Review: The Princess (Film)

Einmal mehr habe ich es geschafft, einen Artikel zu verfassen und wie es der Zufall will, sind die Filme diese Woche thematisch durchaus verwandt, während sie allerdings in Präsentation und Ausgestaltung kaum unterschiedlicher sein könnten.

The Princess

The Princess, USA 2022, 94 Min.

The Princess | © 20th Century Studios
© 20th Century Studios

Regisseur:
Le-Van Kiet
Autoren:
Ben Lustig
Jake Thornton

Main-Cast:
Joey King (The Princess)
Dominic Cooper (Julius)
Olga Kurylenko (Moira)
in weiteren Rollen:
Veronica Ngo (Linh)
Alex Reid (The Queen)
Ed Stoppard (The King)

Genre:
Action | Drama | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus The Princess | © 20th Century Studios
© 20th Century Studios

Mit dröhnendem Schädel und desorientiert erwacht die Prinzessin im obersten Turmzimmer des eigenen Schlosses. Nachdem sie die ersten Wachen überwältigt und sich rudimentär bewaffnet hat, kehrt langsam die Erinnerung daran zurück, wie der ruchlose Lord Julius das Schloss angegriffen hat, nachdem sie ihn am Traualtar hat stehen lassen. So muss sie auch vom Turm aus mitansehen, wie weit unten im Hof ihre Eltern und ihre jüngere Schwester einstweilen abgeführt werden. Während die Prinzessin also noch zu rekapitulieren versucht, wie es so weit hat kommen können, beginnt sie den beschwerlichen Abstieg vorbei an waffenstarrenden Horden, um Julius und seine rechte Hand Moira zu stellen und ihre Familie zu befreien. Gut, dass die Prinzessin von Kindesbeinen an in Kampfkünsten und Waffenumgang geschult worden ist…

Rezension:

Ungemein passend, dass The Princess hierzulande direkt bei Disney+ aufgeschlagen ist, denn schließlich kann man die Protagonistin des Films ein Stück weit als Gegenentwurf zur klassischen Disney-Prinzessin betrachten, die zwar auch selten wirklich wehrlos gewesen sein mögen, aber doch weit entfernt sind von der mehr als fähigen Kriegerin, die sich hier mit zunehmender Taktzahl durch Horden von Gegnern und hinab in die unteren Etagen tritt, sticht und schnetzelt. Um diesen Reigen zu starten, bedarf es keiner großen Vorarbeit oder Einführung, so dass man sich auf eine Kamerafahrt beschränkt, die über ein mittelalterliches Reich und einen See hinweg hinauf zum Turm schwenkt, diesen quasi erklimmt, einen Blick ins Fenster werfen lässt und dort auf die friedlich schlummernde Prinzessin fokussiert. Friedlich aber nur so lange, bis sie die Augenaufschlägt und verständlicherweise nicht erfreut ist, ins Turmzimmer gesperrt worden zu sein. Man ahnt zu diesem Zeitpunkt bereits, dass wahrscheinlich keine ausgeklügelte und wendungsreiche Story vor einem liegt, sondern wohl eher ein launiger Kampfexzess im Stile von The Raid (hier wie dort konzentriert sich das Geschehen auf einen einzigen Ort), womit man auch weitestgehend recht behalten wird.

Szenenbild aus The Princess | © 20th Century Studios
© 20th Century Studios

Leider begehen die beiden Drehbuchautoren Ben Lustig und Jake Thornton aber den Fehler, letztlich doch den Anspruch zu haben, ihre Geschichte emotional und dramaturgisch ein wenig zu unterfüttern, denn die Art und Weise, wie sie dies tun, lässt am Ende nur das Fazit zu, dass weniger wohl in diesem Fall mehr gewesen wäre, gleichwohl es wirklich nicht viel ist, was hier in Sachen Storytelling in den Ring geworfen wird. Dahingehend findet man aber in The Princess keinen anderen Weg, als zwischen die einzelnen Kämpfe und Auseinandersetzungen erklärende Rückblenden zu streuen, die nicht nur mit unsinnigem Weichzeichner daherkommen, sondern auch ein ums andere Mal aus dem Geschehen reißen. Und wie erfreulich wäre es gewesen, wenn der Film mit seinen schnittigen neunzig Minuten Laufzeit auch wirklich für anderthalb Stunden glänzend choreografierte Kämpfe mit nur wenigen Verschnaufpausen bieten würde? Die Frage bleibt rhetorisch, weil man sich eben für diese holprige Form des Erzählens entschieden hat und dadurch einiges an Luft aus den Segeln nimmt.

Zum Glück ändert das aber nichts daran, dass die zahlreichen Kämpfe souverän und ansehnlich inszeniert sind, wobei insbesondere Joey King – den meisten bekannt aus The Kissing Booth, mir bislang nur aus The Lie – einen großartigen Job macht und einen Großteil der Stunts selbst absolviert, was man dem Ergebnis auch ansieht. So wirkt das, worauf es bei The Princess ankommt, angenehm handgemacht und hat dementsprechend einen ordentlichen Wumms. Kurzweilig ist der Film dabei ohnehin ab der ersten Minute und der gleichermaßen schnörkellose wie einfallsreiche Ablauf tun hierbei ihr Übriges, während die Rückblenden doch immerhin geeignet sind, zu erörtern, wie die Prinzessin in ihre brenzlige Lage hat kommen können. Brenzlig daher, weil sie mitnichten übermächtig oder schier unbesiegbar wirkt, sondern sich sichtlich verausgaben muss, um gegen ihre Kontrahenten zu bestehen, was auch ihr Prinzessinnen-Outfit zunehmend in Mitleidenschaft zieht, auch wenn das eher von ihr selbst demontiert wird, um nicht ständig über Schleppe und Tüll stolpern zu müssen.

Szenenbild aus The Princess | © 20th Century Studios
© 20th Century Studios

Ihr entgegen stellen sich ansonsten einerseits gesichtslose Massen aus Soldaten, wobei Regisseur Le-Van Kiet durchaus Wert darauf legt, dass die ebenfalls mit Alleinstellungsmerkmalen glänzen, andererseits aber vor allem die mit der Peitsche kämpfende Moira, dargestellt von Olga Kurylenko (Black Widow), die spürbar Gefallen an der Rolle findet, gerne aber noch etwas mehr hätte zu tun bekommen dürfen. Gleiches gilt für Fiesling Lord Julius, der von Dominic Cooper (Preacher) gewohnt routiniert zum Besten gegeben wird, aber auch kaum etwas hat, was ihn länger in Erinnerung bleiben ließe. Doch obwohl seine Figur – im Gegensatz zur Prinzessin – sogar einen Rollennamen hat, kommt es darauf selbstredend gar nicht an, denn erzählerisch ist das natürlich alles oberflächlich sondergleichen, dramaturgisch ebenfalls ziemlicher Nonsens und allgemein schlichtweg etwas, das unterhalten und bespaßen soll, was in dem Fall trefflich gelingt, auch wenn man eben Abstriche dahingehend machen muss, dass die Rückblenden zu lang, zu häufig und zu überflüssig geraten sind. Der Rest dafür braucht sich im Genre-Vergleich nicht verstecken, zumal der simple Kniff, die Angelegenheit ins Mittelalter zu verlegen und dabei eine kampferprobte Prinzessin in den Mittelpunkt zu stellen, ungemein effektiv ist.

Fazit & Wertung:

Die Prämisse von The Princess ist so simpel wie effektiv und es macht enorm Laune, die wehrhafte Prinzessin bei ihrem Kampf quer durchs Schloss zu begleiten, zumal Choreo und Inszenierung jederzeit zu überzeugen wissen. Störend fallen da lediglich die viel zu häufigen, den Film unnötig ausbremsenden Rückblenden ins Gewicht, die man leider nicht sehr elegant in den sonst so schmissigen Reigen eingearbeitet hat.

7 von 10 chancenlosen Schergen

The Princess

  • Chancenlose Schergen - 7/10
    7/10

Fazit & Wertung:

Die Prämisse von The Princess ist so simpel wie effektiv und es macht enorm Laune, die wehrhafte Prinzessin bei ihrem Kampf quer durchs Schloss zu begleiten, zumal Choreo und Inszenierung jederzeit zu überzeugen wissen. Störend fallen da lediglich die viel zu häufigen, den Film unnötig ausbremsenden Rückblenden ins Gewicht, die man leider nicht sehr elegant in den sonst so schmissigen Reigen eingearbeitet hat.

7.0/10
Leser-Wertung 7/10 (2 Stimmen)
Sende

The Princess ist seit dem 22.07.22 bei Disney+ verfügbar.
vgw

Sharing is Caring:

Hinterlasse einen Kommentar