Review: James Bond 007 – Ein Quantum Trost (Film)

Eigentlich hatte ich ja gestern angekündigt, dies wäre die letzte Filmkritik für die Woche gelesen, doch ausnahmsweise weiche ich heute von meinem üblichen Schema ab und kredenze einen alten, lange unveröffentlicht gebliebenen Artikel, der mir seinerzeit irgendwie durchs Raster gerutscht ist, denn dummerweise habe ich gestern einen Teil des Brillengestells meiner Freundin ins Auge bekommen und sehe nicht allzu gut auf dem rechten Auge, weshalb ich mir dann heute doch nicht den Stress antun wollte, längerfristig am Laptop einen ganzen Artikel aus dem Boden zu stampfen. Stattdessen greife ich also auf altes Material zurück, was für genau so einen Zweck in meinen Entwürfen gewartet haben dürfte.

James Bond 007
Ein Quantum Trost

Quantum of Solace, UK/USA 2008, 106 Min.

James Bond 007 - Ein Quantum Trost | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Regisseur:
Marc Forster
Autoren:
Paul Haggis
Neal Purvis
Robert Wade

Main-Cast:
Daniel Craig (James Bond)

in weiteren Rollen:

Olga Kurylenko (Camille)
Mathieu Amalric (Dominic Greene)
Giancarlo Giannini (Rene Mathis)
Gemma Arterton (Strawberry Fields)
Jeffrey Wright (Felix Leiter)
Judi Dench (M)

Genre:
Action | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus James Bond 007 - Ein Quantum Trost | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Während MI6-Agent James Bond noch immer damit hadert, ob seine geliebte Vesper Lynd ihn verraten hat oder letztlich doch nur beschützen wollte, sinnt er auf Rache und ignoriert folglich teils wissentlich die Instruktionen des britischen Geheimdienstes, sehr zum Missfallen seiner Vorgesetzten M, der es merklich schwerer fällt, Bonds unkonventionelles Handeln gegenüber der Obrigkeit zu rechtfertigen. Just hat Bond einen Verdächtigen mit Namen Mr. White festgesetzt, der ihm und M prompt die Existenz einer Geheimorganisation namens Quantum auf die Nase bindet, die schon längst alle wichtigen Stellen unterwandert und auch die Ermordung Vespers initiiert haben sollen, mischt sich einer der engsten Vertrauten von M ein, um Mr. White zu befreien. Bond verfolgt den Verräter und schließlich gelingt es ihm, den ehemaligen Leibwächter zu stellen. Die wenigen Spuren in Sachen Quantum führen Bond alsbald nach Haiti, wo er auf Camille trifft, die dem Geschäftsmann Dominic Greene mehr und mehr ein Dorn im Auge zu sein scheint und der sie im Zuge eines Geschäftes mit dem bolivianischen Ex-Diktator General Madrano loszuwerden trachtet. Bond allerdings befreit Camille aus den Fängen des Generals, die allerdings deshalb sehr ungehalten scheint. Bond indes ist nicht bereit, die Spur erkalten zu lassen und entschließt sich, entgegen der Weisungen von M, auf eigene Faust loszuziehen und Quantum und dessen Drahtzieher zu Fall zu bringen…

Rezension:

Haben sich Kritiker wie auch Fans bereits bei Casino Royale und sogar schon im Vorfeld das Maul zerrissen über diesen dreckigen Bond, der so anders wirkt, so wenig mit der Ikone der früheren Filme gemein hat, so konsequent mit den ungeschriebenen Gesetzen des Bond-Mythos bricht, so konnte ich mich tatsächlich mehr im Lager der Befürworter dieses radikalen Schrittes, dieser Neuerfindung, verorten, zumal mir insbesondere der letzte Bond, also Pierce Brosnan doch weitestgehend zu aalglatt und gelackt daherkam und ich mit diesem neuen ruppigen Bond direkt warm werden konnte, wohingegen mich der Plot des Vorgängers, der hier seine direkte Fortsetzung findet, nicht wirklich überzeugen konnte, insbesondere aufgrund des inhaltlichen Bruchs im letzten Drittel, das den Film für den Rest der Zeit nur noch vor sich hindümpeln ließ. So ist es vielleicht auch zu erklären, dass mir – entgegen vorherrschender Meinung und der Kritik an der Wackelkamera – Marc Forsters Ein Quantum Trost sogar geringfügig besser gefallen hat als sein direkter Vorgänger, wenn sich dies auch wertungstechnisch nicht wiederspiegeln wird, da sich Stärken und Schwächen hier gegenseitig aufheben.

Szenenbild aus James Bond 007 - Ein Quantum Trost | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

James Bond – Ein Quantum Trost beginnt atemberaubend und es dauert eine ganze Weile, bis man als Zuschauer das erste Mal zum Atem holen kommt und bekommt dann prompt auch die ersten Story-Fetzen hingeworfen, die natürlich einerseits Bezug nehmen auf den Tod von Vesper im vorangegangenen Teil, andererseits die Existenz einer mysteriösen wie mächtigen Geheimorganisation andeuten, die auch prompt ihre Allgegenwärtigkeit demonstriert. Danach geht es atemlos weiter und mehr denn je wird deutlich, dass dieser Bond nichts mehr mit seinen Vorgängern gemein hat und ikonische Momente sucht man hier vergeblich, während sich dieser neue, stoische Bond durch die Reihen seiner Feinde mäht, ohne dabei an Stil einzubüßen und mit seinen markigen One-Linern dann doch wieder an den „alten“ Bond zu erinnert, wenn man auch Q oder Miss Moneypenny in diesem Teil vergeblich suchen wird.

An mehreren Stellen konnte ich zwar schon lesen, dass der Film auch funktioniert hätte, wenn Bond eben nicht Bond sondern nur ein beliebiger Action-Held gewesen wäre, kann ich mich dieser Meinung nicht anschließen, wenn ich auch einräumen will, dass meine Verbundenheit zu früheren Bond-Interpretationen einfach nicht tief genug sein mag, um diesen neuen Ansatz unumwunden zu akzeptieren, denn für mich ist Bond dennoch immer noch Bond und überzeugender denn je, weil er eine innere Zerrissenheit und Unzufriedenheit, eine ungebändigte Wut transportiert, die ihn vielleicht von einem klassischen Bond abrückt, ihn dadurch aber auch deutlich interessanter und realer wirken lässt. Problematisch wird Ein Quantum Trost in meinen Augen erst dann, wenn es an die Auflösung der Story geht, denn gerne hätte ich mehr über diese ominöse, weltumspannende und angeblich so unsagbar mächtige Organisation erfahren, deren Vertreter sich hier als großer Widersacher Bonds entpuppt, diesem Zweikampf aber leider kaum gewachsen scheint und somit das gesamte Finale schlussendlich etwas halbgar wirken lässt, gerade in Relation zu den vorangegangenen Action-Einlagen, die – trotz Wackelkamera – zumindest auf Blu-ray über jeden Zweifel erhaben waren und vortrefflich funktioniert haben, wenn auch manches ein wenig zu sehr over-the-top inszeniert worden ist und ein sparsamerer Einsatz von CGI-Effekten dem Gesamtergebnis gut getan hätte.

Szenenbild aus James Bond 007 - Ein Quantum Trost | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Tatsächlich ist es also einmal mehr nicht der neue James Bond, mit dem ich meine Probleme hatte, sondern erneut der Plot, durch den er sich zu bewegen hat, denn ein wenig mehr Erklärung, ein wenig mehr Tiefe, ein wenig mehr Substanz hätten dem Gesamtergebnis gut zu Gesicht gestanden, so dass am Ende ein zwar mitreißender und überzeugender Bond in frischer Ausrichtung bleibt, sich einem aber bei näherem Nachdenken immer mehr Plotlöcher und offene Handlungsstränge offenbaren, die gerne beizeiten noch einmal aufgegriffen werden dürften, um den im Grunde aus Casino Royale und Ein Quantum Trost bestehenden Reboot rund und stimmig wirken zu lassen. Da mich Daniel Craig als Bond allerdings – entgegen der Meinung vieler anderer – wieder einmal rundherum überzeugt hat, bin ich nun natürlich auch schon sehr gespannt auf Skyfall, der sicher ebenfalls bald den Weg in mein heimisches Kino finden wird.

Fazit & Wertung:

Marc Forsters James Bond – Ein Quantum Trost emanzipiert sich mehr denn je von der Kult-Reihe und geht in beinahe sämtlichen Belangen eigene Wege und verzichtet auf liebgewonnene Figuren und Szenen konsequent, präsentiert sich aber gerade dadurch so überzeugend und selbstbewusst, wie es ihm gebührt. Wären da nicht ein zerfahren wirkender Plot und Finale, das nicht recht zu zünden versteht, bliebe im Endergebnis ein rundherum überzeugender Bond, der spätestens jetzt im 21. Jahrhundert angekommen zu sein scheint.

7,5 von 10 wilden Prügeleien

James Bond 007 – Ein Quantum Trost

  • Wilde Prügeleien - 7.5/10
    7.5/10

Fazit & Wertung:

Marc Forsters James Bond – Ein Quantum Trost emanzipiert sich mehr denn je von der Kult-Reihe und geht in beinahe sämtlichen Belangen eigene Wege und verzichtet auf liebgewonnene Figuren und Szenen konsequent, präsentiert sich aber gerade dadurch so überzeugend und selbstbewusst, wie es ihm gebührt. Wären da nicht ein zerfahren wirkender Plot und Finale, das nicht recht zu zünden versteht, bliebe im Endergebnis ein rundherum überzeugender Bond, der spätestens jetzt im 21. Jahrhundert angekommen zu sein scheint.

7.5/10
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James Bond 007 – Ein Quantum Trost ist am 27.03.09 auf DVD und Blu-ray bei Twentieth Century Fox erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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