Review: Grindhouse (Film)

Wie versprochen kommt zu Halloween noch ein Pseudo-Horrorctober-Beitrag, denn passend zu meinem heutigen Geburtstag habe ich mir mal einen modernen Klassiker vorgenommen.

Grindhouse

Grindhouse, USA/CA 2007, 191 Min.

Grindhouse | © Universum Film
© Universum Film

Regisseure:
Robert Rodriguez (Planet Terror; Fake-Trailer Machete)
Quentin Tarantino (Death Proof)
Eli Roth (Fake-Trailer Thanksgiving)
Edgar Wright (Fake-Trailer Don’t)
Rob Zombie (Fake-Trailer Werewolf Women of the S.S.)
Autoren:
Robert Rodriguez (Planet Terror; Fake-Trailer Machete)
Quentin Tarantino (Death Proof)
Jeff Rendell (Fake-Trailer Thanksgiving)
Eli Roth (Fake-Trailer Thanksgiving)
Edgar Wright (Fake-Trailer Don’t)
Rob Zombie (Fake-Trailer Werewolf Women of the S.S.)

Main-Cast Planet Terror:
Rose McGowan (Cherry)
Freddy Rodríguez (Wray)
Michael Biehn (Sheriff Hague)
Jeff Fahey (JT)
Josh Brolin (Block)
Marley Shelton (Dakota)
Bruce Willis (Muldoon)
Main-Cast Death Proof:
Kurt Russell (Stuntman Mike)
Zoë Bell (Zoë Bell)
Rosario Dawson (Abernathy)
Vanessa Ferlito (Butterfly)
Jordan Ladd (Shanna)
Rose McGowan (Pam)
Sydney Tamiia Poitier (Jungle Julia)
Tracie Thoms (Kim)
Mary Elizabeth Winstead (Lee)

Genre:
Action | Horror | Thriller

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus Grindhouse | © Universum Film
© Universum Film

Heute im Kino Ihres Vertrauens erwartet sie ein Grindhouse-Double-Feature der besonderen Art! Freuen Sie sich auf Planet Terror, ein Splatter-Fest der besonderen Art mit grausig mutierten Soldaten, einem mysteriösen Serum, einem undurchsichtigen Fremden und nicht zuletzt einer wehrhaften Tänzerin, die von dem um sie herum ausbrechenden Chaos regelrecht hinweggefegt wird – im Angesicht des nahenden Todes aber auch neue Talente an sich entdeckt! In Death Proof, unserem zweiten Film für diesen Abend, hat es ein mordgieriger Stuntfahrer auf hübsche junge Frauen abgesehen, die sich zwar für schlagfertig halten und ihn zu durchschauen meinen, ihm aber letztlich zum Opfer zu fallen drohen. Doch wer weiß, vielleicht legt Stuntman Mike sich schon bald mit den falschen Frauen an…

Darüber hinaus bietet unsere Vorstellung wie gewohnt einen umfangreichen Ausblick auf künftige Attraktionen und so können Sie in unserer Trailer-Show bereits erste Blicke auf kommende Highlights wie Machete, Don’t, Thanksgiving und natürlich Rob Zombies Werewolf Women of the S.S. werfen! Machen Sie sich bereit für einen unvergesslichen Abend!

Rezension:

Zum ausklingenden Horrorctober habe ich mich diesmal mit einer Wiederholungssichtung von Grindhouse beglückt, wobei Wiederholungssichtung in diesem Fall eigentlich falsch ist, denn da die als Double Feature konzipierte "Vorstellung" in dieser Form nie bei uns in den Kinos aufgeschlagen ist und selbst eine entsprechende DVD-/Blu-ray-Veröffentlichung lange auf sich warten ließ, kenne ich zwar sowohl Planet Terror als auch Death Proof, allerdings nur in ihrer jeweiligen – längeren – Alternativfassung als Einzelfilm. Entsprechend wurde es höchste Zeit, mich nach all den Jahren nun auch einmal an die Fassung(en) zu wagen, wie sie von Rodriguez und Tarantino ursprünglich ersonnen worden sind. Das steht tatsächlich nicht nur dem dialoglastigen Tarantino-Beitrag gut zu Gesicht – obwohl der dort fehlende Lapdance einiges an Unmut hervorrufen dürfte – strafft aber auch das Werk von Rodriguez durchaus, gleichwohl ich in beiden Fällen auch die Langfassungen durchaus schätze. Das besondere Flair ergibt sich aber freilich insbesondere durch die Einbettung in eine immerhin mehr als drei Stunden währende Vorstellung, die neben den beiden Hauptfilmen eben auch einiges an Fake-Trailern enthält, wobei im Fall von Machete bekanntermaßen ja auch ein echter Film aus diesem ursprünglichen Gag entstanden ist.

Szenenbild aus Grindhouse | © Universum Film
© Universum Film

Ansonsten hat es hier an Fake-Trailern gleich fast eine Handvoll lohnender Beiträge, die ihrerseits von einer illustren Schar Regie-Kollegen ersonnen worden ist, ob es sich dabei um den garstigen Slasher Thanksgiving von Eli Roth (Death Wish), den augenzwinkernd überhöhten Gruselfilm Don’t von Edgar Wright (Baby Driver) oder den durchweg überzeichnet absurden – in dieser Art Kinovorstellung bei näherer Betrachtung aber gar nicht mal so abwegigen Werewolf Women of the S.S. von Rob Zombie handelt, der zudem noch mit Udo Kier als Franz Hess sowie Nicolas Cage als Fu Manchu aufwartet. Machete zuletzt – wenn auch als erster Trailer allem anderen vorangestellt – entstammt ebenfalls der Feder von Robert Rodriguez (Sin City 2), was auch einer der Gründe gewesen sein dürfte, weshalb ausgerechnet der – und nur der – einen "echten" Film nach sich gezogen hat. Nach dem Genuss des Trailers um den waffenstarrenden wie rachsüchtigen Mexikaner geht es dann allerdings gleich los mit dem ebenfalls absurd überspitzten – und dadurch umso unterhaltsameren – Planet Terror.

Und in der Inszenierung seiner Zombiefilm-Reminiszenz macht Rodriguez wahrlich keine Gefangenen und es ist weniger verwunderlich, dass es für die ungeschnittene Langfassung nicht einmal für eine FSK-Freigabe gereicht hat, als die Offenbarung, was alles hier nach an derbem und teils ungemein fiesen Splatter enthalten ist, denn von eitrigen, aufplatzenden Ekzemen über aufgesprengte Körper und abgerissene Gliedmaßen ist hier alles vertreten, was man sich bei dieser Art Genre-Film erwarten würde. Das wird freilich so augenzwinkernd und oft selbstreferenziell serviert, dass man sich trotz des Themas kaum gruseln kann, doch steht der Fun-Faktor hier auch unbestritten im Vordergrund, zumal es in diesem Fall ja tatsächlich eine Kür und keine Schmach ist, reichlich Klischees zu bedienen, derer sich in diesem Metier reichlich finden. Im Mittelpunkt des Geschehens stehen dabei Go-Go-Tänzerin Cherry Darling (Rose McGowan), die davon träumt, Stand-Up-Comedian zu werden, und der schweigsame, aber wehrhafte El Wray (Freddie Rodríguez), der – natürlich – mit geheimnisvoller Vergangenheit und reichlich Kampferfahrung aufwartet, die ihm nun bei der drohenden Zombie-Apokalypse reichlich gut zupass kommen.

Szenenbild aus Grindhouse | © Universum Film
© Universum Film

Dabei spricht es für Planet Terror – oder das Grindhouse-Projekt im Allgemeinen –, dass sich beispielsweise selbst ein Bruce Willis (Looper) nicht zu schade ist für einen karikaturesken Kurzauftritt als beinharter Militär-Lieutenant, eben ganz so, wie man damals auch mit großen Namen für derartige Schundproduktionen zu werben versucht hat, während die im eigentlichen Film nur wenige Minuten zu sehen waren. In einer Nebenhandlung ist hier zudem Josh Brolin (Sicario) als Arzt Block zugegen, der drauf und dran ist, mit seiner von Marley Shelton verkörperten Frau Dakota abzurechnen, bevor die um sich greifenden Mutationen ihm einen unerwarteten Strich durch die Rechnung machen. Ich erwähne dies deshalb so explizit, da Shelton als Dakota auch in Death Proof einen kurzen Auftritt absolvieren darf, was einerseits bedeutet, dass beide Filme im selben Universum spielen und andererseits, dass die Geschehnisse im zweiten Feature-Film denen von Planet Terror vorgelagert sind, was die Frage aufwirft, weshalb man nicht die Reihenfolge der Storys umgedreht hat, worauf ich später noch zu sprechen kommen möchte. Auf alle Fälle macht Rodriguez‘ Beitrag dem Exploitation-Kino früherer Tage alle Ehre und das gesteigerte Budget nebst digital hinzugefügten "Abnutzungserscheinungen" der Filmrollen ergeben eine kongeniale Mischung, die man als dreckigen Edel-Trash bezeichnen könnte, was sicherlich exakt dem verfolgten Anspruch entspricht.

Nach rund neunzig Minuten nun findet diese Chose ihr Ende und es folgen gleich drei weitere Fake-Trailer, bevor man sich mit Death Proof dem zweiten Film des Abends widmen darf, der nun wiederum von Quentin Tarantino (Once Upon a Time in Hollywood) ersonnen und inszeniert worden ist. Verfolgte Rodriguez noch einen überbordenden Splatter-Ansatz, widmet sich Tarantino nun auf ungewöhnliche Art und Weise dem Slasher-Genre und lässt den von Kurt Russell (Bone Tomahawk) verkörperten Stuntman Mike einer Schar junger Frauen auflauern, die sich zuvorderst durch ausschweifende Dialoge hervortun, was nun bekanntermaßen nicht jedermanns Geschmack getroffen hat. Mir persönlich gefiel zwar Death Proof schon bei der Erstsichtung seinerzeit, doch macht sich gerade in der Grindhouse-Fassung auch die Entschleunigung bemerkbar, die nach einem actionreichen Reigen wie Planet Terror nun mit dem Beginn dieses zweiten Films einhergeht. Der Look ist ebenfalls schön dreckig, das Kneipen-Setting weiß zu gefallen und manch lakonische Dialogzeile vermittelt den auch hier vorhandenen, selbstreferenziellen Humor, während Tarantino einiges an Easter-Eggs zu seinen anderen Filmen versteckt, doch allein vom Aufbau und Tempo her ist sein Werk dann doch eine merklich andere Hausnummer.

Szenenbild aus Grindhouse | © Universum Film
© Universum Film

Das ändert sich zwar im weiteren Verlauf und Tarantino vermag hier mit gleich zwei Höhepunkten innerhalb des Films aufzuwarten, wenn Russells Figur erst der einen, dann der nächsten Gruppe Frauen nachstellt, doch so genial – und handgemacht – die Verfolgungsjagd inszeniert sein mag, ebenso wie die erste Offenbarung, welches Ziel Stuntman Mike wirklich verfolgt, hält Rodriguez‘ Film über die gesamte Dauer das höhere Tempo und es hätte beiden – nicht nur der Chronologie wegen – gutgetan, wenn man die Film-Slots vertauscht hätte, so dass man nach dem augenzwinkernden, das Slasher-Genre konterkarierenden Death Proof mit Planet Terror einen absoluten No-Brainer mit reichlich Schauwerten und skurrilen Einfällen kredenzt bekommen hätte. Spätestens aber mit dem letzten Drittel von Tarantinos Streifen und dem ikonischen Schlussakkord haben sich solche Überlegungen aber freilich erledigt und Fakt ist, dass Grindhouse auch in der vorliegenden Form und Reihenfolge ein echtes Erlebnis darstellt, dass man sich fernab der Einzelsichtung beider Filme nicht entgehen lassen sollte, denn erst in dieser Konzeption entfaltet sich der gesamte Reiz des Projektes, dem es gelungen ist, ein längst vergessenes – und hierzulande nie verbreitetes – Kino-Feeling vergangener Tage wieder aufleben zu lassen.

Fazit & Wertung:

Mit ihrem schlicht als Grindhouse betitelten Projekt huldigen Robert Rodriguez und Quentin Tarantino dem Exploitation-Kino vergangener Jahrzehnte und transferieren das spezifische Flair gekonnt ins neue Jahrtausend, wobei man allen Beteiligten den immensen Spaß an dieser Splatter, Gore- und Trash-lastigen Chose anmerkt, die erst in ihrer vorliegenden Form nebst Fake-Trailern und als "offizielles" Double-Feature aus Planet Terror und Death Proof ihren wahren Reiz entfaltet, auch wenn man bei beiden Filmen im Vergleich zu ihrer Langfassung auf einige, teils liebgewonnene Szenen verzichten muss.

9 von 10 Huldigungen an früheres Trash-Kino

Grindhouse

  • Huldigungen an früheres Trash-Kino - 9/10
    9/10

Fazit & Wertung:

Mit ihrem schlicht als Grindhouse betitelten Projekt huldigen Robert Rodriguez und Quentin Tarantino dem Exploitation-Kino vergangener Jahrzehnte und transferieren das spezifische Flair gekonnt ins neue Jahrtausend, wobei man allen Beteiligten den immensen Spaß an dieser Splatter, Gore- und Trash-lastigen Chose anmerkt, die erst in ihrer vorliegenden Form nebst Fake-Trailern und als "offizielles" Double-Feature aus Planet Terror und Death Proof ihren wahren Reiz entfaltet, auch wenn man bei beiden Filmen im Vergleich zu ihrer Langfassung auf einige, teils liebgewonnene Szenen verzichten muss.

9.0/10
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Grindhouse ist am 02.01.12 auf DVD und Blu-ray bei Universum Film erschienen. Hat der Artikel euer Interesse geweckt, dann bestellt doch über einen der Links und unterstützt damit das Medienjournal!

DVD:

Blu-ray:

vgw

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