Wieder wird es Zeit für die Beantwortung der Montagsfrage, die sich diesmal dem Thema Erzählperspektiven widmet. Tatsächlich habe ich mir darüber noch nie wirklich große Gedanken gemacht, aber gerade dann kommt so eine Montagsfrage natürlich gerade recht.
Frühere Antworten finden sich in meinem Montagsfragen-Archiv. Die aktuelle Montagsfrage findet sich beim Buchfresserchen und lautet in dieser Woche
Gibt es eine Erzählperspektive, die du beim Lesen bevorzugst?
Um die Montagsfrage zunächst kurz und bündig zu beantworten, bin ich in den meisten Fällen Anhänger der "klassischen" auktorialen Erzählform, die in den meisten Fällen einfach auch die meisten Möglichkeiten bereithält, differenziert zu erzählen und sich gleichsam das Wissen eines übergeordneten Erzählers zunutze zu machen, um gezielt Informationshappen einzustreuen, die der handelnden Figur nicht bekannt sein dürften, dem Leser wiederum aber dadurch einen Wissensvorsprung geben. Insbesondere bin ich aber auch Fan wechselnder Erzählperspektiven, wenn sich beispielsweise je ein Kapitel auf eine spezifische Figur fokussiert, derweil auch dieser Wechsel zwischen Protagonisten am elegantesten mit einem auktorialen Erzähler zu erreichen ist. Ansonsten hat es sich vielerorts eingebürgert, Gedanken einer Figur in kursiver Schrift in den Text einfließen zu lassen, was mir meist an Immersion reicht, wenn die weiteren Gedanken und Gefühle der Figur vom Erzähler stimmig vermittelt werden.
Freilich mag auch die Ich-Perspektive ihre Vorzüge haben und bietet sich insbesondere bei fortlaufenden Reihen an, in denen eine einzige Figur im Zentrum der Erzählung steht, doch bedarf es deutlich mehr Geschick, dies überzeugend umzusetzen. Im Grunde kann man mich aber mit jedweder Perspektive überzeugen, wenn sie den stimmig dargebracht wird und in sich konsistent bleibt, bevorzugen würde ich aber immer – auch eine Frage der Gewöhnung – den allwissenden Erzähler.