Review: Joe Hill: Schiff der lebenden Toten (Graphic Novel)

Heute widme ich mich dann nach längerer Zeit mal wieder dem Thema Horror und starte ansonsten mal ganz entspannt in die neue Woche.

Joe Hill
Schiff der lebenden Toten

Plunge #1-6, USA 2020, 172 Seiten

Joe Hill: Schiff der lebenden Toten | © Panini
© Panini

Autor:
Joe Hill
Zeichner:
Stuart Immonen

Verlag (D):
Panini Verlag
ISBN:
978-3-741-62259-5

Genre:
Horror | Mystery | Thriller

 

Inhalt:

Unter bislang ungeklärten Umständen verschwand 1983 die Derleth, ein Schiff einer Ölbohrgesellschaft, spurlos und tauchte nicht wieder auf. Doch jüngst wurde ein Notsignal geortet, das sich dem verschollenen Schiff zuordnen ließ und anscheinend von einem entlegenen Atoll aus sendet. Die Bergung des Schiffs verspricht aufgrund der geografischen Lage kompliziert und aufwändig zu werden, weshalb man Kapitän Gage Carpenter und seine Crew anheuert, die für diese Art anspruchsvollen Job prädestiniert sind. Angekommen in der Abgeschiedenheit ist das Wrack schnell ausgemacht, doch noch ahnt niemand, welche Schrecken noch auf dem Eiland lauern, denn die Crew der Derleth hat das Schiff nie verlassen…

Rezension:

Mit Schiff der lebenden Toten stand mir jüngst die Lektüre eines weiteren Vertreters der Hill House Comics ins Haus und während Schriftsteller Joe Hill auch allgemein Schirmherr der bei DC Black Label veröffentlichten Reihe ist, griff er hier nach Ein Korb voller Köpfe auch wieder selbst zum (Autoren-)Stift und kredenzt nun seine persönliche Hommage an die Werke von John Carpenter und H. P. Lovecraft. Entsprechend bedient er sich hier klassischer Themen und entwirft ein gar nicht mal so ungewöhnliches Szenario, das in vielen Punkten sicherlich auch als Huldigung und Reminiszenz verstanden werden darf und soll, aber eben auch mit reichlich eigenen erzählerischen Kniffen aufwartet, die ganz der Erwartungshaltung an den nunmehr reichlich routinierten Autor entsprechen dürften. Wie schon mehrfach bei Hill erlebt, liefert er von der ersten Seite an ein beinahe cineastisches Erlebnis, offeriert einen initialen Schockmoment, bevor er sich zunächst der Einführung der Figuren widmet, um von dort vergleichsweise schnell zum Ort des Geschehens vorzustoßen.

Fernab der Zivilisation, auf einem entlegenen Atoll, kommt alsbald die eigentliche Handlung in Gang und der erste von insgesamt sechs Bänden endet mit einem morbiden Fund, wobei es von da an nur unheimlicher und gefährlicher wird für die Crew des Bergungsschiffes von Kapitän Carpenter, denn die lebenden Toten hier sind mitnichten das, was man sich zunächst unter dem Begriff vorstellen würde und somit weit entfernt von hirnlosen Zombies, die sich ansonsten in dem Genre tummeln. Unterstütz und ergänzt wird das gelungene Skript von Hill derweil von Stuart Immonen (Empress), der das Ganze grafisch eindrucksvoll und stilsicher in Szene setzt. Das gilt sowohl für die Protagonisten, die sich gemeinsam aufmachen, das Wrack der Derleth zu bergen, sondern auch das Atoll an sich und natürlich dessen "Bewohner". Die Farbpalette ist erwartungsgemäß eingeschränkt und natürlich düster, wobei man schon den Eindruck gewinnt, als nähme im Verlauf der Handlung das Licht immer weiter ab.

Überhaupt wird die Handlung nach ersten Grusel- und Schockmomenten zunehmend abgründiger und beklemmender, was natürlich einen enormen Schub erfährt, wenn die Bergungscrew auf die Crew der Derleth trifft, wobei ich hier gar nicht allzu viel vorwegnehmen möchte, was deren Schicksal, Verhalten und nunmehr Ziele anbelangt. Um zu wissen, worauf man sich im Fall von Schiff der lebenden Toten einlässt, sollte aber zumindest noch das Schlagwort "cthuluider Schrecken" fallen, denn auch hiervon hat sich Hill eben maßgeblich beeinflussen lassen. Richtiger wäre aber natürlich, dass er dem Tribut zollt, was auch trefflich gelingt, gleichwohl ich im letzten Drittel manchmal das Gefühl hatte, dass es nicht hätte schaden können, ein paar mehr Panels/Seiten zur Verfügung zu haben, um die Geschichte zu Ende zu erzählen, aber das tut der erzählerischen Qualität kaum einen Abbruch. Während das Ganze oft einen gewollten B-Movie-Charme versprüht, gelingt fernab stilistischer Entscheidungen eine ungemein dynamische und fesselnde Geschichte, die klar erkennbar großen Vorbildern huldigt, aber auch für sich zu bestehen weiß. Abgerundet mit obligatorischem Vorwort sowie Cover-Galerie, dem Abdruck einer E-Mail von Joe Hill an Immonen sowie Kurzbiografien macht der Sammelband der sechs Einzelhefte der im Original schlicht Plunge betitelten Story eine durchweg gute Figur.

Fazit & Wertung:

Für die von ihm ins Leben gerufene Reihe der Hill House Comics ließ es sich Joe Hill nicht nehmen, mit Schiff der lebenden Toten einen weiteren Beitrag als Autor beizusteuern und liefert diesmal eine ungemein atmosphärische Huldigung der Werke von Carpenter und Lovecraft ab. Dabei lässt er sich aber natürlich nicht nehmen, seine Geschichte mit reichlich Überraschungen und originellen Ideen anzureichern. Die kongeniale Optik seitens Stuart Immonen tut hierbei ihr Übriges.

8,5 von 10 Mysterien um das Wrack der Derleth

Schiff der lebenden Toten

  • Mysterien um das Wrack der Derleth - 8.5/10
    8.5/10

Fazit & Wertung:

Für die von ihm ins Leben gerufene Reihe der Hill House Comics ließ es sich Joe Hill nicht nehmen, mit Schiff der lebenden Toten einen weiteren Beitrag als Autor beizusteuern und liefert diesmal eine ungemein atmosphärische Huldigung der Werke von Carpenter und Lovecraft ab. Dabei lässt er sich aber natürlich nicht nehmen, seine Geschichte mit reichlich Überraschungen und originellen Ideen anzureichern. Die kongeniale Optik seitens Stuart Immonen tut hierbei ihr Übriges.

8.5/10
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Joe Hill: Schiff der lebenden Toten ist am 02.06.21 im Panini Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den nachfolgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!

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