Review: Zulu (Film)

Hui, Zeit wird’s für eine weitere Film-Rezension, bei der ich mir selbstverständlich wie immer besondere Mühe gegeben habe! Nicht zuletzt mag das an dem Film gelegen haben, der mich ziemlich begeistert hat und den ich euch schon vorab gerne wärmstens ans Herz lege. Da ich aber wie immer weitestgehend spoilerfrei schreibe, könnt ihr euch meine Argumente auch gerne im Detail durchlesen, doch Obacht, speziell hier verrät dafür der Trailer wieder eine ganze Menge! Ansonsten erst einmal einen schönen Abend und auf bald!

Zulu

Zulu, FR/ZA 2013, 110 Min.

Zulu | © Studio Hamburg Enterprises
© Studio Hamburg Enterprises

Regisseur:
Jérôme Salle
Autoren:
Caryl Ferey (Buch-Vorlage)
Julien Rappeneau (Drehbuch)
Jérôme Salle (Drehbuch)

Main-Cast:
Orlando Bloom (Brian Epkeen)
Forest Whitaker (Ali Sokhela)

Genre:
Krimi | Thriller | Drama

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Zulu | © Studio Hamburg Enterprises
© Studio Hamburg Enterprises

In seinen Kindertagen musste der Zulu Ali Sokhela mitansehen, wie sein Vater Opfer eines grausamen Massakers im Township wurde und kam selbst nur knapp mit dem Leben davon. Von den traumatischen Erlebnissen gezeichnet, ist er mittlerweile zum Chef der Mordkommission von Kapstadt aufgestiegen und setzt sich unermüdlich für Recht und Gerechtigkeit ein. Sein Kollege Brian Epkeen ist nicht annähernd so gefestigt und in sich ruhend wie Sokhela, raucht, trinkt, vergnügt sich mit fremden Frauen und betäubt tagtäglich seinen Verstand, um nicht an seinen nationalistischen Vater oder seine Exfrau denken zu müssen, doch sein Freund und Kollege Ali nimmt ihn dennoch immer wieder aufs Neue in Schutz. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Dan Fletcher untersuchen die Cops einen Mordfall an einer jungen Studentin aus vornehmem Hause, die in den Dünen zu Tode geprügelt worden ist.

Was zunächst nach einem Tötungsdelikt im Affekt aussieht, womöglich einhergehend mit einem Sexualverbrechen, nimmt aber bald ungeahnte Ausmaße an, als im Blut der Toten Spuren einer noch neuen Droge nachgewiesen werden, die in den Townships trotz teils verheerender Nebenwirkungen immer weitere Verbreitung findet. Ihre Ermittlungen führen Sokhela, Epkeen und Fletcher zu einem Drogendealer namens Stan, doch während sie sich auf der Suche nach ihm befinden, stoßen sie in ein weit gefährlicheres Nest und mit Ausweitung der Ermittlungen auf die Townships, erfahren sie nicht nur, dass in letzter Zeit dort vermehrt Kinder verschwinden, sondern auch, dass die wahren Hintergründe und Zusammenhänge des Falles bis weit in die Zeit des Apartheid-Regimes und dessen Doktrin zurückreichen.

Rezension:

Regisseur Jérôme Salle ist mit Zulu ein unbestreitbar packender, intensiver Film gelungen, der variantenreiche Genre-Versatzstücke zu einem stimmigen Gesamtwerk verflicht, sowohl Polizei- als auch Polit-Thriller ist und sich dennoch gänzlich auf seine beiden Hauptfiguren konzentriert, die zwei gegensätzliche Aspekte der Nachwehen der Apartheid verkörpern und eine mitreißende wie hochdramatische Entwicklung durchlaufen, die zwar zuweilen in ihrer Gänze doch manchmal ein wenig konstruiert wirkt, sich aber auch ganz in den Dienst der Story stellt, die zwar vordergründig auf den klassischen Kriminalfall nebst beigefügter fiktionaler Elemente abstellt, hintergründig aber auch Fragen von Moral und Ethik aufwirft. Die Kluft zwischen Vergebung und Vergeltung, Schuld und Sühne ist fortwährend präsent und auch der Kontrast der Slums in den Townships zu den Gated Communities der wohlhabenden, vorrangig weißen Bevölkerung von Kapstadt, die nicht unmaßgeblich zu der eindringlichen Atmosphäre des Films beiträgt, zeugen von einer dedizierten Auseinandersetzung mit den vorherrschenden Widersprüchlichkeiten und dem noch immer unterschwellig schwelenden Rassismus und den fortbestehenden Ressentiments der Bevölkerungsgruppen und Ethnien untereinander.

Szenenbild aus Zulu | © Studio Hamburg Enterprises
© Studio Hamburg Enterprises

Dabei ist Zulu zugegebenermaßen harter Tobak und nichts für Zartbesaitete, doch ist der Film weit davon entfernt, Gewaltdarstellungen dem reinen Selbstzweck wegen anzubringen, so dass die eruptiven Gewaltspitzen stets in der Geschichte begründet sind und oft auch gnädig abblenden, wenngleich dies das beklemmende Gefühl während des Zuschauens kaum mindert, was auch daran liegen mag, dass Salles Film trotz fiktionaler Elemente und dramaturgischer Freiheiten und Überhöhungen doch durchaus stark in der Realität verhaftet ist und diese Bodenständigkeit die Gewalt noch intensiver, noch unmittelbarer erscheinen lässt als in einem hanebüchenen Action-Film, in dem der Titelheld zwanzig Gangster im Alleingang niederzumähen imstande ist, währenddessen ihn selbstredend keine Kugel trifft. Hier ist das Gegenteil der Fall, die Figuren sind verletzlich, sowohl seelisch als auch körperlich, sie leiden, empfinden Schmerz und hadern mit ihrem Schicksal und dank der vorzüglichen Besetzung fällt es nicht schwer, diese Emotionen nachzuempfinden und mitzufühlen.

Da wäre einerseits Orlando Bloom als trunk- wie drogensüchtiger, völlig kaputter Cop Brian Epkeen, den die Dämonen der Vergangenheit jeden Tag aufs Neue zu verschlingen drohen, der sich in unbedeutenden One-Night-Stands von der Tristesse seines Lebens abzulenken versucht, ohne je die Hoffnung auf ein kathartisches Erlebnis eröffnet zu bekommen, der an Düsternis kaum zu überbieten für Bloom aber auch exakt genau die Rolle ist, sich von sämtlichen Klischees freizuspielen, was seine bisherige Rollenwahl betrifft, wenn auch Epkeen selbst in seiner Ausgestaltung nur haarscharf am wandelnden Klischee vorbeischlittert. Noch beeindruckender allerdings ist Forest Whitakers Verkörperung des Zulu Ali Sokhela, der sich vordergründig ganz der vorherrschenden Doktrin von Vergebung und Amnestie unterworfen zu haben scheint, während sein bemüht humanistisches Auftreten im Verlauf des Films ein ums andere Mal nicht nur auf die Probe gestellt wird, sondern alsbald Risse zu bekommen droht, zumal dem Zuschauer mittels Rückblenden und knappen wie intimen Szenen nach und nach sein Innerstes offenbart wird, dass von den tiefgreifenden Traumata kündet, die an seinem Wesen zerren.

Szenenbild aus Zulu | © Studio Hamburg Enterprises
© Studio Hamburg Enterprises

Diese vielschichtige und detaillierte Charakterzeichnung, gepaart mit den darstellerischen Fähigkeiten von Bloom und Whitaker ist es einerseits, die alle weiteren Figuren zu bloßer Staffage verkommen lässt, aber andererseits auch, die darüber hinwegsehen lässt, dass manch dramaturgischer Kniff im Plot doch eben arg konstruiert wirkt und nicht alle Klischees polizeilicher Ermittlungen umschifft werden können. Dies sind allerdings im Kontext eines so stimmungsvoll auf die zentralen Motive der Vergebung und Vergeltung fokussierten Films wie Zulu, der sich bewusst damit zurückhält, den mahnenden Zeigefinger zu erheben oder das Verhalten seiner Figuren zu deuten oder zu werten, mehr als nur geringfügige Wehrmutstropfen in einem ansonsten rundherum überzeugenden und empfehlenswerten Werk, das von der ersten bis zur letzten Minute in den Sitz fesselt.

Fazit & Wertung:

Weniger ein reinrassiger Action-Thriller, bedient Jérôme Salles Zulu sich zahlreicher Genres, um eine Vielschichtigkeit und eine Intensität zu erzeugen, die über die gesamte Laufzeit des Films zu fesseln weiß und vergessen lässt, dass die Schrecken des Apartheid-Regimes und die politischen Zusammenhänge nicht mehr als nur angerissen werden und der Plot zuweilen arg konstruiert wirkt. Die geschickt mit der Erzählung verwobenen moralischen und ethischen Fragestellungen und Diskrepanzen, einhergehend mit zwei mehr als nur überzeugenden, sondern großartig aufspielenden Hauptdarstellern, machen den Film aber zu einem dennoch unumwunden packenden und lohnenswerten Erlebnis.

9 von 10 verschwundenen Kindern

Zulu

  • Verschwundene Kinder - 9/10
    9/10

Fazit & Wertung:

Weniger ein reinrassiger Action-Thriller, bedient Jérôme Salles Zulu sich zahlreicher Genres, um eine Vielschichtigkeit und eine Intensität zu erzeugen, die über die gesamte Laufzeit des Films zu fesseln weiß und vergessen lässt, dass die Schrecken des Apartheid-Regimes und die politischen Zusammenhänge nicht mehr als nur angerissen werden und der Plot zuweilen arg konstruiert wirkt. Die geschickt mit der Erzählung verwobenen moralischen und ethischen Fragestellungen und Diskrepanzen, einhergehend mit zwei mehr als nur überzeugenden, sondern großartig aufspielenden Hauptdarstellern, machen den Film aber zu einem dennoch unumwunden packenden und lohnenswerten Erlebnis.

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Zulu erscheint am 31.10.14 auf DVD und Blu-ray im Vertrieb von Studio Hamburg Enterprises. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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Eine Reaktion

  1. r 31. Oktober 2014

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