Review: Das Flüstern des Zwielichts | C. E. Bernard (Buch)

Ich will ja nicht prahlen, aber das ist jetzt schon der zweite Tag in Folge, an dem hier was passiert. Ob das schon die große Trendwende ist, wage ich nicht zu bewerten, aber ich freue mich natürlich über jeden Artikel und hoffe, dass es euch ähnlich geht.

Das Flüstern des Zwielichts
Die Wayfarer-Saga (2)

Towers of Fire (2), UK 2021, 384 Seiten

Das Flüstern des Zwielichts von C. E. Bernard | © Penhaligon
© Penhaligon

Autorin:
C. E. Bernard
Übersetzerin:
Charlotte Lungstrass-Kapfer

Verlag (D):
Penhaligon
ISBN:
978-3-764-53264-2

Genre:
Fantasy | Abenteuer | Drama

 

Inhalt:

Manche behaupteten, man könne sich schützen gegen die Schatten, indem man sich hinter Mauern aus Stein und Toren aus Eisen verschanzte. Wieder andere erzählten, es gäbe ein Lied, das als Schild diene, aber wer hatte schon jemals gesehen, dass ein Lied gegen eine Klinge schützte, eine strahlende, tödliche Klinge?

Während sich Weyd der Wanderer, Caer die Bardin und ihre bunt gemischte Schar an Gefährt*innen auf dem Weg befinden, den verloschenen Turm im Norden zu bereisen, um erneut die Feuer zu entzünden und die Schatten zu vertreiben, die das Land nachts heimsuchen, marschieren die Soldaten von Schur ebenfalls in Richtung Norden. Bald schon steht König Lurin vor den Toren von Briva der Blauen, um die Herausgabe der Bürgermeisterin Reys zu verlangen, die ihrerseits die Schwester von Weyd ist und den Wandernden das Willkommenslicht von Briva entfacht hält, auf dass sie heil von ihren Reisen heimfinden mögen. Doch dunkel sind die Nächte und gefährlich die Zeiten und jüngst geht die Kunde vom Fahlen Reiter um, der ebenfalls seinen Tribut fordert…

Rezension:

Nachdem ich mich – nun auch schon wieder vor geraumer Zeit – vom ersten Band Das Lied der Nacht noch restlos habe begeistern lassen, galt es freilich bei Das Flüstern des Zwielichts zunächst einmal, dieses Niveau überhaupt zu halten, was zugegebenermaßen schwer bis unmöglich sein dürfte. Und tatsächlich, im direkten Vergleich fällt der zweite Band – ohnehin sind die mittleren Bände ja oft und gern die unbeliebtesten Teile einer Trilogie – gegenüber dem fulminanten Auftakt merklich ab. Und wenn man böse sein möchte, könnte man fast behaupten, dass Geschichte als auch die Protagonisten hier kaum vorankommen und ihr übergeordnetes Ziel kaum näher rückt, nachdem sie zuvor von Briva aus aufgebrochen sind, die Türme des Landes zu bereisen und die Lichter erneut zu entzünden. Doch da sind wir auch wieder beim Thema "Jammern auf hohem Niveau", denn trotzdem ist natürlich auch der zweite Band absolut großartig und lesenswert geraten, was vor allem auch wieder am einzigartigen Schreibstil von C. E. Bernard liegt.

»Verschont die Bäume!«, rief Lurin, der Eiserne Baron. »Denkt daran: Wir lieben unsere Bäume in Schur, wir lieben unsere Erde. Also verschont die Bäume!«
Und sie verschonte die Bäume. Stattdessen hielt sie ihre brennende Fackel an einen Mann, der sich keuchend auf der Erde wand und versuchte, vor ihr davonzukriechen.
Sie lachte, als die Flammen ihn verzehrten.

Die bleibt sich – erwartungsgemäß – vom ersten Moment an treu und entführt mit gewohnt poetischer Sprache zurück nach Erebu und auch hier ist natürlich die Handlung wieder eingerahmt von einem mehr als klassischen Lagerfeuer-Intro sowie Outro, das in seiner Simplizität dennoch dafür sorgt, dass die Atmosphäre sich noch besser zu entfalten weiß. Und waren es zuvor die sich erhebenden Schatten, die bereits auf den ersten Seiten des Auftaktbandes für Angst und Schrecken gesorgt haben, ist es diesmal der Fahle Reiter, der sich seinerseits aufmacht, Furcht zu verbreiten. Geschickt wird dessen Einführung derweil genutzt, um die einzelnen Figuren wieder neu in der Welt zu verorten und sich die vorangegangenen Ereignisse zu vergegenwärtigen, wobei das kaum nötig gewesen wäre, denn im Fall der Wayfarer-Trilogie folgt der Penhaligon-Verlag einer absolut vorbildlichen Veröffentlichungsstrategie und lässt lediglich vier Monate zwischen dem Erscheinen der einzelnen Bände verstreichen, so dass vieles noch ausreichend präsent sein dürfte von dem, was Weyd, Caer und den Anderen bislang widerfahren ist.

Deren weitere Reise allerdings gestaltet sich ein wenig schleppend und ich hatte nicht wirklich das Gefühl, dass sich hier ein echtes Vorankommen erkennen oder herauslesen ließe, was dem Ganzen ein wenig den Drive und die inhaltliche Fülle raubt, die den ersten Band noch ausgezeichnet haben. Ein Stück weit war das aber im Fall von Das Flüstern des Zwielichts zu erwarten, wobei Bernard dafür im weiteren Verlauf eine Handvoll Kniffe und Überraschungen gelingen, die dem Band nicht nur eine inhaltliche Relevanz verleihen, die sich zunächst kaum hat erahnen lassen, sondern eben auch die Spannungskurve schlussendlich merklich nach oben schnellen lassen. Ansonsten aber lässt sich leider festhalten, dass insbesondere die zweite Reihe an Charakteren – also unter anderem Bahr und Jori – hier kaum an Tiefe gewinnen und Weyd und Caer merklich im Mittelpunkt stehen, aber eben auch überwiegend über die vor ihnen liegende Aufgabe und die gegenseitige, aber unausgesprochene Liebe definiert werden. In dieser Hinsicht wäre also – gerade in einem zweiten Band – vielleicht noch mehr drin gewesen, was aber nicht daran rührt, dass ausnahmslos alle Mitglieder der kleinen Schar ungebrochen sympathisch und liebenswert wirken.

Hinter den geschlossenen Lidern tauchte sie wieder auf, jene Erinnerung, die er nicht abschütteln konnte: Caer in seinen Armen, Blut, viel zu viel Blut an ihrem Hals. Ihr entsetzter Blick, die weit aufgerissenen Augen. Und dann … dann schwand das Licht aus ihren Augen. Nie wieder wollte er sie so sehen. Lieber würde er sich als Erster aus dieser Welt verabschieden, als noch einmal ihr Gesicht so sehen zu müssen – bleich, kalt und leblos.

Fakt ist auch, dass die Ereignisse in Das Flüstern des Zwielichts die Schar um Weyd und Caer gehörig durcheinander wirbeln werden und beste Voraussetzungen für ein spannungsgeladenes und hoffentlich ebenso mitreißendes Finale schaffen, dem ich bereits entgegenfiebere. Denn auch diesmal gilt, dass allein der poetische Schreibstil und das verspielte wie pointierte Schriftbild allein der Erzählung eine Einzigartigkeit verleihen, die man nicht nur im Fantasy-Sektor oft vergeblich sucht. Die großen Vorbilder der Autorin in Sachen Storytelling und Worldbuilding sind dabei mal mehr, mal weniger präsent, werden aber nie billig kopiert, sondern dienen eben stets nur als Inspiration für ein selbstbewusst eigenständiges Werk, das mit dem nun vorliegenden zweiten Band auf dem besten Wege ist, ein rundherum überzeugendes und empfehlenswertes Gesamtwerk zu bilden, wenn denn dann im November auch Der Klang des Feuers vorliegen wird.

Fazit & Wertung:

Nach einem fulminanten Auftakt kommt nun Das Flüstern des Zwielichts nicht ganz an den Beginn der Wayfarer-Trilogie heran, betont aber im Mittelteil weiterhin gekonnt die Stärken der Reihe und punktet mit einzigartig atmosphärischer wie poetischer Sprache, während die Lesenden so manch überraschende Wendung erwartet.

8,5 von 10 Gefahren in der Finsternis der sternenlosen Nacht

Das Flüstern des Zwielichts

  • Gefahren in der Finsternis der sternenlosen Nacht - 8.5/10
    8.5/10

Fazit & Wertung:

Nach einem fulminanten Auftakt kommt nun Das Flüstern des Zwielichts nicht ganz an den Beginn der Wayfarer-Trilogie heran, betont aber im Mittelteil weiterhin gekonnt die Stärken der Reihe und punktet mit einzigartig atmosphärischer wie poetischer Sprache, während die Lesenden so manch überraschende Wendung erwartet.

8.5/10
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Weitere Details zum Buch und der Autorin findet ihr auf der Seite von Penhaligon. Dort findet sich übrigens auch eine Leseprobe.

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Das Flüstern des Zwielichts ist am 19.07.21 im Penhaligon Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den nachfolgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!

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