Und wieder habe ich einen Superheld(innen)-Film nachgeholt und warte pünktlich zum Wochenende mit einer vergleichsweise aktuellen Kritik auf, auch wenn ich dennoch zweifelsohne wieder zu den Nachzüglern gehöre, doch in Anbetracht dessen, wie wenig mich auch dieses Werk schlussendlich mitzureißen wusste finde ich das jetzt auch nicht allzu verwerflich und schade. Kommt mir gut in und durch die freien Tage!
Wonder Woman
Wonder Woman, USA/HK/CN 2017, 141 Min.
© Warner Home Video
Patty Jenkins
Allan Heinberg
Gal Gadot (Diana)
Connie Nielsen (Hippolyta)
Elena Anaya (Dr. Maru)
Action | Science-Fiction | Fantasy | Abenteuer
Trailer:
Inhalt:
© Warner Home Video
Auf der von göttlichen Mächten vor dem menschlichen Auge verborgenen Amazonen-Insel Themyscira herrscht Königin Hippolyta mit gleichermaßen gütiger wie strenger Hand und verbietet ausdrücklich, dass ihre Tochter Diana in den Kampfkünsten geschult wird, worüber sich Hippolytas Schwester Antiope allerdings heimlich hinwegsetzt. Jahre später sollte sich diese Aufmüpfigkeit allerdings bezahlt machen, als der amerikanische Spion Steve Trevor die unsichtbare Grenze nach Themyscira durchbricht, denn in seinem Windschatten naht ein Kriegsschiff der deutschen Marine und verwickelt die überrumpelten Amazonen in einen ungleichen Kampf. Nach den Schilderungen von Trevor, dass der in der Welt tobende Krieg – von dem die Amazonen bislang nichts wussten – bereits Millionen von Menschenleben gefordert habe, ist Diana sich sicher, dass nur Kriegsgott Ares dahinterstecken kann und entscheidet sich – entgegen dem Willen ihrer Mutter – Steve in die Welt der Menschen zu begleiten und den Krieg zu beenden…
Rezension:
Nach den tendenziell doch überwiegend positiven Kritiken zu Wonder Woman war ich doch wieder guter Dinge, dass das DC-Universum mich nun schlussendlich doch noch in seinen Bann schlagen könnte, zumal nachdem Gal Gadot (Triple 9) als Wonder Woman noch einer der wenigen Lichtblicke in Batman v Superman für mich gewesen ist, auch wenn dort schon kaum darauf eingegangen worden ist, woher sie plötzlich kommt und warum sie sich in den Kampf einmischt. Das nun hätte man hier also nachholen können und gedenkt das auch in Ansätzen zu tun, doch tatsächlich handelt es sich bei dem mit 140 Minuten Laufzeit gewohnt üppig ausstaffierten Streifen im Grunde einzig und allein um die Geschichte darum, wie das Foto, das man bereits aus genanntem Film kennt, entstanden ist. Um zu diesem Punkt zu gelangen, verschlägt es uns zunächst einmal auf die Amazonen-Insel Themyscira, um einen Abriss von Dianas Kindheit und Jugend spendiert zu bekommen, der wiederum von weiteren Rückblenden durchsetzt ist, um seinerseits die Herkunft der Amazonen zu umreißen. Das mag alles mit hehren Absichten geschehen sein, doch dauert es tatsächlich rund vierzig Minuten, bis man als Zuschauer dieses ausufernde "Intro" hinter sich gebracht hat, das erst mit dem Erscheinen von Chris Pines Figur Steve Trevor langsam an Fahrt aufnimmt.
© Warner Home Video
So schön nämlich die Insel in Szene gesetzt wird, so überzeugend immerhin der erste Kampf der Amazonen gestaltet ist, schleichen sich hier doch schon erste Längen ein, zumal der Konflikt zwischen Connie Nielsens (3 Days to Kill) Hippolyta und ihrer von Robin Wright (Die Lincoln Verschwörung) verkörperten Schwester Antiope, ob es richtig ist, Diana auszubilden oder nicht, kaum fadenscheiniger hätte inszeniert werden können und – kaum, dass es die Geschichte nicht mehr erfordert – dann sang- und klanglos ad acta gelegt wird. Mit dem Eintreffen in London allerdings macht Wonder Woman neuen Mut, doch noch großartig werden zu können, zumal Regisseurin Patty Jenkins sich gar traut, ein wenig leisen Humor in die Handlung fließen zu lassen, wenn etwa Diana sich erkundigt, was denn bitte eine Sekretärin sei und nach der Schilderung meint, dies klänge für sie eher nach Sklaverei, doch wird dieser Ansatz nicht nur alsbald zugunsten von klassischem (Super-)Heldenpathos beiseitegelegt, nein, er dekonstruiert sich auch dahingehend selbst, dass Diana einerseits nichts aus der "modernen&qot; Welt kennen kann, dann aber wie selbstverständlich beispielsweise eine Formel für Senfgas erkennt oder von Fotografien spricht, die ihr ebenfalls nichts sagen dürften.
Immerhin – jedoch auch das ein zweischneidiges Schwert, wie ich später noch ausführen werde – wird Diana Prince vom ersten Moment an als von Tatendrang und Pflichtgefühl, Mut und Entschlossenheit beseelte Frau präsentiert, die nicht nur spielend den männlichen Vertretern des britischen Militär die Stirn bietet und weder Tod noch Teufel fürchtet, sondern auch herzlich wenig mit den grüblerisch-desillusionierten anderen Helden der DC-Fraktion gemein hat. Einerseits wartet dadurch das DC Extended Universe mit einer ansprechend toughen Heldin auf, doch andererseits findet aus dem gleichen Grund auch kaum eine Entwicklung ihrer Figur in Wonder Woman statt, weil sie vom ersten Moment an als "fertige Heldin" in die Schlacht zieht. Dies scheint wiederum auch Drehbuchautor Allan Heinberg zumindest in Teilen klargewesen zu sein, denn anders lässt sich kaum erklären, wieso Chris Pine (Star Trek) hier mancherorts dem Gefühl nach deutlich mehr Screentime und Dialogzeilen zugestanden bekommt als die eigentliche Hauptdarstellerin Gal Gadot.
© Warner Home Video
Davon abgesehen mag dennoch die zweite Hälfte von Wonder Woman der ungleich überzeugendere Teil des Films sein, doch finden sich auch hier einige inszenatorische wie dramaturgische Entscheidungen, die mehr als fragwürdig sind und dem gefühlsmäßig zu langen, wenig substantiellen Film weiter Wasser abgraben, wenn etwa Diana sich im Abendkleid "tarnt", um eine festliche Veranstaltung der – wie sollte es auch anders sein – deutschen Bösewichte zu besuchen, wobei sich absolut niemand daran zu stören scheint, dass sie ein riesiges Schwert auf den Rücken geschnallt hat, wobei es später noch besser wird, wenn sie das Kleid von sich wirft und darunter ihre Kampf-Montur zum Vorschein kommt. Und nein, das ist keine Erbsenzählerei, denn an kleineren Unpässlichkeiten störe ich mich wirklich eher selten, aber hier ist es so plump und plakativ, so offensichtlich falsch und schlichtweg schlecht gemacht, dass es mich mehrfach aus der Geschichte gerissen hat, zumal es solcher Störungen noch einige mehr gibt. Immerhin zum Ende weiß der Film dann doch noch einmal kurz zu überraschen, insbesondere was die Widersacher unserer Heldin angeht, die bis dahin leider allzu blass bleiben und sich kaum als ebenbürtig erweisen, was natürlich ebenfalls der Spannung des Films als solchem abträglich ist. So handelt es sich zwar – in diesen Tenor immerhin kann ich einstimmen – um einen der besseren, wenn nicht gar den bis dato besten DC-Film, doch bedeutet das eben noch lange nicht, dass er dadurch wirklich gut und uneingeschränkt sehenswert wäre, denn dafür sind die Exposition zu langatmig und die Inszenierung zu inkonsistent geraten.
Wonder Woman
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Draufgängerische Alleingänge - 6.5/10
6.5/10
Fazit & Wertung:
Patty Jenkins‘ Wonder Woman macht als Origin-Story der titelgebenden Heldin eine durchwachsene Figur, denn so sehr Gal Gadot als Diana und Chris Pine als Co-star zu gefallen wissen, halt die Geschichte doch vergleichsweise wenige Überraschungen parat und ist nicht nur teils zu langatmig geraten, sondern wartet auch mit ein paar offenkundigen Schwächen und Fehlern auf, die sich durchaus hätten vermeiden lassen können. Trotz diverser Mängel aber tatsächlich der bislang in der Summe überzeugendste Vertreter des noch überschaubaren DC Extended Universe.
Meinungen aus der Blogosphäre:
Cellurizon: 5/10 Punkte
Filmaffe: 5/5 Punkte
Der Kinogänger: 8/10 Punkte
Singende Lehrerin: 8/10 Punkte
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