Review: Königreich der Himmel – Director’s Cut (Film)

Zeit wird es, euch mit einer neuen Film-Kritik zu behelligen – äh, beehren – und weil mir die Laune nach ebenjenem beinahe schon in die Jahre gekommen zu nennenden Streifen fand, reisen wir heute mal wieder etwas mehr als eine Dekade in der Zeit zurück und sprechen über:

Königreich der Himmel
Director’s Cut

Kingdom of Heaven, USA/UK/ES/DE/MA 2005, 189 Min.

Königreich der Himmel | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Regisseur:
Ridley Scott
Autor:
William Monahan

Main-Cast:
Orlando Bloom (Balian de Ibelin)
Eva Green (Sibylla)
Jeremy Irons (Tiberias)
David Thewlis (Hospitaler)
Brendan Gleeson (Reynald de Chatillon)
Marton Csokas (Guy de Lusignan)
Liam Neeson (Godfrey de Ibelin)
in weiteren Rollen:
Ghassan Massoud (Saladin)
Alexander Siddig (Imad)
Edward Norton (King Baldwin)
Michael Sheen (Priest)
Nikolaj Coster-Waldau (Village Sheriff)
Kevin McKidd (English Sergeant)
Iain Glen (Richard Coeur de Lion)

Genre:
Historie | Action | Abenteuer | Drama

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Königreich der Himmel | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Der junge Balian verdingt sich als einfacher Schmied in einem kleinen Ort und musste jüngst seine Frau zu Grabe tragen, während ihm die anderen Bewohner des Ortes ob des Selbstmordes seiner Frau mit Argwohn begegnen und so zögert er nur anfänglich, als der Kreuzritter Godfrey ihm offenbart, sein Vater zu sein und anbietet, ihn mit nach Jerusalem zu nehmen. Schlussendlich begleitet er Godfrey und dessen Kameraden, doch unterwegs wird sein Vater verwundet und überträgt Balian die Ritterwürde nebst seinen Ländereien. Nach einer beschwerlichen Reise strandet Balian im gleichermaßen heiligen wie umkämpften Land und gerät prompt mit einem streitsüchtigen Sarazenen aneinander, verschont allerdings dessen Begleiter, der verkündet, seine Güte werde unter seinen Feinden bekannt sein, bevor er diesen begegne.

Von dieser Begegnung ausgehend, besteigt Balian den Berg Golgota, bevor er einer Gruppe Kreuzritter begegnet, die in ihm den Sohn von Godfrey und damit neuen Baron von Ibelin erkennen und ihn zu seinen Ländereien geleiten, wo er das erste Mal auf Sibylla trifft, Schwester des Königs Balduin IV. von Jerusalem und Angetraute des durchtriebenen Guy de Lusignan, der in Anbetracht des fragwürdigen Gesundheitszustandes des Königs – leidet dieser schließlich an der unheilbaren Lepra-Krankheit – längst auf die Krone schielt und prompt mit Balian aneinandergerät. Guy de Lusignan und dessen Verbündeter Reynald de Chatillon sind es auch, die einen offenen Krieg mit Saladin anzustreben scheinen, währen Balduin IV: den Frieden zu wahren hofft und das Potential Balians erkennt. Dennoch scheint ein Krieg ob der Machenschaften der intrigierenden Adligen unausweichlich…

Rezension:

Szenenbild aus Königreich der Himmel | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Obschon Königreich der Himmel mittlerweile seine zehn Jahre auf dem Buckel hat, reizte es mich jüngst doch sehr, mich noch einmal dem Director’s Cut des Films zu widmen und sollte nicht enttäuscht werden, denn so ärgerlich zusammengeschnitten die mit knapp zweieinhalb Stunden schon gar nicht mal so kurze Kinofassung seinerzeit wirkte, so großartig hatte ich die um rund fünfundvierzig Minuten erweiterte Langfassung in Erinnerung und sollte damit auch Recht behalten, denn auch wenn man gehörig Sitzfleisch mitbringen sollte für dieses nun dreistündige Epos, lohnt sich die Mühe allemal, zumal die zahllosen Szenenerweiterungen und –ergänzungen durch die Bank weg Sinn machen und den Film erst zu der Geschichte machen, die Ridley Scott wohl seinerzeit vorgeschwebt haben mag. Hat also dieses Werk gegenüber anderen Monumentalfilmen der damaligen Schaffensperiode vielleicht bei unbedarftem Publikum vielleicht gar nicht mal den besten Ruf, spielt zumindest der Director’s Cut in den obersten Rängen dieses Genres mit und lohnt sich für Freunde dieser Filmsparte allemal, zumal man gerade in der Rückschau von einem unvergleichlichen Cast sprechen kann, denn viele der hier teils nur in kleinsten Rollen auftauchenden Mimen sollten Jahre später in vielgepriesenen Serien wie Rom (Kevin McKidd), Game of Thrones (Nikolaj Coster-Waldau, Iain Glen) oder Da Vinci`s Demons (Alexander Siddig) zu sehen sein.

Szenenbild aus Königreich der Himmel | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Während man über die Star- und Hauptdarsteller-Qualitäten von Orlando Bloom (Zulu) sicherlich geteilter Meinung sein darf, liefert er hier doch in meinen Augen ebenfalls eine überzeugende Performance ab, was aber auch damit zusammenhängen mag, dass seine Rolle des Balian de Ibelin doch vergleichsweise schnörkellos und stringent angelegt ist. Davon abgesehen macht natürlich Liam Neeson (Taken-Reihe) als dessen Vater Godfrey im ersten Drittel des Films eine unbestreitbar gute Figur, zumal er wie gemacht für derlei „historische“ Rollen zu sein scheint, während sich selbst die seinerzeit noch relativ unbekannte Eva Green (Perfect Sense) in ihrer gerade einmal dritten Rolle ebenfalls als Glücksgriff erweisen sollte, hat sie schließlich von dort ausgehend eine beispiellose Hollywood-Karriere hingelegt. Davon abgesehen wissen gestandene Recken wie Jeremy Irons, David Thewlis oder – als Antagonisten Brendan Gleeson und der hier herrlich bösartige Marton Csokas zu gefallen und wer sich wie ich schon immer einmal gefragt haben sollte, wer sich eigentlich hinter der Maske des an Lepra erkrankten Königs Balduin IV. verbirgt, dabei handelt es sich um niemand Geringeren als Edward Norton (Birdman).

Szenenbild aus Königreich der Himmel | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

Doch genug der Darsteller-Lobpreisung, darf man auch Ausstattung und Inszenierung von Königreich der Himmel ohne Zweifel loben, denn ob es sich um Balians Ländereien oder Jerusalem selbst handelt, hat man sich hier in Sachen Ausstattung nicht lumpen lassen und die zahllosen Kostüme und die noch unzählbareren Komparsen für die ausufernden Schlachtenszenen sprechen für sich, weshalb Ridley Scotts Film auch heute noch uneingeschränkt zu überzeugen weiß. Doch schöne Optik und immenser Aufwand in Sachen Ausstattung nützen eben nicht viel, wenn die Story nicht stimmt und in der Beziehung weiß eben der Director`s Cut gehörig Schwächen auszubügeln, lässt die Geschichte Balians stimmiger wirken, beleuchtet König Balduins Wirken in verstärktem Maße und lässt auch die Liaison zwischen Balian und Eva Greens Sibylla weitaus nachvollziehbarer und glaubwürdiger wirken, als das in der Kinofassung der Fall gewesen ist. Selbst die gewaltbedingten Schnitte machen die Geschichte tatsächlich besser, weil unmittelbarer und eindringlicher, auch wenn ich ja mitnichten ein Vertreter der Fraktion bin, die der Meinung ist, das Blut müsse nur so spritzen, damit es Spaß macht, aber ein wenig angemessene Härte ist eben je nach Thema in meinen Augen schon geboten und so macht auch in dieser Beziehung die ursprüngliche Fassung des Films die weitaus bessere Figur.

Szenenbild aus Königreich der Himmel | © Twentieth Century Fox
© Twentieth Century Fox

So bleibt für mich Königreich der Himmel auch nach einigen Jahren und bei der wiederholten Sichtung eines der überzeugendsten Historien-Epen, das all die Stärken zu betonen vermag, für die Ridley Scott im Laufe der Jahre bekannt und berühmt geworden ist, wenngleich man auch hier natürlich gewisse Abstriche machen muss, denn speziell die Bösewichte sind doch recht einseitig böse skizziert, so dass man sie sicherlich vielschichtiger und filigraner hätte anlegen können, ebenso wie sich natürlich ab und an auch ein gewisses Pathos Bahn bricht, doch beschränkt sich dies auf ein Minimum und von diesen Ausrutschern abgesehen bietet der Film auch heute noch einige der überzeugendsten Dialoge in diesem Sujet, die in ihrer Schlicht- und Einfachheit zu überzeugen wissen, wenn beispielsweise Balian sich bei Saladin erkundigt, was Jerusalem wert sei und dieser schlicht erwidert: „Nichts. Alles.“ So bleibt der Film trotz der zahlreichen historischen Freiheiten, die er sich fraglos herausnimmt, selbst dem Anspruch treu, dem unbedarften Zuschauer zu vermitteln, weshalb diese Stadt für die unterschiedlichen Religionen eine solch immense Bedeutung hat, was die Faszination des Ortes ausmacht und über Jahrhunderte hinweg zahllose Fraktionen dazu gebracht hat, mit dem Schwert ins Feld zu ziehen, um diese Stätte (zurück) zu erobern. Für den Geschichtsunterricht mag der Hollywood-Blockbuster zwar eher nicht geeignet sein, doch als monumentale Abenteuerreise an einen fernen Ort in einer längst vergangenen Zeit macht der Film mit seinem immens bestechenden Cast und der opulenten Ausstattung eine zeitlos gute Figur und ist dabei längst nicht so geist- und seelenlos wie viele andere Vertreter seiner Zunft.

Fazit & Wertung:

Wenn der Director’s Cut von Königreich der Himmel mit rund drei Stunden Spielzeit nicht gerade knapp bemessen ist, wird Ridley Scott in dieser Version seines Films dem monumentalen und epischen Anspruch seines Historien-Films in allen Belangen gerecht und beeindruckt mit einem sorgsam konzipierten Skript, das zwar nicht jedes Klischee zu vermeiden versteht, grundsätzlich aber meist den richtigen Ton trifft und weitaus weniger Pathos bereithält, als man erwarten würde, im Gegenzug aber eine leidenschaftlich geschilderte und überragend gefilmte Geschichte bereithält, die zeitlos zu faszinieren weiß.

9 von 10 epochalen Schlachten um die Heilige Stadt

Königreich der Himmel - Director's Cut

  • Epochale Schlachten um die Heilige Stadt - 9/10
    9/10

Fazit & Wertung:

Wenn der Director’s Cut von Königreich der Himmel mit rund drei Stunden Spielzeit nicht gerade knapp bemessen ist, wird Ridley Scott in dieser Version seines Films dem monumentalen und epischen Anspruch seines Historien-Films in allen Belangen gerecht und beeindruckt mit einem sorgsam konzipierten Skript, das zwar nicht jedes Klischee zu vermeiden versteht, grundsätzlich aber meist den richtigen Ton trifft und weitaus weniger Pathos bereithält, als man erwarten würde, im Gegenzug aber eine leidenschaftlich geschilderte und überragend gefilmte Geschichte bereithält, die zeitlos zu faszinieren weiß.

9.0/10
Leser-Wertung 9.5/10 (6 Stimmen)
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Meinungen aus der Blogosphäre:
Tonight is gonna be a large one.: 9/10 Punkte

Königreich der Himmel ist am 04.09.06 auf DVD und am 24.01.07 auf Blu-ray im Vertrieb von Twentieth Century Fox erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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Kommentare (12)

  1. bullion 15. März 2016
      • bullion 15. März 2016
      • Wulf | Medienjournal 15. März 2016
  2. Matthias Vogel 15. März 2016
  3. mwj 16. März 2016
      • Der Kinogänger 19. März 2016
      • Wulf | Medienjournal 20. März 2016
      • Der Kinogänger 20. März 2016
  4. Michael Seiler 24. März 2016

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