Und hier wäre dann auch Nummer 2 für den heutigen Abend, mal wieder was in Richtung Science-Fiction, mal wieder ein wenig außergewöhnlicher und – für Gelegenheitsleser sicherlich interessant – ausnahmsweise bereits mit einem Band abgeschlossen. Schönen freien Tag euch morgen!
Horlemonde
Die Welt der Sternenbruderschaft
Horlemonde Vol. 1 & 2, FR 2013, 112 Seiten
© Splitter Verlag
Patrick Galliano
Julia Verlanger (Buch-Vorlage)
Cédric Peyravernay
Panini Verlag
978-3-868-69687-5
Science-Fiction | Action | Abenteuer
Inhalt:
Im All hat die Sternenbruderschaft weite Teile der bekannten Planeten unter einem gemeinsamen Banner von Gleichheit und Demokratie vereint und in dem Bestreben, immer weitere Planeten der Bruderschaft zuzuführen, entsenden sie den Botschafter Marce nach Almagiel, einen Planeten, auf dem ein grausames wie archaisches Kastenmodell fortbesteht, das große Teile der Bevölkerung in die Sklaverei zwingt und sie in den monsterversuchten Sümpfen nach Nahrung suchen lässt, während sich ihre Herren, die Master, ein Leben in Wohlstand haben aufbauen können. Dementsprechend skeptisch stehen die Sklavenhalter dem Ansinnen der Bruderschaft gegenüber und vertrauen ganz auf das Urteil des Großmasters der Hornen.
© Splitter Verlag
Der allerdings, so scheint es seinem Sohn Orval, ist auf seine alten Tage weich geworden, lobt er gar den Einsatz des Sklaven Jatred, der statt wie ihm befohlen, die erbeutete Nahrung eines verunglückten Freundes zu transportieren, dessen Leiche geborgen hat, um ihn anständig bestatten zu können. Doch so sehr ihm der aufmüpfige Jatred ein Dorn im Auge ist, plagen ihn weit größere Probleme, denn sein Vater will für die Aufnahme in die Bruderschaft stimmen und so sieht er sich gezwungen, seinen alten Herren zu ermorden, nicht allerdings, ohne die Chance zu nutzen, dieses Verbrechen Botschafter Marce in die Schuhe zu schieben und ihn in das Hochsicherheitsgefängnis des Planeten zu verbannen. Dort allerdings trifft Marce auch auf Jatred und gemeinsam könnte ihnen die Flucht gelingen.
Rezension:
Horlemonde basiert auf beziehungsweise wurde inspiriert durch die französischen Science-Fiction-Romane Les Voies d’Almagiel und dem gleichnamigen Horlemonde von Julia Verlanger (hinter der sich Éliane Taïeb verbirgt). Diese Romane von 1978 und 1980 gibt es allerdings bis dato nicht auf Deutsch, weshalb ich auch nur zu dem Comic-Album Stellung nehmen kann. Hierbei handelt es sich übrigens um ein Splitter Double, soll heißen, der Verlag ist hingegangen und hat zwei Einzelalben zu einem Buch zusammengefasst und erzählt eine in sich abgeschlossene Geschichte von immerhin gut über hundert Seiten. Dem Umstand geschuldet, dass die Geschichte auf einem Roman fußt, kommt es einem leider des Öfteren unter, dass manche Handlungsstränge nicht weiterverfolgt werden oder ins Leere zu führen scheinen, ebenso wie man sich des Gefühls nicht erwehren kann, dass die Dialoge nur an der Oberfläche kratzen und nicht in letzter Konsequenz das vermitteln, was sie hätten vermitteln können.
© Splitter Verlag
Dafür haben Comic-Alben oder Graphic Novels natürlich den unbestreitbaren Vorteil, vieles in Bildform ausdrücken zu können und nicht jedes Detail in Worte fassen zu müssen und in der Beziehung übertrifft Horlemonde mit Leichtigkeit einen Großteil zeitgenössischer Veröffentlichungen: Die Welt von Almagiel erinnert zwar von der Optik her an viele bekannte Versatzstücke bekannter Dystopien, doch der ganze Look wirkt in sich so stimmig und durchdacht, wartet mit so vielen Details auf, dass es eine wahre Freude ist. Nicht nur der außergewöhnliche wie stimmungsvolle Kleidungsstil, sondern auch das Design technischer Gerätschaften und der Gebäude lässt einen direkt in der so fremdartig wie vertraut scheinenden Welt versinken, die noch dazu über eine abwechslungsreiche und ungewöhnliche Flora und Fauna verfügt.
Schwerer wiegt es da, dass die Geschichte sich ziemlich offenkundig an Größen der Science-Fiction bedient und auch nur marginal abwandelt, so dass die Prämisse der versklavten Bevölkerung und der herrschenden Oberschicht genau so auch in einem historischen Rahmen hätte inszeniert werden können, wohingegen die dedizierten Science-Fiction-Elemente und Einflüsse allesamt bekannt wirken und die Geschichte folglich nicht gerade unvorhersehbar ist. Viel eher hat man das Gefühl, die eine wie andere Szene schon andernorts erlebt zu haben und vieles wirkt seltsam vertraut, doch muss man dem Duo aus Texter Patrick Galliano und Zeichner Cédric Peyravernay zumindest zugutehalten, die vielen Versatzstücke und Einflüsse stimmig kombiniert zu haben und manchmal gar mit der opulenten Optik darüber hinwegzutäuschen wissen, wie oberflächlich hier mancher Plot abgehandelt wird.
© Splitter Verlag
In der Summe ergibt Horlemonde aber ein durchaus ansprechendes wie kurzweiliges Konglomerat aus actionreicher Abenteuergeschichte und Space-Opera, wobei mir die Geschichte im zweiten Teil zwar zu sehr auf die Action fokussierte und nicht ganz so dicht inszeniert schien wie der deutlich gelungenere Einstieg, so dass ich den umfangreichen wie wertigen Sammelband Freunden der Science-Fiction ohne schlechtes Gewissen empfehlen kann, so sie sich denn bewusst sind, dass die Geschichte nicht frei von Mängeln und offenen Enden ist. Im Grunde würde es sich auch anbieten, weitere Geschichten aus diesem spannenden Kosmos zu erzählen und die Autoren halten sich hierfür Tür und Tor offen – doch scheint dennoch in diese Richtung im Moment nichts geplant. Und für alle Französisch-Legastheniker wie mich, die sich am Ende ebenso fragen könnten, was denn jetzt eigentlich Horlemonde bedeuten soll: hors le monde; zu Deutsch außerhalb der Welt, außerweltlich.
Horlemonde
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Framdartige Wesenheiten auf Almagiel - 7/10
7/10
Fazit & Wertung:
Die Space-Opera Horlemonde wartet mit einer beinahe schon klassischen, wenig innovativen Geschichte auf, verbirgt diesen Umstand aber gekonnt durch seine grafische Opulenz und die lebendige, durchdachte und liebevoll designte Welt, die einen schnell in den Bann des fernen Planeten Almagiel ziehen und kurzweilige Unterhaltung versprechen.
Meinungen aus der Blogosphäre:
Tofu Nerdpunk: 6/10 Punkte
Weitere Informationen findet ihr auf der Seite des Splitter Verlages. Dort finden sich auch die ersten 13 Seiten von Horlemonde als Leseprobe.
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Horlemonde ist am 01.03.14 im Splitter Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den nachfolgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!