Review: Open Grave (Film)

Kommen wir heute zu einem weiteren Amazon-Prime-Fund, den ich mir vor geraumer Zeit beinahe ohne Erwartung angesehen habe und der mich – nicht nur deshalb – mehr als positiv überrascht hat.

Open Grave

Open Grave, USA/HU 2013, 102 Min.

Open Grave | © Universum Film
© Universum Film

Regisseur:
Gonzalo López-Gallego
Autoren:
Eddie Borey
Chris Borey

Main-Cast:

Sharlto Copley (John / Jonah)
Thomas Kretschmann (Lukas)
Josie Ho (Brown Eyes)
Joseph Morgan (Nathan)
Erin Richards (Sharon)
Max Wrottesley (Michael)

Genre:
Horror | Mystery | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Open Grave | © Universum Film
© Universum Film

Ohne Erinnerung daran, wer er ist, wo er sich befindet oder was passiert ist, erwacht ein Mann namens John in einer Grube voller verwesender Leichen. Zunächst gelingt es ihm nicht, aus dem offenen Grab zu entkommen, doch schlussendlich erscheint eine Frau namens Sharon, die ihm behilflich ist und ihn zu einem Haus führt, wo sich noch eine Handvoll weiterer Personen aufhält. Die allerdings können sich ebenso wenig an irgendetwas erinnern und begegnen dem Neuankömmling zunächst skeptisch, zumal nicht einmal bekannt ist, ob sie ihn zuvor gekannt haben, ob er Teil der Gruppe sein könnte und welche Ziele er verfolgt. Während sie alle lediglich der Gedanke eint, dass in gar nicht allzu langer Zeit etwas Wichtiges, Einschneidendes passieren wird, wächst das Misstrauen untereinander zunehmend, derweil in den umliegenden Wäldern blutrünstige, wie tollwütig wirkende Menschen auf die Gruppe lauern, die noch immer nicht weiß, was überhaupt vor sich geht…

Rezension:

Einmal mehr auf das Prime-Filmangebot zurückgreifend, habe ich jüngst einen Blick bei Open Grave riskiert, da mich die kryptische und wenig vorwegnehmende Inhaltsangabe neugierig gemacht hatte, denn bekanntermaßen reizt es mich ja durchaus, mich ohne jedwede Vorkenntnisse auf einen Film einzulassen und dieser schien doch sehr meinem persönlichen Geschmack zu entsprechen. Und tatsächlich sollte ich mit dieser Annahme Recht behalten, auch wenn ich erwartet hätte, dass sich der Protagonist zu Beginn länger in dem namensgebenden Grab aufhalten würde, statt in Windeseile von dort zu entkommen und prompt auf eine Gruppe ebenfalls ihres Gedächtnisses beraubter Personen zu treffen. Das ist natürlich weder etwas, was man dem Film ankreiden, noch, wofür man ihn kritisieren könnte, zumal er von diesem Punkt ausgehend ein durchweg spannendes und packend geschildertes Rätsel liefert, das nur sehr zögerlich die Zusammenhänge und dringend notwendige Erklärungen preisgibt und damit den bedienten Themen einiges an neuen Impulsen abringt. Gonzalo López-Gallego inszeniert entsprechend eine durchaus überzeugende Genre-Perle, die einzig aufgrund ihrer mysteriösen Aufmachung und der vergleichsweise unbekannten Darsteller nicht die verdiente Aufmerksamkeit bekommen haben dürfte, zumal er mit äußerst einfachen Mitteln extrem effektiven Horror und Thrill vermittelt.

Szenenbild aus Open Grave | © Universum Film
© Universum Film

Ohne großartig etwas vorwegnehmen zu wollen, darf man sich hier auf eine Art Infizierten-Horror mit dystopischem Einschlag freuen, in dem vieles nicht so ist, wie es anfänglich zu sein scheint, woran natürlich die vorherrschende Amnesie der handelnden Figuren maßgeblichen Anteil hat. Open Grave fokussiert sich dabei zunächst auf die Figur des im Grab erwachenden Protagonisten John – oder später Jonah – , der von dem bekannten Sharlto Copley (Powers) verkörpert wird, der auch hier wieder mit einer gehörigen Portion Charisma das Geschehen an sich reißt, wobei auch ein Großteil der weiteren Akteure im Verlauf der Story zunehmend an Profil gewinnt. Auch hier profitiert der Film von seinem spezifischen Aufbau, denn während man zu Beginn noch denken mag, die Rollenverteilung wäre gleichsam offensichtlich wie generisch, offenbaren zunehmende Rückblenden gänzlich andere Facetten der Figuren und rücken das Erlebte in ein gänzlich anderes Licht. Ich will nicht behaupten, dass sich nicht viele dieser Wendungen zumindest im Ansatz vorhersehen ließen, doch überzeugen Look und Storytelling als Gesamtpaket, um ein vergleichsweise unverbrauchtes Genre-Flick zu kredenzen.

In dem überzeugen neben Copley auch die weiteren DarstellerInnen, auch wenn die Vita ihrer Figuren vergleichsweise dürftig bleibt. Da wären nicht nur der stoisch bis exaltiert aufspielende Thomas Kretschmann (Dragged Across Concrete) und die mir bis dato unbekannte Erin Richards, sondern auch der unter anderem aus The Vampire Diaries bekannte Joseph Morgan, die sich in ihren jeweiligen Parts zu behaupten wissen. Die stumme, von Josie Ho verkörperte Gefährtin der Truppe wird derweil leider ein wenig unter Wert verkauft und hätte gerne noch mehr Screentime bekommen können, gerade in Anbetracht dessen, was die schlicht als "Brown Eyes" betitelte Figur letztlich für eine Bedeutung in dem Reigen haben wird, der sich dank immer neuer Offenbarungen nie die Blöße geben muss, sich überflüssige Szenen oder jedwede Länge vorwerfen lassen zu müssen.

Szenenbild aus Open Grave | © Universum Film
© Universum Film

Dabei findet López-Gallego vor allem viele grimmige bis explizite Einstellungen, um dem Geschehen in Open Grave die nötige Härte angedeihen zu lassen, auch wenn man sich auf der Suche nach überbordendem Splatter besser anderweitig umsehen sollte. Trotz seiner Thematik und teils unter die Haut gehender Szenen verlässt sich der Film nämlich weitaus mehr auf das alles überspannende Rätsel, wo – und wann – man sich befindet und was geschehen sein mag, anstatt sich nur auf blutige Schauwerte zu verlassen, was natürlich je nach Erwartungshaltung und eigenem Gusto mehr oder weniger gut aufgenommen werden dürfte. Mir persönlich hat die Kombi aus Mystery und Thrill sehr gut gefallen, auch wenn man dieser Art von Infizierten – ebenso wie den vielen falschen, irreführenden Fährten – sicherlich schon andernorts begegnet sein mag, doch sowohl die vorherrschende Atmosphäre als auch das im besten Sinne garstige finale machen es mehr als wett, dass man hier durchaus auch mit bekannten Versatzstücken jongliert, zumal diese mehr als gelungen neu und frisch arrangiert worden sind.

Fazit & Wertung:

Gonzalo López-Gallego offeriert mit Open Grave einen überaus gelungenen Genre-Vertreter, der sich zwar mehr oder weniger unverhohlen an anderen Werken ähnlicher Art bedient, das Ganze allerdings kunstvoll neu zu arrangieren versteht. Der vorherrschende Mystery-Aspekt, der dreckige Look sowie manch explizite Einstellung tun hierbei ihr Übriges, um einen durchgehend kurzweiligen und spannenden Thriller zu kreieren.

7,5 von 10 vergessenen Erinnerungen

Open Grave

  • Vergessene Erinnerungen - 7.5/10
    7.5/10

Fazit & Wertung:

Gonzalo López-Gallego offeriert mit Open Grave einen überaus gelungenen Genre-Vertreter, der sich zwar mehr oder weniger unverhohlen an anderen Werken ähnlicher Art bedient, das Ganze allerdings kunstvoll neu zu arrangieren versteht. Der vorherrschende Mystery-Aspekt, der dreckige Look sowie manch explizite Einstellung tun hierbei ihr Übriges, um einen durchgehend kurzweiligen und spannenden Thriller zu kreieren.

7.5/10
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Open Grave ist am 26.09.14 auf DVD und Blu-ray bei Universum Film erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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Eine Reaktion

  1. Der Kinogänger 10. Januar 2020

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