Review: We Have Always Lived in the Castle (Film)

Nachfolgende Rezension ist noch vor der großen Pause entstanden und ich bin doch sehr froh, gerade in den ersten Tagen auf bereits fertiges Material zurückgreifen zu können, zumal ich mich im vergangenen Monat nicht unbedingt motiviert gefühlt habe, neue Texte zu verfassen, während die Zukunft des Medienjournals noch ungewiss schien. Aber hey, langsam fährt die Maschinerie wieder hoch und immerhin die Einleitung habe ich ja auch heute frisch und aus dem Stand verfasst. Nicht viel, aber etwas.

We Have Always Lived in the Castle

We Have Always Lived in the Castle, USA 2018, 90 Min.

We Have Always Lived in the Castle | © Kinostar
© Kinostar

Regisseurin:
Stacie Passon
Autoren:
Mark Kruger (Drehbuch)
Shirley Jackson (Buch-Vorlage)

Main-Cast:
Taissa Farmiga (Merricat Blackwood)
Alexandra Daddario (Constance Blackwood)
Crispin Glover (Uncle Julian)
Sebastian Stan (Charles Blackwood)

Genre:
Drama | Mystery | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus We Have Always Lived in the Castle | © Kinostar/Brainstorm Media
© Kinostar/Brainstorm Media

Die Blackwood-Geschwister Merricat und Constance leben gemeinsam mit ihrem geistig verwirrten, im Rollstuhl sitzenden Onkel Julian abgeschieden und abgeschottet im Familienanwesen und einzig Merricat wird zuweilen noch in die Stadt geschickt, da die Bewohner von Shirleyville für die Blackwoods nichts mehr als Hass und Verachtung übrighaben. Ihr Außenseiterstatus rührt auch daher, dass Jahre zuvor sowohl die Eltern der Geschwister als auch eine Tante und ein jüngerer Bruder zu Tode gekommen sind, vergiftet, weshalb lange Zeit Constance als Hauptverdächtige galt und einzig mangels Beweisen freigesprochen wurde. Die Anfeindungen stören die Schwestern allerdings kaum und die meiste Zeit bleiben sie für sich und in der Sicherheit des Anwesens, doch wird der Frieden nachhaltig gestört, als Cousin Charles in Erscheinung tritt und sich zum neuen Hausherrn aufschwingt, vor allem aber Interesse an dem bis dato unbeachteten Familienvermögen zeigt…

Rezension:

Nachdem ich We Have Always Lived in the Castle gesehen hatte, war mir schnell klar, warum der Film einen solch schweren Stand und teils vernichtende Kritiken kassiert hat, denn wieder einmal dürfte das zu großen Teilen mit der Erwartungshaltung der Zuschauer zusammenhängen. Denn wenn schon offensiv damit geworben wird, dass die Vorlage zum Film aus der Feder von Shirley Jackson stammt und dementsprechend Vergleiche zur Netflix-Serie Spuk in Hill House bemüht werden, dürfte man eine ziemlich klare Vorstellung davon haben, was einen erwartet. Nur dass dem eben nicht so ist und dieser von Stacie Passon inszenierte Film wohl noch am ehesten als Mystery-Drama durchgehen könnte, mit Sicherheit aber nicht als Horrorfilm, was schon einige verprellt haben dürfte, die eben auf echten Nervenkitzel aus gewesen sind. Stattdessen aber steht das Familiendrama rund um die Blackwood-Schwestern im Vordergrund und diesbezüglich macht der oft zu Unrecht verschmähte Film eine formidable Figur.

Szenenbild aus We Have Always Lived in the Castle | © Kinostar/Brainstorm Media
© Kinostar/Brainstorm Media

Vor allem anderen ist es also eine Frage, wie man damit umgeht, eben nicht den erhofften Nervenkitzel serviert zu bekommen, sondern stattdessen ein Drama um menschliche Abgründe serviert bekommt, die sich hier tatsächlich allerorten auftun. Während die Sympathien relativ klar verteilt sind und man sich unweigerlich auf die Seite der Schwestern schlägt, macht Passon aber auch keinen Hehl daraus, dass sie durchaus verschroben und eigenbrötlerisch sind, was ein Stück weit das Verhalten der Dorfbewohner erklärt, aber freilich mitnichten gutheißt. Interessant auch, dass die funktionierende Dynamik der Familie ins Wanken gerät, wenn Cousin Charles (Sebastian Stan, I, Tonya) in Erscheinung tritt, der so etwas wie das Erstarken des Patriarchats verkörpern mag und mit selbstsüchtigen Verhalten und Unterdrückung von sich reden macht, einerseits den im Rollstuhl sitzenden Julian verspottet, andererseits Constance wie eine Hausangestellte behandelt und deren Sympathien für ihn gnadenlos ausnutzt. So ist der Schrecken in We Have Always Lived in the Castle stets hintergründiger, subtiler Natur, vor allem aber ganz in menschlichen Abgründen zu suchen, die sich eben nicht nur bei Charles auftun, auch wenn der noch mitunter am aggressivsten als Antagonist in Szene gesetzt wird.

Im Fokus aber steht die etwas verschrobene Merricat, souverän verkörpert von der gewohnt wandlungsfähigen wie überzeugenden Taissa Farmiga (American Horror Story), aus deren Sicht wir den Geschehnissen des Films beiwohnen. Dadurch ist die Rolle ihrer Schwester Constance weit weniger prägnant und präsent, was allerdings die Qualität der Darstellung seitens Alexandra Daddario (Weg mit der Ex) in keiner Weise schmälert. So glaubt man Farmiga und Daddario vom ersten Moment an, liebende, füreinander einstehende Schwestern zu sein, so unterschiedlich sie vom Typ her auch sein mögen. Einzig ein wenig verschenkt oder zumindest unterfordert wirkt in diesem Kontext Crispin Glover (American Gods) als Onkel Julian, erfüllt innerhalb der Handlung aber freilich seinen Zweck.

Szenenbild aus We Have Always Lived in the Castle | © Kinostar/Brainstorm Media
© Kinostar/Brainstorm Media

So bleibt We Have Always Lived in the Castle die meiste Zeit beklemmendes, aber eben auch sehr getragen erzähltes Familien-Drama, das mit eindrücklicher Atmosphäre und interessanten Charakteren aufwartet, aber eben auch zu kaum einem Zeitpunkt wirklich reißerisch wird, wenn man einmal von wenigen, finalen Entwicklungen absieht. Entsprechend muss man einerseits Geduld mitbringen und andererseits bereit sein, sich der Geschichte zu öffnen, die im Grunde einem eher schlicht gehaltenen Plot folgt, aber eben durch die Art der Erzählung zu punkten versteht, denn Gefahr lauert hier an jeder Ecke, Bedrohungen scheinen zunächst lediglich von außen, später auch aus dem eigenen Haus zu kommen, während es durchaus spannend ist, sich zu fragen, was genau es denn nun mit den Gerüchten um die Blackwoods auf sich haben mag. Hätte der Mystery-Part sicherlich auch ausgeprägter sein können, offeriert Stacie Passon eine wirklich gelungene Buch-Adaption, die eben mehr an falschen Erwartungen krank als sonst etwas.

Fazit & Wertung:

Mit We Have Always Lived in the Castle inszeniert Stacie Passon eine weitere Shirley-Jackson-Adaption, weckt dadurch allerdings auch eine unglückliche, in Richtung Horror weisende Erwartungshaltung, der dieses von Mysterien, Tragik und Verachtung geprägte Drama nicht annähernd gerecht werden kann. Von diesen Vorstellungen losgelöst aber macht der Film eine mehr als gute Figur, zumal sämtliche DarstellerInnen auf ganzer Linie zu überzeugen wissen.

7,5 von 10 Geheimnissen der Familie Blackwood

We Have Always Lived in the Castle

  • Geheimnisse der Familie Blackwood - 7.5/10
    7.5/10

Fazit & Wertung:

Mit We Have Always Lived in the Castle inszeniert Stacie Passon eine weitere Shirley-Jackson-Adaption, weckt dadurch allerdings auch eine unglückliche, in Richtung Horror weisende Erwartungshaltung, der dieses von Mysterien, Tragik und Verachtung geprägte Drama nicht annähernd gerecht werden kann. Von diesen Vorstellungen losgelöst aber macht der Film eine mehr als gute Figur, zumal sämtliche DarstellerInnen auf ganzer Linie zu überzeugen wissen.

7.5/10
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We Have Always Lived in the Castle ist bislang weder auf DVD noch Blu-ray erschienen, aber beispielsweise derzeit im Angebot von Amazon Prime Instant Video enthalten.

Prime:

vgw

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