Review: The Diamond Job – Gauner, Bomben und Juwelen (Film)

Heute mal wieder ein Film, den ich gern besser gefunden hätte und der durchaus seine Momente hat, im Großen und Ganzen aber nur mäßig überzeugt.

The Diamond Job
Gauner, Bomben und Juwelen

Blue Iguana, UK 2018, 100 Min.

The Diamond Job - Gauner, Bomben und Juwelen | © Koch Media
© Koch Media

Regisseur:
Hadi Hajaig
Autor:
Hadi Hajaig

Main-Cast:
Sam Rockwell (Eddie)
Phoebe Fox (Katherine Rookwood)
Ben Schwartz (Paul Driggs)
Peter Ferdinando (Deacon Bradshaw)
in weiteren Rollen:
Peter Polycarpou (Arkady)
Simon Callow (Uncle Martin)
Al Weaver (Tommy Tresham)
Robin Hellier (Cornelius Schlessvig Von Holstein)
Frances Barber (Princess)
Amanda Donohoe (Dawn Bradshaw)

Genre:
Action | Komödie | Krimi | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus The Diamond Job - Gauner, Bomben und Juwelen | © Koch Media
© Koch Media

Nachdem sie auf Bewährung aus dem Knast entlassen worden sind, arbeiten Eddie und Paul als Aushilfen in einem wenig frequentierten Schnellimbiss in New York City. Dort sucht sie auch englische Anwältin Katherine auf, die den beiden einen Job vermitteln will, denn als Experten auf ihrem Gebiet scheint niemand geeigneter, einen wertvollen Diamanten für ihren Klienten zu stehlen, der gemeinhin als "Blue Iguana" bekannt ist. Anfangs sträuben sich die beiden, zumal es ihre Bewährungsauslagen verbieten, das Land zu verlassen, doch letztlich wird man sich handelseinig, zumal Katherine darauf angewiesen ist, zwei Profis zu engagieren, deren Gesichter in London gänzlich unbekannt sind. Dumm nur, dass es noch mehr Interessengruppen auf den Stein abgesehen haben, der bald zum heiß umkämpften Kleinod werden wird, während der vermeintlich simple Job zunehmend aus dem Ruder läuft…

Rezension:

Immer mal wieder habe ich mit The Diamond Job – Gauner, Bomben und Juwelen geliebäugelt, was allerdings weniger an der plakativen deutschen Tagline liegt, noch dem Umstand geschuldet ist, dass Regisseur Hadi Hajaig hier ganz offensichtlich prominenten Vorbildern wie etwa Quentin Tarantino oder Guy Ritchie nachzueifern gedenkt. Nein, es hat schlicht und ergreifend damit zu tun, dass auf dem nach Aufmerksamkeit heischenden Plakat recht prominent Sam Rockwell (Jojo Rabbit) prangt, der hier folgerichtig die Hauptrolle übernimmt und eigentlich immer überzeugende, unterhaltsame Kost abliefert, ungeachtet dessen, wie gelungen – oder nicht – der Rest des Films auch sein mag. Leider ist er es dann im vorliegenden Fall aber auch, der das größte Argument für den Film überhaupt sein dürfte, denn abgesehen von seiner Beteiligung tut sich der im Original Blue Iguana betitelte Streifen schwer, wirklich zu überzeugen. Die Grundidee allein, die Prämisse eines Diamantenraubes, nebst fadenscheiniger Begründung, warum es ausgerechnet die zwei Protagonisten sein sollen, die ihn erledigen, kündet nun auch nicht eben von sonderlicher Innovation, bildet aber einen durchaus soliden Aufhänger, aus dem man was hätte machen können.

Szenenbild aus The Diamond Job - Gauner, Bomben und Juwelen | © Koch Media
© Koch Media

Und Hajaig, der neben Regie auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnet, macht theoretisch auch einiges draus, wenn er eben unterschiedliche Gruppierungen an Gangstern und Gaunern um die wertvolle Beute wetteifern lässt und an allen Ecken Verrat und Täuschung inszeniert, nur dass ihm eben dieses gewisse Gespür für Timing und Verve fehlt, das eben beispielsweise einen Guy Ritchie so vermeintlich lässig von der Masse abhebt. Da wäre es weitaus begrüßenswerter gewesen, hätte Hajaig sich bemüht, eine eigene Bildsprache und Art der Inszenierung zu finden, während es im Fall von The Diamond Job leider meistens so wirkt, als versuche er auf Biegen und Brechen, seinen Vorbildern nachzueifern, was eben nur mehr schlecht als recht funktioniert. Da werden noch und nöcher Figuren in den Ring geworfen und Nebenschauplätze eröffnet, ohne dass es der Story nützen oder sie voranbringen würde, einfach, weil man einen gewissen Coolness-Faktor erzwingen möchte, der aber gerade deswegen schlichtweg nicht funktioniert. Und dabei hätte der Film allein mit Rockwell und seinem bestens aufgelegten Co-Star Ben Schwartz (Hauptsache, die Chemie stimmt) alle notwendigen Zutaten an der Hand und punktet manchmal auch mit wirklich großartigen Einfällen und überraschend derben Gewaltspitzen, die allerdings in der Masse der zunehmend verworrener wirkenden Handlungsfetzen beinahe gänzlich untergehen.

Ansonsten bedient der Film – anscheinend recht bewusst, aber auch wenig überraschend – so ziemlich alle Klischees eines auf cool und lässig getrimmten Gangsterfilms, inklusive Shootouts in Zeitlupe mit schmissigem Soundtrack. Das sind nun nicht eben die schlechtesten Szenen an dem Ganzen, locken aber im Grunde auch niemanden mehr hinter dem Ofen hervor, gerade wenn man es so übertreibt – und dabei herzlich einfallslos bleibt – wie hier der Fall. Man kann sich The Diamond Job ganz ohne Frage ansehen, doch noch am ehesten dürfte der Film bewirken, dass man wieder Lust auf einen Ritchie- oder Tarantino-Streifen bekommt, anstatt das man sich genussvoll in dem wendungsreichen Reigen verliert, den Hajaig hier sicherlich zu inszenieren gedachte. Am Ende hat es der Filmemacher aber einzig und allein seiner Besetzung zu verdanken, dass der Film in Teilbereichen punktet und überzeugt, denn neben dem Duo Rockwell und Schwartz überzeugt die unterschwellig romantische Chemie zwischen Rockwells Eddie und der verhuschten Anwältin Katherine – dargestellt von Phoebe Fox – in mindestens demselben Maße, wodurch die Geschichte tatsächlich auch ein wenig an Substanz und Relevanz gewinnt, was man ansonsten von dem kopflos-übersteuerten Treiben nicht unbedingt behaupten kann.

Szenenbild aus The Diamond Job - Gauner, Bomben und Juwelen | © Koch Media
© Koch Media

Dennoch ist The Diamond Job eigentlich immer dann am besten, wenn er genussvoll über die Stränge schlägt und tatsächlich so richtig zu überraschen vermag, was leider selten genug – aber immerhin zum Ende hin vermehrt – der Fall ist. Zuletzt sind dann manche Figuren noch so herrlich klischeebeladen und stereotyp, dass es schon wieder eine wahre Freude ist, wobei hier als Paradebeispiel der von Peter Ferdinando (High-Rise) verkörperte Deacon Bradshaw herhalten darf, der mit reichlich Jähzorn und Vokuhila nicht nur zum Szenendieb avanciert, sondern die Chose auch merklich aufpeppt und einiges an anarchischem Vergnügen bereitet. Eine Konzentration auf diese Seite des Streifens hätte dem fertigen Film sicherlich gutgetan, insbesondere, wenn man im Gegenzug die vielen – letztlich zu vielen – Wendungen zurückgeschraubt und die Story ein wenig – deutlich – stringenter inszeniert hätte. So ist zwar zu erkennen, was Hajaig im Sinn hatte, doch ebenso offenkundig ist, dass ihm hierfür (noch?) das szenische Gespür und/oder das handwerkliche Geschick fehlt.

Fazit & Wertung:

Regisseur und Drehbuchautor Hadi Hajaig kredenzt mit The Diamond Job – Gauner, Bomben und Juwelen einen auf den ersten blick vielversprechend wirkenden Gangsterfilm mit schwarzhumorigem Einschlag, doch auch wenn der in Teilen überzeugt und mit einem gewohnt souveränen Sam Rockwell in der Hauptrolle punktet, verzetteln sich sowohl Story als auch Inszenierung immer mehr. Vor allem aber kopiert Hajaig lieber schlecht von großen Vorbildern, anstatt sich um einen eigenen Erzählton zu bemühen.

5 von 10 sich gegenseitig übers Ohr hauenden Gangstern

The Diamond Job – Gauner, Bomben und Juwelen

  • Sich gegenseitig übers Ohr hauende Gangster - 5/10
    5/10

Fazit & Wertung:

Regisseur und Drehbuchautor Hadi Hajaig kredenzt mit The Diamond Job – Gauner, Bomben und Juwelen einen auf den ersten blick vielversprechend wirkenden Gangsterfilm mit schwarzhumorigem Einschlag, doch auch wenn der in Teilen überzeugt und mit einem gewohnt souveränen Sam Rockwell in der Hauptrolle punktet, verzetteln sich sowohl Story als auch Inszenierung immer mehr. Vor allem aber kopiert Hajaig lieber schlecht von großen Vorbildern, anstatt sich um einen eigenen Erzählton zu bemühen.

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vgw

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