Auch wenn es mir ein wenig widerstrebt, dem Kollegen Xander so explizit nachzueifern, dass nach Django Unchained nun bei mir ebenfalls direkt im Anschluss meine Review zu The Raid erscheint, mache ich das jetzt einfach mal, denn schließlich habe ich die Filme nun einmal in genau dieser Reihenfolge gesehen.
The Raid
Serbuan maut, ID/USA 2011, 101 Min.
© Koch Media
Gareth Evans
Gareth Evans
Joe Taslim (Jaka)
Donny Alamsyah (Andi)
Yayan Ruhian (Mad Dog)
Tegar Satrya (Bowo)
Ray Sahetapy (Tama)
Action | Thriller
Trailer:
Inhalt:
Rekrut Rama findet sich am frühen Morgen im Einsatzfahrzeug seiner Spezialeinheit ein, nachdem er sich von seiner schwangeren Frau verabschiedet hat. Der in Ehre ergraute Lieutenant Wahyu bläst zum Angriff auf ein Hochhaus, in dem sich der Warlord Tama seit Jahren verschanzt, verteidigt von seiner persönlichen Privatarmee, die überwiegend aus Zivilisten und Kleinkriminellen besteht, die in Tamas Trutzburg Zuflucht gefunden haben.
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Wahyu will dem Treiben nun endlich ein Ende setzen und hat eine Gruppe schwer bewaffneter Einsatzkräfte zusammenstellen lassen. Diese entpuppen sich allerdings alsbald in großen Teilen als blutige Anfänger und werden von den Gangstern nach und nach dezimiert, zumal deren wahre Stärke eindeutig unterschätzt worden ist. Die Einheit, merklich aufgerieben und verunsichert, gibt dennoch nicht auf und insbesondere Rama schwingt sich zum einsamen Kämpfer auf, bis er einem der persönlichen Berater Tamas begegnet.
Rezension:
Vollmundig wird The Raid als bester Actionfilm seit Jahrzehnten vermarktet, sei jetzt schon Kult und überhaupt mit das Beste, was es in dem Genre seit langem gegeben haben soll. Als sinnfreier Actioner mag der Film auch durchaus funktionieren, doch vermag ich das Kultpotential nicht recht auszumachen, denn dafür ist er mit zu vielen Schwächen behaftet. Regisseur und Autor Gareth Evans serviert zweifelsohne routiniertes und stilvoll inszeniertes Adrenalin-Kino, das anfänglich auch gar nicht so tut, als bräuchte es eine Story zur Rechtfertigung des alsbald beginnenden Gemetzels und das ist auch gut so. Die Exposition der einzigen halbwegs relevanten Figur Rama geschieht in den ersten paar Filmminuten mit einigen wenigen prägenden Einstellungen und kann als abgeschlossen betrachtet werden, sobald sich das Einsatzteam auf den Weg zu dem berüchtigten Hochhaus des Warlords Tama macht. Hier folgt dann auch die Einsatzbesprechung, die frappierend an die Instruktionen in einem Videospiel erinnert und kurz umreißt, warum man mit aller gebotenen Härte gegen den Fiesling vorgehen darf und muss.
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Und schon beginnt mit sehr viel Atmosphäre und sorgsam gewählten Kameraeinstellungen ein den Großteil des Films umspannender Teil, der beinahe ausschließlich aus Schießereien und Martial-Arts-Kämpfen besteht. Trotz kurzer Verschnaufpausen fühlt man sich auch hier wie der Zuschauer bei einem Action-Game, staunt über manch großartige Idee und ergötzt sich an den gänzlich selbstzweckhaften Einstellungen. Allerdings begeht der Film dann den Fehler, so etwas wie einen Familienkonflikt in die Geschichte einzubauen, die ich auch nur in großzügiger Auslegung als solche bezeichnen kann. Dies wirkt dermaßen aufgesetzt, unnötig und holprig, dass es viel des vorher guten Gesamteindrucks zunichtemacht und Kopfschütteln hervorruft, denn hier wird versucht, das Profil des Hauptprotagonisten zu schärfen, wo vormals kein Profil war, ebenso wie bei den anderen Figuren.
Auch andernorts finden sich kleinere Konflikte der wenigen Überlebenden untereinander, doch hätte man ganz ehrlich auf diese und die hanebüchenen Dialoge verzichten sollen, um The Raid gänzlich frei zu halten von dem in diesem Fall störenden Einfluss eines geschichtlichen Überbaus. Auch wird der Endkampf lange vor dem Ende des Films eingeläutet und auch wenn dieser in vollen Zügen zelebriert wird, folgt hiernach nicht mehr viel, was der Rede wert wäre und das ist im Hinblick auf das zuvor Gezeigte doch reichlich enttäuschend.
© Koch Media
The Raid hätte tatsächlich ein Kultfilm werden können, wenn er auf die dürftig ausgearbeiteten Story-Ansätze verzichtet hätte und sich stattdessen auf noch etwas mehr Variantenreichtum bei der Inszenierung der Kämpfe konzentriert hätte und auch die Spezialeinheit nicht ganz so schnell auf ein Minimum zusammengestaucht hätte, denn auch hier nimmt sich der Film das Potential für weitere Kämpfe, denen man möglicherweise gerne noch beigewohnt hätte. Am Ende bleibt dann ein leider nur leidlich überzeugender Streifen, der durchaus zum einmaligen Ansehen taugt und tatsächlich größtenteils pure Action bietet, insbesondere im letzten Drittel aber merklich Elan vermissen lässt und ziemlich nichtssagend zu Ende geht.
The Raid
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Martial-Arts-Kämpfe - 6/10
6/10
Fazit & Wertung:
The Raid ist ein guter Action-Film, nicht mehr und nicht weniger. Eine sinnvolle Geschichte sucht man vergeblich und die wenigen Storyelemente stören eher, als dass sie den Film aufwerten, der ansonsten mit seinen sorgsam choreographierten Martial-Arts-Kämpfen durchaus zu gefallen weiß.
Meinungen aus der Blogosphäre:
CineKie: 8/10 Punkte
Filmherum: 4,5/5 Punkte
Xanders Blog: 6/10 Punkte
The Raid erscheint am 25.01.13 auf DVD und Blu-ray im Vertrieb von Koch Media. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!
DVD:
Blu-ray:
Yeah, Vernetzung gleich im ersten Absatz!
Ansonsten: ich hätte mir im Gegensatz zu dir mehr Story gewünscht, zum Beispiel über die Hintergründe der ganzen Aktion.
Gut, nicht wahr!? Ich glaube, wir haben von Alex’ Thesen alle ein wenig was mitgenommen^^
Ja, dem einen so, dem anderen so. Mehr Story wäre auch vertretbar gewesen, Hauptsache nicht dieses rudimentäre Anhängsel.
Mir hat er insgesamt ein bisschen besser gefallen, auch wenn du mit so ziemlich jedem Punkt Recht hast. Ich muss allerdings sagen, dass da irgendwie noch einmal das actiongeile Kind in mir erwacht ist und das – dem Alter nach – erwachsene Hirn vorübergehend deaktivierte.
Halten wir es einfach so fest: Ein völlig sinnloser Actioner. ;)