Review: The Walking Dead 7 | Robert Kirkman | Jay Bonansinga (Buch)

The Walking Dead – Graphic Novels, Serien, Bücher und mehr

The Walking Dead

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Während ich sowohl bei den Comics als auch der Serie gnadenlos hinterherhinke, habe ich es ausgerechnet geschafft, dem neuesten Buch der Reihe meine Zeit zu widmen. Warum das wohl die denkbar schlechteste Wahl unter den möglichen Optionen war, könnt ihr im folgenden Text nachlesen.

The Walking Dead 7

The Walking Dead – Search and Destroy, USA 2016, 400 Seiten

The Walking Dead 7 von Robert Kirkman und Jay Bonansinga | © Heyne Verlag
© Heyne Verlag

Autoren:
Robert Kirkman
Jay Bonansinga
Übersetzer:
Wally Anker

Verlag (D):
Heyne Verlag
ISBN:
978-3-453-31846-5

Genre:
Endzeit | Drama | Horror

 

Inhalt:

Die Reparatur der Schienenstränge zwischen dem Städtchen Woodbury und den Vororten Atlantas bedarf ihrer ganzen Konzentration – das beschäftigt sie rund um die Uhr, und zwar schon seit beinahe zwölf Monaten –, und der heutige Tag bildet keine Ausnahme.

Einige Zeit ist vergangen, eit der verrückte Prediger und seine Anhängerschaft die Bewohner von Woodbury in Angst und Schrecken versetzt haben und mittlerweile ist man damit beschäftigt, den Austausch und die Vernetzung mit anderen Gemeinden Überlebender zu forcieren, wozu der ambitionierte Plan gefasst worden ist, die Schienen von Unrat und Beißern zu befreien, um so eine zuverlässige Verbindung zwischen den einzelnen Orten zu schaffen. Als aber eines Tages Lilly Caul mit ihren Gefährten von den täglichen Gleisbauarbeiten nach Woodbury heimkehrt, finden sie den Ort verheert und viele der Bewohner tot, doch noch weit schockierender ist, dass sämtliche Kinder von den unbekannten Angreifern entführt worden zu sein scheinen. Lilly sieht rot und schwört, nicht eher zu ruhen, bis die Kinder Woodbury befreit und die Toten gerächt sind…

Rezension:

Ich hätte ja nie gedacht, dass ich mit dieser Buchreihe einmal in solche Niederungen vorstoßen würde – gerade in Anbetracht dessen, wie vielversprechend doch der Auftakt seinerzeit gewesen ist – , doch handelt es sich bei The Walking Dead 7 ganz ohne Zweifel um den bislang schwächsten Vertreter der Reihe, der selbst mit viel gutem Willen kaum noch als gut, geschweige denn lohnenswert angesehen werden kann. Theoretisch verspricht der Ansatz dabei durchaus eine gewisse Frischzellenkur, fokussiert die Geschichte nämlich gar nicht einmal so sehr auf Woodbury, sondern stellt einen großangelegten Befreiungsfeldzug in den Vordergrund, was auch den englischen Untertitel im Original – Search and Destroy – sinnig erscheinen lässt und damit den Survival-Aspekt noch weitaus mehr in den Vordergrund rückt, als dies ohnehin schon der Fall war.

Obwohl Lilly Caul noch keine vierzig ist, haben sich bereits Sorgenfalten gebildet, die man erst bei viel älteren Frauen erwartet. Ihr schmales, jugendliches Gesicht ist in den vier harten Jahren, seitdem die Seuche über sie hereingebrochen ist, finsterer geworden.

Dumm nur, dass diese Reise dann vornehmlich davon geprägt ist, dass alle handelnden Figuren zunehmend dümmere und aberwitzigere Entscheidungen treffen und sich damit quasi unausweichlich immer tiefer in den Schlamassel reiten, derweil die Figuren ohnehin kaum mehr als Kanonenfutter und Opfer am Wegesrand dienen, während einzig und allein Lilly Caul als Identifikationsfigur taugt. Doch macht die um sich greifende Dummheit eben auch vor ihr nicht Halt und so gehen viele der tragischen Zwischenfälle unzweifelhaft auf ihr Konto, was sie aber auch nicht groß zu kümmern scheint, womit nicht mehr viel von der zwar pragmatischen, aber immer auch empathischen und fürsorgenden Sympathieträgerin bleibt, die hier aus fadenscheinigen Gründen beinahe völlig out-of-character agiert.

Wäre es damit getan, könnte man The Walking Dead 7 noch zugutehalten, dass solche Kniffe in gewissem Maße notwendig und unabdingbar sind, um Drama und Konflikte zu generieren, doch scheint auch die Suche nach einer inhärenten Logik hier fehl am Platz zu sein und ich musste mich mehr als einmal fragen, ob der – oder die – Autoren das wirklich ernst meinen können, was hier teilweise offeriert wird. Verschnaufpausen finden vergleichsweise wenige und es scheint der Anspruch gewesen zu sein, eine actionreiche Odyssee zu fabrizieren, die aber statt mit Einfallsreichtum und Originalität zu glänzen mit reichlich redundanten Passagen verärgert. Im letzten Drittel immerhin vollzieht sich noch ein erzählerischer Bruch, der theoretisch den Karren aus dem Dreck hätte ziehen können, doch spätestens hier werden Sinn und Logik gänzlich über Bord geworfen, während man mit einem mehr als halbgaren Twist einen Überraschungsmoment zu generieren versucht, der allerdings völlig wirkungsfrei verpufft und wohl eher einem bewusst als überzogen und lächerlich konzipiertem C-Movie gut zu Gesicht gestanden hätte.

Tommy schluckt hart. »Und was, wenn es eine Falle ist?«
Lilly senkt den Blick zu Boden, transportiert eine Kugel in den Lauf ihrer Ruger und vergewissert sich, dass sie auch tatsächlich am beabsichtigten Ort ist, ehe sie die Waffe entsichert, um sich dann endlich wieder Tommy zu widmen. »Wenn es eine Falle ist, werden wir uns aus ihr herauskämpfen.«

So vergisst man in The Walking Dead 7 beinahe völlig die einstigen Stärken der Reihe, nicht nur die Bewohner Woodburys aus einer anderen Warte zu beleuchten, sondern dank des Mediums auch ausgedehnte Blicke auf das Innenleben und die Befindlichkeiten der einzelnen Figuren zu werfen und inszeniert stattdessen eine Hetzjagd ohne Sinn und Verstand, bei der man sich häufiger vor den Kopf schlagen oder auch nur verwirrt mit der Stirn runzeln möchte, als wirklich so etwas wie Thrill und Nervenkitzel zu empfinden. Bleibt jetzt natürlich abzuwarten, wie sich die Reihe mit ihrem mittlerweile achten Band weiterentwickeln wird, wobei zumindest die finalen paar Seiten durchaus neugierig machen, doch sollten Kirkman und Bonansinga weiterhin den eingeschlagenen Pfad beschreiten wollen, wird das sicherlich kein Vergnügen werden. Ansonsten verweise ich bezüglich der fehlenden Logik und dergleichen auf den unten angefügten Spoiler-Bereich, damit man meine Wertung hoffentlich besser nachvollziehen kann.

Fazit & Wertung:

Nach einem durchaus vielversprechenden Start wandelt sich The Walking Dead 7 erschreckend schnell zu einem ausgemacht hanebüchenen und wenig durchdachten Hürdenlauf, der mit zunehmender Dauer mehr und mehr logische Aussetzer aneinanderreiht, die in einem nachgelagerten Finale kulminieren, das absurder und blödsinniger kaum hätte ausfallen können. Da helfen dann auch einige wenige spannende Passagen und durchaus wohlklingende Formulierungen nicht mehr, die halbgare Story behelfsmäßig zu veredeln.

4 von 10 wandelnden Toten

The Walking Dead 7

  • Wandelnde Tote - 4/10
    4/10

Fazit & Wertung:

Nach einem durchaus vielversprechenden Start wandelt sich The Walking Dead 7 erschreckend schnell zu einem ausgemacht hanebüchenen und wenig durchdachten Hürdenlauf, der mit zunehmender Dauer mehr und mehr logische Aussetzer aneinanderreiht, die in einem nachgelagerten Finale kulminieren, das absurder und blödsinniger kaum hätte ausfallen können. Da helfen dann auch einige wenige spannende Passagen und durchaus wohlklingende Formulierungen nicht mehr, die halbgare Story behelfsmäßig zu veredeln.

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SPOILER – SPOILER – SPOILER – SPOILER – SPOILER – SPOILER

Mehr als einmal geraten Lilly und Konsorten in eine Situation, in der sich vor ihnen eine Gefahr oder Bedrohung auftut und jedes, wirklich jedes Mal ist es Lillys Patentrezept, mit Vollgas hinein- und hindurchzurasen, frei nach dem Motto "wird schon gutgehen", was es natürlich nicht tut, doch scheint sie der irrigen Annahme zu sein, dass dem Gesetz der Wahrscheinlichkeit nach Dinge, die mehrfach schiefgelaufen sind, schließlich irgendwann einmal auch zum Erfolg führen müssen. Ansonsten stürzen beispielsweise Pferde in eine sechs Meter tiefe Schlucht und aufeinander (!), um im nächsten Moment mit kleinsten Blessuren davonzureiten. Der Bösewicht wiederum nimmt Lilly und Co. in Gewahrsam und scheint sich wenig daran zu stören, dass sie bei einem Ausbruchsversuch alsbald mehr als eine Handvoll seiner Leute niedergemäht haben, weil irgendwie hat die kecke Lilly ja was. Dann fällt noch jemand rückwärts in einen offenen Gulli und schlägt sich dabei zudem den Kopf am Deckel auf, überlebt aber selbstredend wie durch ein Wunder, was aber auch nicht weiter merkwürdig ist, wenn Lilly nach sechs Monaten aus einer Art künstlichen Koma erwacht und nach kurzer Übelkeit und Schwindel wieder durch die Gegend spurten kann wie ein junges Reh – Muskelatrophie aufgrund halbjähriger Bettlägerigkeit scheint also gemeinsam mit der Zivilisation verschwunden zu sein. Und tatsächlich sind das nur einige der gravierendsten Patzer, an die ich mich so aus dem Stehgreif erinnere…

SPOILER ENDE – SPOILER ENDE – SPOILER ENDE

Weitere Details zum Buch und dem Autor findet ihr auf der Seite des Heyne Verlag.

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The Walking Dead 7 ist am 13.06.17 im Heyne Verlag erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über den folgenden Link und unterstützt damit das Medienjournal!


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Kommentare (2)

  1. Der Kinogänger 3. August 2017

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