Jetzt ist es amtlich. Wir haben Sonntagnachmittag und auch mein Urlaub neigt sich nun dem Ende. Während ich euch heute also noch eine Film-Kritik offeriere und gleich fleißig am Media Monday basteln werde, graut es mir zugegebenermaßen schon ein wenig davor, morgen meinem seit zwei Wochen verwaisten Schreibtisch im Büro in Augenschein zu nehmen, denn erfahrungsgemäß werden da immer nur Sachen draufgeschmissen, nie weggenommen. Aber noch ist ja Wochenende und da will ich die freien Stunden gar nicht weiter mit solchen Gedanken belasten, wünsche euch stattdessen einfach einen schönen Sonntag und wie gewohnt viel Spaß bei der Lektüre.
Evidence
Auf der Spur des Killers
Evidence, USA 2013, 94 Min.
© Universum Film
Olatunde Osunsanmi
John Swetnam
Caitlin Stasey (Rachel)
Harry Lennix (Ben)
Svetlana Metkina (Vicki)
Radha Mitchell (Detective Burquez)
Stephen Moyer (Detective Reese)
Nolan Gerard Funk (Tyler Morris)
Horror | Mystery | Thriller
Trailer:
Inhalt:
© Universum Film
Als die Detectives Reese und Burquez am Tatort – einer verlassenen Tankstelle inmitten der Wüste von Nevada – eintreffen, finden sich kaum Hinweise auf die Spur des Killers, der mehrere Personen mit einem Schweißgerät brutal zerstückelt und ermordet hat. Ihre einzige Spur sind mehrere Videoaufnahmen der Ermordeten, die Rückschlüsse auf die Geschehnisse geben könnten, vom Feuer aber natürlich teilweise arg in Mitleidenschaft gezogen worden sind.
Prompt begibt man sich an die Sichtung der Aufnahmen, die zunächst von ein paar Freunden handeln, die sich auf einen Road-Trip begeben mit dem Bus begeben. Doch dann gibt das Fahrzeug den Geist auf und gemeinsam mit den anderen Bus-Insassen und dem Fahrer sucht man Zuflucht auf dem verlassenen Tankstellengelände, wo bald schon der Schrecken seinen Anfang nehmen wird. Und je weiter die Aufnahmen voranschreiten, umso klarer wird den Detectives, dass der Killer, hinter dessen Identität sie verzweifelt zu kommen versuchen, sie womöglich an der Nase herumführt.
Rezension:
Hätte ich mich im Vorfeld besser informiert (was ich aber eigentlich nie tue), wäre mir bewusst gewesen, dass es sich bei Evidence – Auf der Spur des Killers um einen Vertreter des Found-Footage-Subgenres handelt, was natürlich nicht per Definition schlecht sein muss, dahingehend aber ein Gefühl von Augenwischerei erzeugt, da unter anderem der auf dem Cover vielgepriesene Stephen Moyer, natürlich bekannt aus True Blood, mitnichten eine wirkliche Hauptrolle spielt, ebenso wenig wie Radha Mitchell, denn ein Großteil des Films widmet sich den teils verwackelten, teils zerstörten Videos der unterschiedlichen Aufnahmegeräte von der professionellen Kamera über einen Camcorder bis hin zu einer vergleichsweise grobkörnigen Smartphone-Sequenz. Hat man sich aber erst einmal damit abgefunden, dass Moyer und Mitchell nicht annähernd so häufig zu sehen sein werden wie erhofft, dann offenbart der Film aber tatsächlich einige Qualitäten.
© Universum Film
Im Grunde ist Evidence in weiten Teilen ein klassischer Backwood-Slasher geworden, der sich genüsslich an den zahllosen Klischees delektiert, für die das Genre so bekannt ist, dafür aber auch mit einem ziemlich überzeugenden Twist gegen Ende eine akzeptable Erklärung abliefert. Zwar dauert es rund eine halbe Stunde, bis das Geschehen wirklich an Fahrt aufnimmt, doch wusste mich der Film schon mit der Eingangssequenz gefangen zu nehmen, die in einer ausladenden Kameraschwenkfahrt einer eingefrorenen Szenerie den Ausgangspunkt der zuvor stattgefundenen, aber erst später gezeigten Tragödie präsentiert, zumal dieses hier wirklich beeindruckend wuchtig daherkommende Stilmittel zum Ende hin erneut aufgegriffen wird um dem Film vor dem letzten Schlussakkord ein rundes, homogenes Ende zu spendieren.
Handwerklich und inszenatorisch braucht sich Evidence somit keine Blöße geben, zumal mich persönlich das sonst oft nervige Kamera-Gewackel so gut wie nie gestört hat, ich es vielmehr als erfrischend empfand, dass man sich sogar was das Bildformat anbelangt an den unterschiedlichen Aufnahmegeräten orientiert hat, was natürlich die vermeintliche Authentizität des Gezeigten noch weiter erhöht. Ankreiden kann man dem Film hingegen eher, dass es der im Vergleich zum Rest des Casts bekannten Namen Stephen Moyer und Radha Mitchell schlichtweg nicht bedurft hätte, da ihre Rollen zudem dermaßen blass und austauschbar bleiben, dass hier ein Film ganz offensichtlich nur künstlich aufgewertet werden sollte. Andererseits muss ich natürlich auch zugeben, dass ich ihm womöglich sonst keine Aufmerksamkeit geschenkt hätte, so dass es zwar eine perfide Art der Promotion war, die aber zweifellos funktioniert (hat).
© Universum Film
Tatsächlich ist Olatunde Osunsanmis Evidence für mich eine der überzeugendsten Found-Footage-Produktionen der letzten Zeit, die schön aufzeigt, wie man das Genre auch innovativ nutzen, auf ausgelutschte Plattitüden verzichten kann und – unter Berücksichtigung des Meta-Plots um die Ermittlungen der Detectives Reese und Burquez (Moyer und Mitchell) – auch noch um einen überzeugenden Plot-Twist ergänzen kann, der der allgemeinen Qualität des Films, welcher ansonsten beinahe gänzlich auf bekannte Namen oder Gesichter verzichtet, mehr als gerecht wird.
Evidence – Auf der Spur des Killers
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Beschädigte Videoaufnahmen - 7.5/10
7.5/10
Fazit & Wertung:
Evidence – Auf der Spur des Killers ist ein feiner Genre-Beitrag mit einem überzeugendem Darsteller-Ensemble und einer interessanten Perspektive, die unterstreicht, dass das Thema Found-Footage noch immer auf unverbrauchte Art und Weise für eine solide Whodunit-Story genutzt werden kann.
Evidence – Auf der Spur des Killers ist am 13.12.13 auf DVD und Blu-ray im Vertrieb von Universum Film erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!
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