Review: Spider-Gwen 1: Drahtseilakt (Graphic Novel)

Heute habe ich mal wieder einen Comic für euch im Gepäck, der mir jetzt dummerweise auch nicht besser gefallen hat als der gestrige Film, aber man kann ja nun einmal nicht alles mögen und es muss ja auch mal Flaute herrschen, damit man sich danach wieder umso mehr begeistern kann.

Spider-Gwen 1
Drahtseilakt

Spider-Gwen #1-5, USA 2015, 116 Seiten

Spider-Gwen 1: Drahtseilakt | © Panini
© Panini

Autor:
Jason Latour
Zeichner:
Robbi Rodriguez

Verlag (D):
Panini Verlag
ISBN:
978-3-957-98582-8

Genre:
Abenteuer | Science-Fiction | Action

 

Inhalt:

Es ist gar nicht einmal lange her, dass Peter Parker in den Armen von Gwen Stacy starb, doch hat das junge Mädchen, das als Spider-Woman für Recht und Ordnung kämpft, längst wieder neue Probleme an der Backe, denn nicht nur schmiedet im Hintergrund Matt Murdock als Protegé des Kingpin seine Pläne, während ein als Geier bekannter Schurke die Stadt unsicher macht und Spider-Woman von der Polizei gesucht wird, obwohl sie den Unschuldigen doch nur zu helfen versucht. Als wäre das alles nicht schon schwierig genug unter einen Hut zu bekommen, ist ausgerechnet Gwens Vater Spider-Woman ebenfalls auf den Fersen und bei der Band The Mary Janes, zu der eben auch Gwen gehört, kriselt es bereits gewaltig.

Ausschnitt aus Spider-Gwen 1: Drahtseilakt | © Panini
© Panini

Als dann auch noch Captain Frank Castle auf die Wandkrabblerin und Netzschwingerin Jagd zu machen beginnt, wird es aber erst richtig brenzlig für den Teenager, der eigentlich noch immer Peters Tod zu verarbeiten versucht, derweil dessen Zieheltern Ben und May Parker bei Gwen ein ums andere Mal alte Wunden aufreißen, obgleich sie das Mädchen nur zu trösten versuchen…

Rezension:

Was wurde die Marvel Now! Serie Spider-Gwen von Jason Latour im Vorfeld gelobt und gehypt und wie gespannt war ich auf die Abenteuer von Gwen Stacy als Spider-Woman – denn im Comic selbst ist sie natürlich nicht als Spider-Gwen unterwegs; wäre ja extrem dämlich hinsichtlich Geheimidentität und so – , doch muss ich sagen, dass der hochgelobte erste Band Drahtseilakt (höhö, Wortspiel) meine Erwartungen nicht wirklich erfüllen konnte. Sicherlich, die Geschichte um Gwen in einer alternativen Realität, genauer Erde-65, ist nicht schlecht und insbesondere die Einfälle hinsichtlich der Veränderungen zu der weithin bekannten Realität habe ich als äußerst erfrischend empfunden, so dass Matt Murdock beispielsweise, der ja spätestens seit der Netflix-Serie Daredevil jedem ein Begriff sein dürfte, hier für den Kingpin arbeitet, statt für Recht und Ordnung zu kämpfen, während der als Punisher bekannte Frank Castle hier Polizeidienst schiebt, derweil ein anderer Plot-Point der noch nicht lange zurückliegende Tod von Peter Parker ist, um den Gwen noch immer trauert, doch davon abgesehen ist die Geschichte in meinen Augen recht generisch geraten und weiß nicht wirklich zu fesseln.

Ausschnitt aus Spider-Gwen 1: Drahtseilakt | © Panini
© Panini

Das hängt unter anderem damit zusammen, dass zwar solch illustre Gestalten wie eben Daredevil zwar recht früh in die Erzählung gewoben (so, noch ein Wortwitz – diesmal von mir) werden, der eigentliche Antagonist aber zunächst der Geier ist, den ich doch als grenzwertig lächerlich empfunden habe. Auch konnte ich mich für die Zeichenkünste von Robbi Rodriguez nur eingeschränkt erwärmen, denn er scheint kein Fan gerader Linien zu sein, was den Figuren zwar in den temporeicheren Passagen eine tolle Dynamik verleiht, sie ansonsten aber auch gerne mal sehr abstrakt und verzerrt wirken lässt, derweil Rodriguez auch kein allzu großer Freund von Details zu sein scheint, was zwar im Falle des typisierten Spider-Gwen-Kostüms ziemlich cool aussieht und eine schöne Projektionsfläche für Licht und Schatten darstellt, ansonsten die Panels aber oft etwas spärlich wirken lässt. Das ist insofern verwunderlich und auch ärgerlich, wenn man berücksichtigt, dass auch die Cover-Zeichnungen der insgesamt fünf enthaltenen Bände von Rodriguez stammen, die mir im Gegenzug zu den Heften selbst allesamt zu gefallen wussten.

Zudem ist der Band – aber das ahnt man wohl schon beim Blick aufs Cover von Spider-Gwen – ausnehmend bunt und poppig geraten und vielleicht falle ich da einfach nicht in die Zielgruppe, denn düstere, ernstere Geschichten sind mir doch deutlich lieber. Sicherlich, auch hier geht es zuweilen ernst, teilweise regelrecht tragisch zu, gerade wenn der Tod von Peter thematisiert wird, doch liegt der Fokus wohl eher auf lockerem Witz und leichter Action, doch konnten mich auch die Gags nicht wirklich vom Hocker hauen und allein den Auftritt von Spider-Ham (ja, richtig…) hätte man sich schenken können, wenn er auch nur in Gwens Fantasie auftaucht immerhin. Nein, das war mir leider alles ein wenig zu banal, um Begeisterung auslösen zu können, aber wie gesagt spricht mich ja schon der Stil des Bandes nicht an und scheint wirklich – das sage ich ja nun ehrlich nicht oft – besser für jüngere Leser geeignet zu sein.

Ausschnitt aus Spider-Gwen 1: Drahtseilakt | © Panini
© Panini

Erschwerend hinzu kommt, dass die Geschichte gar nicht – wie auf der letzten Seite des Bandes angekündigt – einfach mit dem nächsten Band ihre Fortsetzung findet, denn von gerade einmal fünf Heften ausgehend ist ja bekanntermaßen immer eine Steigerung möglich, sondern dass es sich schon wieder um das Ende des ersten Volumes handelt, bei dem sich wie schon bei Black Widow das Mega-Event Secret Wars anschließt, bevor es mit einem neuen Volume unter dem Label von All-New, All-Different Marvel weitergehen wird, welches als Spider-Gwen 2 im Juli diesen Jahres auch bei Panini veröffentlicht werden wird. Das Kreativ-Team wird zwar in diesem Fall nicht ausgewechselt, doch wird das dennoch eine der Serien sein, der ich trotz eines gewissen Unterhaltungswertes, den ich Spider-Gwen gar nicht absprechen möchte – auch wenn mich zum Beispiel Mary Jane und ihre Band, The Mary Janes (zu der auch Gwen gehört) tierisch genervt haben – , wohl nicht weitergehend die Treue halten werde, denn dafür war mir die Geschichte zu bunt und zu platt, während ich das Gefühl hatte, die vielen sich bietenden Gelegenheiten in Bezug auf das Thema Parallelwelt wurden nicht annähernd ausgeschöpft und genutzt.

Fazit & Wertung:

Wenn die Heftreihe Spider-Gwen auch mit Lobeshymnen gepriesen worden ist, erschließt sich mir der Reiz der Serie nicht wirklich, die in vielen Belangen zu kindisch und platt wirkt, während ich auch dem Zeichenstil von Robbi Rodriguez und der oft übertrieben poppigen Farbgebung nicht viel abgewinnen konnte, doch gehöre ich vielleicht einfach nicht mehr zu der Zielgruppe der Geschichte einer Teenager-Superheldin.

5 von 10 nächtlichen Streifzügen im Spinnen-Hoodie

Spider-Gwen 1: Drahtseilakt

  • Nächtliche Streifzüge im Spinnen-Hoodie - 5/10
    5/10

Fazit & Wertung:

Wenn die Heftreihe Spider-Gwen auch mit Lobeshymnen gepriesen worden ist, erschließt sich mir der Reiz der Serie nicht wirklich, die in vielen Belangen zu kindisch und platt wirkt, während ich auch dem Zeichenstil von Robbi Rodriguez und der oft übertrieben poppigen Farbgebung nicht viel abgewinnen konnte, doch gehöre ich vielleicht einfach nicht mehr zu der Zielgruppe der Geschichte einer Teenager-Superheldin.

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Spider-Gwen 1: Drahtseilakt ist am 24.11.15 im Panini Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den nachfolgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!

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