Review: Batman: Gordon aus Gotham (Graphic Novel)

Und wie angekündigt kommt hier erneut DC, diesmal mit diesem Polizisten aus dieser Stadt, in der diese Fledermaus rumläuft und den Schurken mit sonorer Stimme heiser ins Ohr haucht: „Ich bin Batman“. Ja, nun ja, viel Spaß.

Batman
Gordon aus Gotham

Batman: Gordon of Gotham #1-4, USA 1998, 100 Seiten

Batman: Gordon aus Gotham | © Panini
© Panini

Autor:
Dennis O’Neil
Zeichner:
Dick Giordano

Verlag (D):
Panini Verlag
ISBN:
978-3-957-98481-4

Genre:
Krimi | Thriller

 

Inhalt:

Es ist eine Nacht wie jede andere in Gotham City, als Police Commissioner Jim Gordon neben dem Bat-Signal steht und dem ebenfalls anwesenden Batman eine Geschichte erzählt, die Geschichte, wie es ihn als junger Mann und unerfahrener Polizist damals in Chicago ergangen ist. Zu dieser Zeit geriet er mit einem Officer Davidson aneinander, der mit unnötiger Brutalität auf einen Hippie losging, was Gordon nicht zu dulden bereit war. Doch Davidson hat Verbündete und ihm ist der moralische Polizist Gordon schon länger ein Dorn im Auge. Ohne es geahnt zu haben, hat dieser die Aufmerksamkeit finsterer Gestalten auf sich gezogen, wird für sie, nachdem er in heldenhafterweise eine Entführung vereitelt hat, quasi unangreifbar, da er plötzlich im Licht der Öffentlichkeit steht.

Ausschnitt aus Batman: Gordon aus Gotham | © Panini
© Panini

Dabei will es Davidson allerdings nicht bewenden lassen, zumal als Gordon die Innenrevision einschaltet, als er erfährt, dass Davidson seinen Bericht fingiert hat. Als Davidson Gordon allerdings in eine Falle zu locken versucht, erhält der Hilfe von einem einsamen Vigilanten, der sich ihm als Cuchulain vorstellt. Und ehe er sich versieht, rutscht Gordon immer tiefer in ein Netz aus Verleumdungen und Beschuldigungen, Intrigen und gar Mordkomplotten, die seine moralische Integrität bedrohen und ihn schlussendlich einen Fehler begehen lassen, den er selbst so viele Jahre später noch bedauert.

Rezension:

Ähnlich wie schon bei dem ebenfalls vergangenen September erschienenen Gotham Central ist auch die Neuauflage von Batman: Gordon aus Gotham sicherlich auf den Hype um die TV-Serie Gotham zurückzuführen, womit dann hier wie da auch exzessiv geworben worden ist, wenngleich sich die Parallelen merklich in Grenzen halten, zumal hier im vorliegenden Band der gealterte Gordon Batman erzählt, was ihm damals in Chicago widerfahren ist, wodurch es ihn nach Gotham verschlagen hat, wohingegen der junge Gordon in der Serie bereits in Gotham tätig ist. Das aber nur der guten Ordnung halber, um Enttäuschungen vorzubeugen, doch kann ich mir kaum vorstellen, dass man von diesem Band enttäuscht sein könnte, schließt er nicht nur eine wichtige Lücke in der Vita des wohl bekanntesten Police Commissioners von Gotham City, sondern erzählt auch eine in sich stimmige und äußerst dicht inszenierte Geschichte, die selbst noch bis in die Gegenwart nachhallt.

Ausschnitt aus Batman: Gordon aus Gotham | © Panini
© Panini

Ursprünglich ist die aus den in diesem Band versammelten vier Heften bestehende Geschichte 1998 erschienen, doch – und das ist wohl eines der großen Komplimente, die man machen kann – zeigt sie auch beinahe zwanzig Jahre später keine Abnutzungserscheinungen und wirkt aktuell wie eh und je, was aber sicherlich daran liegen kann, dass sie in einer konkret verortbaren Vergangenheit angesiedelt ist. Dabei spannt ein Gespräch zwischen Jim Gordon und dem dunklen Ritter Batman über den nächtlichen Dächern Gothams den erzählerischen Rahmen einer zu überwiegenden Teilen aus Rückblenden bestehenden Geschichte, die zwar einerseits klassisch und altbekannt scheint, denn das ein guter Cop zwischen die Fronten gerät und Opfer von Korruption, Verleumdung und Verrat wird, hat man ja nun nicht zum ersten Mal erlebt, doch dennoch funktioniert Batman: Gordon aus Gotham als eigenständige Story mit ihr eigenem Erzählton und einem tiefen Blick in die Psyche von Jim Gordon, den man eben überwiegend als älteren Mann mit Schnauzbart kennt und dessen jüngeres Alter Ego hier nun aber bereits erkennbare Züge des Menschen an sich trägt, der er einmal werden soll. In der Hinsicht hätte man von Comic-Legende Dennis O’Neil aber auch nichts anderes erwartet.

So hat man es einerseits mit einem allwissenden Erzähler zu tun, schließlich weiß Gordon ja bereits zu Beginn seiner Geschichte, wie sie enden wird, andererseits aber mit einem unwissenden, jungen Polizisten, der darauf bedacht ist, das Richtige zu tun, ohne zu wissen, wohin dieser Weg ihn führt. Sicherlich auf erzählerischer Ebene gibt es da einige Unstimmigkeiten, denn anders als man es vielleicht erwarten würde, fokussiert der Band nicht ausschließlich auf Gordon selbst, sondern zeigt zuweilen auch Szenen anderer Protagonisten, insbesondere konspirative Gespräche, an denen Gordon nicht beteiligt war, von denen er also gar nicht erzählen könnte, doch tut das dem durchweg stimmigen Eindruck keinen Abbruch. Vor allem aber gelingt es Batman: Gordon aus Gotham auch, gegen Ende den erzählerischen Bogen zurück in die Gegenwart zu finden und einen stimmigen Abschluss zu präsentieren, was nicht bei jeder derart konzipierten Geschichte so gut funktioniert wie hier.

Ausschnitt aus Batman: Gordon aus Gotham | © Panini
© Panini

Sicherlich mag es anfangs irritierend sein, einen glatt rasierten Jim Gordon mit militärisch kurzem Haarschnitt und überkorrekter Garderobe zu erleben, doch ist man eben von den ersten Seiten an sehr dich bei der Figur und vermag mit ihr mit zu fühlen, zumal Gordon seine damaligen Gefühle aus dem Off heraus zusätzlich kommentieren kann. Die weiteren Figuren und insbesondere auch Gordons Widersacher bleiben gleichsam zwar ziemlich blass und ihre Motivation recht plakativ, doch dreht sich die Geschichte eben konkret um Jim Gordon, zumal es im Chicago seiner jungen Jahre ja auch noch keine Fledermaus gegeben hat, die ihm hätte beistehen können. So bleibt Batman ganz allgemein auch ungewohnt passiv, dient also lediglich als Aufhänger, statt dass man den Fehler gemacht hätte, ihn am Ende die Probleme lösen zu lassen. Optisch weiß Batman: Gordon aus Gotham dank des inzwischen leider verstorbenen Dick Giordano ebenfalls zu gefallen, der eine Vielzahl ansprechend dynamischer Panels gestaltet hat und den Figuren gehörig Ausdruck verleiht, woran immer noch diverse versierte Künstler oftmals scheitern, was hier ganz besonders ärgerlich gewesen wäre.

Fazit & Wertung:

Dennis O’Neils Batman: Gordon aus Gotham hat völlig zu Recht nach rund 18 Jahren eine Neuauflage erfahren, denn seine Interpretation der jungen Jahre von Jim Gordon in Chicago ist ausnehmend dicht inszeniert und macht dank Dick Giordano auch optisch einiges her, während die Story selbst zwar in der Tradition klassischer Noir-Geschichten steht, sich gleichsam aber ihre Eigenständigkeit bewahrt und spürbar Teil des Batman-Kosmos ist, auch wenn der dunkle Ritter selbst hier nur eine untergeordnete Rolle spielt.

8 von 10 Anfängerfehlern eines noch unerfahrenen Polizisten

Batman: Gordon aus Gotham

  • Anfängerfehler eines noch unerfahrenen Polizisten - 8/10
    8/10

Fazit & Wertung:

Dennis O’Neils Batman: Gordon aus Gotham hat völlig zu Recht nach rund 18 Jahren eine Neuauflage erfahren, denn seine Interpretation der jungen Jahre von Jim Gordon in Chicago ist ausnehmend dicht inszeniert und macht dank Dick Giordano auch optisch einiges her, während die Story selbst zwar in der Tradition klassischer Noir-Geschichten steht, sich gleichsam aber ihre Eigenständigkeit bewahrt und spürbar Teil des Batman-Kosmos ist, auch wenn der dunkle Ritter selbst hier nur eine untergeordnete Rolle spielt.

8.0/10
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Batman: Gordon aus Gotham ist am 21.09.2015 im Panini Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den nachfolgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!

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Kommentare (2)

  1. Herr moep0r 9. Januar 2016

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