Und da bin ich tatsächlich schon wieder, um den vierten Tag in Folge meinen Senf zu einem medialen Erzeugnis abzugeben. Fühlt sich fast an wie in alten Zeiten, doch nächste Woche kann natürlich alles schon wieder ganz anders aussehen (auch wenn ich das nicht hoffe!).
The Boys
The Boys, USA 2019-, ca 61 Min. je Folge
© Amazon Studios
Eric Kripke
Evan Goldberg
Seth Rogen
Garth Ennis (Comic-Vorlage)
Darick Robertson (Comic-Vorlage)
Garth Ennis
Darick Robertson
Eric Kripke
Neal H. Moritz
Ori Marmur
Pavun Shetty
James Weaver
Karl Urban (Billy Butcher)
Jack Quaid (Hughie Campbell)
Antony Starr (Homelander)
Erin Moriarty (Starlight / Annie January)
Dominique McElligott (Queen Maeve / Maggie Shaw)
Jessie T. Usher (A-Train / Reggie Franklin)
Laz Alonso (Mother’s Milk)
Chace Crawford (The Deep / Kevin Moskowitz)
Tomer Capone (Frenchie)
Karen Fukuhara (Kimiko Miyashiro)
Nathan Mitchell (Black Noir)
Colby Minifie (Ashley Barrett)
Claudia Doumit (Victoria Neuman)
Jensen Ackles (Soldier Boy)
Giancarlo Esposito (Stan Edgar)
Laurie Holden (Crimson Countess)
Katia Winter (Little Nina)
Cameron Crovetti (Ryan)
Nick Wechsler (Blue Hawk)
Miles Gaston Villanueva (Supersonic)
Katy Breier (Cassandra)
Jack Doolan (Tommy)
Kristin Booth (Tessa)
Matthew Edison (Cameron Coleman)
Ryan Blakely (Mindstorm)
Laila Robins (Grace Mallory)
Jim Beaver (Robert Singer)
Sean Patrick Flanery (Gunpowder)
Aya Cash (Stormfront)
Simon Pegg (Hugh Campbell)
Action | Komödie | Krimi | Science-Fiction
Trailer:
Inhalt:
© Amazon Studios
Ein Jahr ist vergangen und Butcher und Konsorten arbeiten nunmehr in Neumans Büro für Superheldenangelegenheiten, um sich problematischer Superhelden anzunehmen, was Hughie quasi zu deren Auftraggeber und Kontaktperson macht. Der ist mittlerweile öffentlich mit Annie aka Starlight zusammen und die wiederum steigt in den Reihen der Seven immer weiter auf, sehr zum Missfallen von Homelander natürlich, der sich übergangen und ausgebootet fühlt, als Edgar so zur Co-Anführerin der Seven ernennt. Zunächst gilt es aber gute Miene zum bösen Spiel zu machen, denn Homelanders Geburtstag steht an und damit eines der wichtigsten medialen Events im Land. Unterdessen macht Hughie allerdings eine schockierende Entdeckung, was seine Chefin, die Abgeordnete Victoria Neuman betrifft. Und dann bekommt Billy Butcher auch noch unerwarteten Besuch von Maeve, die seine Aufmerksamkeit auf die ehemalige Heldengruppe Payback lenkt, denn was deren unbesiegbar scheinenden Anführer Soldier Boy dereinst getötet haben mag, müsste auch geeignet sein, den zunehmend unkontrollierbaren Homelander womöglich auszuschalten…
Rezension:
Es ist Talent und Irrwitz zugleich, dass eine Serie wie The Boys, die seit ihrer ersten Staffel mit Extremen kokettiert und lockt, es vermag, sich von Jahr zu Jahr noch zu steigern, denn wer nach der letztjährigen Gaudi gemeint hätte, dies wäre wohl kaum noch möglich, wird hier binnen Minuten eines Besseren belehrt. Damit ist – logischerweise – nicht einmal die Herogasm-Party gemeint, die mit viel Tamtam Teil der Vorab-Berichterstattung gewesen ist (und letztlich gar nicht einmal so krass ausgefallen ist, dafür aber tatsächlich erzählerisch eine Wucht gewesen ist). Immerhin, es geht in besagten ersten Minuten in eine ähnliche Richtung und schnell wird deutlich, dass man nicht gewillt ist, inszenatorisch auch nur ein My zurückzuschrauben, womit man dann auch schnell wieder mitten im Thema ist, ob die vorangegangene Staffel nun schon länger zurückliegt oder noch vergleichsweise frisch im Gedächtnis, wie bei mir der Fall gewesen. Ansonsten wirkt das dritte Jahr der "Boys" meinem Gefühl nach ein wenig aufgeräumter und zielgerichteter, so dass hier schnell ein roter Faden und gleich mehrere Plot-Points zu erkennen sind, denen es nachzugehen gilt, wobei zu Beginn noch nicht einmal sämtliche Figuren den Ring betreten haben, denn es ist ja ein offenes Geheimnis, dass diese Staffel den einstigen Helden Soldier Boy, verkörpert von Supernatural-Darsteller Jensen Ackles, einführen wird.
© Amazon Studios
Ansonsten hat es in punkto Besetzung zwar zunächst einmal wenig Überraschungen, doch dafür weiß man die vergangene Zeit – innerhalb der Geschichte als auch in der echten Welt – gewinnbringend zu nutzen, um einiges gehörig auf den Kopf zu stellen und in ein neues Licht zu rücken. So sind beispielsweise Annie (Erin Moriarty, Blood Father) und Hughie (Jack Quaid, Vinyl) nun auch öffentlich ein Paar, Vought-Vorstand Stan Edgar (Giancarlo Esposito, The Mandalorian) gedenkt, Starlight zum Co-Leader der Seven zu machen, derweil Hughie de facto die Befehlsgewalt über Billy und Konsorten hat, da sie alle in den Diensten Neumans stehen, um problematische Supes dingfest zu machen. Und sollte jemand zwischenzeitlich vergessen haben, was es mit Neuman noch einmal genau auf sich hatte, wird der auch hier innerhalb der ersten Episode Payback (3.01) schnell wieder ins Bild gesetzt. Entsprechend schnell ist es dann auch schon wieder Essig mit dem vergleichsweise leichten und gesetzestreuen Leben, am dem sich die "Boys" hier ja nun zwischenzeitlich probiert haben, wobei ein Billy Butcher natürlich auch weitaus effektiver und schlagkräftiger ist oder wird, wenn er sich nicht an Regeln oder Gesetze zu halten hat. Speziell der hat nach jüngsten Ereignissen natürlich noch weniger zu verlieren und macht lediglich zu Beginn notgedrungen noch Gefangene, solange Hughie es ihm befielt (und damit auch durchkommt).
Steigerungen gibt es dementsprechend nicht nur, was den gewaltgrad, den Splatter-Faktor, aber auch nackte Haut betrifft, sondern tatsächlich auch dramaturgischer Art, denn speziell der von Karl Urban (Star Trek) wieder einmal großartig zum Besten gegebene Butcher geht hier einen spannenden wie gleichsam fatalistischen Weg, der zudem tiefer hinter die Fassade der Figur blicken lässt und Einblick in seine Kindheit und Jugend gewährt. Demgegenüber steht Mother’s Milk (Laz Alonso), der sich einem Konflikt ganz anderer Art stellt, denn tatsächlich versucht er, das Dasein als Supes jagender Verbrecher an den Nagel zu hängen, derweil Kimiko (Karen Fukuhara) eine regelrecht existenzielle Krise durchlebt. Ohne jetzt aber auf jede einzelne Figur und jedes Schicksal eingehen zu wollen, lässt sich doch in der Gesamtheit sagen, dass sie allesamt ihr Päckchen zu tragen, ihre Entscheidung zu fällen haben, so dass es vorrangig ein Wunder ist, all diese Storys in den acht Folgen verpackt zu sehen, welche auch die dritte Staffel The Boys nun wieder umfasst. Quasi nebenher noch den Masterplan zu verfolgen, den zunehmend über die Stränge schlagenden Homelander schlussendlich in seine Schranken weisen zu wollen und dafür Soldier Boy aus der Versenkung zu holen, gleicht einem beispiellosen Kraftakt, wird aber souverän gemeistert. Da braucht es die Erwähnung kaum, dass Antony Starr (Banshee) auch diesmal wieder eine Erscheinung und ein Segen ist, denn niemand sonst könnte vermutlich Homelander in all dieser abgründigen, soziopathischen Manier verkörpern.
© Amazon Studios
Zu sehen, wie die Bevölkerung auf Homelander reagiert, lässt einmal mehr auch die Möglichkeit zu, die satirischen und zynischen Möglichkeiten der Show voll auszuspielen, derweil das Stochern in der Vergangenheit nicht nur die Möglichkeit für viele Gastauftritte abgehalfterter Ex-Helden ermöglicht, sondern auch endlich ein wenig Licht ins Dunkel bringt, was es mit Black Noir (Nathan Mitchell) auf sich hat, der ja nun mit Abstand der schweigsamste und mysteriöseste Teil der Seven war und ist. Sowohl A-Train (Jessie Usher) als auch The Deep (Chace Crawford) kämpfen derweil weiterhin für ihre Rückkehr ins Rampenlicht und geben den tragischen Part nachhaltig gescheiterter Existenzen, deren Superkräfte ihnen nun wirklich keine Hilfe dabei sind, ihre Leben auf die Reihe zu bekommen. Für Abwechslung und reichlich bittere Zwischentöne, bei denen einem das Lachen im Halse stecken bleiben mag, ist also wieder reichlich gesorgt und wenn man überhaupt etwas kritisieren wollen würde an der dritten Staffel The Boys, dann, dass sie einerseits ganz schön viel Material in acht Folgen packt, gleichsam aber auch viel zu schnell wieder vorbei ist. Immerhin, eine vierte Staffel ist längst bestätigt und es fühlt sich auch nicht unbedingt danach an, als würde Amazon eines seiner Serien-Prestigeobjekte schlechthin so schnell fallenlassen, denn dafür erfreut sich diese superbe Antithese zur klassischen Superheldengeschichte einer viel zu großen, ungebrochenen Beliebtheit.
The Boys | Staffel 3
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Korrumpierte, egozentrische Superhelden - 9/10
9/10
Fazit & Wertung:
In der dritten Staffel The Boys legt man tatsächlich noch eine Schippe drauf, was die explizite Inszenierung und die teils exzessive – aber auch comichaft überhöhte – Gewalt angeht, punktet aber auch dramaturgisch in jeder Hinsicht und vermag die Geschichte einer jeden einzelnen Figur aus dem doch üppigen Ensemble spannend fortzuschreiben. Auch wenn schwer vorzustellen sein mag, wie man das noch wird toppen wollen, ist eine weitere Staffel zum Glück längst bestätigt.
Episodenübersicht: Staffel 3
02. Schimpansen weinen nicht (9/10)
03. Oh mein Gott, sie haben Soldier Boy getötet! (8,5/10)
04. Russen, Hamster, Superhelden (8/10)
06. Herogasm (9/10)
07. Starlight im Shitstorm (10/10)
08. Ich bin von deinem Blut! (9/10)
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The Boys | Staffel 3 ist seit dem 08.07.22 (komplett) exklusiv bei Amazon Prime verfügbar.