Artikel Nummer 2 widmet sich heute einer jungen Dame, die sich mit einer Kettensäge durch die Hölle schnetzelt. Klingt nicht sonderlich gehaltvoll? Nein, ist es auch nicht wirklich, hätte aber spaßig sein können. Nun ja:
Nancy in Hell
Nancy in Hell, USA 2011, 112 Seiten
© Panini
El Torres
Juan Jose Ryp (#1-2)
Antonio Vasquez (#3-4)
Malaka Studio (#3-4)
Panini Verlag
978-3-862-01975-5
Action | Horror | Fantasy
Inhalt:
Von wegen, gute Mädchen kommen in den Himmel. Dass das nicht stimmt, wird Nancy schnell klar, als nach einem blutigen Massaker in der Hölle strandet und beginnt, sich ihre Zeit mit dem Genuss alkoholischer Getränke zu vertreiben, während sie in der wohl abgelegensten jenseitigen Kneipe darüber nachsinnt, wie es sie dorthin hat verschlagen können. Doch die umtriebigen Dämonen, die in der Hölle allerorten umgehen, machen auch vor diesem Refugium nicht Halt und Nancy muss die Flucht ergreifen, selbstredend mit Kettensäge bewaffnet, weil nichts besser durch die Horden perfider Höllenwesen schneidet als dieses zuverlässige Ungetüm.
© Panini
Fest entschlossen, aus der Hölle zu entkommen, lässt sie sich auch auf einen ungleichen Gefährten ein, der so ganz anders ist, als man ihr immer hat weismachen wollen: Luzifer, dem die Hölle längst zuwider ist und der sich nichts sehnlicher wünscht, als noch einmal vor Gott treten zu können und um Entschuldigung zu flehen. Dabei ist der Strahlemann erstaunlich nah am Wasser gebaut und Nancy ist mehr als einmal versucht, ihm den Kopf zurechtzurücken. Dumm nur, dass ihr Gefährte für die Existenz der Hölle vonnöten ist, weshalb sich sämtliches Geschmeiß an Nancys und Luzifers Fersen heftet, um ihre Flucht zu verhindern.
Rezension:
Bei manchen Geschichten meint man schon im Vorfeld zu wissen, was einen erwarten würde und genauso verhielt es sich auch bei Nancy in Hell und allein schon das Cover versprach allerfeinsten Trash und eine Menge sinnentleerter Unterhaltung, wenn sich die schlagkräftige Nancy via Kettensäge in der Hölle durch Horden von Verdammten metzelt. Natürlich ist das weder anspruchsvoll noch kunstvoll, versprach aber eben Unterhaltung und es muss ja nicht immer tiefgründig oder stilvoll zur Sache gehen, manchmal ist stumpf eben doch Trumpf. Umso verwunderlicher, dass mich der Band gar nicht so sehr in seinen Bann zu schlagen wusste, denn irgendwie ging die Mischung am Ende doch nicht auf. Für sinnentleerte Action bemüht sich die Geschichte zu sehr um einen glaubhaften Story-Unterbau und für eine clevere Geschichte war dieser mir dann wiederum zu fadenscheinig und vorhersehbar.
© Panini
Zudem haben es mir aber noch nicht einmal die Zeichnungen wirklich angetan und gerade für die Hölle erschien mir dann doch alles zu bunt, zu lieblos dahingeklatscht und weder optisch noch inhaltlich besonders ansprechend. Okay, Luzifer als muskelbepackten und engelsgleichen Adonis zu inszenieren war ein netter Einfall, vielmehr aber auch leider nicht, zumal er mit seiner wankelmütigen wie verunsicherten Art auch als Figur nicht so recht zu überzeugen wusste, während Nancy zwar erwartungsgemäß schlagkräftig, aber eben auch blass daherkommt und nicht wirklich an Profil gewinnt. Das wiederum wären Punkte gewesen, die ich bei einfallsreicher wie unterhaltsamer Inszenierung spielend hätte verschmerzen könne, aber der Funke wollte einfach nicht überspringen und der Trash erscheint zu gewollt, zu sehr als Retorten-Produkt, um kultig oder cool zu sein.
Am Ende bleibt Nancy in Hell ein halbgarer Band mit einem zwar konsequenten, ja fast überraschenden Ende, der aber ebenso schnell vergessen ist, wie man ihn ausgelesen hat und das geht tatsächlich erstaunlich schnell, jedoch nicht, weil man von der Geschichte so gebannt und fasziniert wäre, sondern eher, weil abgesehen von einigen vorhersehbaren Action-Einlagen und einer längeren Rückblende, die erklärt, was es mit Luzifer auf sich hat, herzlich wenig passiert und dieses Wenige nicht einmal sinnstiftend für die Geschichte zum Tragen kommt.
© Panini
Schade, denn die Prämisse hätte durchaus Potential gehabt und ich fühlte mich beispielsweise sofort an das Playstation-Spiel Lollipop Chainsaw erinnert, das deutlich besser aufzeigt, wie man den trashigen Grundton der Story augenzwinkernd und unterhaltsam hätte umsetzen können, zumal dort auch der Humor nicht zu kurz kommt, während man hier eher das Gefühl hat, Autor El Torres würde sich und seine Geschichte viel zu ernst nehmen, was bei einem derart abgedrehten Setting natürlich nach hinten loszugehen verdammt ist. Da verwundert es umso mehr, dass tatsächlich mit Nancy in Hell (on Earth) bereits ein Nachfolger zu der vierteiligen Miniserie erschienen ist, der es sicherlich auch über kurz oder lang nach Deutschland schaffen wird. Ob ich der Geschichte allerdings noch eine Chance gebe, wage ich im Moment noch zu bezweifeln.
Nancy in Hell
-
Mit der Kettensäge zerteilte Dämonen - 4/10
4/10
Fazit & Wertung:
Prämisse und Aufmachung von Nancy in Hell versprechen vermeintlich unterhaltsamen Trash erster Güte, doch leider bleibt der Humor arg auf der Strecke, nimmt sich die nicht gerade einfallsreiche Geschichte viel zu ernst und ist mir für das Höllenszenario auch viel zu bunt geraten, als dass der Band mich hätte packen können, so dass er eine Vielzahl von Chancen leider Gottes (oder eher Luzifers) verschenkt.
Meinungen aus der Blogosphäre:
Mind’s Delight: “Ein Mädchen mit Kettensäge, das durch Meere von Blut watet – was kann man da falsch machen=”
Nancy in Hell ist am 18.02.14 im Panini Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den nachfolgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!
Keine Reaktionen