Review: Gladiator: Die Rom-Serie 9 | Simon Scarrow (Buch)

Und wieder ist es soweit, mich einem Buch zu widmen und eine meiner immer zahlloser werdenden Reihen fortzuführen, wobei es uns diesmal wieder in die Zeit der römischen Antike verschlägt, bevor es demnächst voraussichtlich wieder etwas mehr in Richtung Fantasy gehen wird, aber das ist eine Geschichte für einen anderen Tag.

Gladiator
Die Rom-Serie 9

Gladiator, UK 2009, 544 Seiten

Gladiator von Simon Scarrow | © Heyne
© Heyne

Autor:
Simon Scarrow
Übersetzer:
Norbert Stöbe

Verlag (D):
Heyne Verlag
ISBN:
978-3-453-43506-3

Genre:
Historie | Action | Abenteuer

 

Inhalt:

»Mit dem nächsten Schlag sollten wir Matala erreichen«, erklärte der Kapitän, beschirmte die Augen und blickte zur Küste von Kreta, die steuerbord voraus im Glanz der Abendsonne lag. Neben ihm standen einige seiner Passagiere, ein römischer Senator, dessen Tochter und zwei Centurionen, die alle nach Rom wollten. Sie waren in Cäsarea an Bord gekommen, zusammen mit der Dienerin der Tochter, einem Mädchen aus Judäa.

Vor der Küste Kretas, Anno Domini 49: Ein schwerer Sturm zwingt die auf dem Heimweg nach Rom befindlichen Centurionen Macro und Cato sowie dessen Versprochene Julia und deren Vater, den Senator Sempronius, am Hafen von Matala anzulanden, der ebenfalls von dem Sturm und einem damit einhergehenden Erdbeben heimgesucht und weitestgehend zerstört worden ist. In dem Bestreben, die Lage vor Ort unter Kontrolle zu bekommen, wenden sich die Römer an den Kommandanten der örtlichen Garnisonstruppen, während ihre Hoffnung schwindet, die Insel alsbald verlassen und ihren Weg fortsetzen zu können. Das allerdings sollen nicht ihre größten Probleme bleiben, denn inmitten des Aufruhrs und der Zerstörung erheben sich zahllose Sklaven gegen ihre Herren und rotten sich unter einem gefürchteten Gladiator zu einer regelrechten Streitmacht zusammen, die Kreta regelrecht zu überrollen droht. Nur wenn es Cato und Macro gelingt, die stationierten Kräfte zu bündeln und rechtzeitig Verstärkung anzufordern, haben sie Chancen, den Sklavenaufstand niederzuschlagen…

Rezension:

Ein gutes Dreivierteljahr ist es her, dass ich mich Centurio, dem achten Band von Simon Scarrows Rom-Serie gewidmet habe und langsam überkam es mich, Cato und Macro einen erneuten Besuch abzustatten und so nahm ich mir Gladiator, logischerweise den neunten Teil der Reihe vor, doch das erste Mal überhaupt zeigten sich beim Lesen anscheinend erstere, größere Ermüdungserscheinungen, denn wie schon einmal in der Vergangenheit habe ich den Band mit seinen rund 530 Seiten doch als ein wenig lang, um nicht zu sagen langatmig empfunden, denn es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis die Geschichte wirklich in Gang zu kommen versteht, denn eigentlich sind die beiden Centurionen nebst Senator Sempronius und dessen Tochter Julia auf dem Weg nach Rom, doch statt dort heil und wohlbehalten anzukommen, geraten sie mit ihrem Schiff in einen schweren Sturm, der auch die nahe Insel Kreta in merkliche Mitleidenschaft gezogen hat und von der mangelnden Seetauglichkeit ihres Schiffes ausgehend, weiter über den Willen, die soziale Ordnung auf der Insel wiederherzustellen ausgehend, finden sie sich alsbald inmitten eines ausgewachsenen Sklavenaufstandes wieder, woher dann auch der Titel des Bandes rührt, denn besagte Sklaven werden von niemand Geringerem befehligt als Ajax, dem Sohn des Piraten, den Macro und Cato in Die Prophezeiung des Adlers zur Strecke gebracht haben.

Es war ein hartes Regime, doch das Imperium war wie jede andere zivilisierte Nation, die Cato kannte, auf die Sklaverei angewiesen, um Wohlstand zu schaffen und die Menschenmassen in den Städten zu ernähren. Cato musste an die grausamen Ungerechtigkeiten des Schicksals denken. Die schlimmsten Auswüchse der Sklaverei waren eine Schande für die Menschheit, fand er, selbst wenn das System an sich eine Notwendigkeit darstellte.

So weit, so gut, erklärt das natürlich einerseits Ajax‘ Hass auf Rom im Allgemeinen, aber auch auf die beiden Protagonisten im Besonderen, doch bis es zu einem ersten Aufeinandertreffen überhaupt kommt, vergehen munter mehrere hundert Seiten und alles in allem scheint die Handlung mit all ihren kleinen Fallstricken und Scharmützeln bis dahin nur schwerlich in Fahrt zu kommen, während das Geschehen in seiner Gänze schon auffallend konstruiert wirkt, denn all die Zufälle, die dazu führen, dass die Römer ausgerechnet kurz nach dem verheerenden Erdbeben an der Küste von Kreta anlanden müssen, wo ausgerechnet der in die Sklaverei verkaufte Ajax den Aufstand probt und noch dazu ein persönliches Hühnchen mit den beiden zu rupfen hat, ist nur noch schwerlich wohlwollend hinzunehmen. Die Handlung, die sich vom Süden der Insel ausgehend alsbald nach Norden und später bis nach Ägypten verlagert, weiß derweil zwar mit einigen schönen Einfällen zu punkten, doch auch beispielsweise der Abstecher nach Ägypten wirkt einerseits nur allzu rasch abgehandelt, andererseits wie ein zwar notwendiges, aber sich in die Länge ziehendes Übel.

Interessant ist wiederum der Perspektivenwechsel, der ab und an bei Gladiator zum Tragen kommt und Ajax selbst statt einen der beiden Römer ins Zentrum der Erzählung rückt, was der Figur eine gewisse Tiefe verleiht, die spürbar über den Part des bloßen Antagonisten hinausgeht, doch andererseits wirft Scarrow hier auch mit einigen zudem noch redundanten Plattitüden um sich, die man sich ebenso gut hätte sparen können, zumal man über Ajax‘ Zeit als Gladiator herzlich wenig erfährt. Doch keine Sorge, den Fans der Reihe wird der Band durchaus munden, doch handelt es sich eben um einen der schwächeren Bände, um nicht zu sagen den bis dato schwächsten, der noch dazu durch sein Setting, abgesehen von dem Rückbezug auf die Piratenstory, gänzlich autark daherkommt und weder Vespasian noch Narcissus oder sonst eine bekannte Figur auftauchen lässt, derweil zumindest der kaiserliche Sekretär kurz Erwähnung findet, doch davon abgesehen – und davon, dass der Band die Weichen für den sich anschließenden zehnten Teil stellt – ist man auf Vorkenntnisse nicht wirklich angewiesen.

Jesmiah schaute verängstigt und kam schutzsuchend näher.
Cato fasste sie beim Arm und zerrte sie grob zum Mast. »Mach schon, Mädchen! Es bleibt nicht mehr viel Zeit.«
Als sie bei Macro und Sempronius angelangt waren, drückte Cato Julia und deren Dienerin aufs Deck nieder und ergriff das Ende des Seils, mit dem Macro sich an den Mast gebunden hatte. Als er kurz den Blick hob, sah er, dass die Flutwelle bereits ein ganzes Stück näher gekommen war und mit hoher Geschwindigkeit an der Küste entlangwanderte. Er wirbelte zu den beiden Frauen herum.

Selbst beim Schreibstil meine ich dabei bemerkt zu haben, dass Scarrow schon packendere und übersichtlichere Kampfschilderungen gelungen sind, als man sie in Gladiator findet, doch dafür liegt der letzte Band bereits zu lange zurück, um das stichhaltig beurteilen zu können. Immerhin, sobald die Geschichte ihren Tritt findet wird es zunehmend spannender und im letzten Drittel fliegen die Seiten nur so dahin, wenn es sich der Autor auch hier nicht verkneifen konnte, noch einige Bögen zu schlagen, während das eigentliche Finale meinem Gefühl nach schlussendlich viel zu schnell und abrupt abgehnadelt worden ist. Bleibt indes nur zu hoffen, dass es sich um einen einmaligen Ausrutscher handelt, doch gemessen an der ungebrochenen Beliebtheit der demnächst vierzehnbändigen Reihe sollte wohl davon auszugehen sein und ich freue mich, beizeiten davon berichten zu können.

Fazit & Wertung:

Erstmalig schwächelt Simon Scarrows Rom-Serie mit ihrem neunten Vertreter Gladiator merklich und schafft es nicht, dieselbe Sogwirkung der sonst so packenden Schilderungen zu entfalten, während sich der Autor nach Kräften bemüht, neben Naturgewalten und Sklavenaufständen noch viele weiter Themen in seine Erzählung zu packen, die dadurch zuweilen sowohl langatmig als auch überladen, vor allem aber in diesem Falle extrem konstruiert wirkt.

7 von 10 Lektionen für den jungen Centurio

Gladiator: Die Rom-Serie 9

  • Lektionen für den jungen Centurio - 7/10
    7/10

Fazit & Wertung:

Erstmalig schwächelt Simon Scarrows Rom-Serie mit ihrem neunten Vertreter Gladiator merklich und schafft es nicht, dieselbe Sogwirkung der sonst so packenden Schilderungen zu entfalten, während sich der Autor nach Kräften bemüht, neben Naturgewalten und Sklavenaufständen noch viele weiter Themen in seine Erzählung zu packen, die dadurch zuweilen sowohl langatmig als auch überladen, vor allem aber in diesem Falle extrem konstruiert wirkt.

7.0/10
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Weitere Details zum Buch und dem Autor findet ihr auf der Seite von Heyne. Dort findet sich übrigens auch eine Leseprobe.

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Gladiator ist am 12.09.11 bei Heyne erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den Link und unterstützt damit das Medienjournal!


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Eine Reaktion

  1. V-od.de 11. Dezember 2016

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