Montagsfrage: Gibt es Antagonisten, die ihr mehr mögt als Protagonisten?

Mein letzter freier Montag, bevor es mich morgen wieder auf die Arbeit verschlägt und pünktlich zum Ausklang kommt die Montagsfrage diesmal mit einer interessanten Fragestellung daher, zu der ich auch einmal wieder merklich mehr zu schreiben wusste, auch wenn ich das Thema doch ein wenig ausgeweitet habe. Wie steht ihr denn so zu Antagonisten? Bin ich mit meiner Faszination allein oder geht es euch ähnlich wie mir?

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Frühere Antworten finden sich in meinem Montagsfragen-Archiv. Die aktuelle Montagsfrage findet sich beim Buchfresserchen und lautet in dieser Woche

Gibt es Antagonisten, die ihr mehr mögt als Protagonisten
bestimmter Bücher/Reihen und falls ja, was ist der Grund dafür?

Okay, stellen wir uns ein weiteres Mal der Montagsfrage, die sich nun also diesmal dem Thema Antagonisten widmet und ganz ehrlich, die Bösewichte sind im Grunde das Salz in der Suppe und auch wenn mir jetzt spontan keine Beispiele einfallen, ist es mir schon des Öfteren untergekommen, dass mir ein Antagonist "sympathischer" war als der eigentliche Held, wenn er denn gut charakterisiert wird, denn oft haben die Bösen weit mehr als die Helden eine ambivalente Seite an sich, die mich interessiert und reizt und während es bei einem "Guten" klar ist, dass er selbst wenn er eine dunkle, destruktive Seite hat, er doch im Endeffekt immer gut und richtig handeln wird, haben die Antagonisten da weit mehr Möglichkeiten, sich zu entfalten, denn bei einer Haupt- und Identifikationsfigur gibt man sich schon vermehrt Mühe, deren moralische Integrität zu erhalten, derweil ein Böser böse sein muss, kann und darf, schließlich wird er ja auch in 99% der Fälle am Ende zur Strecke gebracht.

Das macht dann auch (sowohl auf Buchreihe wie Serie bezogen) Werke wie Dexter für mich so interessant, denn hier sind eben die Rollen vertauscht und man steht ganz auf der Seite des objektiv Bösen und wird quasi genötigt, sich mit der Figur zu identifizieren, ungeachtet dessen, dass sie – Moral-Kodex hin oder her – munter vor sich hin mordet. Ähnliches gilt natürlich für Rache-Thriller ganz allgemein, auch hier völlig egal ob in Buch- oder Film- oder sonstiger Form, an denen ich oft meine diebische Freude habe, selbst wenn mir niemand erklären muss, dass deren rabiates Handeln oft falsch und nicht den Umständen entsprechend ist, aber das sind genau die Fälle, wo sich eben Protagonisten die Möglichkeiten eines Antagonisten zu eigen machen und dadurch weitaus differenzierter beleuchtet werden können. Ein ganz anderes Thema und bestes Beispiel für die Faszination von Antagonisten sind da unter anderem auch einschlägige Fantasy-Reihen, die ich jetzt nicht schon wieder verlinken werde, die sich gerade dadurch auszeichnen, dass die Trennung von "Gut" und "Böse" aufgehoben wird und niemand in eine Schublade gesteckt werden kann, sondern je nach Situation und Verfassung sowohl rechtschaffen als auch zutiefst unmoralisch fungieren kann. Also ja, ich habe ein enormes Faible für Antagonisten und freue mich immer, wenn ein Autor sich die Mühe macht, eine differenzierte und spannende Figur zu erschaffen, deren Beweggründe über "reich werden", "Held töten" oder "Weltherrschaft erlangen" hinausgehen.

Und während ich so vor mich hinschreibe, fällt mir doch zumindest aus dem Serien-Sujet noch ein weiteres Paradebeispiel ein, denn der von David Tennant in der ersten Staffel Jessica Jones verkörperte Antagonist Kilgrave ist bei näherer Betrachtung weitaus spannender und vielschichtiger gezeichnet als die namensgebende Hauptfigur Jessica, wenngleich diese ebenfalls mit vielen Charakterzügen einer Anti-Heldin kokettiert.

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Eine Reaktion

  1. Der Kinogänger 19. September 2016

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