Review: Modern Love | Staffel 1 (Serie)

Auch heute habe ich natürlich wieder eine Serien-Kritik für euch im Gepäck, die ich ohne lange Vorrede zu kredenzen gedacht habe.

Modern Love
Staffel 1

Modern Love, USA 2019-, ca. 32 Min. je Folge

Modern Love | © Amazon Studios
© Amazon Studios

Regisseure:
John Carney
Tom Hall
Sharon Horgan
Emmy Rossum
Autoren:
John Carney
Tom Hall
Sharon Horgan
Audrey Wells

Basierend auf den New York Times Kolumnen "Modern Love" von:

Julie Margaret Hogben
Deborah Copaken
Terri Cheney
Ann Leary
Brian Gittis
Abby Sher
Dan Savage
Eve Pell

Main-Cast:

Cristin Milioti (Maggie)
Catherine Keener (Julie)
Dev Patel (Joshua)
Anne Hathaway (Lexi)
Tina Fey (Sarah)
Sofia Boutella (Yasmine)
Julia Garner (Maddy)
Olivia Cooke (Karla)
Andrew Scott (Tobin)
Jane Alexander (Margot)
Laurentiu Possa (Guzmin)
Caitlin McGee (Emma)
Andy Garcia (Michael)
Gary Carr (Jeff)
John Slattery (Dennis)
John Gallagher Jr. (Rob)
Shea Whigham (Peter)
Brandon Kyle Goodman (Andy)
Ed Sheeran (Mick)
James Saito (Kenji)

Genre:
Romantik | Komödie

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Modern Love | © Amazon Studios
© Amazon Studios

New York mag zwar nicht unbedingt als Stadt der Liebe bekannt sein, doch hält auch der "Big Apple" einiges an romantischen Irrungen und Wirrungen parat, wie etwa die literaturbegeisterte Maggie bestätigen könnte, auch wenn sie noch immer auf der Suche nach dem Richtigen ist und sich hierbei – wenn auch unfreiwillig – auf das Gespür ihres Portiers Guzmin verlassen kann. App-Entwickler Joshua derweil trauert der verpassten Chance hinterher, mit Emma sein Glück zu suchen, wie er während eines Interviews mit Julie eingesteht, die ihrerseits eine nicht minder anrührende Geschichte zum Besten zu geben hat. Die erfolgreiche Lexi derweil hat mit Problemen ganz anderer Art zu kämpfen und sieht sich nicht in der Lage, jemanden hinter ihre so sorgsam aufgebaute Fassade blicken zu lassen. Über diesen Punkt sind die Ehepartner Sarah und Dennis längst hinaus und haben sich kaum noch etwas zu sagen nach all den Jahren.

Während Yasmine und Rob gerade ihr zweites – und mehr als ungewöhnliches – Date im Krankenhaus verbringen, sehnt Maddy sich seit Kindesbeinen nach einer Vaterfigur und glaubt diese in dem distinguierten wie charmanten Peter gefunden zu haben, der aber freilich ihre Avancen gänzlich anders auffasst. Tobin und Andy wiederum führen seit Jahren eine glückliche Beziehung und wünschen sich nun nichts sehnlicher als ein Kind und hoffen diesbezüglich auf die Hilfe der schwangeren Karla, der es vorrangig darum geht, dass die beiden sich lieben und ihrem Ungeborenen gute Dads sein können. Unterdessen haben Margot und Kenji erst in vergleichsweise hohem Alter zusammengefunden, doch auch wenn ihre Zeit begrenzt sein mag, sind sie doch beide willens, die unverhoffte Zweisamkeit in vollen Zügen auszukosten…

Rezension:

Voller Vorfreude erwartet, traf mich die Veröffentlichung der ersten Staffel Modern Love am 18. Oktober dann doch relativ unvorbereitet. Hierbei handelt es sich um eine der zunehmend beliebter werdenden Anthologie-Serien, wobei es sich hier – anders als beispielsweise bei American Horror Story oder True Detective – nicht um eine thematisch wie inhaltlich zusammenhängende Staffel handelt, sondern je Episode neue Einzelschicksale betrachtet werden, deren Fokus – wie sollte es bei dem Titel auch anders sein – auf Liebesgeschichten jedweder Couleur liegt. Gleichwohl muss es sich mitnichten immer um die romantische Liebe zweier sich anschmachtender Personen handeln, sondern kann auch deutlich komplizierter sein, eben ganz so, wie Liebe sich gemeinhin präsentiert. Zu verdanken hat man dieses Projekt John McCarney, der sich durch Filme wie Once und vor allem Can A Song Save Your Life? weithin einen Namen gemacht hat und hier gleichsam als Regisseur, Drehbuchautor sowie Produzent in Erscheinung treten darf. Diesen ihm eigenen Vibe, überaus gelungene Songauswahl und pathos- sowie kitsch-befreite Romantik merkt man dabei jeder einzelnen Episode unbestreitbar an, gleichwohl diese inhaltlich wie erwähnt kaum abwechslungsreicher und andersartiger hätten ausfallen können.

Szenenbild aus Modern Love | © Amazon Studios
© Amazon Studios

Die Storys der insgesamt acht Episoden umfassenden ersten Staffel – ich bete für eine Fortsetzung – beruhen derweil aus ebenso vielen New-York-Times-Kolumnen unterschiedlicher Autor*innen, die der Serie auch ihren Titel Modern Love beschert haben, hierzulande aber meines Wissens weitestgehend unbekannt sind. Und auch wenn die Geschichten zugunsten von Dramaturgie und Wirkung teils fiktionalisiert worden sind, ist es ein Segen, dass diese berührenden Miniaturen und Kleinode romantischer Erzählkunst nun auch dergestalt an Bekanntheit gewinnen dürfen, zumal sich Carney und Konsorten eines regelrechten All-Star-Casts versichert haben, um eine jede ihrer Geschichten adäquat zu bebildern. Da hat es zunächst einmal die von Cristin Milioti (How I Met Your Mother ) verkörperte Maggie, die in Wenn der Portier dein bester Mann ist (1.01) langsam erkennt, mit welcher Fürsorge und Hingabe ihr Portier Guzmin (Laurentiu Possa) sich für ihr persönliches Glück einzusetzen bereit ist, während bereits Wenn Amor eine neugierige Journalistin ist (1.02) eine gänzlich andere Marschrichtung einschlägt und von der Tragik verpasster Chancen kündet und sich hierfür gleich zweier Erzählungen bedient, die ihrerseits von Katherine Keener (Sicario 2) und Dev Patel (Lion) zum Besten gegeben werden. Die dritte Episode Nimm mich so, wie ich bin, wer auch immer ich bin (1.03) wiederum stellt bereits ein frühes Highlight der Staffel dar und konzentriert sich voll und ganz auf die von Anne Hathaway (Im Netz der Versuchung) dargestellte Lexi, deren schwankende Befindlichkeiten ihr darstellerisch alles abverlangen und sie durchgehend glänzen lassen, derweil hier ein ernstes Thema behutsam angegangen wird und gleichsam unter anderem durch Querverweise auf La La Land gekonnt aufgelockert wird. Noch am wenigsten klassische Liebesgeschichte, überzeugt dieser Part der Anthologie mitunter am meisten und nachhaltigsten.

Szenenbild aus Modern Love | © Amazon Studios
© Amazon Studios

Das heißt freilich nicht, dass man sich etwa Am Ball bleiben, um das Spiel am Leben zu erhalten (1.04) entgehen lassen sollte, zumal hier Sharon Horgan (Catastrophe) als Gast-Regisseurin daherkommt, um die vermeintlich zerrüttete Ehe zwischen Sarah (Tina Fey, 30 Rock) und Dennis (John Slattery, Mad Men) in Szene zu setzen und dabei gleichsam trockenen als auch schwarzen Humor ins Feld zu führen. Als Kontrapunkt bietet wiederum die von Tom Hall inszenierte Episode Im Krankenhaus – ein Zwischenspiel der Klarheit (1.05) eine eher klassische Geschichte, gleichwohl aber ein umso ungewöhnlicheres zweites Date, das sich schnell in ungewöhnliche Gefilde verlagert und dabei die von Sofia Boutella (Hotel Artemis) verkörperte Yasmine dem verletzten Rob (John Gallagher Jr., Short Term 12) näherkommen lässt. Im Anschluss hieran vermag die mit Shameless bekannt gewordene Emmy Rossum ihr Regie-Talent unter Beweis zu stellen und lässt in Er sah aus wie Dad, aber es war nur ein Abendessen, oder? (1.06) die junge Maddy (Julia Garner, Maniac) eine ausgemachte Schwärmerei für das von Shea Whigham (Boardwalk Empire) dargestellte – und ungleich ältere – Genie Peter entwickeln, wobei sich ihre Gefühle mehr auf einem Vater-Komplex gründen, was freilich zu reichlich Missverständnissen führt, was Art und Ausprägung der sich anbahnenden Beziehung angeht.

Es folgt mit Ihre Ein- Personen-Welt (1.07) die Geschichte eines homosexuellen New-Yorker-Pärchens, seinerseits verkörpert von Andrew Scott (Sherlock) und Brendon Kyle Goodman, die sich nichts sehnlicher als ein Kind wünschen und somit auf die Hilfe der eigensinnigen Leihmutter – großartig: Olivia Cooke (Vollblüter) – angewiesen, die es sich alsbald in ihrem schicken Appartement mehr als bequem macht. Last but not least mündet das Geschehen in Das Rennen wird schöner, wenn es sich seiner letzten Etappe nähert (1.08), eine Liebesgeschichte der eher älteren Generation, die ihrerseits auch ein wenig kurz kommt, aber von einer anrührenden Melancholie erfüllt ist. Der Grund, dass diese Story vergleichsweise schnell abgehandelt wird, ist, dass Carney es sich nicht nehmen lassen möchte, in dieser finalen Episode noch einmal einen Blick auf all die Figuren zu werfen, denen wir bislang begegnet sind, um entweder einen Ausblick auf ihre Zukunft zu geben oder alternativ kleinere inhaltliche Lücken zu schließen und das gesamte, in New York angesiedelte Geschehen zumindest zaghaft ineinander zu verzahnen. Dadurch münden die Ereignisse in den denkbar schönsten Schlussakkord, der das Erlebte noch einmal Revue passieren zu lassen vermag und die umtriebigen Wege der Liebe unterstreicht, ohne selbst hier in Klischee und Kitsch abzudriften.

Szenenbild aus Modern Love | © Amazon Studios
© Amazon Studios

So nähern sich John Carney und sein Team dem Thema "Liebe" in unterschiedlichsten Ausrichtungen und von erfrischend unterschiedlichen Warten, auch wenn man jetzt natürlich bemängeln könnte, dass beispielsweise kein lesbisches Pärchen in Erscheinung getreten ist, doch wer so argumentiert, sucht meines Erachtens gewollt nach dem Haar in der Suppe, zumal ja längst nicht gesagt ist, dass es bei diesen acht Adaptionen der namensgebenden Times-Kolumnen bleiben wird, denn meines Erachtens hat dieses ambitionierte wie überzeugende Projekt es mehr als verdient, über kurz oder lang fortgeführt zu werden. So ist vielleicht der größte Kritikpunkt, dass man die Staffel in rund vier Stunden bereits beendet hat und in Anbetracht der stets überzeugenden und zu jedem Zeitpunkt ungemein unterhaltsamen Art der Inszenierung schnell nach Nachschub lechzen dürfte. Zu Teilen liegt das auch daran, dass jede der behandelten Storys ihren ganz eigenen Erzählton findet und auf ihre Art berührt, während man auch um inszenatorische Alleinstellungsmerkmale wie etwa Musical-Szenen oder unvermittelt einsetzende Erzählerstimme sowie nicht zuletzt ein fiktives TV-Serien-Intro nicht verlegen ist, was Abwechslungsreichtum und Kurzweil noch erhöhen. Der ausgesucht namhafte Cast und die zu Herzen gehenden Storys tun hierbei ihr Übriges, um Modern Love zu einem rundherum gelungenen Erlebnis mit reichlich Feel-Good-Charme werden zu lassen.

Fazit & Wertung:

Mit der ersten Staffel Modern Love gelingt Regisseur, Autor und Produzent John Carney ein gleichsam ambitioniertes wie überzeugendes Anthologie-Projekt, das sich der Liebe in all ihren Formen und Erscheinungen widmet und dabei Episode um Episode berührende wie herzerwärmende Volltreffer landet. Veredelt werden die insgesamt acht, auf New-York-Times-Kolumnen beruhenden "Kurzgeschichten" der Staffel von einem superben Cast, der in ausnahmslos jeder Folge zu begeistern weiß.

8,5 von 10 modernen Liebesgeschichten

Modern Love | Staffel 1

  • Moderne Liebesgeschichten - 8.5/10
    8.5/10

Fazit & Wertung:

Mit der ersten Staffel Modern Love gelingt Regisseur, Autor und Produzent John Carney ein gleichsam ambitioniertes wie überzeugendes Anthologie-Projekt, das sich der Liebe in all ihren Formen und Erscheinungen widmet und dabei Episode um Episode berührende wie herzerwärmende Volltreffer landet. Veredelt werden die insgesamt acht, auf New-York-Times-Kolumnen beruhenden "Kurzgeschichten" der Staffel von einem superben Cast, der in ausnahmslos jeder Folge zu begeistern weiß.

8.5/10
Leser-Wertung 7.83/10 (6 Stimmen)
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Episodenübersicht: Staffel 1

01. Wenn der Portier dein bester Mann ist (8,5/10)
02. Wenn Amor eine neugierige Journalistin ist (8,5/10)
03. Nimm mich so, wie ich bin, wer auch immer ich bin (9/10)
04. Am Ball bleiben, um das Spiel am Leben zu erhalten (8/10)
05. Im Krankenhaus – ein Zwischenspiel der Klarheit (8,5/10)
06. Er sah aus wie Dad, aber es war nur ein Abendessen, oder? (8/10)
07. Ihre Ein- Personen-Welt (8/10)
08. Das Rennen wird schöner, wenn es sich seiner letzten Etappe nähert (8/10)

 
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Modern Love | Staffel 1 ist seit dem 18.10.19 exklusiv bei Amazon Prime Instant Video verfügbar.


vgw

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