Review: Aphrodite IX 1: Das Aphrodite-Protokoll (Graphic Novel)

Und weiter geht es mit einer Serie, die es vor Jahren schon einmal kurz gegeben hat und die nun – diesmal angesiedelt in der fernen Zukunft – erneut das Licht der Welt erblicken durfte. Damit verabschiede ich mich für heute und wünsche einen erholsamen Abend!

Aphrodite IX 1:
Das Aphrodite-Protokoll

Aphrodite IX #1-5, USA 2013, 124 Seiten

Aphrodite IX 1: Das Aphrodite-Protokoll | © Panini
© Panini

Autor:
Matt Hawkins
Zeichner:
Stjepan Sejic

Verlag (D):
Panini Verlag
ISBN:
keine ISBN

Genre:
Action | Science-Fiction | Mystery | Thriller

 

Inhalt:

Nachdem eine globale Katastrophe die Menschheit, wie wir sie kennen, gänzlich ausgelöscht und die Atmosphäre unwiderruflich geschädigt hat, entwickelten sich aus der Asche der alten Welt neue Spezies, von denen alsbald zwei dominierten: Die genetisch veränderten Menschen einer theokratischen Monarchie im Osten und die einer totalitären Einheitspartei unterworfenen, mit kybernetischen Implantaten verbesserten Menschen im Westen. Der seit Jahrhunderten dauernde Konflikt zwischen diesen beiden Parteien um die letzten Ressourcen und das wenige bewohnbare Land auf einem schmalen Landstück in der Nähe des Äquators schwelt seit langem und bisher ist es keiner der Fraktionen gelungen, einen entscheidenden Endsieg herbeizuführen.

Ausschnitt aus Aphrodite IX | © Panini
© Panini

In dieser zerstörten Welt, in der Krieg die einzige Konstante zu sein scheint, weckt einer der genetisch Veränderten, Marcus, der Sohn des Königs, unfreiwillig den Cyborg Aphrodite IX. Von den Drohnen des Feindes bedroht, reist sie mit Marcus zu dessen Stadt im Osten, doch in dem freigelegten Gebäude, befand sich eine weitere Person im Jahrhunderte währenden Tiefschlaf: Robert Burch, Aphrodites Betreuer und folglich mit entsprechendem Equipment fähig, via Neuro-Interface in ihren Geist einzudringen und ihr jedweden Mord zu befehlen, der nach Abbruch der Verbindung sofort aus ihrem Gedächtnis gelöscht wird. Während Aphrodite IX bei den sogenannten Gens gelandet ist, wird Burch von den Cyborgs und deren Vollstrecker Chronos geborgen, der sich dessen Fähigkeiten prompt zunutze zu machen gedenkt, um endlich über die Gens zu triumphieren, die noch nichts ahnen von der tickenden Zeitbombe, die sich in ihren Reihen befindet.

Rezension:

Nachdem es im Jahr 2000 schon einmal eine gleichnamige Aphrodite IX-Serie um den grünen Cyborg gab, die nach rekordverdächtigen vier Ausgaben sang- und klanglos wieder in der Versenkung verschwand, war es lange ruhig um die von David Wohl ersonnene und von David Finch in Szene gesetzte grünhaarige Schönheit mit dem kaputten Gedächtnis und den beeindruckenden Kampfesfähigkeiten. Kennen tue ich die alten Hefte nicht, doch so bahnbrechend gut können sie nicht gewesen sein, wenn nach vier Ausgaben bereits wieder Schluss war, doch trotzdem hat Top-Cow es sich nicht nehmen lassen, die Figur wiederzubeleben und diesmal in die ferne Zukunft zu verfrachten, wo sie – dank gelöschtem Erinnerungsspeicher – ähnlich ahnungslos landet wie der geneigte Leser, was den Einstieg natürlich besonders leicht und Vorkenntnisse obsolet werden lässt.

Ausschnitt aus Aphrodite IX | © Panini
© Panini

Speziell das futuristisch-endzeitliche Setting und der zwischen die Fronten geworfene Anachronismus in Form von Aphrodite IX, die, obwohl aus einer anderen Zeit stammend, beiden Mächten überlegen zu sein scheint, da sie die Vorzüge beider Fraktionen in sich zu vereinen scheint, hat mir ausnehmend gut gefallen und macht einen großen Reiz der Reihe aus, die nach elf Ausgaben, also im zweiten, noch zu erscheinenden Trade-Paperback ihren Abschluss finden wird, denn die Grundidee der in einer theokratisch Monarchie lebenden, genetisch veränderten und mal mehr, mal weniger an Tiere gemahnenden Menschen, die sich drachenähnliche Wesen zur Fortbewegung in den Lüften gezüchtet haben und in starkem Kontrast zu den technikhörigen, in einem totalitären Regime fortbestehenden und mit kybernetischen Implantaten veränderten und verbesserten Menschen ist nicht nur ungemein reizvoll, sondern bietet auch gehöriges Konfliktpotential.

Vor allem aber gelingt es dem Ausnahmetalent Stjepan Sejic, besagtes Setting ungemein stimmungsvoll in Szene zu setzen, denn seine oft fotorealistisch anmutenden Zeichnungen suchen ihresgleichen, zumal er auch Gesichtsausdrücke formidabel darzustellen, so dass man oft regelrecht zu sehen meint, was in der jeweiligen Figur vorgeht. Begünstigt wird der optische Eindruck noch durch ungemein dynamisch und abwechslungsreich gestaltete und aufgeteilte Panels, die mehr als nur einmal zu wirklich epischen Szenen führen, die ich mir unbesehen als Bild an die Wand hängen würde, so großartig sehen sie aus. Natürlich trägt Sejic erwartungsgemäß auch der Attraktivität der namensgebenden Hauptfigur Aphrodite IX Rechnung, wobei hier positiv zu bemerken ist, dass er sie, anders als so mancher Cover-Illustrator nicht zum bloßen Pin-Up-Girl degradiert, sondern besonderen Wert darauf legt, auch ihre Verwirrung und Unsicherheit grafisch darzustellen, sie je nach Situation stark und abgeklärt, aber auch verletzlich wirken zu lassen.

Ausschnitt aus Aphrodite IX | © Panini
© Panini

Sehr gut haben mir auch die zahlreichen Off-Kommentare gefallen, die dem Leser die Welt näherbringen und die Ursprünge des Konflikts zwischen den beiden Fraktionen darlegen, ohne dass dadurch der Erzählfluss verlangsamt oder gehemmt würde, was bekanntermaßen schnell der Fall sein kann, wenn man eine Geschichte mit zu vielen, quasi nebenher zu vermittelnden Informationen überfrachtet. Für Freunde intelligenter Science-Fiction und dystopischer Welten sollte Aphrodite IX also auf alle Fälle einen Blick wert sein, denn sowohl inhaltlich als auch optisch hat mich der Band mehr als nur überzeugt, der sich weitab der ausgetretenen Pfade des Superhelden-Genres und klassischer Comic-Kunst bewegt und mehr wie eine wirklich edel gestaltete Graphic Novel mit unglaublich dichter, durchdachter Storyline wirkt, die Anhängern des Genres auf alle Fälle gefallen dürfte, zumal der Umstand, dass Aphrodite mehr als einmal manipuliert, nach jedem Auftrag ihr Gedächtnis verlierend, die Basis für wendungsreiche Kriegsgeschicke bildet, die schließlich auch leicht zu einem hirnlosen Action-Reigen hätte verkommen können. Stattdessen darf man sich an einer detailliert und durchdacht ausstaffierten Welt erfreuen sowie einer im Großen und Ganzen in sich geschlossenen Geschichte, die dennoch gekonnt die Türe offen lässt für die Abenteuer, die sich im zweiten Band anschließen werden und diesem hoffentlich in nichts nachstehen werden.

Fazit & Wertung:

Autor Matt Hawkins vermag es vortrefflich, die Eigenheiten seiner Figur Aphrodite IX in das Setting seines Science-Fiction-Endzeit-Epos zu fügen und gemeinsam mit Zeichner Stjepan Sejic eine mitreißende und packende Geschichte zu erzählen, die neben optischer Brillanz zudem mit einem durchdachten, intelligenten Plot und dramatischen Entwicklungen aufzuwarten weiß.

9 von 10 unfreiwillig und unbewusst durchgeführten Mordanschlägen

Aphrodite IX 1: Das Aphrodite-Protokoll

  • Unfreiwillig und unbewusst durchgeführte Mordanschläge - 9/10
    9/10

Fazit & Wertung:

Autor Matt Hawkins vermag es vortrefflich, die Eigenheiten seiner Figur Aphrodite IX in das Setting seines Science-Fiction-Endzeit-Epos zu fügen und gemeinsam mit Zeichner Stjepan Sejic eine mitreißende und packende Geschichte zu erzählen, die neben optischer Brillanz zudem mit einem durchdachten, intelligenten Plot und dramatischen Entwicklungen aufzuwarten weiß.

9.0/10
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Aphrodite IX 1: Das Aphrodite-Protokoll ist am 14.10.14 im Panini Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den nachfolgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!

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Kommentare (2)

  1. Florian 6. November 2014
    • Wulf | Medienjournal 7. November 2014

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