Review: Gods of Egypt (Film)

Weiter geht es mit einem weiteren, tendenziell eher aktuelleren, dafür leider genauso tendenziell eher enttäuschenden Film, doch habe ich ja schon öfter festgestellt, dass auch mal Rohrkrepierer dabei sein müssen, damit man die tollen Filme umso mehr zu schätzen weiß.

Gods of Egypt

Gods of Egypt, USA/AU 2016, 126 Min.

Gods of Egypt | © Concorde
© Concorde

Regisseur:
Alex Proyas
Autoren:
Matt Sazama
Burk Sharpless

Main-Cast:

Nikolaj Coster-Waldau (Horus)
Brenton Thwaites (Bek)
Chadwick Boseman (Thoth)
Elodie Yung (Hathor)
Courtney Eaton (Zaya)
Rufus Sewell (Urshu)
Gerard Butler (Set)
Geoffrey Rush (Ra)

Genre:
Action | Abenteuer | Fantasy

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Gods of Egypt | © Concorde
© Concorde

Just an dem Tag, an dem Gott Osiris das Zepter der Regentschaft an seinen Sohn Horus zu übergeben trachtet, taucht Neffe Set bei der Zeremonie auf, tötet seinen Onkel, entledigt Horus seiner vielgerühmten Augen und ruft sich selbst zum Herrscher über die Menschen aus. Während das Volk unter dem Joch von Set leiden muss, beginnt der zum Wohlgefallen seines Vaters Ra mit dem Bau eines bis in den Himmel ragenden Gebäudes. Nicht ohne Hintergedanken bricht zu dieser Zeit der gewiefte Dieb Bek in eine der Schatzkammern von Set ein und entwendet dort eines der Augen des Horus, um dem ins Exil gegangenen Gott einen Handel vorzuschlagen, denn Bek hofft, mit Hilfe göttlichen Wohlwollens seine von einem Pfeil getötete Geliebte Zaya zu erretten, die sich auf dem Weg in das Totenreich befindet. Der nunmehr einäugige Horus willigt widerstrebend ein und macht sich auf, Set den unrechtmäßig in Besitz genommenen Thron streitig zu machen…

Rezension:

Zugegeben, ich wusste wohl bereits im Vorfeld, dass Gods of Egypt kein im klassischen Sinne guter Film werden würde, doch als Freund martialischer Unterhaltungsfilme in antikem Gewand wie etwa Kampf der Titanen oder Krieg der Götter erhoffte ich mir doch zumindest solide Unterhaltung mit schicker Optik, zumal ich durchaus gespannt war, wie Game of Thrones-Recke Nikolaj Coster-Waldau sich in einem Film machen würde, derweil Gerard Butler (Coriolanus) meines Erachtens ja eigentlich immer geht. Nun muss man ja manchmal Erwartungen zurückschrauben und nach einem durchaus interessanten Einstieg sah ich mich selbst in diese Lage versetzt, denn in Anbetracht dessen, dass hier doch eigentlich gestandenen Schauspielern aufgetragen worden ist, die Chose zu schultern, wirkt doch manches arg hölzern und speziell Brenton Thwaites, im Grunde eigentlicher Hauptdarsteller des Films, hat selbst in dem für sich genommen schon sehr enttäuschenden Son of a Gun darstellerisch eine überzeugendere Leistung abgeliefert.

Szenenbild aus Gods of Egypt | © Concorde
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Doch auch davon abgesehen wirkt der von Alex Proyas inszenierte Film in weiten Teilen übersteuert und man hat mehrfach das Gefühl, einer Parodie beizuwohnen, die solcherart gelagerte Film verballhornt, doch kann dem auch nicht sein, denn dafür nimmt sich das Treiben seiner Inszenierung nach viel zu ernst. Dabei krankt Gods of Egypt aber zuvorderst auch an regelrecht exzessivem Einsatz von CGI, denn nicht nur wirkt dadurch alles wie geleckt und blitzblank geputzt, was nun nicht gerade gut zum tendenziell sandigen Ägypten der Antike passt, sondern in den schlimmsten Auswüchsen dazu führt, dass manche Action-Szene, derer es nun der Natur des Films nach nicht eben wenige gibt, wie eine schlecht animierte Computerspiel-Zwischensequenz wirkt und ich persönlich das Gefühl hatte, den "echten" Coster-Waldau nur selten zu Gesicht zu bekommen, denn in weiten Teilen hat man sich darauf verlegt, ein offensichtlich erkennbares Computer-Double einzusetzen, derweil auch die Verwandlung der Götter in gepanzerte humanoide Tierwesen an sich theoretisch eine coole Idee gewesen wäre, ungeachtet des Umstandes, dass es sich eben um Götter handelt, aber auch reichlich deplatziert wirkt mit diesen glänzenden Rüstungen, die kein Staubkorn je zu berühren scheint.

Über die – sagen wir mal amerikanisierte – Interpretation ägyptischer Götter-Mythologie könnte man nun natürlich genauso streiten und dass bei einem Film, der in Ägypten spielt, kein einziger Darsteller am Set auch nur annähernd aus der Ecke stammt, ist sicherlich ebenso diskussionswürdig, doch treten solche Diskussionspunkte bei einem Film wie Gods of Egypt schnell in den Hintergrund, weil man das Geschehen selbst als sinnentleerten Actioner betrachtet so wenig ernst nehmen kann, dass sich weitergehende Gedanken in jedwede Richtung eigentlich per se verbieten. Über Thwaites‘ zwischenzeitlich abhanden gekommenes schauspielerisches Talent habe ich mich ja schon ausgelassen, doch scheint auch Nikolaj Coster-Waldau nicht eben seine beste Zeit gehabt zu haben und agiert oftmals wie abwesend, während einzig Gerard Butler als Antagonist Set die rühmliche Ausnahme bildet, denn seine physische Präsenz allein verleiht der Figur schon genügend Gewicht, um zu funktionieren und ich kann mir regelrecht vorstellen, wie Butler, nachdem er das Wort "Gott" gelesen hat, quasi umgehend seine Zusage erteilt hat, denn er ist im Grunde der einzige, dem man seine Freude an der Rolle regelrecht anmerkt.

Szenenbild aus Gods of Egypt | © Concorde
© Concorde

Das allein aber kann Gods of Egypt auch nicht aus dem Morast der überanimierten Mittelmäßigkeit ziehen und ich frage mich mittlerweile, ob der Film nicht sogar besser funktioniert hätte, wenn man schlichtweg über alles "drüberanimiert" hätte wie seinerzeit bei dem ebenfalls unsäglichen Beowulf, denn dann wäre die Optik zumindest durchweg gleichbleibend bescheiden gewesen und würde den Zuschauer nicht mehr so häufig aus dem Geschehen zerren, denn bekanntermaßen setzt bereits nach kurzer Zeit ein gewisser Gewöhnungseffekt ein. Das ausgerechnet die Optik aber so durchwachsen erscheint, ist bei einem Film wie diesem hier gleich doppelt schade, denn wie gesagt habe ich mir geschichtlich nun wirklich nicht viel erwartet und es gab auch ein paar großartige visuelle Einfälle, von Ras Himmelsschiff über die Unterwelt, von der man leider viel zu wenig zu sehen bekommt bis hin zum Creature-Design von Apophis, doch egal wohin man blickt, werden die oft im gleichen Atemzug niedergemacht, einerseits durch den in Flammen aufgehenden und dabei immer größer werdenden Ra (Geoffrey Rush in einer seiner am wenigsten überzeugenden Rollen), den von Kopf bis Fuß (schlecht) animierten Anubis oder die Beiläufigkeit, mit der die ach so große Gefahr durch Apophis abgetan wird, um nur einige Beispiele zu nennen. Da hilft es dann auch nicht mehr, dass in kleineren Rollen Rufus Sewell, Chadwick Boseman und nicht zuletzt Elodie Yung (Daredevil) als Göttin Hathor zu sehen sind, denn den Karren aus dem Dreck ziehen könne sie auch nicht mehr und obgleich ich mich zwei Stunden lang gut berieseln lassen konnte, hätte ich mir doch tatsächlich zumindest einen höheren Fun-Faktor erwartet.

Fazit & Wertung:

Alex Proyas‘ Gods of Egypt scheint sich beim eigenen Budget fatal verschätzt zu haben, denn während einzelne Szenen des auf bombastische Optik getrimmten Fantasy-Actioners tatsächlich bahnbrechend gut aussehen, wird die Chose immer wieder von himmelschreiend schlechten Effekten aufgebrochen, derweil das gesamte Geschehen optisch wie inszenatorisch gnadenlos übersteuert wirkt und nur haarscharf an einer Parodie vorbeischrappt, sich aber selbst in seinem Treiben viel zu ernst nimmt. Ansätze sind immer wieder vorhanden, verwandelt werden sie allerdings in den seltensten Fällen.

5 von 10 göttlichen Auseinandersetzungen

Gods of Egypt

  • Göttliche Auseinandersetzungen - 5/10
    5/10

Fazit & Wertung:

Alex Proyas‘ Gods of Egypt scheint sich beim eigenen Budget fatal verschätzt zu haben, denn während einzelne Szenen des auf bombastische Optik getrimmten Fantasy-Actioners tatsächlich bahnbrechend gut aussehen, wird die Chose immer wieder von himmelschreiend schlechten Effekten aufgebrochen, derweil das gesamte Geschehen optisch wie inszenatorisch gnadenlos übersteuert wirkt und nur haarscharf an einer Parodie vorbeischrappt, sich aber selbst in seinem Treiben viel zu ernst nimmt. Ansätze sind immer wieder vorhanden, verwandelt werden sie allerdings in den seltensten Fällen.

5.0/10
Leser-Wertung 3/10 (1 Stimmen)
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Gods of Egypt ist am 01.09.16 auf DVD, Blu-ray und 3D Blu-ray und am 13.10.16 auf 4K UHD Blu-ray bei Concorde erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

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