Das Star Wars Universum
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Weiter geht die wilde Fahrt und heute mal wieder mit einem neuen Star Wars-Roman, der es mir doch wieder sehr angetan hat und den ich im Kontext der bisher eher durchwachsenen Kanon-Bände durchaus empfehlen kann.
Star Wars
Blutlinie
Star Wars: Bloodline, USA 2016, 400 Seiten
© Panini
Claudia Gray
Timothy Stahl
Panini Books
978-3-833-23354-8
Abenteuer | Science-Fiction | Action
Inhalt:
„Ich trete nicht allein als Senatorin, sondern auch als Bail Organas Tochter vor Sie.“ Leias Stimme klang klar und kräftig und verriet nichts von den Zweifeln, die sie den Tag über heimgesucht hatten. „Und alles, was ich in meiner Laufbahn als Senatorin getan habe, hat seinen Ursprung in jenen wertvollen Lektionen, die er mich lehrte. Über Mut. Über Stärke. Über Führerschaft.“
Jahrzehnte sind vergangen, seit der Niedergang des Imperiums begonnen hat, doch die Neue Republik, die sich aus der Asche erhoben hat, um die Galaxis im Frieden zu vereinen, beginnt zu stagnieren und nicht damit genug, dass die frühere Kanzlerin Mon Mothma aufgrund einer Erkrankung abwesend ist, hat sich der Senat in zwei konkurrierende Parteien aufgespalten, die Zentristen, die gerne die Republik unter starker Führerschaft vereint sähen und die Populisten, die den Mitgliedssystemen selbst die meisten Entscheidungen überlassen möchten. In dieser Zeit des Stillstands und der inneren Zerwürfnisse tritt ein Twi’lek von Ryloth mit einem Hilfegesuch an den Senat heran und einzig Leia Organa scheint dessen besorgniserregende Schilderungen ernst zu nehmen und schickt sich an, eine Untersuchung in die Wege zu leiten. Leia, den Populisten zugehörig, drängt sich alsbald der zentristische Senator Ransolm Casterfo auf und gemeinsam versuchen sie, eine möglichen Verschwörung im Untergrund aufzudecken, die – wie sich bald herausstellt – weit größere Kreise zieht, als zunächst angenommen. Der Senat allerdings ist trotz der ungewöhnlichen Allianz zwischen den Parteien nicht gewillt, der Sache seine Aufmerksamkeit zu widmen…
Rezension:
Vor etwas mehr als zwei Wochen nun ist im Panini Verlag der nächste, zweite Kanon-Roman von Claudia Gray erschienen, deren Erstling (das Star Wars-Franchise betreffend) mich durchaus zu unterhalten wusste, wenngleich mir Verlorene Welten zuweilen doch arg konstruiert und trotz seines Umfangs von gerade einmal knapp über 400 Seiten ein wenig zu lang schien. Nichtsdestotrotz konnte sie hier bereits unter Beweis stellen, die Galaxis durchaus stimmig in Szene setzen zu können und entsprechend gespannt war ich nun auf Blutlinie, zumal hier niemand Geringeres als Leia Organa im Vordergrund stehen sollte, der man meinem Gefühl nach im neuen Kanon deutlich mehr Aufmerksamkeit zuteilwerden lässt, als dies früher der Fall gewesen ist. Und tatsächlich versteht sich Gray vortrefflich darauf, Leias Innenleben zu beleuchten und widmet sich hier nun einem von Umbruch und Veränderung geprägten Abschnitt in ihrem Leben, denn im Grunde geht der Roman der Frage nach, wie es dazu kam, dass Leia der Neuen Republik den Rücken kehrt und sich zur Anführerin des Widerstandes aufschwingt, diesen gar erst ins Leben ruft. Bis es soweit ist, vergeht allerdings einige Zeit und erst gegen Ende der Geschichte beginnt sich das Bild zu verdichten, doch beginnen wir doch am besten von vorn.
›So jung war ich auch einst. Ich glaubte bedingungslos an die Macht der Regierung, alles bewältigen zu können.‹ Leia war dem Imperialen Senat mit vierzehn beigetreten, und sie hatte den Glauben an den Rechtsgrundsatz innerhalb des Imperiums nie gänzlich aufgegeben, bis sie Alderaan mit eigenen Augen untergehen sah. ›Wie ich dieses Gefühl vermisse – das Gefühl, dass die Gerechtigkeit am Ende immer obsiegt.‹
Bereits George Lucas selbst hatte seinerzeit versucht, in Episode I so etwas wie Politik in den ansonsten von Action und Abenteuer geprägten Kosmos zu bringen, doch was im Film wie ein müdes Kasperle-Theater ohne sonderlichen Tiefgang wirkte, versteht Claudia Gray vortrefflich zu inszenieren und schafft eine Neue Republik, deren Senat sich im Laufe der Jahre des Friedens quasi selbst handlungsunfähig gemacht hat und sich in internen Querelen ergeht, was zu großen Teilen an der Aufspaltung in Populisten und Zentristen liegt, die weitestgehend gegensätzliche Sichtweisen vertreten, wie eine ganze Galaxis zu führen ist. Blutlinie wird so zu einem durchaus politischen Roman und vieles an Spannung und Twists spielt sich in den Räumen des Senats und der Senatoren ab, was sicherlich nicht jedermanns Sache sein mag, mir hier und in dieser Form aber ausnehmend gut gefallen hat, da sich die Autorin auch merklich Mühe gibt, die neuen Umstände in Szene zu setzen und erfahrbar zu machen, derweil man wie nebenbei auch immer wieder Einsprengsel zu lesen bekommt, wie es den anderen Helden der Rebellion und somit vielen lieb gewonnenen Figuren ergangen ist, von Mon Mothma über Admiral Ackbar und Nien Numb bis hin zu Han Solo selbstredend, der im Buch auch ein paar wenige kleine Gastauftritte absolvieren darf.
Durch die Erwähnung und Miteinbeziehung solcher Figuren, ebenso wie neuer Gestalten aus Episode VII – speziell auch den Verbleib von Luke und Ben betreffend – und nicht zuletzt die Neuschöpfungen seitens Claudia Gray, allen voran der Zentristen Senator Ransolm Casterfo schafft sie eine ungemein stimmig und lebendig wirkende Welt, die endlich eine Art Brücke zwischen der der alten Trilogie und der jüngst begonnenen Fortsetzung schlägt, derweil selbst Padmé Amidala als leibliche Mutter von Leia Erwähnung findet. Das wiederum ist ein nicht unerheblicher Part der Erzählung, denn die Wahrheit um Leias wahre Herkunft sorgt natürlich für gehörig Zündstoff und wer sich schon immer gefragt hat, wie sich diese Offenbarung auf ihre Rolle als Senatorin niederschlagen würde, bekommt nun in Blutlinie die Antwort geliefert. Vor allem aber punktet der Roman mit einer gehörigen Portion Relevanz, was einem beim neuen Kanon so noch nicht untergekommen ist, weshalb man sicherlich auch davon ausgehen mag, dass die hier geschilderten Ereignisse in der einen oder anderen Form auch künftig Erwähnung finden oder von einer anderen Warte aus beleuchtet werden.
Die Verbindung zwischen Hosnian Prime und dem Theron-System war heute Abend klar – kein Rauschen, keine Verzögerungen. Leia konnte das Gesicht ihres Ehemanns ebenso deutlich sehen wie das breite Fenster seiner momentanen Unterkunft auf Theron hinter ihm. Seine graue Jacke lag auf einem Stuhl dichtbei, und bei der bernsteinfarbenen Flüssigkeit in dem schlanken Glas auf dem Tisch handelte es sich höchstwahrscheinlich um corellianischen Brandy. Hinter Han flitzten kleine, blitzende Lichter über den Nachthimmel – zweifellos Podrenner, die die berühmten Felsspiralformationen des Planeten als Trainingsgelände nutzten.
Doch all das verblasste verglichen mit dem Anblick von Hans Lächeln. Ungeachtet des skeptischen Tons in seiner Stimme kannte Leia das Leuchten in seinen Augen nur zu gut.
Blutlinie hätte mich vom ersten bis zum letzten Moment an zu packen gewusst, wenn nicht einerseits im Mittelteil die Geschichte ein wenig vor sich hindümpeln würde und Claudia Gray sich andererseits oftmals mit Beschreibungen zurückhält, so dass zwar eine Vielzahl Welten besucht werden, diese aber kaum vor dem inneren Auge lebendig werden. Hinzu kommen einige sich erst spät erklärende Handlungsstränge wie etwa der um Lady Carise, die man vielleicht etwas glücklicher und stimmiger in die Handlung hätte betten können, doch ist das nur ein kleines Manko, gerade in Anbetracht der Tatsache, dass Gray neben dem ungemein vielschichtig gezeichneten Zentristen Casterfo, der sich vom vermeintlichen Antagonisten zum unerwarteten Verbündeten mausert, mit Figuren wie Leias Adjutantin Greer Sonnel und dem Piloten Seastriker eine gute Handvoll frischer Protagonisten in das Star Wars-Universum überführt, die zwar allesamt nicht derartige Berücksichtigung erfahren wie die Prinzessin von Alderaan, aber durchaus genügend Sympathiepunkte sammeln, dass man sich weitere Auftritte in anderen Kanon-Werken wünschen würde.
Star Wars: Blutlinie
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Ins Leere führende Diskussionen zwischen Populisten und Zentristen - 8.5/10
8.5/10
Fazit & Wertung:
Mit Blutlinie ist Claudia Gray ein ungemein spannender, vor allem aber auch relevanter Kanon-Roman gelungen, der sich endlich anschickt, die klaffende Lücke zwischen den alten und neuen Filmen zu schließen. Insbesondere die stimmige Charakterisierung Leias und vielschichtige Charaktere tun hier ihr Übriges, wenn sich auch kleinere Längen im Mittelteil nicht vermeiden lassen und die politiklastige Story vielleicht nicht jeden begeistert.
Star Wars: Blutlinie ist am 20.09.16 im Panini Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den nachfolgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!
Klingt durchaus spannend. Eigentlich habe ich ja vor Jahren beschlossen, nur noch “Star Wars”-Romane von Timothy Zahn zu lesen (und da kommt ja nächstes Jahr zum Glück wieder einer) und deine bisherigen “Kanon-Rezensionen” haben diesen Entschluß nicht ansatzweise zum Wanken gebracht – hier könnte ich aber vielleicht doch auf lange Sicht schwach werden, gerade weil ich die politische Thematik sehr interessant finde …
Bis jetzt ist der neue Kanon wirklich sehr durchwachsen und nicht annähernd mit der Güte eines Timothy Zahn vergleichbar, auch wenn meine Lektüre von “Erben des Imperiums” schon Jahre zurückliegt, aber “Blutlinie” war wirklich eine auch für mich überraschende Ausnahme, wobei ich “Tarkin” ja noch besser fand und ebenfalls empfehlen kann, aber der Roman steht halt mehr für sich und trägt nicht wirklich was zum Universum selbst bei.