zum Spiel findet ihr auf der Seite des Heidelberger Spieleverlag.

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Das Game of Thrones Kartenspiel – HBO Edition ist im Januar 2013 im Heidelberger Spieleverlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den nachfolgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!

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