Ja, es ist wahr! Selbst an einem Samstag beehre ich euch diesmal, um die versäumten Einträge nachzuarbeiten und hier mal wieder rezensionsmäßig ein wenig Boden gutzumachen. Zwar handelt es sich um die von euch, meinen lieben LeserInnen, recht stiefmütterlich beachtete Sparte der Graphic Novels, aber das ist diesmal gar nicht schlimm, weil der Titel an sich bereits in zwei anderen Medien für Furore sorgte und derzeit in aller Munde ist.
Grund genug für mich, nun auch der grafischen Umsetzung mein Augenmerk zu widmen. Doch wenn ich ehrlich sein soll, hätte es dieser Aufmerksamkeit kaum bedurft, da ich selbst vollkommen eigenständig und schon seit geraumer Zeit der Welt der sieben Königreiche von George R. R. Martin verfallen bin und grundsätzlich alles an mich reiße, was nur in irgendeiner Form mit dem Thema zu tun hat, während ich mich mit wachsender Freude derzeit durch den nunmehr dritten Band der Reihe (in deutschen Halb-Bücher-Maßstäben gerechnet) arbeite, voll der Freude, dass tatsächlich noch so viel lohnenswert scheinender Input vor mir liegt.
Da ist es doch ungemein hilfreich, die in mannigfacher Form genossene Geschichte des ersten Buches nun also auch noch einmal in dieser, hier vorliegenden Form erneut in Augenschein nehmen zu können.
A Game of Thrones:
The Graphic Novel 1
A Game of Thrones: The Graphic Novel 1, USA 2012, 240 Seiten
© Bantam
Daniel Abraham
Tommy Patterson
Bantam
978-0-440-42321-8
Fantasy | Drama | Abenteuer
Inhalt:
Hoch im Norden, noch hinter der großen Mauer, treibt es eine Schar von Brüdern der Night’s Watch auf der Jagd nach Wildlingen um. Doch stattdessen machen sie in den eisigen Tundren eine andere, viel grausamere Entdeckung. Einer der Brüder kann fliehen, wird jedoch südlich der Mauer, nahe Winterfell, gestellt und als Deserteur hinrichten lassen. Das Schwert führt Lord Eddard Stark, der Wächter des Nordens und Herr von Winterfell. Gemeinsam mit seinen Söhnen Robb und Bran, seinem Mündel Theon Greyjoy und dem Bastard Jon Snow findet er auf der Heimreise sechs junge Schattenwölfe, die auch das Banner des Hauses Stark zieren. Währenddessen erliegt im Süden, in King‘s Landing, der Hauptstadt des Reiches, Jon Arryn, die Hand des Königs, einer merkwürdigen Krankheit, woraufhin Robert aus dem Hause Baratheon beschließt, nach Winterfell zu reisen, um seinen alten Freund und Gefährten Eddard zur neuen Hand zu ernennen.
In der freien Stadt Pentos, hinter der Narrow Sea, schickt sich Viserys, der letzte männliche Abkömmling des Hauses Targaryen an, seine Schwester Daenerys mit Khal Drogo zu verheiraten, um mit Hilfe von dessen Streitmacht die sieben Königslande von Westeros zurückzuerobern und dem Usurpator Robert Baratheon den eisernen Thron wieder abspenstig zu machen.
Rezension:
Mit A Game of Thrones: The Graphic Novel trudelt nun also die nächste Adaption der bekannten Buchreihe von George R. R. Martin ein. Erzählt werden auch keine neuen Geschichten, sondern tatsächlich die Geschichte des ersten Bandes A Game of Thrones, hierzulande zweigeteilt erschienen als Die Herren von Winterfell und Das Erbe von Winterfell. Dies entspricht also dem Umfang der ersten Staffel der HBO-Serie Game of Thrones. Wer sich jetzt wundert, wie eine derart epische Geschichte auf kaum mehr als zweihundert Seiten gepresst werden soll, der sei dahingehend beruhigt, dass der Vermerk Volume 1 sich darauf bezieht, dass hier die ersten sechs Ausgaben der Comicreihe im Hardcover zusammengefasst worden sind, die Veröffentlichung aber auf vierundzwanzig Hefte ausgelegt ist, welche dann den ersten Roman der Reihe abdecken werden.
Von einer weitergehenden Adaption auch der folgenden Bücher Bände habe ich indes noch nichts gehört, aber dies wird sich sicher am Erfolg der Serie orientieren und später entschieden, zumal auch erst das neunte Heft erschienen ist. Die Frage, die die meisten beschäftigen wird, ist natürlich, ob sich diese zusätzliche Anschaffung überhaupt lohnt, wenn man Bücher und/oder Serie bereits kennt. Ich für meinen Teil kann das bestätigen, denn erfreulicherweise orientiert sich die Graphic Novel ebenfalls am Buch und nicht etwa an der Serie und so haben die Macher es unter Miteinbeziehung George R. R. Martins geschafft, extrem nah an der Vorlage zu bleiben und manche Szenen wirklich eins zu eins und in einer großartigen grafischen Aufmachung zu adaptieren. Die Optik ist natürlich Geschmackssache und wird auch nicht jedermanns Fall sein, aber mir hat sie ausnehmend gut gefallen, auch wenn mich die Darstellung beispielsweise der weißen Wanderer anfangs etwas irritiert hat.
In dem – neben den sechs Comic-Bänden – ebenfalls enthaltenen, ausführlichen und reich bebilderten Making Of erfährt man dann auch, warum diese oder jene Figur wie auch immer geartet gestaltet worden ist, woran man sich orientiert hat und vieles mehr. Zudem lässt sich eine stete, deutliche Steigerung des Zeichners Tommy Patterson erkennen, der merklich an dieser Mammutaufgabe zu wachsen scheint. Die Darstellung mancher Figur in A Game of Thrones: The Graphic Novel mag anfänglich nicht die vollste Zustimmung finden, wenn man sich an das Aussehen der Serienfiguren gewöhnt hat, doch gibt es auch beeindruckend viele Ähnlichkeiten, die letztlich untermauern, wie sehr sich sowohl die Serien- als auch Comic-Macher bemüht haben, dem Geist der Vorlage zu entsprechen.
Außerdem ist es dem Autor David Abraham durchaus gelungen, das Flair der Bücher einzufangen und Textblöcke wie auch Sprechblasen gewinnbringend für sich zu nutzen, um in deren Kombination sowohl ergänzende Informationen und geschichtliche Überleitungen, als auch eben das gesprochene Wort miteinander zu verflechten. Alles in allem ist A Game of Thrones: The Graphic Novel ein durchweg positives Beispiel für die Kunstfertigkeit und die Möglichkeiten dieses Genres, denn im Grunde machen Abraham und Patterson nur eines falsch – sie lassen uns viel zu lange warten – nämlich bis November – bis wir in den Genuss der nächsten sechs Ausgaben kommen werden.
A Game of Thrones: The Graphic Novel 1
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Schattenwölfe von Winterfell - 10/10
10/10
Fazit & Wertung:
A Game of Thrones: The Graphic Novel hat es trotz der opulenten Vorlage und der schillernden Konkurrenz geschafft, sich einen festen Platz im stetig wachsenden Kosmos der von George R. R. Martin ersonnenen Welt zu sichern.
Meinungen aus der Blogosphäre:
MWJ 2nd Blog: 5/10 Punkte
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Oha, doch so gut? Vielleicht muss ich doch mal reinschauen. Ach, die Sucht!
Ja, doch so gut, sag ich ja! :-) Möglicherweise ist die Wertung mal wieder subjektiv gefärbt des Themas wegen, aber dieser Umstand dürfte dir ja ebenso bekannt sein.
Bin klein.
Das hat mich jetzt sehr überrascht. Ich habe nur die GCT-Ausgabe und somit natürlich nur einen sehr eingschränkten Blick, aber der Comic hat mich wirklich nicht angemacht. Ich befürchte, dass es vorallem die graphische Umsetzung ist, an die ich nicht rankomme. Irgendwie erscheinen mir die Szenen zu sauber, zu klar, die Figuren stark konturiert, die Augen zu leuchtend, die Zähne zu weiß, und dabei doch irgendwie ausdruckslos. Irgendwiesoetwas. Und auch die Seitengestaltung der Panel finde ich irgendwie schwach. Auch hier wieder zu geradlinig, zu klar abgegrenzt. Übersetzt in einen Film würde ich von langsamen und sauberen Schnitten sprechen. Verstehst du was ich meine?
Wie gesagt, es ist die GCT Version und die ist arg kurz und vorallem wenn du schreibst, dass sich Patterson steigert, wäre es vielleicht einen Versuch wert. Aber in anbetracht der vielen anderen Erscheinungen und vorallem der Tatsache, dass ich ja neben den Romanen schon kaum dazu komme die Serie zus chauen, wird der Comic wohl den Kürzeren ziehen.
Also die Problematik mit der grafischen Umsetzung kann ich schon nachempfinden. Für mich war es anfänglich auch ungewohnt und irgendwie nicht stimmig, gerade wenn man natürlich die Bilder der Charaktere in der Serie vor Augen hat und dazu noch den “dreckigen” Look ist das eine ganz schöne Umgewöhnung. Aber stimmt schon, wie gesagt, er steigert sich und vor allem ist das einfach noch einmal eine andere Herangehensweise, eben auch neu interpretiert.
Grundsätzlich kann man aber definitiv sagen, dass dir auch nichts entgeht, wenn du dich weiterhin “nur” den Romanen und der Serie widmest, gerade wenn es dich von der Optik her nicht anspricht. Da habe ich vielleicht noch den Vorteil mit ähnlich gestalteten Comic-Heften aufgewachsen zu sein, so dass ich beim Lesen noch einen Hauch Nostalgie empfinde ;-)
Also ich finde die Comic-Umsetzung aufgrund der Figurendarstellung (Pornobabes und Muskelprotze) eher unfreiwillig komisch.
http://mwj2.wordpress.com/2012/10/14/game-of-thrones-die-graphic-novel-band-1
Verstehe ich durchaus als Standpunkt und die optische Umsetzung ist sicherlich nicht jedermanns Sache. Deine Review habe ich direkt mal in die “Meinungen aus der Blogosphäre” übernommen!
Vielen Dank.