Review: Man lernt nie aus (Film)

Huch, spät ist es wieder geworden, aber was will man machen, wenn der Rasenregner streikt und man sich an einem solch lapidaren Ärgernis festbeißt!? Richtig, man schreibt einfach später und vertraut darauf, trotzdem beizeiten noch gelesen zu werden.

Man lernt nie aus

The Intern, USA 2015, 121 Min.

Man lernt nie aus | © Warner Home Video
© Warner Home Video

Regisseurin:
Nancy Meyers
Autorin:
Nancy Meyers

Main-Cast:
Robert De Niro (Ben)
Anne Hathaway (Jules)

in weiteren Rollen:

Rene Russo (Fiona)
Anders Holm (Matt)
JoJo Kushner (Paige)
Andrew Rannells (Cameron)
Adam Devine (Jason)
Zack Pearlman (Davis)
Jason Orley (Lewis)
Christina Scherer (Becky)
Nat Wolff (Justin)

Genre:
Komödie | Drama

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Man lernt nie aus | © Warner Home Video
© Warner Home Video

Das von Jules Ostin gegründete, hippe Online-Mode-Start-up gedenkt einmal etwas Neues zu probieren und stellt ein Senioren-Praktikum in Aussicht. Davon fühlt sich Witwer Ben Whittaker prompt angesprochen, denn seit seine Frau vor dreieinhalb Jahren gestorben ist und er noch längere Zeit bereits in Rente, weiß er mit seiner Zeit langsam nichts mehr anzufangen und die Beerdigungen im Bekanntenkreis häufen sich. Wie es der Zufall will, bekommt Ben nicht nur den Job, sondern wird prompt Jules als persönlicher Assistent zugewiesen. Dumm nur, dass die sich nicht einmal mehr dran erinnern kann, dieser Senioren-Sache überhaupt zugestimmt zu haben und wahrlich keine Zeit hat, sich auch noch um einen Praktikanten zu kümmern. Doch Ben in seiner gleichsam altmodischen wie aufmerksamen Art bleibt stoisch und immer öfter erweist er sich für Chefin Ostin gleichsam als Hilfe und Stütze, derweil sie langsam einsehen muss, dass Alter und Erfahrung auch etwas für sich haben können, wenn es gilt, im Arbeitsalltag zu bestehen…

Rezension:

Kommen wir heute mal zu einem Film, der mich seit Jahren immer wieder anlacht und mir allein schon dadurch in Erinnerung blieb, dass er beispielsweise bei Amazon schier phänomenale Kundenbewertungen hat, was natürlich erst einmal grundsätzlich auf einen gelungenen – oder zumindest unterhaltsamen -Film schließen lässt. Den liefert Nancy Meyers in der Doppelrolle als Drehbuchautorin und Regisseurin mit Man lernt nie aus ohne Frage ab, wobei ich in Relation setzen muss, dass ihre Feel-Good-Praktikums-Komödie noch weit besser hätte sein können, wenn sie sich nicht schlussendlich doch noch in Klischees flüchten würde, die sie zuvor noch so charmant aufzubrechen und aufs Korn zu nehmen vermag. Auf der anderen Seite muss ich aber auch festhalten, dass sie mich persönlich positiv überrascht hat, denn beim Thema Senioren-Praktikum bei einem Online-Start-up liegt es ja nahe, dass hier genussvoll und über Gebühr der klassische Fish-out-of-Water-Ansatz bedient wird und man die meiste Zeit einem verwirrten Rentner dabei über die Schulter schaut, wie er vom Internet, der Technik und den Sozialen Medien überfordert ist. Das mag es in Ansätzen zwar auch geben, doch eben nicht auf die herabwürdigende, gehässige, schadenfrohe Art, sondern ungemein charmant und selbstsicher, wenn Ben auf seinen Taschenrechner schwört und darauf, stets ein Taschenbuch bei sich zu tragen – für den Fall der Fälle.

Szenenbild aus Man lernt nie aus | © Warner Home Video
© Warner Home Video

Und ja, wie sich der rüstige Rentner – wie gefordert – via YouTube-Video bewirbt ist an Nonchalance kaum zu überbieten und der vermeintliche Generationen-Clash wird mit viel Liebe fürs Detail und noch mehr Einfallsreichtum zum Besten gegeben, weshalb der originär als The Intern betitelte Streifen wirklich höchste Erwartungen weckt und formidabel unterhält. Dann aber wandeln sich Sicht- und Erzählweise zunehmend, denn nachdem sich Ben als unschätzbares Mitglied für die hippen Jungunternehmer etabliert, kommt es Meyers in den Sinn, dass er gleich auch noch Jules‘ Privatleben aufräumen könnte und was grundsätzlich nicht verwerflich ist und sich auch organisch entwickelt, kratzt dann doch vermehrt am vermeintlich progressiven Image der Chose. Denn am Ende ist es nun auch hier ein "alter weißer Mann" der die überforderte Managerin unter seine Fittiche nehmen und betüddeln muss, der ihrem Ehemann die Leviten liest und ihr die ach so schwere Last von den Schultern nimmt, die sie allein nicht mehr zu stemmen imstande ist. Nun kann man zumindest festhalten, dass Man lernt nie aus durchaus für Geschlechtergleichstellung ist, denn die männliche Belegschaft im Start-up kommt kaum besser weg, sind es schließlich im Grunde samt und sonders hipp gekleidete Typen mit ironischen Shirts und technischen Gadgets, die allesamt nie erwachsen geworden sind und sich ebenfalls von Ben die Welt erklären lassen müssen.

Damit bewegt sich Meyers‘ Film zwar fernab der erwarteten Klischees, liefert stattdessen aber neue, nicht weniger ärgerliche Verallgemeinerungen und Generalisierungen, die man sich sicherlich hätte sparen können, ebenso sehr übrigens, wie einen Einbruch im Haus von Jules‘ Mutter, der nicht nur wenig Sinn ergibt, sondern sich auch wie ein regelrechter Fremdkörper in der ansonsten doch eher aufregungsarmen Komödie anfühlt. Ich will aber gar nicht in einer Tour meckern, denn dafür hat mir der Film – vom Unterhaltungswert – viel zu gut gefallen und so kann man auch einfach mal Robert De Niro (Joy) und Anne Hathaway (Glam Girls) loben, die beide in ihren Rollen glänzen und zudem eine spürbare Chemie entwickeln, die man ihnen abkauft und die zuweilen auch berührt, wenn Ben sich eben auch für das private Glück von Jules zunehmend zu arrangieren beginnt. So will ich dem Film seinen erzählerischen Schwenker auch gar nicht richtig übel nehmen, aber die hierin mitschwingende Botschaft ist eben reichlich plakativ und gleichermaßen fragwürdig, was im selben Maß für eine bestimmte Entscheidung von Jules Ostin gegen Ende gilt, die noch die letzten Probleme anstandslos vom Tisch wischt und alles in Friede, Freude, Eierkuchen münden lässt.

Szenenbild aus Man lernt nie aus | © Warner Home Video
© Warner Home Video

Das, so muss ich zugeben, ist mir allemal lieber, als wenn Meyers nach dem pflichtschuldig in die Handlung gepackten Action-Anteil auch noch das Drama hochgefahren und auf die Tränendrüse gedrückt hätte, wozu sie ja mit einfachsten Mitteln – Ben ist nun einmal nicht mehr der Jüngste – die Möglichkeit gehabt hätte. So ist es schlussendlich eine Frage des eigenen Anspruchs, wie man Man lernt nie aus begegnet, denn als reinrassiges Feel-Good-Movie vor ungewöhnlicher Kulisse macht die Angelegenheit dank ihrer zwei Hauptfiguren und charmant besetzter Begleitriege eine mehr als gute Figur. Damit kann man sich ohne Frage begnügen und manch fragwürdige Botschaft ignorieren, zumal ich der Regie- und Drehbuchverantwortlichen gerne zugutehalten möchte, nichts Böses im Sinn gehabt zu haben, den aufopferungsvollen Ben letztlich als Retter in der Not und gleichsam Rollenvorbild für die kindische (männliche) Belegschaft zu inszenieren. Dennoch zeigt sich hier, dass es nicht ausreicht, zu erwartende Klischees zu umschiffen, wenn man sich stattdessen anderer, nicht minder ausgelutschter Stereotypen bedient. Das Herz hat der Film dennoch am rechten Fleck und der Humor funktioniert ebenso, weshalb man sich durchaus zwei vergnügliche Stunden mit Start-up-Chefin Jules und ihrem rüstigen Senioren-Praktikanten machen kann.

Fazit & Wertung:

Nancy Meyers‘ Man lernt nie aus umschifft zunächst gekonnt die typischen Versatzstücke einer Fish-out-of-Water-Story, reichert ihre Geschichte aber leider im weiteren Verlauf mit allerhand plakativen Generalisierungen und unnötigen Nebenhandlungen an. Den Gesamteindruck mag das schmälern, der Unterhaltungswert aber bleibt – insbesondere dank Hathaway und De Niro – beinahe uneingeschränkt erhalten.

7 von 10 Herausforderungen eines Senioren-Praktikums

Man lernt nie aus

  • Herausforderungen eines Senioren-Praktikums - 7/10
    7/10

Fazit & Wertung:

Nancy Meyers‘ Man lernt nie aus umschifft zunächst gekonnt die typischen Versatzstücke einer Fish-out-of-Water-Story, reichert ihre Geschichte aber leider im weiteren Verlauf mit allerhand plakativen Generalisierungen und unnötigen Nebenhandlungen an. Den Gesamteindruck mag das schmälern, der Unterhaltungswert aber bleibt – insbesondere dank Hathaway und De Niro – beinahe uneingeschränkt erhalten.

7.0/10
Leser-Wertung 7/10 (1 Stimmen)
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vgw

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