Review: George R. R. Martin: Fevre Dream – Fiebertraum 1 (Graphic Novel)

Und wie angekündigt kommen hier noch ein paar Worte zu einer kürzlich erschienenen Graphic Novel, bei der es sich, wie ihr bereits habt lesen/ahnen können, um die Adaption eines Romans von George R. R. Martin handelt. Viel Spaß bei der Lektüre!

George R. R. Martin
Fevre Dream – Fiebertraum 1

Fevre Dream Vol. 1, USA 2010, 132 Seiten

George R.R. Martin: Fevre Dream - Fiebertraum 1 | © Panini
© Panini

Autoren:
George R. R. Martin (Buch-Vorlage)
Daniel Abraham (Adaption)
Zeichner:
Rafa Lopez

Verlag (D):
Panini Verlag
ISBN:
978-3-957-98049-6

Genre:
Horror | Fantasy | Historie

 

Inhalt:

Es ist das Jahr 1867 in St. Louis, Missouri, am großen Mississippi gelegen: Just am Tiefpunkt angelangt, bangt der bankrotte Schiffskapitän Abner Marsh um seine Existenz, als ihm der mysteriöse wie wohlhabend und distinguiert wirkende Joshua York ein verlockendes Angebot, denn er schlägt vor, ihm die finanziellen Mittel zur Verfügung zu stellen, um das modernste, schnellste und imposanteste Schiff zu bauen, das der Mississippi je gesehen hat und will Abner zudem zum Kapitän dieses Schmuckstücks machen.

Ausschnitt aus George R.R. Martin: Fevre Dream - Fiebertraum 1 | © Panini
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Trotz seiner Vorbehalte willigt Marsh – auch mangels Alternativen – ein und bald schon läuft die Fevre Dream vom Stapel. Zunächst verläuft alles nach Plan und der Dampfer beginnt, sich einen Namen zu machen, während York sich im Hintergrund hält und Marsh die meiste Zeit eigenmächtig entscheiden lässt. Doch immer öfter äußert die Crew ihre Vorbehalte gegenüber York und der fordert immer abstruser werdende Gefallen und Marschrouten ein, so dass Abner unweigerlich beginnt, ob seines Misstrauens Nachforschungen über Joshua anzustellen und auf eine schockierende Wahrheit zu stoßen.

Rezension:

Bekannt war George R. R. Martin als Schriftsteller in eingeweihten Kreisen schon lange, ebenso wie sein Hauptwerk, Das Lied von Eis und Feuer schon seit Jahren eine stetig wachsende Fangemeinde um sich zu scharen wusste, doch erst die Adaption seines Epos als HBO-Serie Game of Thrones brachte ihm weltweite Berühmtheit, so dass nun, auch speziell im deutschsprachigen Raum, seine älteren Werke ihre Erst- oder Neuveröffentlichung erfahren, ebenso wie Adaptionen seiner frühen Romane, wie in diesem Fall eben Fevre Dream als von Daniel Abraham geschriebene, auf zwei Bände ausgelegte Graphic Novel ihren Weg in die Regale gefunden hat.

Ausschnitt aus George R.R. Martin: Fevre Dream - Fiebertraum 1 | © Panini
© Panini

Und man merkt dem Band tatsächlich deutlich an, dass die Geschichte selbst lange Zeit vor dem großen Vampir-Hype entstanden ist, denn statt romantisch verklärter, eleganter wie eloquenter Charmeure handelt es sich hier vielmehr um Vampire vom alten Schlag, blutrünstig und grausam, von tierischen Instinkten beseelt und nicht annähernd so kultiviert, wie sie sich in Gesellschaft von Menschen zu geben versuchen. Dementsprechend bedient Martin in Fevre Dream durchaus (veraltete) Klischees, bricht diese aber gerade in der zweiten Hälfte seiner Erzählung oftmals gekonnt auf und lässt seine Interpretation des Vampirismus schlussendlich stimmiger wirken als vieles, was man in den letzten Jahren vorgesetzt bekommen hat.

Dass Fevre Dream aber dergestalt zu überzeugen weiß, liegt mitunter auch an den vielschichtig gezeichneten Charakteren, deren Beweggründe zunächst im dunklen liegen und die jeder eigene Ziele verfolgen. Zwar konzentriert sich die Story beinahe gänzlich auf Abner Marsh, Joshua York und dessen Widersacher, bekommt hierdurch aber auch eine ungemein packende Atmosphäre, weil auf störendes Beiwerk verzichtet wird und man gänzlich darauf fokussieren kann, welches Geheimnis York wirklich vor Marsh verbirgt sowie ob und wie dieser dahinterkommen wird. Zeichnerisch gehört der Band zwar nicht unbedingt zum Nonplusultra, präsentiert sich aber mehr als solide und weist speziell was die Figuren betrifft genügend markante Details auf, um zu gefallen, wohingegen die Charaktere noch eher üblichen Klischees entsprechen und recht archetypisch daherkommen, was ja aber auch per se kein Nachteil sein muss.

Ausschnitt aus George R.R. Martin: Fevre Dream - Fiebertraum 1 | © Panini
© Panini

Ansonsten verspricht Fevre Dream eine Menge Kurzweil und schürt die Vorfreude auf den zweiten und abschließende Band, ist in seiner Machart und der Erzählung selbst zwar weit weniger außergewöhnlich, als man es vielleicht von George R. R. Martin erwarten würde, aber schließlich handelt es sich ja auch um eins seiner Frühwerke, ebenso wie man bedenken muss, dass die Geschichte eigentlich schon einige Jährchen auf dem Buckel hat. Nichtsdestotrotz sind die Dampfkreuzer auf dem Mississippi ein ungemein spannendes Setting, zumal es auch mit Yorks Plänen für das namensgebende Schiff Fevre Dream weit mehr auf sich hat, als man zunächst vermuten würde, was wieder einmal beweist, welche Kreativität Martin an den Tag zu legen versteht, ebenso, wie deutlich wird, mit welcher Akribie er schon damals seine Szenarien zu entwerfen wusste, die sich nicht nur hier doch stets zu einem stimmigen Ganzen fügen.

Fazit & Wertung:

Freunde klassischer Vampirgeschichten sollten bei Fevre Dream ebenso auf ihre Kosten kommen wie Fans von George R. R. Martins Schreibkünsten, wenn die natürlich auch in einer Comic-Adaption nicht annähernd so zu tragen kommen, wie man es sich wünschen würde. Wenngleich die Geschichte aber auch das klassische Thema stimmig variiert, muss man sich dennoch auf einige Klischees und Stereotypen einstellen, die dem Unterhaltungswert der Story jedoch kaum einen Abbruch tun.

8 von 10 verklärten Vampir-Mythen

George R. R. Martin: Fevre Dream - Fiebertraum 1

  • Verklärte Vampir-Mythen - 8/10
    8/10

Fazit & Wertung:

Freunde klassischer Vampirgeschichten sollten bei Fevre Dream ebenso auf ihre Kosten kommen wie Fans von George R. R. Martins Schreibkünsten, wenn die natürlich auch in einer Comic-Adaption nicht annähernd so zu tragen kommen, wie man es sich wünschen würde. Wenngleich die Geschichte aber auch das klassische Thema stimmig variiert, muss man sich dennoch auf einige Klischees und Stereotypen einstellen, die dem Unterhaltungswert der Story jedoch kaum einen Abbruch tun.

8.0/10
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George R.R. Martin: Fevre Dream – Fiebertraum 1 ist am 16.09.14 im Panini Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den nachfolgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!

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