Kommen wir heute zu einem Film, den ich bereits irgendwann im Dezember gesehen habe, der aber zugunsten von aktuelleren, besseren oder weihnachtlicheren Filmen immer wieder nach hinten verschoben worden ist, so dass er nun erst dieses Jahr an dieser Stelle erscheint.
Summer of 84
Summer of 84, USA/CA 2018, 105 Min.
© Pandastorm Pictures
François Simard
Anouk Whissell
Yoann-Karl Whissell
Matt Leslie
Stephen J. Smith
Judah Lewis (Tommy ‘Eats’ Eaton)
Caleb Emery (Dale ‘Woody’ Woodworth)
Tiera Skovbye (Nikki Kaszuba)
Rich Sommer (Wayne Mackey)
Drama | Horror | Mystery
Trailer:
Inhalt:
© Pandastorm Pictures
Davey, Tommy, Dale und Curtis führen ein vergleichsweise behütetes Leben in einer typischen amerikanischen Vorstadt der achtziger Jahre, auch wenn ihre Familien allesamt so mit ihren Problemen zu kämpfen haben. Als einmal mehr die Berichterstattung davon berichtet, dass schon seit mehreren Jahren immer wieder Jugendliche in der Region verschwinden, versteift sich Davey recht bald auf die Annahme, sein Nachbar, der Polizist Wayne Mackey könne der Täter sein. Was als fixe Idee beginnt, nimmt recht bald ungeahnte Ausmaße an, als die vier Freunde beginnen, Mackey zu beschatten und immer neue Indizien finden, die ihn als Verantwortlichen in Frage kommen lassen. Von ihrem Verdacht erzählen die Jungs zunächst niemandem, doch über kurz oder lang werden sie sich an ihre Eltern wenden müssen, um Wayne das Handwerk zu legen. Ob die ihnen allerdings glauben oder das Ganze als überbordende Fantasie gelangweilter Teenager abtun werden, steht auf einem anderen Blatt…
Rezension:
In dem Bestreben, auch öfter mal auf das verfügbare Prime-Angebot zurückzugreifen und nicht immer nur die eigens gekauften Blu-rays in den Player zu legen, stieß ich jüngst auf Summer of 84, der mir beim Stöbern zwar schon des Öfteren begegnet war, mich aber nie soweit hat reizen können, dass ich bereit gewesen wäre Geld zu investieren. Nichtsdestotrotz kann ja eine an die glorreiche Ära der mit jugendlichen Protagonisten ausstaffierten Abenteuerfilme der Achtziger so verkehrt nicht sein und tatsächlich gelingt es den drei verantwortlichen Regisseuren, deren spezifisches Flair bewusst wiederzubeleben. Darüber hinaus allerdings gibt es leider kaum Neues an der Front zu verzeichnen und François Simard sowie Anouk und Yoann-Karl Whissell begnügen sich tatsächlich damit, eine Geschichte im selben Stil zu erzählen, ohne etwas Innovatives oder gar Eigenes der Rezeptur beizumischen, was insofern bedauerlich ist, da der Film handwerklich gelungen daherkommt und im besten Sinne wie aus der Zeit gefallen wirkt, also genau die – auch namensgebenden – Achtziger wiederzubeleben vermag.
© Pandastorm Pictures
Der unverbrauchte und mit überwiegend unbekannten Gesichtern bestückte Cast – einzig Judah Lewis war mir bisher dank The Babysitter bewusst ein Begriff – tut hierbei sein Übriges, dem Geschehen eine gewisse Authentizität angedeihen zu lassen, doch leider fiel den Autoren Matt Leslie und Stephen J. Smith dann doch nichts Besseres ein, als im Grunde jeden von ihnen ein bestimmtes Klischee, einen bestimmten Stereotyp erfüllen zulassen, was darüber hinaus auch für deren Familien gilt, die – für Achtziger-Filme dieser Art typisch – so unter ihren eigenen Problemen zu leiden haben, während die Jungs sich gegenseitig Halt und Beistand geben. Das alles könnte sogar funktionieren oder den Film veredeln, doch wird mit verstreichender Laufzeit deutlich, dass all das nur Zitate und Reminiszenzen sind, denn allein die unterschiedlichen Familienprobleme dienen keinem tieferen Zweck, werden kaum weitergehend thematisiert, geschweige denn aufgelöst. Aus den klischeebehafteten Figuren wissen die Verantwortlichen dann leider ebenso wenig zu machen, so dass auch das obligatorische Mädchen von nebenan (Tiera Skovbye, Riverdale) kaum an Profil gewinnt, sondern eben zuvorderst hübsch anzuschauendes Love-Interest für den deutlich jüngeren Davey (Graham Verchere) darstellt.
Das Feeling der damaligen Zeit heraufzubeschwören, geschieht dann auch eher mittels Holzhammer-Methode und die obligatorischen Erwähnungen von Stephen Spielberg und einschlägigen Film-Produktionen der damaligen Zeit wirken zunehmend bemüht, während auch die Dialoge der vier Jungs untereinander sowie ihre Gruppendynamik mehr den üblichen Gesetzmäßigkeiten folgt, als dass sie sich organisch oder authentisch anfühlen würde. Hier verschenkt Summer of 84 tatsächlich einiges an Möglichkeiten, sich an die offenkundig huldvoll verehrten Achtziger anzubiedern, weil es weder Kommentar noch Hommage oder ironische Überhöhung ist, sondern im Grunde nur eine plumpe Nacherzählung, nach der den Autoren und Regisseuren der Sinn stand. So wirkt der Film zwar wie einem vergangenen Jahrzehnt entsprungen, was sicherlich auch dessen Anspruch war, schafft es aber nicht, dieselbe Nostalgie oder auch Naivität zu vermitteln, weil viele der damals beliebten Versatzstücke heutzutage schlichtweg nicht mehr up-to-date wirken. Einen gewissen Unterhaltungswert hat der Film freilich trotzdem und zumindest auf das Kopieren versteht er sich, muss sich im Umkehrschluss aber die Frage gefallen lassen, warum man dann nicht gleich zu einem der einschlägigen Klassiker greift, die hier referenziert werden.
© Pandastorm Pictures
Fernab dessen, ihn mit einschlägigen Klassikern des Genres und der Ära zu vergleichen – was Summer of 84 selbst provoziert – macht die Produktion derweil eine grundsolide Figur und offeriert gediegene Kurzweil. Dabei zeigt sich aber eben auch, dass es nicht unbedingt genügt, handwerklich gelungen zu kopieren, denn auch wenn man sich das alles ohne aufkommende Langeweile ansehen kann und der allgemeine Look gelungen ist, fehlen schlichtweg die Überraschungen, das Unerwartete und Neue. Schlussendlich ist es dann der unter Verdacht geratende Polizist Wayne Mackey, seinerzeit verkörpert von dem vergleichsweise bekannten Rich Sommer (GLOW), der noch am ehesten dazu beiträgt, die Chose zu einer lohnenswerten Betrachtung zu machen, zumal hier in punkto Szenenaufbau, Andeutungen und Dialogzeilen die wenigen Highlights zu finden sind. So ist eine jede Einstellung mit dem undurchsichtigen Nachbar von einer gewissen Intensität und Bedrohlichkeit beseelt, wohingegen der Rest des Plots schlichtweg zu unspektakulär und generisch geraten ist, um wirklich zu fesseln.
Summer of 84
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Hinter der Vorstadt-Idylle lauernde Gefahren - 5/10
5/10
Fazit & Wertung:
Der auf nostalgisches Flair setzende Summer of 84 ist zwar gut darin, die Achtziger und deren einschlägige Film-Klassiker zu kopieren und referenzieren, schafft es aber kaum, dem Thema neue Aspekte oder Sichtweisen abzuringen, so dass der Plot und auch viele der angerissenen Themen nur mäßig spannend in Szene gesetzt wirken und man das Gefühl nicht los wird, das alles schon mal in überzeugenderer Form gesehen zu haben.
Summer of 84 ist am 26.10.18 auf DVD und Blu-ray bei Pandastorm Pictures erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!