Review: Venom (Film)

Heute wird es dann mal wieder superheldig, auch wenn ich mir gewünscht hätte, dass es vielmehr antiheldig wird, womit wir auch schon bei einem meiner größten Probleme mit dem nachfolgend zu rezensierenden Film wären, aber das kann ich ja jetzt lang und breit erläutern.

Venom

Venom, USA/CN 2018, 112 Min.

Venom | © Sony Pictures Home Entertainment Inc.
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.

Regisseur:
Ruben Fleischer
Autoren:
Jeff Pinkner
Scott Rosenberg
Kelly Marcel

Main-Cast:
Tom Hardy (Eddie Brock / Venom)
in weiteren Rollen:
Michelle Williams (Anne Weying)
Riz Ahmed (Carlton Drake / Riot)
Scott Haze (Security Chief Roland Treece)
Reid Scott (Dr. Dan Lewis)

Genre:
Action | Science-Fiction | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Venom | © Sony Pictures Home Entertainment Inc.
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.

Eddie Brock ist ambitionierter und engagierter investigativer Reporter, der jüngst auf die Life Foundation angesetzt worden ist, allerdings mit der Vorgabe, keine verfänglichen Fragen zu deren dubiosen Geschäften zu stellen. Daran will Brock sich allerdings nicht halten und fühlt dem Geschäftsführer Carlton Drake gehörig auf den Zahn. Das rächt sich, denn kurz darauf verliert Brock nicht nur seinen Job sondern auch seine Verlobte Anne. Sechs Monate vergehen, bis eine der verängstigten Mitarbeiterinnen den ehemaligen Reporter kontaktiert und um Hilfe bittet, da Drake mittlerweile Experimente forciert, die danach trachten, Menschen mit außerirdischen Symbionten zu verbinden. Bei einer nächtlichen Erkundung der geheimen Forschungseinrichtung kommt Brock allerdings selbst mit einem der Symbionten in Kontakt und während bisherige Wirtskörper den Anforderungen nicht gewachsen schienen, scheint der Parasit aus dem All mit Eddie hervorragend zu harmonieren. Prompt bläst Carlton Drake zur Jagd, um Brock und damit den abhanden gekommenen Symbionten dingfest zu machen, doch Eddie verfügt nunmehr über erstaunliche Kräfte und Venom erweist sich als überaus gewieft, wenn es gilt, Verfolger abzuschütteln oder auszuschalten…

Rezension:

Nachdem ich – für einen Marvel-Film überdurchschnittlich lange – den von Sony Pictures produzierten und ins Feld geschickten Venom bislang vor mir hergeschoben habe, konnte ich den doch immerhin mit Hardy und Williams vielversprechend besetzten Film jüngst endlich nachholen. Bereits im Vorfeld hatte sich allerdings auch eine gesunde Portion Skepsis bei mir breitgemacht, denn nachdem Sony über die Jahre hinweg immer wieder Pläne für Spider-Man verfolgt und wieder verworfen hat, aus dessen Dunstkreis ja auch der vornehmliche Anti-Held Venom aka Eddie Brock stammt, folgten Ankündigung und Veröffentlichung des Films doch relativ unerwartet, vor allem aber im gefühlt luftleeren Raum, nachdem die Story nun weder Teil des weitschweifigen wie erfolgreichen MCU ist, noch ansonsten größere Anknüpfungspunkte zu aktuellen oder früheren Geschichten des Netzschwingers bietet. Diese neu gewonnene Freiheit gedenken die Drehbuchautoren Jeff Pinkner, Scott Rosenberg und Kelly Marcel auch ausgiebig zu nutzen und stilisieren in ihrer Variante Protagonist Eddie Brock zu einem engagierten Enthüllungsjournalisten, der zwar auch zuweilen zu unlauteren Mitteln greift, grundsätzlich aber natürlich sympathisch und liebenswert daherkommt, womit sie der Vorlage schon die erste Schärfe nehmen, sich hier aber auch der Herausforderung gegenübersehen, Venom ohne Nemesis – also Spider-Man – zu inszenieren.

Szenenbild aus Venom | © Sony Pictures Home Entertainment Inc.
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.

Von der Ambivalenz der Figur an sich bleibt dadurch freilich nicht viel übrig und auch die im Vorfeld oft kritisierte Altersfreigabe ab 12 Jahren – PG-13 in den USA – trägt ihr Übriges dazu bei, um Venom doch ziemlich weichgespült wirken zu lassen und ihn damit wie eine Art Trittbrettfahrer bei den ebenfalls oft humoristisch ausgerichteten Marvel-Filmen des MCU erscheinen zu lassen. Das mag mancherorts unterhaltsam und eben auch lustig sein, hat jedoch nur noch herzlich wenig mit der düsteren und fatalistischen Figur gemein, die man hier vielleicht kennenzulernen erhofft, wodurch Brock zwar charismatisch und liebenswert, aber eben auch ziemlich austauschbar wird und im Grunde ein Held unter vielen ist, auch wenn der außerirdische Symbiont Venom immerhin noch immer danach trachtet, Menschen die Köpfe abzubeißen, was er in einer jugendfreien Aufmachung auch tun darf. Immerhin, die Mache reizen die Altersfreigabe voll aus, doch täuscht das eben nicht darüber hinweg, dass die Ereignisse gewollt auf familienfreundlich getrimmt wurden und so in krassem Gegensatz zu der Erwartungshaltung stehen, die ein Film um einen der Erzfeinde von Spider-Man so mit sich bringt.

So generisch der Held hier zugunsten einer klassischen Heldenreise umgedichtet wird, so generisch ist dann leider auch der weitere Handlungsablauf geraten, der sich zwar gerade zu Beginn ansprechend viel Zeit nimmt, den von Tom Hardy (The Revenant) verkörperten Eddie Brock wie auch seine zu dem Zeitpunkt noch Verlobte Anne Weying (Michelle Williams, Greatest Showman) vorzustellen, mit dem Aufeinandertreffen von Brock und Symbiont Venom aber auch nicht mehr viel anzufangen weiß, als quasi direkt in das Finale des Films überzuleiten, auch wenn das dadurch deutlich länger und abwechslungsreicher ausfällt, als man das vermuten würde. Nach der sorgsamen Exposition wirkt das Effektfeuerwerk allerdings arg beliebig und brennt schnell und tieferen Sinn ab, während der Film selbst natürlich herzlich wenig dafür kann, dass man den inneren Dialog zwischen Brock und Venom in einer Variation im selben Jahr bereits in Upgrade hat erleben können, der das Ganze allerdings deutlich schneidiger und kompromissloser zu nutzen wusste. So wirkt es hier mehr wie ein Gimmick und leidlich innovatives Alleinstellungsmerkmal, dass Mensch und Symbiont sich in allerlei Diskussionen und Frotzeleien ergehen, auch wenn das sicherlich noch zu den unterhaltsameren Parts des Films gehört.

Szenenbild aus Venom | © Sony Pictures Home Entertainment Inc.
© Sony Pictures Home Entertainment Inc.

Neidlos anerkennen kann man immerhin auch, dass die im Mittelteil befindlichen Action-Passagen durchaus gelungen und teils spektakulär geraten sind, wenn Eddie erstmals die Kraft seines "Parasiten" erkennt und sich im Anschluss eine wilde Verfolgungsjagd durch die Straßen von San Francisco liefert. Umso mehr fällt dadurch aber auch das Effektgewitter zum Ende hin im direkten Vergleich ab, wenn sich hier gleich zwei Symbionten bekriegen und mich damit unweigerlich an Der unglaubliche Hulk haben denken lassen, wo sich schlussendlich ja auch der Hulk und Abomination gegenüberstehen, was eine ähnlich ermüdende Materialschlacht nach sich zog. So ist das Beste an dem Film sicherlich noch sein Hauptdarsteller, denn Tom Hardy kniet sich wirklich rein und überzeugt auch mit komödiantischem Talent, wohingegen selbst die Oscar-nominierte Williams reichlich verschenkt wirkt. Entsprechend hat Venom durchaus seine Momente und ist auch teils optisch sehr gelungen, doch verwässert sich dieser Eindruck zunehmend durch die magere und generische Haupthandlung und den austauschbaren Antagonisten Carlton Drake (Riz Ahmed, Nightcrawler), während dem Film schlichtweg die Härte fehlt, die einer derartigen Figur angemessen gewesen wäre, denn auch wenn es mitnichten spritzende Blutfontänen braucht, ist dieser Venom hier doch schlichtweg die handzahme Haustier-Variante eines skrupellosen und blutdürstigen Symbionten aus dem All und das vermag auch der offensiv in die Handlung geflochtene Humor nicht auszumerzen oder zu übertünchen.

Fazit & Wertung:

Mit der Produktion von Venom ist Sony Pictures zwar ein gewisses Wagnis eingegangen, scheitert allerdings auch in weiten Teilen an dem Versuch, sich beim MCU anzubiedern, ohne Teil dessen zu sein, denn durch die familienfreundliche Altersfreigabe und das generische Plot-Konstrukt bleiben nicht mehr viele Alleinstellungsmerkmale eines eigentlich als Antiheld oder gar Erzschurke in Szene gesetzten Protagonisten, der sich hier mit Dutzenden anderen Helden gemein macht.

6,5 von 10 Streitgesprächen mit einem außerirdischen Symbionten

Venom

  • Streitgespräche mit einem außerirdischen Symbionten - 6.5/10
    6.5/10

Fazit & Wertung:

Mit der Produktion von Venom ist Sony Pictures zwar ein gewisses Wagnis eingegangen, scheitert allerdings auch in weiten Teilen an dem Versuch, sich beim MCU anzubiedern, ohne Teil dessen zu sein, denn durch die familienfreundliche Altersfreigabe und das generische Plot-Konstrukt bleiben nicht mehr viele Alleinstellungsmerkmale eines eigentlich als Antiheld oder gar Erzschurke in Szene gesetzten Protagonisten, der sich hier mit Dutzenden anderen Helden gemein macht.

6.5/10
Leser-Wertung 6/10 (1 Stimmen)
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Venom ist am 14.02.19 auf DVD, Blu-ray, 3D Blu-ray und 4K UHD Blu-ray bei Sony Pictures erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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