Review: Der Klang des Feuers | C. E. Bernard (Buch)

Herrje, jetzt ist das schon wieder so spät geworden, obwohl der Artikel seit Stunden fertig ist. Da habe ich wohl mal wieder unterschätzt, wie lang ich unterwegs sein würde. Aber jeder Artikel wird hier ja ohnehin für die Ewigkeit eingestellt, da ist die Tageszeit auch fast egal.

Der Klang des Feuers
Die Wayfarer-Saga (3)

Towers of Fire (3), UK 2021, 416 Seiten

Der Klang des Feuers von C. E. Bernard | © Penhaligon
© Penhaligon

Autorin:
C. E. Bernard
Übersetzerin:
Charlotte Lungstrass-Kapfer

Verlag (D):
Penhaligon
ISBN:
978-3-764-53265-9

Genre:
Fantasy | Abenteuer | Drama

 

Inhalt:

Weyd wickelte sich fester in seinen Mantel. Längst war dieser nicht mehr blau oder grau: Er hatte die Farben von Schlamm, Erde und Staub angenommen, von jedem Wald, durch den er gewandert, jedem Graben, in dem er in unruhigen Schlaf gesunken, jedem Bach, durch den er gewatet war.

Nach der schicksalsträchtigen Konfrontation und der Eröffnung, um wen es sich bei Ealdre gehandelt hat, ist die Gruppe um Weyd den Wanderer versprengt und buchstäblich in die Himmelsrichtungen verteilt. So begibt sich Weyd nun allein in Richtung Norden, den vergessenen der Türme zu finden, während es die Seefahrerin und den alten Jori gemeinsam mit Andrin nach Süden verschlagen hat und zuletzt Caer und Jelscha viele Meilen nordöstlich von ihnen ihr Glück suchen, das Licht des nahen Turmes zu entzünden und die Dunkelheit zurückzutreiben. Doch Dunkelheit allein – und mit ihr die Schatten, die sich nachts erheben – ist nicht die größte Gefahr, denn zunächst unbemerkt beginnt sich das schiere Nichts in der Welt auszubreiten und ganze Landstriche zu verschlucken. Während selbst auf die Sonne kaum noch Verlass ist und die Hoffnung im Schwinden begriffen, mühen sich die unfreiwilligen Helden nach Kräften, die ihnen zugedachte Aufgabe zu erfüllen und das Unheil noch abzuwenden…

Rezension:

Wenn ich für die Lektüre und die nun folgende Rezension auch eine Weile gebraucht habe, könnt ihr mir doch glauben, dass ich im Vorfeld kaum einem Buch so entgegengefiebert habe wie nun eben Der Klang des Feuers, das seinerseits den Abschluss der Wayfarer-Saga markiert. Zur Veröffentlichung selbst hatte ich mich zwar schon einmal ausgelassen, möchte aber auch hier noch einmal lobend erwähnen, wie genial es ist, eine auf drei Bände ausgelegte Reihe im Viermonatsrhythmus rauszuhauen, was es einfach wahnsinnig begünstigt, nicht schon wieder die Hälfte dessen vergessen zu haben, was Weyd und die anderen erlebt haben. Entsprechend leicht fällt der (Wieder-)Einstieg, zumal C. E. Bernard natürlich vom ersten Moment an mit dem blumigen, schwelgerischen, poetischen Schreibstil überzeugt, der dieser Reihe zu eigen ist, derweil alles wieder eingerahmt wird dadurch, dass die Geschichte am Lagerfeuer zum Besten gegeben wird.

Angetrieben von seinen Gedanken ging er weiter, sang leise das Lied der Nacht. An die Bardin Caer dachte er, und an das Willkommenslicht von Briva. Er drückte eine Hand an den Stern auf seiner Brust, der selbst in tiefster Finsternis noch Licht spendete. Licht, das nun in seinen Augen strahlte, in seinem Lied und seinen Worten, auch wenn sie bei ihm stets traurig klangen. Trost spendeten sie ihm dennoch.

Und ähnlich wie schon zuvor in Das Flüstern des Zwielichts wird auch hier auf den ersten Seiten eine neue Bedrohung etabliert, was mich zugegebenermaßen längere Zeit ein wenig skeptisch hat bleiben lassen, denn die sich erhebenden Schatten verkommen hier zeitweise zur lästigen Randnotiz, derweil es mir ein wenig sehr konstruiert schien, erst den Fahlen Reiter für Band 2 und nun eben das Nichts für Band 3 ins Feld zu schicken, derweil die "eigentliche" Bedrohung doch schon im ersten Teil etabliert worden ist. Was das angeht, kann ich aber auch gleich Entwarnung geben, denn natürlich hatte Bernard einen Masterplan im Gepäck, der dann auch das vermeintlich urplötzlich aufkommende Nichts absolut schlüssig und stimmig erklärt. Überhaupt war ich sehr angetan, wie konsequent und packend die Geschichte fortgeführt und letztlich beendet wird, denn die Faszination für den Schreibstil, die Welt und ihre Figuren bekommt zu keinem Zeitpunkt einen Abbruch, zumal es der Autorin trefflich gelingt, die unterschiedlichen Handlungsorte miteinander zu verweben, so dass es kaum störend ins Gewicht fällt, dass die Gemeinschaft der Gefährten, wie ich sie mal augenzwinkernd nennen will, zuletzt versprengt worden ist.

Allerdings hat auch Der Klang des Feuers so seine erzählerischen Mankos, denn so gelungen der wortreich-schwelgerische Schreibstil für sich sein mag, so wenig passiert effektiv auf manch einer Seite und gemessen daran, dass die drei Gruppen im Grunde schon zu Beginn des Bandes kurz davor stehen, ihren jeweiligen Turm zu erreichen, kann man sich denken, dass diese letzte Etappe des Weges durchaus ausführlich behandelt werden wird, wenn es das Buch schließlich auf rund 400 Seiten bringt. Das heißt keineswegs, dass ich mich während der Lektüre gelangweilt hätte, aber manch kleinere Passage hätte dann doch gerne etwas griffiger inszeniert werden können, zumal man teils erst nach hundert Seiten merkt, dass anscheinend erst Minuten, wenn überhaupt wenige Stunden vergangen sein können. Dafür aber wird die Zeit auch gewinnbringend genutzt, die Beziehungen der Figuren untereinander zu vertiefen, was natürlich nicht so sehr für Weyd gilt, der allein mit tierischen Begleitern unterwegs ist. Fakt ist aber, dass es Bernard an allen Fronten gelingt, regelrecht epische und ungemein spannend inszenierte Begegnungen und Entwicklungen zu kredenzen, die der Wayfarer-Saga zur Ehre gereichen und ihren Ruf festigen, in meinen Augen zum Fantasy-Pflichtprogramm der letzten Jahre zu gehören.

Immer mehr Bewohner von Hewsos stürmten auf die Mauer: Nachbarn, Fremde, Kinder, Männer, Frauen. Hunde, Vögel und Ratten. Die Eulen stiegen in den Himmel auf, glitten auf ihren mächtigen Schwingen dahin. Setzten sich auf die prächtigen Giebel der alten Tempel und sangen. Die Wölfe heulten in den Wäldern. Sie alle sangen, so gut sie es vermochten.
Hewsos sang.
Hewsos war geschützt.

Und am Ende erst merkt man, wie sehr einem die Schar an Figuren wirklich ans Herz gewachsen ist, wie man um Wanderer Weyd und Bardin Caer gebangt hat, sich um ihre Freunde gesorgt und mitgefiebert hat, wie sie ihre Aufgabe allen Gefahren zum Trotz doch noch erfüllen könnten. Denn dass die Finsternis am Ende besiegt würde, dürfte ja wohl niemanden überraschen, wohingegen die Frage, wie sie das bewerkstelligen, wo nun auch noch das Nichts um sich greift, durchaus genügt, Der Klang des Feuers mit reichlich Inhalt und packenden Situationen zu füllen. Ein mehr als würdiger Abschluss einer ganz und gar lesenswerten Saga, bei der ich mir sehr gut vorstellen kann, sie in einigen Jahren erneut zur Hand zu nehmen, was gemessen daran, dass ich meist kaum hinterherkomme, ungelesene Bücher nachzuholen, schon ein hohes Lob darstellt. So wird es aber auch nur eine Frage der Zeit sein, bis ich mich auch der Palace-Saga widmen werde, aber das – so sagt man so schön – ist eine andere Geschichte.

Fazit & Wertung:

Mit Der Klang des Feuers bringt C. E. Bernard ihre Wayfarer-Saga zu einem fulminanten und durch und durch lesenswerten Abschluss, der vor Spannung, Epik und Tragik nur so strotzt und dank des einzigartigen Schreibstils eine poetische Schönheit sondergleichen entfaltet. In meinen Augen Pflichtprogramm für Genre-Fans und die, die es noch werden wollen.

9 von 10 Gefahren in der Finsternis der sternenlosen Nacht

Der Klang des Feuers

  • Gefahren in der Finsternis der sternenlosen Nacht - 9/10
    9/10

Fazit & Wertung:

Mit Der Klang des Feuers bringt C. E. Bernard ihre Wayfarer-Saga zu einem fulminanten und durch und durch lesenswerten Abschluss, der vor Spannung, Epik und Tragik nur so strotzt und dank des einzigartigen Schreibstils eine poetische Schönheit sondergleichen entfaltet. In meinen Augen Pflichtprogramm für Genre-Fans und die, die es noch werden wollen.

9.0/10
Leser-Wertung 0/10 (0 Stimmen)
Sende

Weitere Details zum Buch und der Autorin findet ihr auf der Seite von Penhaligon. Dort findet sich übrigens auch eine Leseprobe.

– – –

Der Klang des Feuers ist am 22.11.21 im Penhaligon Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den nachfolgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!

Sharing is Caring:

Hinterlasse einen Kommentar