Nachdem ich nun den ganzen Tag das schöne Wetter genossen habe und nun fix und erledigt auf der Couch angekommen bin, habe ich mir überlegt, auch noch eine kleine Rezension verfassen zu können. Die ist nun fertig. Für den Fall also, dass sich jemand für Werwolfs- oder allgemein Horrorgeschichten erwärmen kann, wünsche ich dem- oder derjenigen viel Freude bei der Lektüre.
Ferals 1
Ferals #1-6, USA 2012, 148 Seiten
© Panini
David Lapham
Gabriel Andrade
Panini Verlag
keine ISBN
Horror | Mystery | Thriller
Inhalt:
In Cypress, Minnesota wird in dessen Wohnwagen der Unterarm von Mark Forrest gefunden. Dem Polizisten Dale, der mit Mark befreundet war, ist klar, dass in den verschneiten Wäldern von Lake County irgendwo die passende Leiche liegen muss. Voller Frustration und Wut betrinkt Dale sich bald darauf in Madge’s Bar und lernt dort die mysteriöse Gerda kennen, mit der er prompt auf die Toilette verschwindet. Später kehrt Dale zu seiner Freundin Jackie zurück und wird am nächsten Morgen von deren Tochter geweckt, nur um zu sehen, wie Jackie vor dem Haus von einem überdimensionalen wolfsähnlichen Wesen angegriffen wird. Beherzt attackiert er das Wesen doch Jackie ist längst tot und auch Dale wird schwer verwundet.
Als Dale Tage später im Krankenhaus von Two Harbors erwacht, muss er erfahren, dass er mittlerweile zum Kreis der Verdächtigen in den Mordfällen gehört, denn Mark war immerhin sein Freund und Gerda und Jackie – die beide ebenso zerfleischt worden sind – trugen sein Sperma in sich. Dale spürt wie sich die Lage für ihn zuspitzt und flüchtet aus dem Krankenhaus zu dem Forensiker Chicker, um mehr über den Zustand der Leichen zu erfahren. Die anderen Cops allerdings sind ihm längst auf den Fersen und sperren ihn schließlich ein. Unterdessen bekommen die abgeschieden lebenden Einwohner aus Bergen Wind von der Spur der Verwüstung und sind drauf und dran, sich in das Geschehen einzumischen.
Rezension:
Während Vampire und auch Zombies seit einigen Jahren und immer noch hoch im Kurs stehen, wird eine andere Form übernatürlicher Wesen im direkten Vergleich beinahe stiefmütterlich behandelt und taucht wenn bloß am Rande auf, statt auch einmal im Fokus einer Erzählung zu stehen: Werwölfe. Da ist es zweifelsohne interessant, dass Comic-Autor David Lapham sich nun dieser Wesen angenommen hat und mit Ferals dem Sub-Genre eine Frischzellenkur zu verpassen sucht. Die Geschichte verzichtet dabei weitestgehend auf bekannte Regeln oder Klischees, was unter anderem das Vollmondverhalten oder die Anfälligkeit gegenüber Silber anbelangt, kommt jedoch auch nicht recht dazu, neue Instanzen zu definieren, nach denen ein solches Werwesen sich zu richten hätte.
Das Setting der Story ist zwar klassisch, ist dabei aber auch durchaus dem Geschehen dienlich und wird atmosphärisch gut eingefangen, auch was das Verhalten der Kleinstädter untereinander und ihr Misstrauen gegenüber Menschen von außerhalb anbelangt. Allerdings verpasst Ferals hier auch ein wenig die Chance, sich von althergebrachten Klischees freizuspielen und die Geschichte hat einen auffällig hohen Action-Anteil, was dazu führt, das neben den ausufernden Kämpfen und einigen sich wiederholenden Rückblenden gemessen an der Länge des Bandes herzlich wenig passiert. Auch bleiben viele Fragen offen, doch handelt es sich ja auch schließlich um den Auftakt einer längeren Geschichte, von daher sei dies zu verzeihen, doch ein wenig mehr erzählerischer Input wäre mir mehr als recht gewesen.
Ansonsten versuchen Lapham und sein Zeichner Gabriel Andrade, mit einem gewohnt hohen Gewaltanteil und daraus resultierendem Gore-Faktor sowie Sex und Verrat zu punkten. Auch das sei nicht verwerflich und wer den Namen Lapham hört sollte letztlich wissen auf was er sich einlässt, allerdings wirken hier doch einige Szenen und ihre explizite Ausgestaltung mehr als selbstzweckhaft und geizen nicht mit ekligen Details, die der Geschichte im Grunde nicht weiterhelfen, außer den Umstand zu vermitteln, dass diese Werwölfe doch extrem blutrünstig sind und anscheinend eine Menge Freude daran haben, Menschen auseinanderzureißen und ihre Eingeweide wild in der Gegend zu zerstreuen.
Die Bilder selbst sind von Adrade aber stimmig und stilistisch sicher gezeichnet und transportieren wie gesagt die vorherrschende Atmosphäre, doch ist Optik nun einmal nicht alles und Blut wertet eine Geschichte nicht automatisch auf. Die krankt nämlich viel mehr daran, dass ihr Hauptprotagonist nicht einfach nur unsympathisch ist, sondern gehässig, zynisch, opportunistisch, skrupellos und dergleichen mehr. Davon ab bleibt er mehr als blass, ebenso wie alle anderen Gestalten in Ferals wie beispielsweise auch zwei gesichts- und konturlose FBI-Agenten, die sich plötzlich mir nichts dir nichts ins Geschehen einmischen oder auch die Bewohner von Bergen, denen erst gar nicht mehr als ein Gruppenprofil spendiert wird. Obwohl also durchaus Potential vorhanden ist, konnte mich die Geschichte noch nicht überzeugen, weil einfach noch viel zu wenig erklärt und miteinander verknüpft wird, wohingegen man sich den gewaltsamen Morden in aller Ausführlichkeit widmet.
Ferals 1
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Ausgerissene Gliedmaßen - 6.5/10
6.5/10
Fazit & Wertung:
Ferals ist eine spannende und extrem blutige Serie um den Werwolf-Mythos, bleibt dramaturgisch allerdings weit hinter den Möglichkeiten zurück und opfert Seite um Seite lieber Sex und Gewalt. Für Freunde gepflegten Horrors aber durchaus einen Blick wert.
Meinungen aus der Blogosphäre:
Tofu Nerdpunk: 7,2/10 Punkte
Ferals 1 ist am 16.04.13 im Panini Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den nachfolgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!
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