In Anbetracht der vielen neuen Facebook-Fans, die allesamt Bücherfreunde zu sein scheinen, habe ich mich dazu hinreißen lassen, heute Abend quasi außerplanmäßig meine Rezension zu Wer kann für böse Träume zu verfassen. Here we go!
Wer kann für Böse Träume
The Secret Grimm Files
Wer kann für Böse Träume – The Secret Grimm Files, DE 2012, 224 Seiten
© Das wilde Dutzend
Angelika Klüssendorf, Thomas von Steinaecker, Ulrike Draesner, Michael Stavarič, Christiane Neudecker, Michael Weins, Rabea Edel, Finn-Ole Heinrich, Tobias O. Meißner & Melanie Stumm, Anja Schneider, Sigrid Behrens, Tamara Bach, Noëmi Aubépine, Veronika Peters
Das wilde Dutzend
978-3-981-52520-5
Märchen
Inhalt:
Eine geheimnisumwitterte Loge hat es sich zum Ziel gesetzt, die wahren Hintergründe der weithin bekannten Grimmschen Märchen zu ergründen. Bei ihrer akribischen Spurensuche sind sie auf zahlreiche Ungereimtheiten und verschiedenen Brief-Korrespondenzen sowie wohlgehütete Manuskripte gestoßen die offenbaren, dass das, was die Gebrüder Grimm dereinst veröffentlicht haben, womöglich gar nicht die Realität wiederspiegelt, sondern dass auch die Herausgeber Zensur unterworfen waren und ihre Geschichten sich im Laufe der Jahrhunderte mehr und mehr von ihren Ursprüngen entfremdet haben.
Ein ausgesuchter Kreis von Autoren erhielt nun Zugang zu diesem Archiv der Loge und hat sich unter dem Deckmantel des künstlerischen Werkes daran gemacht, die wahren Geschichten zu destillieren und aufs Papier zu bringen. Unterstützt wurden sie dabei von dem Verlag Das wilde Dutzend und zahlreichen Illustratoren. Machen wir uns also nichts vor, bei dem vorliegenden Band handelt es sich um nicht weniger als die wahren Hintergründe der beliebten Kindermärchen. Und was sich dort zutage fördern ließ, ist teils skurril und zuweilen erschreckend.
Rezension:
Wer kann für böse Träume ist ein überaus ambitioniertes Projekt, dem man auf jeder Seite die liebevolle Hingabe bei der Erstellung anmerkt, weil nicht nur jede Autorin und jeder Autor seinen eigenen Stil in die Waagschale wirft, sondern dessen Geschichte auch jeweils von einem Illustrator bebildert worden ist. Wohlgemerkt hat natürlich jede der fünfzehn Geschichten sowohl einen eigenen Autor als auch Illustrator, so dass zwar einerseits keine Langeweile aufkommen dürfte, andererseits trotzdem eine Kohärenz im Gezeigten besteht, die gerade deshalb so überrascht, weil so zahllose Personen an dem Projekt beteiligt gewesen sind.
Unterstützt wird dieser durchweg überzeugende Gesamteindruck von den The Secret Grimm Files-Akten, die sich zwischen jedem Kapitel finden und geheime Korrespondenz, Anmerkungen oder Eintragungen aus dem Logen-Venimecum enthalten und die durch und durch andersartigen Märchengeschichten hervorragend abrunden und teils miteinander verknüpfen. Freilich sollte man eine gewisse Märchen-Affinität für Wer kann für böse Träume schon mitbringen, denn sonst könnte einen zuweilen der entsprechende Sprachduktus stören, orientiert dieser sich schließlich ganz an der Schreibe alter und insbesondere Grimmscher Märchen.
Wie bereits kurz angedeutet, gleicht aber auch keine Geschichte der anderen und jede hat so ihren eigenen Kniff und auch die eine oder andere Überraschung parat, so dass es auch durchaus vorkam, dass ich zunächst überhaupt nicht wusste, welches Märchen an dieser Stelle denn nun aufbereitet worden ist, bis dann an prägnanten Stellen, mal früher, mal später, der Groschen fiel. Ich muss aber auch gestehen nicht sämtliche der populären Grimmschen Märchen zu kennen, so dass sich mir ganz selten überhaupt nicht erschließen wollte auf welchem berühmten Vorbild die Geschichte nun fußt.
Alles in allem nichtsdestotrotz eine Veröffentlichung ohne merkliche Schwächen, die eben insbesondere mit ihrer Aufmachung punktet, so dass man direkt das Gefühl von Wertigkeit bekommt, wenn man den edlen und reich bebilderten Hardcover-Band Wer kann für böse Träume in Händen hält. Geringfügige Abstriche kann ich höchstens machen, da mir eben nicht jedes Märchen sofort bekannt vorkam und aufgrund einer Tatsache, die jedoch zutiefst subjektiv und mein persönliches Empfinden war, nämlich, dass die wahren Geschichten durchaus noch eine Spur abgründiger hätten sein dürfen. Das allerdings ist gleichsam Jammern auf hohem Niveau und deshalb möchte ich jedem mit einem gewissen literarischen Faible diese Ausnahmeveröffentlichung des mir bis dato noch unbekannten Verlages Das wilde Dutzend wärmstens ans Herz legen.
Wer kann für böse Träume – The Secret Grimm Files
-
Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm - 9/10
9/10
Fazit & Wertung:
Wer kann für böse Träume – The Secret Grimm Files ist ein in seiner Gänze zutiefst überzeugendes Gesamtwerk, welches – bedingt durch die zahllosen Autoren und Illustratoren – natürlich innerhalb des Bandes gewissen qualitativen Schwankungen unterliegt, die aber keineswegs das Gesamtbild schmälern, da alle Beteiligten auf höchstem Niveau zu Werke gegangen sind.
Weitere Details zum Buch und den Autoren findet ihr auf der Seite des Verlages Das wilde Dutzend.
– – –
Diese Rezension wurde ermöglicht und gesponsert von Blogg dein Buch und dem Verlag Das wilde Dutzend. Beiden danke ich für das Rezensionsexemplar, das meinem Artikel zugrundeliegt.
– – –
Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!