Review: The King’s Man – The Beginning (Film)

Kaum zu glauben, aber ich habe tatsächlich mal wieder einen Film geschaut und auch wenn der jetzt nicht direkt ein Meisterwerk war, würde ich doch gerne mal wieder darüber sprechen, wie ich ihn so fand.

The King’s Man
The Beginning

The King’s Man, UK/USA 2021, 131 Min.

The King's Man – The Beginning | © Walt Disney
© Walt Disney

Regisseur:
Matthew Vaughn
Autoren:
Matthew Vaughn (Drehbuch)
Karl Gajdusek (Drehbuch)
Mark Millar (Comic-Vorlage)
Dave Gibbons (Comic-Vorlage)

Main-Cast:
Ralph Fiennes (Orlando Oxford)
Gemma Arterton (Polly)
Rhys Ifans (Grigori Rasputin)
Harris Dickinson (Conrad Oxford)
Djimon Hounsou (Shola)
in weiteren Rollen:
Matthew Goode (Morton)
Tom Hollander (King George / Kaiser Wilhelm / Tsar Nicholas)
Daniel Brühl (Erik Jan Hanussen)
Charles Dance (Kitchener)

Genre:
Action | Abenteuer | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus The King's Man – The Beginning | © Walt Disney
© Walt Disney

In jungen Jahren muss Conrad beobachten, wie seine Mutter Emily bei einem Einsatz für das Rote Kreuz von einem Scharfschützen getötet wird und noch in ihren letzten Momenten schwört ihr Mann Orlando ihr, den gemeinsamen Sohn fortan vor allen Gefahren zu beschützen und von jedwedem Krieg fernzuhalten. Jahre später, Conrad befindet sich an der Schwelle zum Erwachsensein, bricht der Erste Weltkrieg aus und der Teenager will sich freiwillig zur Armee melden und versteht nicht, dass sein Vater so vehement dagegen ist. Derweil schart eine mysteriöse Gestalt im Verborgenen so einiges an Intriganten und Einflüsterern um sich, die ihrerseits die europäischen Herrscherhäuser infiltrieren und gegeneinander ausspielen sollen, um Schottland zu alter Größe zurückzuführen. Der britische Herzog Orlando Oxford scheint von dem zunächst unbehelligt, doch seine Kontakte reichen weit und sein Wissen um die Gräuel des Krieges sitzt tief, so dass er sich letztlich zu handeln gezwungen sehen könnte…

Rezension:

Ich habe mich ja durchaus enorm auf The King’s Man: The Beginning gefreut, auch wenn ich einen dritten Kingsman-Teil noch lieber gesehen hätte, doch habe ich nun immerhin endlich das nachgeschobene Prequel nachgeholt, das seinerseits die Entstehung des Geheimbunds erklären und umreißen soll. Was das angeht, scheitert der Film aber eigentlich schon krachend, denn man wird bald im Film bemerken, dass ein Großteil der Strukturen, der Geheimniskrämerei, der Methoden schon längst vorhanden ist, wenn wir als Zuschauer in die Geschichte eintreten, so dass man hofft, Regisseur und Drehbuchautor Matthew Vaughn würde das ansonsten mit gelungenem und überzeugendem Storytelling wettmachen können. Leider ist dem nur in begrenztem Maße so, denn auch wenn der Film mit mehr als zwei Stunden gewohnt ausladend daherkommt, wirkt er dennoch heillos überfrachtet und versucht tatsächlich, eine mehrere Jahrzehnte und mehrere Kontinente umspannende Story in dieses Zwei-Stunden-Korsett zu pressen und dabei noch persönliche Dramen, moralische Ambivalenz und nicht zuletzt globale Konflikte zu verhandeln.

Szenenbild aus The King's Man – The Beginning | © Walt Disney
© Walt Disney

Ein immens großes Problem für den Film ist aber meines Erachtens vor allem der ernste, um nicht zu sagen fatalistische und ungemein grimmige Erzählton, denn während die ersten beiden Kingsman-Filme vordergründig für eine Menge Spaß und Action gestanden haben, sichtlich Freude an der Over-the-Top-Attitüde des Stoffes hatten und reichlich Sympathie für Comic Relief mit sich gebracht haben, gibt sich The King’s Man deutlich geerdeter und wenn ich es nicht besser wüsste, hätte ich prompt behauptet, dass hier ein gänzlich anderes Team verantwortlich gezeichnet hat und eben nicht etwa Vaughn, der die Filmreihe seit jeher betreut. Allein durch den Weltkriegshintergrund und manch schockierende Gewaltspitze ist es sogar der Film, der dir quasi im Nachgang das schlechte Gewissen liefert, überhaupt gelacht zu haben, wenn in den anderen Teilen der Reihe jemand auf gewollt absurde Art getötet worden ist. Nur manchmal mag durchscheinen, dass man hier ein ähnlich übersteuertes Vergnügen im Sinn gehabt haben könnte, wenn etwa Rhys Ifans (Official Secrets) seine Sternstunde als Grigori Rasputin hat und zum tänzelnden Zweikampf lädt, wobei selbst diese für sich genommen absurde Szene im größeren Kontext mehr wie ein Fremdkörper wirkt und viel darüber aussagt, wie sich dieses Prequel selbst betrachtet und inszeniert wissen will. Ausgerechnet die aber, die Fans der anderen zwei Filme sind, könnten sich womöglich hier aber auf den Schlips getreten fühlen, während es ansonsten grundsätzlich kein schlechter Film sein mag.

Das geht schon damit los, dass Ralph Fiennes (The Menu) natürlich erwartungsgemäß abliefert und das zugegebenermaßen schwere Erbe von Colin Firth mit Bravour antritt. Ketzerisch könnte man fast fragen, warum es sich überhaupt um die Vorgeschichte der Kingsmen hat handeln müssen, denn ohne die entsprechende Erwartungshaltung im Hinterkopf hätte die Geschichte womöglich sogar besser funktioniert (auch wenn man dann besser auf Rasputins Tanz-Kampfstil hätte verzichten müssen). Sei es drum, macht The King’s Man: The Beginning allein schon dank seiner formidablen Besetzung Spaß, auch wenn zugegebenermaßen niemand die ihm gebührende Leinwandzeit bekommt, ob es sich dabei um Charles Dance (The Widow) und Matthew Goode (Silent Night) handelt oder Tom Hollander (The Night Manager), der hier gleich drei Könige verkörpern darf. Vor allem aber macht es das Werk natürlich in seiner Substanz nicht besser, wenn man durch bekannte Gesichter davon abgelenkt werden soll, was hier eigentlich für ein aberwitziges Treiben herrscht. Aberwitzig in dem Fall aber leider meist nur, was man sich alles für einen einzelnen Film vorgenommen hat und nicht etwa, wie superb einfallsreich das alles inszeniert wäre.

Szenenbild aus The King's Man – The Beginning | © Walt Disney
© Walt Disney

Zugegeben, es gibt diese Momente, es gibt großartige Szenen und bewegende, intensive Momente, es gibt Einfallsreichtum und es gibt Mut zur Übertreibung, doch ist die Mischung einfach so uneinheitlich, so beliebig und verquer, dass sich bei The King’s Man selten ein Gefühl von Kohärenz oder auch Spannung einstellen mag, weil man viel zu sehr damit beschäftigt ist, von Schauplatz zu Schauplatz zu hetzen, gleichwohl zunächst ausgerechnet Protagonist Orlando Oxford (Fiennes) eine ziemlich passive Rolle einnimmt, während Sohn Conrad (Harris Dickinson, See How They Run) da ungleich tatkräftiger daherkommt. Gemma Arterton (Ihre beste Stunde) und Djimon Hounsou (Im Netz der Versuchung) vermögen auch nur wenige Akzente zu setzen und so ist es am Ende irgendwie ein Film voller bekannter Gesichter, hinter denen aber leider nur selten spannende Figuren stecken, während es den meisten genügen muss, fiktionalisierte Interpretationen historischer Charaktere zu sein, die sich in dieser Alternativrealität tummeln, die darauf fußt, dass ein dubioser "Hirte" aus dem Verborgenen heraus einen Weltkrieg vom Zaun bricht. Das ist alles kein Totalausfall, wie manche Kritikerstimme nahelegen würde, aber eben auch qualitativ weit entfernt von der Güte der anderen Franchise-Vertreter, zumal man eben in vielerlei Hinsicht besser gefahren wäre, die Story als Standalone-Projekt zu vermarkten.

Fazit & Wertung:

Matthew Vaughn versucht sich mit The King’s Man: The Beginning am unweigerlichen Prequel zu seinen zwei gefeierten Comic-Adaptionen des Mark-Millar-Originals, scheitert aber vielerorts am eigenen Anspruch. So tummeln sich hier viel zu viele bekannte Gesichter ohne tieferen Sinn oder Mehrwert in einer heillos überfrachteten Geschichte, die zudem mit ihrer neu entdeckten Ernsthaftigkeit dazu führt, dass man sich beinahe schlecht fühlt, bei den vorangegangenen zwei Filmen Gewalt als unterhaltsames Stilmittel betrachtet zu haben.

6,5 von 10 gegeneinander ausgespielte Kriegsparteien

The King's Man – The Beginning

  • Gegeneinander ausgespielte Kriegsparteien - 6.5/10
    6.5/10

Fazit & Wertung:

Matthew Vaughn versucht sich mit The King’s Man: The Beginning am unweigerlichen Prequel zu seinen zwei gefeierten Comic-Adaptionen des Mark-Millar-Originals, scheitert aber vielerorts am eigenen Anspruch. So tummeln sich hier viel zu viele bekannte Gesichter ohne tieferen Sinn oder Mehrwert in einer heillos überfrachteten Geschichte, die zudem mit ihrer neu entdeckten Ernsthaftigkeit dazu führt, dass man sich beinahe schlecht fühlt, bei den vorangegangenen zwei Filmen Gewalt als unterhaltsames Stilmittel betrachtet zu haben.

6.5/10
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