
Marvel Cinematic Universe
Diese Serie ist Teil des Marvel Cinematic Universe. Folge dem Link, um mehr darüber zu erfahren und weitere Artikel zum Thema zu entdecken.
Nachdem ich mir gestern eine kleine Auszeit gegönnt habe, geht es heute selbstredend weiter mit der nächsten Serien-Kritik, denn auch wenn mich die Staffel nun nicht gänzlich vom Hocker gehauen hat, habe ich doch immerhin zwei Jahre auf diese Fortsetzung gewartet und möchte entsprechend zeitnah auch meine Eindrücke dazu festhalten.
Jessica Jones
Staffel 2
Jessica Jones, USA 2015-, ca. 52 Min. je Folge
© Netflix
Melissa Rosenberg
Melissa Rosenberg
Krysten Ritter (Jessica Jones)
Rachael Taylor (Trish Walker)
Eka Darville (Malcolm Ducasse)
J.R. Ramirez (Oscar Arocho)
Terry Chen (Pryce Cheng)
Leah Gibson (Inez Green)
Carrie-Anne Moss (Jeri Hogarth)
Janet McTeer (Alisa Jones)
Callum Keith Rennie (Dr. Karl Malus)
Rebecca De Mornay (Dorothy Walker)
Hal Ozsan (Griffin Sinclair)
John Ventimiglia (Detective Eddy Costa)
Lisa Tharps (Detective Ruth Sunday)
Maury Ginsberg (Steven Benowitz)
Angel Desai (Linda Chao)
Eden Marryshow (Shane)
Kevin Chacon (Vido Arocho)
Wil Traval (Will Simpson)
David Tennant (Kilgrave)
Elden Henson (Foggy Nelson)
Krimi | Drama | Action
Trailer:
Inhalt:
© Netflix
Wenn auch eher unfreiwillig hat sich Jessica Jones durch ihre Auseinandersetzung mit Kilgrave in ganz New York einen Namen als Vigilante gemacht und wird für immer dubiosere Aufträge engagiert, da jeder der Meinung zu sein scheint, sie kenne keine Skrupel, was zunehmend an ihr nagt. Ihre beste Freundin Trish derweil hat mit sinkenden Quoten ihrer Radio-Show zu kämpfen und drängt ihrerseits Jessica, ihrer Vergangenheit auf die Spur zu gehen, existiert schließlich mit der Firma IGH, auf die nicht zum ersten Mal einige Hinweise deuten, eine mehr als lohnende Spur. Als wäre dem aber nicht genug, versucht Pryce Cheng, ein anderer Privatdetektiv, der mit Jeri Hogarth in Verbindung steht, Jessica für sein Unternehmen einzuspannen, während Jones durch eine Auseinandersetzung mit ihm sowie einen unerwarteten Todesfall prompt wieder ins Fadenkreuz der Justiz gerät…
Rezension:
Satte zwei Jahre hat Netflix uns auf die zweite Staffel Jessica Jones warten lassen, auch wenn es in The Defenders zumindest ein Wiedersehen mit der trinkfesten Privatdetektiv gegeben hat, doch ist es eben nicht dasselbe, ein Superhelden-Team-Up präsentiert zu bekommen, wenn man eigentlich nach einer ganzen Staffel der von Krysten Ritter so großartig verkörperten wie gleichermaßen jeglicher Superhelden-Norm zuwiderlaufenden Ermittlerin lechzt, die bereits in ihrem ersten Jahr die Messlatte für anspruchsvoll erwachsene Serienunterhaltung meines Erachtens enorm hoch geschraubt hat. Entsprechend war ich mir auch durchaus bewusst, dass die nun frisch gestartete zweite Staffel mich eventuell enttäuschen könnte, was nicht unmaßgeblich mit David Tennant (Doctor Who) zusammenhängt, der als Kilgrave einen der vielschichtigsten und bedrohlichsten Antagonisten überhaupt hat geben dürfen, den es nicht leicht zu würde zu toppen. Zumindest damit sollte ich auf alle Fälle Recht behalten und gerade in den ersten Folgen macht sich das Fehlen einer starken Feindfigur spürbar bemerkbar, so dass es durchaus einige Folgen dauert, bis die Serie ihre Richtung (wieder)findet.
© Netflix
So ist Jessica immer noch geplagt von den Schuldgefühlen, die mit – Achtung, Spoiler für Nichtkenner der ersten Staffel – der Ermordung Kilgraves einhergehen, doch wurde mir dieser Aspekt zu wenig ausformuliert, stets nur am Rande bedacht, während zaghaft ein neuer Handlungsstrang um die ominöse Organisation IGH angestoßen wird. Auch Serienschöpferin und Showrunnerin Melissa Rosenberg scheint sich derweil des Umstandes bewusst gewesen zu sein, dass man nur schwerlich einen adäquaten Ersatz für Kilgrave würde finden können, zumal der ja enorm mit Jessicas Vergangenheit und Werdegang verflochten gewesen ist und verfolgt daher eine im Grunde nur konsequente Strategie, eine gänzlich andere Art Widersacher zu finden, wobei ich hier die große Offenbarung, die sich gegen Ende der ersten Staffelhälfte findet, gar nicht spoilern möchte und mich damit begnüge zu unterstellen, dass der Coup leider nur bedingt geglückt ist, denn auch wenn sich die zweite Staffelhälfte Jessica Jones spürbar dynamischer gibt, ist es doch immer auch ein merkliches Auf und Ab, während die beinahe schon obligatorische Rückblenden-Episode, hier I Want Your Cray Cray (2.07) – zwar für sich genommen funktioniert und durchaus sehenswert ist, das Geschehen aber einmal mehr merklich ausbremst.
Ein Segen, dass immerhin das düstere und ernsthafte Noir-Feeling beibehalten worden ist, derweil sich Jessica selbst allenthalben an grüblerischen Off-Kommentaren versuchen darf, was im Kontext dieser Show tatsächlich sehr gut funktioniert und gerne noch öfter hätte genutzt werden können. Ansonsten punktet Jessica Jones im zweiten Jahr mehr denn je mit der Entwicklung, die Jessicas Vertraute durchmachen, wobei hier vorrangig Rachael Taylor (ARQ) als Trish Walker zu nennen wäre, die in den Comics bekanntermaßen ja ebenfalls als Heldin Hellcat unterwegs ist und während ich bereits in der ersten Staffel die Vermutung hatte, dass ihre Begegnung mit dem chemisch aufgemotzten Will Simpson Wegbereiter für eine derartige Entwicklung sein könnte, wird dieser Ansatz hier mehr als konsequent und stets hochspannend weiterverfolgt, auch wenn ein Zerwürfnis zwischen ihr und Jessica dadurch immer wahrscheinlicher scheint. In der Beziehung ähnelt die Staffel übrigens tatsächlich der zweiten Staffel Daredevil, denn auch hier wurden die Karten, was die Anwaltskanzlei von Nelson und Murdock sowie Karen Page als deren Assistentin betrifft, gehörig durchgemischt und ähnliches darf man sich nun auch bei dem Figuren-Ensemble um Jessica Jones erwarten, so dass sich die Serie zumindest den Vorwurf von Stillstand nicht zu gefallen lassen braucht. Apropos Nelson allerdings muss ich sagen, dass ich fest damit gerechnet hatte, dass Foggie (Elden Henson), nachdem er bei " Hogarth, Chao and Benowitz" angeheuert hat, nun zum festen Bestandteil dieser Serie werden würde, doch stattdessen holt man ihn in der Episode Überlebt (2.03) für einen Zweizeiler vor die Kamera und damit hat es sich dann mit der Bewandtnis seiner Figur, was eine der echten großen Enttäuschungen der Staffel war.
© Netflix
Ähnlich – aber besser – verhält es sich mit den Fan-Spekulationen, dass Kilgrave überlebt haben könnte, nachdem Set-Fotos mit Krysten Ritter und David Tennant aufgetaucht sind, wobei für mich da schon ziemlich klar war, dass er sie lediglich als Vision heimsuchen würde. Damit sollte ich zwar Recht behalten, doch muss man sich gehörig gedulden, bis es zu Tennants Gastauftritt kommt, derweil es Bände sprechen dürfte, dass es sich in meinen Augen um die mit abstand überzeugendste Episode der zweiten Staffel gehandelt hat, was noch einmal deutlich macht, welch immenses Loch die unbändige Präsenz dieses einzigartigen Schurken hinterlassen hat. So sollte ich eben auch mit meiner Annahme Recht behalten, dass mich Jessica Jones im zweiten Jahr nicht ganz so sehr zu packen wissen würde, wobei die Serie dennoch unbestreitbar und rundweg empfehlenswert bleibt, was aber eben mehr an den vielen interessanten Nebenhandlungen und der Atmosphäre an sich liegt, als an dem übergeordneten Plot, der sich hier weit weniger stringent gibt, als man das hätte hoffen können. Immerhin wartet dann das Staffelfinale Freizeitpark (2.13) noch einmal mit ein paar unerwarteten wie schockierenden Wendungen auf und lässt mehr als neugierig die offizielle Ankündigung einer dritten Staffel erwarten, die nach den leichten dramaturgischen Durchhängern hier auch immerhin nicht mit so viel Druck wird klarkommen müssen, wie die fulminante erste Staffel nun dieser hier beschert hat.
Jessica Jones | Staffel 2
-
Geleerte Whiskey-Flaschen - 8/10
8/10
Fazit & Wertung:
Die lang erwartete Fortsetzung zu Jessica Jones mag in ihrem zweiten Jahr nicht ganz so mitreißend und packend daherkommen wie die Auftaktstaffel, bewahrt sich aber dennoch die meisten Qualitäten der Show und punktet mit einer breit aufgestellten Figurenentwicklung, so dass es sich mehr denn je auch um eine Ensemble-Serie handelt. Die lässt zwar diesmal einen starken Antagonisten schmerzlich vermissen und kommt erst etwas schleppend in Fahrt, läuft im letzten Drittel aber beinahe wieder zu Höchstform auf und stellt vor allem die Weichen für eine (hoffentlich obligatorische) dritte Staffel.
Episodenübersicht: Staffel 2
02. Ein Unfall (7,5/10)
03. Überlebt (8/10)
04. Gnade Gott dem Penner (8/10)
05. Der Oktopus (8/10)
06. Konfrontation (8/10)
07. I Want Your Cray Cray (8,5/10)
09. Ein Hai in der Badewanne, ein Monster im Bett (8/10)
10. Schweinekotelett (8/10)
11. Drei Leichen sind erst der Anfang (9/10)
12. Betet für meine Patsy (8,5/10)
13. Freizeitpark (8/10)
– – –
Jessica Jones | Staffel 2 ist seit dem 08.03.18 exklusiv bei Netflix verfügbar.
Schöne Review, trifft meine Meinung zu der Staffel auch gut.
Ich hatte auch mit mehr Auftritten von Foggy gerechnet und war gerade da auch enttäuscht. Gerade weil man ja recht viel zeit mit Jeri verbringt, da hätte man Foggy auch öfter mit einbauen können (wobei ich andererseits auch nicht weiß, wie sehr sich die Dreharbeiten von Jessica Jones S2 und Daredevil S3 möglicherweise überschnitten haben, letztere soll ja auch noch dieses Jahr starten, da könnte es sein…)
Und schade, dass Jessica die Visionen von Kilgrave nicht von Anfang an hatte, das hätte gerade die ersten schwachen Folgen bestimmt interessanter gemacht.
Ja, das mit Foggy war einfach schade, ich hatte da fest mit gerechnet, während ich jetzt nicht unbedingt davon ausgegangen bin, dass er bei “Daredevil” weiterhin eine größere Rolle spielen wird. Und ja, mit Kilgrave hätte man mehr anstellen können, aber immerhin ist Tennant noch einmal zurückgekehrt, auch wenn die Staffel doch teils sehr unter seinem Fehlen leidet wie ich finde.
Ich muss Amerdale recht geben, die Visionen von Kilgrave hätten wirklich von Anfang an da sein sollen, aber so war es auch eine echte Überraschung und wir haben ziemlich darauf hingefiebert in der Hoffnung, dass er noch auftaucht und dann war es grandios! Ansonsten muss ich aber auch sagen, die Staffel war definitiv schwächer als die erste, dennoch fand ich die Figuren-Weiterentwicklung sehr gelungen und freue mich, wenn es eine dritte Staffel geben wird!