Review: Transmetropolitan 1: Schöne neue Welt (Graphic Novel)

Gestern habe ich euch schmählich vernachlässigt, heute allerdings habe ich mich nach einem langen Tag voller Müßiggang noch aufraffen können, einen neuen Artikel zu verfassen und so melde ich mich an diesem lauschigen Sonntagabend zurück, bevor uns morgen alle der Beginn einer neuen Woche erwartet.

Transmetropolitan 1:
Schöne neue Welt

Transmetropolitan #1-12, USA 1997, 292 Seiten

Transmetropolitan 1: Schöne neue Welt | © Panini
© Panini

Autor:
Warren Ellis
Zeichner:
Darick Robertson

Verlag (D):
Panini Verlag
ISBN:
978-386-201495-8

Genre:
Science-Fiction | Satire | Krimi

 

Inhalt:

Spider Jerusalem hat den Ausstieg geschafft: Einst begnadeter wie gefürchteter und extrem subversiver Journalist hat er die Stadt hinter sich gelassen und sich auf einem verfluchten Berg verbarrikadiert. Dann allerdings, nach Jahren der Abgeschiedenheit und hemmungslos wachsender Paranoia ruft ihn ein Anruf seines Verlegers aus der selbstgewählten Lethargie, der ihn daran erinnert, dem Verlag noch zwei Bücher zu schulden. Schweren Herzens lässt Spider also sein Einsiedlerdasein hinter sich und kehrt zurück in die Stadt.

Dort angekommen muss sich Spider alsbald mit alten Bekannten, seiner zweiköpfigen Katze und der ihm zwangsweise verordneten Praktikantin Channon herumschlagen, während er alsbald dem Wahnsinn der Stadt und den ewig bombardierenden Live-Feeds erliegt und sich in die pulsierenden Straßen wirft, um religiöse Fanatiker, Transienten, korrupte Politiker und die ganze verrückte Welt gleichermaßen durch den Kakao zu ziehen. Und Spider Jerusalem wäre nicht Spider Jerusalem, wenn er nicht mehr als einmal deutlich über die Stränge schlagen und mutwillig größten Schaden anrichten würde. Denn ausgeprägter als sein journalistischer Spürsinn ist nur sein Hass auf die Stadt.

Rezension:

Ein Klassiker der Comic-Literatur! Neben der Werke Alan Moores ist Transmetropolitan von Warren Ellis wohl eines der weithin bekanntesten Werke und – man ahnt es fast – völlig zu Recht. Nun hat sich der Panini Verlag also erbarmt, den Geschichten um Spider Jerusalem eine längst überfällige deutsche Neuauflage zu spendieren und mit Band 1 Schöne neue Welt dem geneigten Leser die ersten zehn Geschichten in einem edlen Hardcover-Band zu offerieren, wofür man dem Verlag nur seinen Dank aussprechen darf, insbesondere wenn man – so wie ich – bis dato nicht in den Genuss von Ellis‘ dystopischer Zukunftsvision gekommen ist, die, obwohl sie mittlerweile über 15 Jahre auf dem Buckel hat erstaunlicherweise nichts von ihrer Aktualität verloren hat und sich sogar tatsächlich in manchen Punkten – wenngleich auch Gott sei Dank in abgeschwächter Form – bewahrheitet hat.

Größter Pluspunkt und Aushängeschild von Transmetropolitan ist natürlich die Hauptfigur Spider Jerusalem, der anarchische und durchgeknallte Journalist und Autor, der nicht von ungefähr an den leider verstorbenen Gonzo-Journalisten Hunter S. Thompson erinnert, sondern diesem bewusst nachempfunden wurde, auch wenn ich glaube, dass Spiders Wahnsinn und Ansichten selbst Thompson zu seinen besten Zeiten in den Schatten gestellt hätten. Die Stories um Jerusalem und die von ihm verhasste Stadt sind überwiegend nur lose miteinander verbunden und einen konkreten roten Faden sucht man meistens vergeblich, doch wirkte eben auch jede Geschichte für sich ausnehmend überzeugend, weil stets eine konkrete Absurdität der zukünftigen Welt angesprochen wird und von brüllend komisch, tragisch, politisch oder auch dramatisch das gesamte Geschichtenspektrum abgedeckt wird.

Neben Warren Ellis ist aber auch der Zeichner Darick Robertson nicht unmaßgeblich für den Erfolg von Transmetropolitan verantwortlich, weil er in seinem überbordenden Einfallsreichtum jede Szene mit skurrilen und merkwürdigen Details anzureichern versteht und insbesondere Jerusalem mit einem gesteigerten Maß an Dynamik in Szene zu setzen weiß und so wahrhaft lebendige Zeichnungen kreiert, die von der ungestümen und rüpelhaften Art des Journalisten stets profitiert, der sich in die abgedrehtesten Stadtteile und zu den absonderlichsten Gestalten verirrt und Robertson sich mit sichtlicher Freude in diesem grenzenlos scheinenden Kosmos auszutoben weiß.

Sicherlich ist die Dramaturgie in Transmetropolitan zuweilen enorm überzeichnet und Spider Jerusalem säße in unserer Zeit vermutlich längst im Knast oder der Klapsmühle, doch in seiner anarchischen Ausgestaltung sind die Abenteuer dieses absonderlichen Helden uneingeschränkt lesenswert und führen dem Leser eine Welt vor Augen, die rein optisch nichts mit unserer Zeit zu tun zu haben scheint, aber dennoch so zahlreiche Überschneidungen offenlegt und auf satirische Art und Weise Parallelen offenbart, dass es erschreckend und amüsant zu gleichen Teilen sein kann, in diese so überzeugend gezeichnete und durchdacht konstruierte Welt abzutauchen und sich am Ende bereits auf ein Wiedersehen freuen zu dürfen, wenn in hoffentlich nicht allzu langer Zeit auch die nachfolgenden geplanten vier Bände ihren Weg in die hiesigen Buchhandlungen finden und die eigene Sammlung um eine der wohl besten und denkwürdigsten Comic-Reihen bereichern, die man so zu lesen und kaufen bekommt.

Fazit & Wertung:

Transmetropolitan strotzt vor Perversion, Gewalt und Absurditäten und zählt dennoch oder gerade deswegen zu den kraftvollsten und überzeugendsten Comics der letzten Dekaden. Spider Jerusalem als überzeichneter zukünftiger Hunter S. Thompson ist ein Geniestreich für die Kultserie!

10 von 10 ewig sendenden Feedsites

Transmetropolitan 1: Schöne neue Welt

  • Ewig sendende Feedsites - 10/10
    10/10

Fazit & Wertung:

Transmetropolitan strotzt vor Perversion, Gewalt und Absurditäten und zählt dennoch oder gerade deswegen zu den kraftvollsten und überzeugendsten Comics der letzten Dekaden. Spider Jerusalem als überzeichneter zukünftiger Hunter S. Thompson ist ein Geniestreich für die Kultserie!

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Transmetropolitan 1: Schöne neue Welt ist am 14.05.13 im Panini Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den nachfolgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!

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