Review: The Boys | Staffel 2 (Serie)

Was lange währt, wird endlich gut und noch bevor die gesamte dritte Staffel zur Verfügung steht, habe ich auch schon mit rund zwei Jahren Verspätung aufgeschlossen, haue vor allem aber nach anderthalbmonatiger Pause tatsächlich mal wieder einen richtigen Artikel raus!

The Boys

The Boys, USA 2019-, ca 59 Min. je Folge

The Boys | © Amazon Studios
© Amazon Studios

Serienschöpfer:
Eric Kripke
Evan Goldberg
Seth Rogen
Garth Ennis (Comic-Vorlage)
Darick Robertson (Comic-Vorlage)
Ausführende Produzenten:
Garth Ennis
Darick Robertson
Eric Kripke
Neal H. Moritz
Ori Marmur
Pavun Shetty
James Weaver

Main-Cast:
Karl Urban (Billy Butcher)
Jack Quaid (Hughie Campbell)
Antony Starr (Homelander)
Erin Moriarty (Starlight / Annie January)
Dominique McElligott (Queen Maeve / Maggie Shaw)
Jessie T. Usher (A-Train / Reggie Franklin)
Laz Alonso (Mother’s Milk)
Chace Crawford (The Deep / Kevin Moskowitz)
Tomer Capon (Frenchie)
Karen Fukuhara (Kimiko Miyashiro)
Nathan Mitchell (Black Noir)
Colby Minifie (Ashley Barrett)
Aya Cash (Stormfront)
in weiteren Rollen:
Giancarlo Esposito (Stan Edgar)
Shantel VanSanten (Becca Butcher)
Shawn Ashmore (Lamplighter)
Claudia Doumit (Victoria Neuman)
Ann Cusack (Donna January)
Langston Kerman (Eagle the Archer)
Jessica Hecht (Carol Manning)
Abraham Lim (Kenji Miyashiro)
Jordana Lajoie (Cherie)
Nicola Correia-Damude (Elena)
Cameron Crovetti (Ryan)
Laila Robins (Grace Mallory)
Katy Breier (Cassandra)
Goran Visnjic (Alastair Adana)
Jennifer Esposito (Susan Raynor)
Elisabeth Shue (Madelyn Stillwell)

Genre:
Action | Komödie | Krimi | Science-Fiction

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus The Boys | © Amazon Studios
© Amazon Studios

Die Boys sehen sich gezwungen, unterzutauchen und im Verborgenen zu bleiben, nachdem sie gesuchte Verbrecher sind und Butcher für den Mord an Stillwell verantwortlich gemacht wird, doch heißt das längst nicht, dass sie deswegen die Füße stillhalten würden. So erfahren sie beispielsweise auch von einem telekinetisch begabten Terroristen und versuchen zu intervenieren, während intern die Lage angespannt bleibt. Das hängt damit zusammen, dass Butcher weiterhin rar durch Abwesenheit glänzt, was Hughie ganz recht ist, wohingegen Frenchie das durchaus anders sieht. Derweil versucht Hughie weiterhin gemeinsam mit Annie – öffentlich besser bekannt als Starlight – die Seven zu diffamieren, doch bei der Superheldentruppe brodelt es ohnehin ganz gehörig, denn Vought-CEO Stan Edgar geht den mutigen Weg, Superheldin Stormfront bei den Seven einzuschreiben, ohne auch nur Rücksprache mit Homelander zu halten, der das – ganz seine Art – als persönlichen und unverzeihlichen Affront betrachtet. Dennoch gilt es, nach außen hin den Schein zu wahren, zumal ja auch der neue Seven-Film gedreht und promotet werden muss. Und in all diesem Trubel meldet sich dann natürlich auch Butcher zurück und mischt den Laden gehörig auf…

Rezension:

Im Fahrwasser der nunmehr bereits dritten Staffel The Boys, die, während ich diese Zeilen schreibe, auch schon wieder das Bergfest hinter sich gebracht und in die zweite Staffelhälfte eingebogen ist, habe ich mit kaum zweijähriger Verspätung nun immerhin die zweite Staffel nachgeholt, nachdem mich der Auftakt dieser Comic-Adaption seinerzeit in der Prä-Covid-Ära 2019 bereits schwer zu begeistern gewusst hat. Und obwohl natürlich speziell solch eine Show, die sich ein Stück weit auch über ihre Exzesse, ihre Gewalt, ihre Skrupellosigkeit definiert, prädestiniert ist, sich in dem unbedingten Willen zu Höher-Schneller-Weiter zu verlieren und dabei über das Ziel hainauszuschießen, gelingt es den Verantwortlichen, sich einerseits selbst zu übertreffen, andererseits aber auch zu vermeiden, aus der Chose eine Psychopathic-One-Man-Show zu machen. Zu Teilen war sie das zwar schon immer und wird es hoffentlich auch noch lange bleiben – ja, ich rede natürlich von dem großartig-grausamen Antony Starr (Banshee) als Homelander – aber es wird auch vermehrt Augenmerk auf die weiteren Mitglieder der "Seven" gelegt, die dieser Tage schon das offenkundige Problem haben, dass ihr Name aufgrund von Personalmangel herzlich wenig Sinn ergibt.

Szenenbild aus The Boys | © Amazon Studios
© Amazon Studios

Da kommt natürlich die strahlende Heldin Stormfront (Aya Cash, Fosse/Verdon) gerade recht, die Reihen zu verstärken, doch dank der ersten Staffel von The Boys wissen wir natürlich längst, dass strahlendes Heldentum meist nur eine schöne Fassade ist, was aber nicht heißen soll, dass ich zu spoilern gedenke, denn es mag ja immer noch Menschen geben, die bei der Serie hinterherhinken (ich bin da ja das beste Beispiel). Ansonsten ist Stormfront eine mehr als begeisterungswürdige Beimischung und funktioniert natürlich speziell im Zusammen- und Wechselspiel mit Homelander geradezu hervorragend, derweil ich ansonsten einzig bemängeln könnte, dass es gerade zu Beginn ein wenig sehr ruhig ist um die "Boys", die der Serie ihren Namen geben. Das liegt natürlich zuvorderst daran, dass der von Karl Urban (Dredd) verkörperte Billy Butcher zunächst durch Abwesenheit glänzt, die noch vom vorangegangenen Staffelfinale herrührt. Das mag grundsätzlich alles stimmig und überzeugend inszeniert sein, doch fehlt der Truppe natürlich etwas, wenn ihnen ihr markantestes Mitglied abhanden gekommen ist und so dient die erste Episode Daddy ist wieder zu Haus (2.01) hauptsächlich dazu, den neuen Status Quo zu etablieren, die Figuren neu in Stellung zu bringen und Neuzugänge vorzustellen, bevor man wirklich daran denken könnte, neu durchzustarten, was dann aber auch dankenswerterweise nicht lange auf sich warten lässt.

Dabei geht es dann auch schnell wieder gewohnt derb zur Sache – und die dritte Staffel soll da ja wohl durchaus noch einmal ein Schippchen drauflegen – und ist damit weiterhin nichts für allzu zart Besaitete, die es ja aber ohnehin kaum über die ersten zehn Minuten der ersten Episode der ersten Staffel hinausgeschafft haben dürften. Die teils überbordende Gewalt verfolgt dabei natürlich dahingehend einen gewissen Selbstzweck, das comichaft Überzogene des Ganzen zu unterstreichen, aber natürlich auch Teil des visuellen Unterhaltungswertes zu sein. Vor allem aber ist es eben oftmals auch Ausdruck einer zutiefst grausamen und zynischen Weltsicht, was insbesondere der zunehmend unhaltbar und untragbar werdende Homelander propagiert. Schön in diesem Kontext zu beobachten, wie durchaus auch einige der "Supes" an ihrer moralischen Rehabilitation arbeiten, denn natürlich ist längst nicht jeder Held so korrupt und größenwahnsinnig wie die schlimmsten Vertreter dieser Gattung, auch wenn sie allesamt eine ordentliche Portion Schuld auf sich geladen haben. Was also die weitere Entwicklung von Queen Maeve (Dominique McElligott, Hell on Wheels) oder auch The Deep (Chace Crawford, Inheritance) angeht, entfaltet The Boys gehöriges dramaturgisches Potential, das auch noch längst nicht ausgereizt ist, wohingegen es fast scheint, als wüsste man mit den "Boys" weit weniger anzufangen.

Szenenbild aus The Boys | © Amazon Studios
© Amazon Studios

Das gilt freilich nicht für Butcher und selbstredend nicht für Hughie (Jack Quaid, Vinyl), dessen heimliche Liaison mit Starlight (Erin Moriarty, Blood Father) nicht nur das romantische Zentrum der Serie bildet, sondern beinahe schon ein klassisches Romeo-und-Julia-Sujet zweier verfeindeter Familien bedient, das hier selbstredend auch Starlight zunehmend in Bedrängnis bringt, wenn sie sich von der Skrupellosigkeit der Seven loszusagen versucht. Alles in allem ist ungemein viel los in gerade einmal acht Episoden und selbst die kleinste Gastrolle ist noch stimmig und hochkarätig besetzt, während ich zwar manches Mal das Gefühl hatte, man hätte aus diesem oder jenem Plot noch weit mehr herausholen können, grundsätzlich aber ein weiteres Mal schwer begeistert bin. Das macht es (für mich) umso erfreulicher, so lange gewartet zu haben, denn anstelle einer zweijährigen Wartezeit liegt nun die nächste Staffel bereits vor mir und die Bestätigung, dass The Boys bereits um eine vierte Staffel verlängert worden ist, tut hierbei ihr Übriges. Bleibt eigentlich nur zu hoffen, dass sich die Serie auch weiterhin ihren gleichermaßen subversiven und satirischen Charme bewahrt, der sie zu einem solch perversen Vergnügen macht, wie man es nur selten erlebt.

Fazit & Wertung:

Die zweite Staffel The Boys vermag es tatsächlich, in vielerlei Hinsicht noch eine Schippe draufzulegen, kommt allerdings dramaturgisch einen Hauch weniger überzeugend daher und braucht ein wenig, wieder richtig in die Gänge zu kommen. Fans allerdings dürften weiterhin begeistert sein und wer sich schon bei der ersten Staffel von Splatter, Gore und garstigem Humor abgestoßen gefühlt hat, bekommt hier definitiv Gelegenheit, diese Aversion zu festigen.

8,5 von 10 korrumpierten, egozentrischen Superhelden

The Boys | Staffel 2

  • Korrumpierte, egozentrische Superhelden - 8.5/10
    8.5/10

Fazit & Wertung:

Die zweite Staffel The Boys vermag es tatsächlich, in vielerlei Hinsicht noch eine Schippe draufzulegen, kommt allerdings dramaturgisch einen Hauch weniger überzeugend daher und braucht ein wenig, wieder richtig in die Gänge zu kommen. Fans allerdings dürften weiterhin begeistert sein und wer sich schon bei der ersten Staffel von Splatter, Gore und garstigem Humor abgestoßen gefühlt hat, bekommt hier definitiv Gelegenheit, diese Aversion zu festigen.

8.5/10
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Episodenübersicht: Staffel 2

01. Daddy ist wieder zu Haus (8/10)
02. Ordentliche Vorbereitung und Planung (8/10)
03. Über den Hügel mit den Schwertern von tausend Männern (9/10)
04. Es gibt nichts Vergleichbares auf der Welt (8/10)
05. Wir müssen jetzt los (8,5/10)
06. Reif für die Klapse (9/10)
07. Butcher, Kutscher, Dauerlutscher (9/10)
08. Was ich weiß (9,5/10)

 
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The Boys | Staffel 1 ist seit dem 04.09.2020 exklusiv bei Amazon Prime verfügbar.

vgw

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