Review: Da scheiden sich die Geister (Film)

Und da bin ich auch schon wieder und habe mir jüngst einen Film zu Gemüte geführt, von dem ich jetzt dann mal wieder erzähle.

Da scheiden sich die Geister

Blithe Spirit, UK/USA/AU 2020, 99 Min.

Da scheiden sich die Geister | © PLAION PICTURES
© PLAION PICTURES

Regisseur:
Edward Hall
Autoren:
Nick Moorcroft (Drehbuch)
Meg Leonard (Drehbuch)
Piers Ashworth (Drehbuch)
Noël Coward (Theaterstück)

Main-Cast:
Dan Stevens (Charles Condomine)
Leslie Mann (Elvira Condomine)
Isla Fisher (Ruth Condomine)
Judi Dench (Madame Cecily Arcati)
in weiteren Rollen:
Emilia Fox (Mrs Bradman)
Julian Rhind-Tutt (Mr Bradman)
Adil Ray (Mandeep Singh)
Michele Dotrice (Edna)
Aimee-Ffion Edwards (Edith)

Genre:
Komödie | Fantasy | Romantik

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Da scheiden sich die Geister | © PLAION PICTURES
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Im Jahre 1939 leidet der erfolgreiche, nahe London residierende Schriftsteller Charles Condomine unter einer ziemlichen Schreibblockade, die verhindert, dass er sich dem Drehbuch widmet, das vom Vater seiner zweiten Ehefrau Ruth in Auftrag gegeben worden ist. Nun erhofft er sich Inspiration bei einer Séance und gedenkt, sich einige Zaubertricks von Madame Arcati abgucken zu können, um diese für seine Geschichte verwerten zu können. Am nächsten Morgen aber staunt Charles nicht schlecht, denn vor ihm steht seine vor sieben Jahren verstorbene Ex-Ehefrau Elvira und ist ziemlich aufgebracht, was er mit dem gemeinsamen Anwesen angestellt hat. Die Nachricht, tot zu sein, verkraftet sie kaum besser, fängt sich aber, auch wenn sie sich zunehmend zum Störfaktor mausert. Denn gleichwohl nur Charles sie sehen kann, was ihn zunehmend Nerven kostet, findet Elvira doch auch Mittel und Wege, Einfluss auf ihre Umwelt zu nehmen und vor allem die verhasste Nebenbuhlerin Ruth anzugehen, die wiederum zunehmend am Geisteszustand ihres Mannes zu zweifeln beginnt…

Rezension:

Bereits 1941 verfasste Noël Coward sein Stück Blithe Spirit und die Geisterkomödie mauserte sich prompt zu einem veritablen Erfolg, der es vom Londoner West End auch schnell an den Broadway und in letzter Konsequenz ins Kino geschafft hat, dort hierzulande ebenfalls schlicht als Geisterkomödie betitelt. Nun mag es im Laufe der Jahrzehnte noch zahlreiche weitere Adaptionen gegeben haben, doch einer der neuesten Versuche, die Geschichte neu und modern – aber weiterhin in den 1930ern verortet – zu interpretieren, ist nun also Da scheiden sich die Geister. Der, das schicke ich gleich mal vorweg, hätte allerdings bedeutend schmissiger und spritziger daherkommen können, denn auch wenn man den Wahnsinn, das Anarchische und den (britischen) Humor nebst Slapstick-Einlagen sieht, nein, erahnt, wäre da noch deutlich mehr drin gewesen, wenn man etwas stilsicherer zwischen den tonalen Einschlägen zu changieren gewusst und sich ganz allgemein klarer über die Ausrichtung des Films gewesen wäre.

Szenenbild aus Da scheiden sich die Geister | © PLAION PICTURES
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So bin ich grundsätzlich ein großer Fan von Dan Stevens (Die Schöne und das Biest) und im Grundsatz gibt er hier auch einen herrlich abgespannten und entnervten Charles Condomine, doch wirkt sein Abstieg ins Wahnhafte bis Wahnsinnige – sicherlich auch dem Skript geschuldet – zuweilen etwas sehr sprunghaft und man muss sich mühen, zu glauben, wie sehr es ihn schlaucht, ständig seiner toten Ex zu begegnen. Okay, klar, manches wird im Verlauf klarer und zunächst liegen Dinge nicht auf dem Tisch, die erst später aufgeklärt werden, doch hapert es dennoch am dramaturgischen Feinschliff. Ganz ähnliches gilt für Isla Fisher (Die Jones), die ja auch schon des Öfteren ihr komödiantisches Talent unter Beweis stellen durfte, und die als Ruth auch gar wunderbar mit Dans Charakter harmoniert, aber eben auch im Grunde zu früh zu überreizt wirkt, als dass noch Raum für eine ausgewogene Steigerung der Gemütswallungen wäre. Ein Stück weit mag das auch den Charme des Films ausmachen, doch wirkt es eben auch so, als würde man mit Lautstärke und Manie über die grundsätzliche Harmlosigkeit des Gezeigten hinwegtäuschen wollen.

Denn wirklich garstig, bissig, schwarzhumorig wird es leider extrem selten und wenn überhaupt zum Ende hin, obwohl die ganze Thematik soviel in dieser Hinsicht hergegeben hätte. Stattdessen werden einem dann lieber Schenkelklopfer wie "Ghostwriter" kredenzt, wenn Charles‘ Geister-Ex Elvira ihm bei seinem Drehbuch hilft. Auch trockene Situationskomik scheitert zuweilen an schlechtem Timing oder zu unaufgeregter Darbietung, so dass man schon fein aufpassen muss, um über Dialoge wie "Ich hoffe, es macht nicht abhängig!" – "Oh, keine Sorge deswegen, ich nehme es selbst schon seit Jahren" zumindest schmunzeln zu können. Lobend hervorheben in dem Reigen darf man derweil sowohl Leslie Mann (The Bubble) als geisterhaft zurückgekehrte Ex-Ehefrau Elvira, die eine vergleichsweise üppige Klaviatur an Gemütszuständen und Graden der Garstigkeit geben darf, als auch Dame Judi Dench (Mord im Orient-Express) als Medium Madame Arcati, die hier vollkommen schmerzbefreit den Mut zur Selbstironie und Slapstick propagiert und einen zwar kleinen, aber umso erinnerungswürdigeren Part einnimmt.

Szenenbild aus Da scheiden sich die Geister | © PLAION PICTURES
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Ebenfalls in Erinnerung bleiben dürfte die opulente Ausstattung, was einerseits das Anwesen nebst Interieur, Möbel und Farbgebung angeht, andererseits natürlich die Mode, denn alles zusammengenommen werden hier schon ordentliche Geschütze aufgefahren und es macht einfach Spaß, dieser farbenfrohen Inszenierung beizuwohnen. Wenn, ja wenn da die Geschichte doch nur annähernd mithalten und sich ähnlich spritzig und detailverliebt präsentieren würde. Da allerdings gibt es zu viel, was nicht vollends überzeugt – ganz davon abgesehen, dass man sich natürlich als Verfilmung eines Theaterstücks und gleichzeitig Remake eines Kinofilms auch unweigerlich dem Vergleich mit den originären Werken preisgibt und hier muss dann eben kritisch nachgefragt werden, ob diese Neuinterpretation denn nun wirklich ihre Daseinsberechtigung hat. Was das angeht, ist Da scheiden sich die Geister sicherlich noch ein kurzweiliges Sehvergnügen für zwischendurch, aber die Qualitäten, die das Stück von 1941 zu einem Welterfolg gemacht haben, sucht man hier definitiv vergebens.

Fazit & Wertung:

Edward Hall präsentiert mit Da scheiden sich die Geister eine Neuinterpretation des Theaterstücks Blithe Spirit von vor 80 Jahren und liefert hierbei grundsolide ab, lässt es aber an Esprit, komödiantischem Timing sowie Biss mangeln, was der durchaus fähige und spielfreudige Cast leider nur unzureichend zu kaschieren vermag.

6 von 10 geisterhaften Erscheinungen

Da scheiden sich die Geister

  • Geisterhafte Erscheinungen - 6/10
    6/10

Fazit & Wertung:

Edward Hall präsentiert mit Da scheiden sich die Geister eine Neuinterpretation des Theaterstücks Blithe Spirit von vor 80 Jahren und liefert hierbei grundsolide ab, lässt es aber an Esprit, komödiantischem Timing sowie Biss mangeln, was der durchaus fähige und spielfreudige Cast leider nur unzureichend zu kaschieren vermag.

6.0/10
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vgw

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Eine Reaktion

  1. mwj 16. Juli 2023

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