Review: Total Recall – Extended Director’s Cut (Film)

Es wird mal wieder Zeit für eine neue Film-Kritik und auch auf die Gefahr hin, mich diversen Anfeindungen auszusetzen ob meiner im direkten Vergleich zur allgemeinen Tendenz hohen Wertung, vertrete ich vehement meine Meinung und stehe somit zu den vergebenen Punkten. Möge der Shitstorm mich verschonen.

Total Recall
Extended Director’s Cut

Total Recall, USA/CA 2012, 130 Min.

Total Recall | © Sony Pictures
© Sony Pictures

Regisseur:
Len Wiseman
Autoren:
Kurt Wimmer
Mark Bomback

Main-Cast:
Colin Farrell (Douglas Quaid / Carl Hauser)
Kate Beckinsale (Lori Quaid)
Jessica Biel (Melina)
in weiteren Rollen:
Bryan Cranston (Cohaagen)
John Cho (McClane)
Bill Nighy (Matthias)

Genre:
Action | Science-Fiction | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Globale Umweltkatastrophen, resultierend aus einem mit chemischen Waffen geführten Weltkrieg, haben es mit sich gebracht, dass gegen Ende des 21. Jahrhunderts ein Großteil der Erde unbewohnbar geworden ist. Auf entgegengesetzten Seiten des Globus existieren lediglich noch die Vereinigte Föderation von Britannien sowie die Kolonie auf dem Gebiet des ehemaligen Australien. Während die herrschende Klasse unter dem Kanzler Corhaagen sich in ihrem Wohlstand sonnt und nur noch von einer kleinen Gruppe Rebellen unter Führung des Widerständlers Matthias bedroht wird, leben in der Kolonie eingepfercht die Arbeiterklassen, die tagein tagaus über einen Hochgeschwindigkeitstransporter – The Fall genannt – durch den Erdkern rasen, um in der Föderation ihren Dienst abzuleisten. Einer der in der Kolonie mit seiner Frau Lori lebenden Arbeiter ist Doug Quaid, den sein tristes Dasein mehr und mehr desillusioniert.

Szenenbild aus Total Recall | © Sony Pictures
© Sony Pictures

Inspiriert von dem Rat eines Freundes sucht Quaid die Firma Rekall auf, die lebensechte Erinnerungen in das Gehirn zu implantieren in der Lage sind. Doch schon nach wenigen Minuten steht fest, dass bei der Prozedur etwas gewaltig schiefläuft und während Quaid noch von einem der Mitarbeiter beschuldigt wird, ihm die Wahrheit vorenthalten zu haben, stürmt ein Trupp schwerbewaffneter Männer das Gebäude und eröffnet das Feuer auf Quaid und alle übrigen Personen. Glänzenden Reflexen und einem unbedingten Überlebenswillen sei Dank gelingt Quaid die Flucht, nur um daheim feststellen zu müssen, dass sich auch seine Frau Lori gegen ihn gewandt hat und ihm eröffnet, sein gesamtes Leben sei ein einziger Schwindel. Quaid sucht sein Heil in der Flucht und als er der Rebellin Mellina begegnet, an deren Anblick er sich aus seinen Träumen erinnert, beginnt für ihn eine rastlose Hatz nach der Wahrheit – und seiner eigenen Vergangenheit.

Rezension:

In meiner Kritik – so viel möchte ich vorausschicken – beziehe ich mich diesmal explizit auf den Extended Director’s Cut des Films. Normalerweise ist diese Tatsache kaum eine Randnotiz wert und wird manchmal von mir vollkommen vernachlässigt (wie zuletzt bei Savages), doch scheinen mir diesmal die Handlungsänderungen und –erweiterungen mit Blick auf den ausführlichen Schnittbericht dermaßen eklatant, dass diesem Umstand gesondert Rechnung getragen werden muss, denn zumindest in dieser erweiterten Fassung ist Total Recall meines Erachtens auf alle Fälle weitaus besser als sein Ruf. An das Original kann ich mich nur schwach erinnern und folglich hat es mich nicht so mitgerissen, wie die Fans der ersten Stunde, die auch prompt Zeter und Mordio gebrüllt haben, aber über das Für und Wider von Remakes möchte ich mich an dieser Stelle gar nicht groß auslassen und widme mich lieber dem Film als solchen.

Szenenbild aus Total Recall | © Sony Pictures
© Sony Pictures

Seelenlos sei er, der neue Total Recall und ein einziges Action-Feuerwerk ohne Herz. Das kann man im Grunde so stehen lassen, doch ist Len Wisemans Interpretation des Stoffes auch ganz offensichtlich als Blockbuster-Kino mit Popcorn-Appeal inszeniert und als solches funktioniert der Film ausnehmend gut, denn er legt ein rasantes Tempo vor und die zukünftige Welt ist in wirklich beeindruckend spektakulären Bildern eingefangen worden, die dann gerne auch mal als schlichte Kulisse für rasante und gleichsam einfallsreiche Verfolgungsjagden und ähnliches herhalten dürfen. Die Doppelbödigkeit hat der Stoff indes in der Extended-Fassung ebenfalls nicht verloren und lädt zumindest ein wenig zu Gedankenspielen ein, wobei der Fokus hier ganz klar auf möglichst pompöser Action liegt. Dennoch gibt es einige nette Twists und Einschübe, die zu einer kurzen Verschnaufpause vor dem nächsten Feuergefecht einladen und Colin Farrell liefert eine solide Leistung ab.

Kate Beckinsale ist natürlich beinahe obligatorisch für einen Len Wiseman-Film, denn wenn man schon für einen Film engagiert wird, ist es natürlich praktisch, wenn die werte Gattin direkt auch eine Gage einstreichen kann. Stört mich in dem Fall auch überhaupt nicht, denn jeder Film mit Kate ist zunächst einmal ein guter Film, was natürlich ziemlich subjektiv ist, das ist mir wohl klar. Besonders gefreut habe ich mich über Ethan Hawke, den die Zuschauer im Kino gar nicht erst zu Gesicht bekommen haben, der hier aber ein kurzes und sehr prägnantes, also tolles, Cameo geben darf. Jessica Biel des Weiteren hat nicht viel mehr zu tun als stoisch zu gucken und wild draufloszuballern/-rennen/-brettern, aber auch das macht sie gut. Bryan Cranston wiederum setzt natürlich wie gewohnt Glanzpunkte in einem ansonsten zugegebenermaßen recht austauschbaren Darsteller-Konsortium, wohingegen Bill Nighy schmählich vernachlässigt wird und keine auch nur ansatzweise Chance zu glänzen bekommt.

Szenenbild aus Total Recall | © Sony Pictures
© Sony Pictures

Von Tiefgründigkeit oder gar Kult-Status ist Total Recall also durchaus weit entfernt, macht aber als Action-Kino einiges her und ist – auch das sollte man ihm zugutehalten – deutlich näher an der ursprünglichen Geschichte des weithin bekannten Science-Fiction-Autors Philip K. Dick, dem wir schon zahllose, mal mehr, mal weniger überzeugende Filme zu verdanken haben. Dahingehend wird von den wenigen Verfechtern dieser Neuauflage auch gerne unterstrichen, dass es sich um eine Neuinterpretation einer Buchvorlage und folglich gar nicht um ein Remake handelt und gänzlich schlecht finde ich diesen Argumentationsansatz nicht, denn mag der alte Verhoeven-Film zweifelsohne seine Anhänger haben, erschließt sich mir diese Faszination ja wie erwähnt nicht, vor allem aber haben beide Filme eine dermaßen differierende Ausrichtung, dass ein Vergleich beinahe obsolet erscheint. Die Kinofassung der Neuauflage allerdings scheint selbst mir extrem dümmlich und erklärt die vielen negativen Bewertungen und zahllosen Verrisse, denn hier scheint man den Zuschauer tatsächlich für zu dämlich gehalten zu haben und dass das selten Früchte trägt dürfte ja bekannt sein. Nachdem ich nun also das Gefühl habe, mich vier Absätze für meine nun folgende Wertung gerechtfertigt zu haben (wobei nach dem Schema ja eigentlich jede Kritik verläuft) schließe ich mit der Empfehlung, dem Extended Director’s Cut doch eventuell mal eine Chance zu geben.

Fazit & Wertung:

Total Recall ist trotz mangelnder Tiefgründigkeit ein furioses Science-Fiction-Abenteuer in Hochglanz-Optik, dessen größtes Pech es eigentlich ist, denselben Namen zu tragen wie eine Jahre zurückliegende Interpretation ein- und desselben literarischen Stoffes. Ansonsten handelt es sich nämlich um einwandfreie Blockbuster-Unterhaltung in ungewohntem Setting.

7 von 10 verdrängten Erinnerungen

Total Recall - Extended Director's Cut

  • Verdängte Erinnerungen - 7/10
    7/10

Fazit & Wertung:

Total Recall ist trotz mangelnder Tiefgründigkeit ein furioses Science-Fiction-Abenteuer in Hochglanz-Optik, dessen größtes Pech es eigentlich ist, denselben Namen zu tragen wie eine Jahre zurückliegende Interpretation ein- und desselben literarischen Stoffes. Ansonsten handelt es sich nämlich um einwandfreie Blockbuster-Unterhaltung in ungewohntem Setting.

7.0/10
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Meinungen aus der Blogosphäre:
Cellurizon: 4,5/10 Punkte
Filmherum: 4/5 Punkte
myofb.de: 5/10 Punkte
Tonight is gonna be a large one.: 5/10 Punkte

Total Recall ist am 19.12.12 auf DVD und Blu-ray im Vertrieb von Sony Pictures erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

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Kommentare (6)

  1. Christian Hoja 31. Juli 2013
  2. bullion 1. August 2013
  3. Kevin / CityOfCinema 11. August 2013

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