Passend zum Donnerstag habe ich mal wieder genau den richtigen Film im Gepäck, auch wenn es jetzt schon eine ganze Weile zurückliegt, dass ich den gesehen habe und er darüber hinaus doch leider seiner Natur nach sehr vergessenswert ist, aber gut, ein paar Worte werde ich dazu noch finden.
Ein Rezept für die Liebe
Little Italy, CA/USA 2018, 102 Min.
© Capelight
Donald Petrie
Steve Galluccio
Vinay Virmani
Adam Ferrara (Sal Angioli)
Gary Basaraba (Vince Campo)
Linda Kash (Amalia Campo)
Cristina Rosato (Gina)
Danny Aiello (Carlo Campo)
Andrea Martin (Franca Angioli)
Romantik | Komödie
Trailer:
Inhalt:
© Capelight
Während der aufstrebenden Jungköchin Nikki Angioli eine Karriere als Top-Köchin in einem renommierten Restaurant winkt, kehrt sie zunächst zeitweilig in ihre alte Heimat nach Kanada zurück, wo ihre Familie in Toronto eine erfolgreiche Pizzeria führt. Einst wurde die gemeinsam mit der Familie Campo betrieben, doch die Familienoberhäupter, Nikkis Vater Sal und Vince Campo, haben sich vor Jahren zerstritten und seitdem gibt es zwei, nebeneinander liegende, rivalisierende Pizzerien. Mit entsprechendem Argwohn wird auch quittiert, dass Nikki ihre Zeit wieder mit ihrem Jugendfreund Leo Campo zu verbringen beginnt. Für den entwickelt Nikki alsbald ungeahnte Gefühle, doch nicht nur die Familienfehde ist ein Problem, nein, eigentlich war ihr Besuch ja lediglich als Stippvisite geplant…
Rezension:
Ich brauche wohl niemandem gesondert verraten, dass es im Fall von Ein Rezept für die Liebe einzig und allein Emma Roberts gewesen ist, die mich dazu bewogen hat, dem im Original schlicht – und passender – als Little Italy betitelten Streifen eine Chance zu geben und so ist sie dummerweise auch einer der wenigen Lichtblicke in einem doch sehr bemüht zusammengeschusterten Streifen. Der dürfte im Übrigen weit weniger RomCom sein, als das Publikum erwarten mag, weist aber auch als reine Komödie kaum nennenswerte Qualitäten auf und vergreift sich des Öfteren sogar tatsächlich gehörig im Ton. Über Geschmack kann man bekanntermaßen streiten und wenn die Gags bei mir nicht zünden mochten, mag das in erster Linie mein eigenes Problem sein, doch wenn hier des Witzes wegen sexuelle Belästigung und Übergriffe thematisiert werden, die allein deshalb witzig sein "sollen", weil die klassischen Geschlechterrollen vertauscht werden, dann ist das keine Frage des Geschmacks sondern der Pietät. Ganz davon abgesehen wirkt die merkwürdig diffuse Mischung aus verklemmt und frivol auch nicht gerade stimmig und stört in einem ansonsten auffallend auf familientauglich getrimmten Film mehr, als dass sie ihn bereichert.
© Capelight
Diese unausgegorene bis fragwürdige Art der Inszenierung zeiht sich derweil durch den gesamten Film und so wird es mir auf ewig ein Rätsel bleiben, wer auf die glorreiche Idee gekommen sein mag, den Zuschauern insbesondere den namhafteren Teil der Besetzung, von Roberts über Christensen bis hin zu Alyssa Milano als ItalienerInnen verkaufen zu wollen. Dazu gehört natürlich auch ein entsprechend klischeehafter Akzent, den man ebenso den beiden Quoten-Indern in den verfeindeten Pizzerien angedeihen lässt, die ebenfalls ein mehr als zweifelhaftes Zeugnis davon liefern, welcher Menschenschlag hier für die Produktion dieser kruden Chose verantwortlich zeichnet. Denn nicht nur würde man meinen, dass man heutzutage weiter ist, was kulturelle Vielfalt und deren adäquate Repräsentation angeht, nein, man merkt eben auch deutlich, dass hier ebenfalls zugunsten des Humors auf billigste Klischees und Stereotypen abgestellt wird, was so ziemlich das genaue Gegenteil von clever, intelligent oder auch nur unterhaltsam sein dürfte.
In Sachen Plot hat sich derweil bei Ein Rezept für die Liebe ebenfalls niemand ein Bein ausreißen müssen und so ist natürlich vom ersten Moment an abzusehen, wohin die Reise geht für Nikki (Emma Roberts, Scream Queens), deren Grund für ihre Stippvisite daheim schon mehr als fadenscheinig wirkt und entsprechend auch den überwiegenden Teil der Laufzeit keine Rolle mehr spielt. Hayden Christensen (Outcast) als Leo Campo trifft es im Grunde noch härter, während die beiden sich in einer mehr als offenkundigen Romeo-und-Julia-Konstellation bewegen. Auch hier greift man auf alles zurück, was die Mottenkiste hergibt und so sind es natürlich einzig die Familienväter, die einen Zwist miteinander haben, während sich deren Ehefrauen heimlich am Gartenzaun begegnen, ganz davon abgesehen, dass zwei nebeneinander liegende Pizzerien natürlich auch einfach wirtschaftlich selten dämlich sind und man doch meinen würde, dass sich die Familien nach ihrem Zerwürfnis darum bemühen würden, etwas mehr Raum zwischen sich zu bringen als lediglich eine Hauswand. Das mögen nicht die Dinge sein, auf die man bei dieser Art Film am ehesten achten würde, doch fallen sie eben dadurch doppelt negativ ins Gewicht, dass sie sich zu einer ganzen Reihe anderer, inszenatorisch fragwürdiger Entscheidungen gesellen.
© Capelight
Die verkitschte Art der Inszenierung von Little Italy in Toronto ist da im Grunde nur noch das i-Tüpfelchen und könnte schon wieder charmant wirken, wenn da nicht der Rest der Inszenierung wäre, der eben einen mehr als faden Beigeschmack hinterlässt und aus einer leichtfüßigen Komödie tendenziell doch eher ein Ärgernis werden lässt, weshalb ich den Film nicht einmal bei geringsten Ansprüchen wirklich empfehlen kann, auch wenn er natürlich einige sympathische Szenen und Momente in sich birgt. Ein Rezept für die Liebe wird aber leider überschattet von der uninspirierten Prämisse, einem mäßig zielführenden Storytelling und eben kruden Witzen und angestrengt wirkendem Humor, der einem schon des Öfteren sauer aufstoßen könnte. Bezeichnend in dem Zusammenhang, dass das Unterhaltsamste und Gelungenste an dem Film die verpatzten Szenen zu Beginn des Abspanns sind, die man sich dann durchaus auch mal ansehen kann, wohingegen der Rest der Produktion mit gutem Gewissen übersprungen werden kann.
Ein Rezept für die Liebe
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Schmackhafte Pizzen - 3.5/10
3.5/10
Fazit & Wertung:
Regisseur Donald Petrie kredenzt mit Ein Rezept für die Liebe eine nicht nur uninspirierte, sondern oft regelrecht ärgerliche Aneinanderreihung von Klischees, Vorurteilen und Stereotypen. Da hilft dann auch eine gewohnt charmante Emma Roberts nicht, zumal man ihr nicht abkaufen mag, Teil einer italienischen Familie zu sein, was nur eines von vielen, essenziellen Problemen an dem Streifen ist.
Ein Rezept für die Liebe ist am 25.03.19 auf DVD und Blu-ray bei Capelight erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!