Huch, schon wieder Abend. Na dann wird es wohl allerhöchste Zeit, die neuste Film-Kritik rauszuhauen in der ich mich dann auch endlich einmal dem derzeit neuesten Godzilla-Film gewidmet habe. Ich hätte ja wirklich gedacht, dass ich der Monster-Chose mehr abgewinnen könnte, aber der Funke wollte dann doch nicht so recht überspringen. Aber gut, lest selbst.
Godzilla
Godzilla, USA/JP 2014, 123 Min.
© Warner Home Video
Gareth Edwards
Max Borenstein (Drehbuch)
David Callaham (Story)
Ken Watanabe (Dr. Ishiro Serizawa)
Elizabeth Olsen (Elle Brody)
Juliette Binoche (Sandra Brody)
David Strathairn (Admiral William Stenz)
Bryan Cranston (Joe Brody)
Action | Abenteuer | Science-Fiction
Trailer:
Inhalt:
© Warner Home Video
Im Jahr 1999 ereignet sich eine nie dagewesene Katastrophe im Kernkraftwerk von Janjira und macht die gesamte Stadt unbewohnbar. Einzig der Amerikaner Joe Brody meint zu wissen, dass weit mehr hinter dem Unglück steckt, als die Behörden vermuten und ist auch fünfzehn Jahre nach dem Unglück noch auf der Suche nach Antworten, derweil sein Sohn Ford, beim US-Militär beschäftigt, mit seiner Frau Elle und dem gemeinsamen Sohn Sam ein ruhiges Leben in den Staaten führt, doch reist dieser schlussendlich nach Japan, um seinen störrischen Vater endlich heimzuholen. Dort angekommen, ist Ford zunächst schockiert von den Verschwörungstheorien, die sich über die Wände der kärglichen Behausung seines Vaters erstrecken, doch lässt er sich dennoch überreden, mit ihm gemeinsam einen Trip ins atomar versuchte Janjira zu unternehmen.
Dort allerdings werden sie alsbald aufgegriffen und inhaftiert, müssen Zeuge werden, wie der Forscher Ichiro Serizawa während seiner Experimente in der Nähe des ehemaligen Kernkraftwerks ein urzeitliches Monster erweckt, das, auf den Namen Muto getauft, bald seinen Streifzug in Richtung Hawaii beginnt. Die US-Behörden versuchen das Monster mit allen Mitteln zu stoppen, doch scheint kein Kraut gegen das Ungetüm gewachsen zu sein und Serizawa ist es, der anregt, darauf zu vertrauen, dass der natürliche Feind des Muto, Godzilla, das Gleichgewicht schon wieder herstellen wird. Ford versucht derweil verzweifelt, zu seiner Frau und seinem Sohn nach San Francisco heimzukehren, die sich derweil bereits vor der ungeahnten Bedrohung in Sicherheit zu bringen versuchen…
© Warner Home Video
Rezension:
Was hatte ich mich – mal wieder mit gehöriger Verspätung, ich weiß – auf Godzilla gefreut, nicht nur, weil ich sowohl Elizabeth Olsen als auch Aaron Taylor-Johnson erst kürzlich bereits gemeinsam in The Avengers 2: Age of Ultron gesehen habe, sondern natürlich vor allem auch, weil Gareth Edwards’ Interpretation des klassischen Monsterfilms doch um ein Vielfaches lohnenswerter schien als der großteils enttäuschende Emmerich-Versuch von 1998. vor allem aber sprach die Besetzungsliste – dass Bryan Cranston nicht annähernd die große Rolle haben würde, wie es das Marketing seinerzeit suggeriert hat, war bereits zu mir durchgedrungen – zusammen mit Edwards’ vorangegangenem Film Monsters dafür, dass hier diesmal auch mehr die Figuren, in diesem Fall die Familie Brody als Bezugspunkt für den Zuschauer, mehr im Mittelpunkt stehen würden als seelenlose Materialschlachten. Leider täuschte ich mich dahingehend, dass die Besetzung allein noch keine starken Figuren generiert und so ist auch dieser Versuch einer Neu-Interpretation weit davon entfernt, menschliche Schicksale in den Vordergrund zu stellen und so obliegt es Godzilla selbst, als Identifikationsfigur zu fungieren, was in Anbetracht dessen, dass es sich eben um ein urzeitliches Monster handelt, auch nur bedingt funktionieren mag.
© Warner Home Video
Der Anfang des Films verspricht dabei noch genau die von mir erhoffte Prämisse und ist außerordentlich gut gelungen, so kurz und rudimentär die Exposition der Figuren auch sein mag, denn die initiale Katastrophe, die Joe Brody noch über Jahre beschäftigen wird ist auch auf emotionaler Seite gut aufgestellt, was natürlich zuvorderst an Cranstons großartigem Schauspiel liegt, der das erste Drittel des Films merklich dominiert und hier einen seiner frühen und seltenen Glanzpunkte im Film hat. Von diesem vielversprechenden Start aus entfernt sich Godzilla aber leider immer mehr von dem Familiendrama, das es anfangs zu sein scheint und sowohl Taylor-Johnsons Rolle des Ford Brody, mehr noch aber dessen Frau Elle, dargestellt von Elizabeth Olsen, bleiben leider ausnehmend blass und das, obwohl es sich um die vermeintlichen Hauptfiguren des Films handelt, wobei speziell Elle in den rund zwei Stunden Laufzeit herzlich wenig zu tun bekommt und ihr Part im letzten Drittel gar völlig unter den Tisch fällt.
Umso mehr kristallisiert sich daher heraus, dass noch nicht einmal Godzilla selbst unbedingt die Hauptfigur in Edwards’ Film ist, denn der Regisseur und Ken Watanabes Figur des Ichiro Serizawa als dessen Sprachrohr konzentrieren sich weitaus mehr darauf, das Wesen der Mutos zu umreißen, die eine enorme Bedrohung für die Menschheit darstellen, beginnen sie schließlich damit, systematisch Atommeiler abzugrasen um sich der für sie als Nahrung dienenden Kernenergie zu bemächtigen. Immerhin finden sich hier immer wieder Ansätze der nicht gerade versteckten Kritik an den Gefahren der Nutzung von Kernenergie, ob für militärische Zwecke wie im 1954er-Original oder auch friedliche Zwecke wie eben hier, denn die schiere Macht dieser Energieform ist nicht zu unterschätzen. Dennoch, Godzilla ohne Godzilla würde nicht funktionieren und so beginnt man früh damit, zumindest dessen Rückenflosse zu zeigen, scheut dafür aber lange davor zurück, das Monster in seiner vollen Pracht zu präsentieren. Was einerseits zwar durchaus die Spannung erhöht und ein netter, inszenatorischer Kniff sein mag, aber eben auch das Gefühl verstärkt, der Film hätte ebenso gut auch Muto heißen können.
© Warner Home Video
Wenn Godzilla allerdings in Erscheinung tritt, dann ist das ohne Frage bombastisch und packend dargebracht, im gleichen Maße imposant wie opulent inszeniert und stellt selbst beispielsweise Pacific Rim in den Schatten, doch ist zu diesem Zeitpunkt der Film bereits beim Schlussakt angelangt und hatte in der Zeit davor bereits mit reichlich Leerlauf zu kämpfen. Ich persönlich mag es, wenn nicht allein die Action im Vordergrund steht, sondern sich die Spannung langsam aufbaut und die Geschichte Zeit hat, sich zu entfalten, doch gibt es hier leider nicht viel, was sich entfalten könnte, schlicht weil die Figuren nicht viel anderes zu tun haben, als mehr oder minder hilflos dem Treiben der Mutos und Godzilla beizuwohnen, zumal ihnen neben den Möglichkeiten, die Monster einfach mal machen zu lassen oder alternativ eine Atombombe auf die sich von Atomenergie ernährenden Mutos zu werfen nicht viel Sinnstiftendes einfällt, um der Bedrohung Herr zu werden, was nicht unbedingt für die dramaturgischen Stärken des Drehbuchs spricht.
Godzilla
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Zerstörte Häuserkomplexe - 6/10
6/10
Fazit & Wertung:
Gareth Edwards' Godzilla ist zwar einerseits ein überzeugender wie bombastisch inszenierter Monsterfilm, doch bleibt er trotz der vermeintlich im Mittelpunkt der Geschehnisse stehenden Familie Brody weitestgehend seelenlos, während es ihm bei Godzilla selbst noch am ehesten gelingt, ihn prägnant zu charakterisieren, der allerdings wiederum erst ganz zum Schluss seinen großen Auftritt haben darf, weshalb es nach einem vielversprechenden Start zu ärgerlich viel Leerlauf im Mittelteil des Films kommt.
Meinungen aus der Blogosphäre:
Cellurizon: 4/10 Punkte
Filmherum: 4/5 Punkte
Der Kinogänger: 8/10 Punkte
Tonight is gonna be a large one.: 7/10 Punkte
Godzilla ist am 25.09.14 auf DVD und Blu-ray im Vertrieb von Warner Home Video erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!
DVD:
Blu-ray:
Ha, einer der seltenen Filme, die ich minimal besser bewerte als du. Hatte den aber auch im Kino gesehen un da waren die Szenen rund um Godzilla schon bombastisch.
Ja, “Godzilla” ist definitiv ein Film, der von einer großen Leinwand und einem hochkarätigen Soundsystem sehr profitiert (ich kann mir gut vorstellen, daß ich bei einer Erstsichtung am Fernseher weniger als 8 Punkte vergeben hätte) – aber auch davon abgesehen fand ich den Film einfach sehr unterhaltsam. Klar, die “Menschenpassagen” sind vor allem in der zweiten Hälfte qualitativ ziemlich bescheiden, aber dafür haben mich die eindrucksvollen “Monsterpassagen” mehr als ausreichend entschädigt.
Das kann ich mir auch vorstellen, dass der möglicherweise auf Kinoleinwand noch mal ein wenig epischer wirkt, aber – um es wie der Kinogänger zu halten – die “Monsterpassagen” waren ja auch gar nicht so sehr mein Problem (wobei ich sofort für weniger Muto und mehr Godzilla votiert hätte), sondern eben die überwiegend schwachen “Menschenpassagen”, denn nicht nur Cranston sondern auch Olsen werden echt ziemlich verschenkt, während auch der Aaron nicht wirklich viel zu tun bekommt.
Ich denke in punkto Effekte und digitale Animation ist es einer der besten Filme die ich kenne. Sieht einfach unglaublich gut aus alles. Aber inhaltlich ist der Film leider relativ strukturlos und teilweise richtig sinnlos. War auch bei 6/10, hab den sogar aufgrund der Schauwerte ein zweites mal geguckt, aber die Wertung bleibt.
Richtig, struktur- und sinnlos. Die Menschen beobachten und haben keinen Plan, was man denn tun könnte, liebäugeln damit eine Atombombe zu zünden, schauen dann lieber erst einmal noch ein wenig zu und am Ende kommt Godzilla aus dem Meer und rettet den Tag. Schauwerte hat der Film, immense, aber gerade wie manch einer im Vorfeld geschwärmt hat, der Film würde auch eine “Handlung” aufweisen, hatte ich mir einfach mehr erhofft.
Genau das meinte ich. “Och, dann tragen wir die Atombombe (von der die Viecher SICH ERNÄHREN) eben in den Krater.”. Zwei Minuten später: “Och, dann tragen wir die halt wieder hoch” alles ziemlich random…
Achja, da scheiden sich ja die Geister. Ich finde, der Film ist visuell einer der besten Filme der letzten Jahre. Besonders die Szene auf der Eisenbahnbrücke sind schon den Kinobesuch wert. Da muss man dann die schwache Story halt verkraften..