Review: The Good Place | Staffel 1 (Serie)

Auch heute ist es etwas später geworden als üblich, aber ich hatte auch noch einiges auf meiner To-Do-List stehen, was es abzuarbeiten galt, bevor ich mich der samstägigen Serien-Kritik widmen konnte, die erneut auf eine knapp halbstündige Show abstellt, womit wir den Juli quasi als Comedy-Monat betrachten können, schließlich gab es in den vergangenen zwei Wochen auch schon Reviews aus diesem Bereich.

The Good Place
Staffel 1

The Good Place, USA 2016-, ca 21 Min. je Folge

The Good Place | © NBC
© NBC

Serienschöpfer:
Michael Schur
Ausführende Produzenten:
Michael Schur
David Miner
Morgan Sackett
Drew Goddard

Main-Cast:
Kristen Bell (Eleanor Shellstrop)
William Jackson Harper (Chidi Anagonye)
Jameela Jamil (Tahani Al-Jamil)
D’Arcy Carden (Janet)
Manny Jacinto (Jianyu Li)
Ted Danson (Michael)
in weiteren Rollen:
Tiya Sircar (The Real Eleanor)
Adam Scott (Trevor)
Marc Evan Jackson (Shawn)
Maribeth Monroe (Mindy St. Claire)

Genre:
Fantasy | Komödie

Trailer:

 

Inhalt:

Szenenbild aus The Good Place | © NBC
© NBC

Als Eleanor Shellstrop auf einer gemütlichen Couch zu sich kommt und in das Büro eines Mannes gebeten wird, der sich ihr als Michael zu erkennen gibt, teilt er mit, dass sie gestorben sei und sich jetzt dort befinde, was man gemeinhin als Himmel oder Paradies bezeichnen würde, schlicht "The Good Place", an den es nur die frommsten und gütigsten, besten Menschen überhaupt verschlägt und Eleanors Karma-Konto scheint gut gefüllt. Dumm nur, dass Eleanor von all den guten Taten nichts weiß, die Michael rekapituliert, denn anscheinend liegt eine Verwechslung vor, die sie dem Architekten dieses Ortes aber freilich nicht auf die Nase bindet. Als sie dies ihrem vermeintlichen Seelenverwandten Chidi gesteht, gerät der in ein moralisches Dilemma, entschließt sich aber letztlich, sie zu decken und Moral und Ethik zu lehren, auf dass sie sich ihres Platzes an diesem Ort als würdig erweist. Doch die Probleme nehmen gerade erst ihren Anfang, denn allein Eleanors Anwesenheit scheint den "Good Place" gehörig aus dem Tritt geraten zu lassen…

Rezension:

Obwohl man als Streaming-Nutzer einem regelrechten Überangebot an lohnenden Serien-Produktionen ausgesetzt ist, die man ohne jedwede Zusatzkosten sichten und genießen könnte, habe ich mich jüngst zu einem Spontankauf hinreißen lassen, denn allein der Umstand, dass Kristen Bell die Hauptrolle in dieser ungewöhnlichen Comedy-Serie spielt, ließ mich bei The Good Place schwach werden, zumal ich durchaus ein Faible für eher leichtfüßige Unterhaltung habe, die ein angenehmes Gegengeweicht zu den oft sehr ernsten und düsteren Serien darstellt, denen ich mich sonst so widme. Und in dieser Hinsicht macht die von Michael Schur ersonnene und unter anderem von Drew Goddard (Serienschöpfer von Daredevil) produzierte Serie einiges richtig, denn dem Umstand geschuldet, dass die Serie an einem Ort spielt, der eine Art Neuinterpretation des Himmels darstellt, ist natürlich alles poppig bunt und fröhlich geraten. Satte Farben, übertrieben freundliche Figuren und ein bestens aufgelegter Michael (Ted Danson), der als Architekt des Ortes dem Ganzen noch eine weltfremd-spleenige Attitüde verpasst, dominieren hier das Geschehen, in dem sich Eleanor in einer klassischen "Fish-out-of-Water"-Situation wiederfindet, denn wie zahlreiche Rückblenden belegen, war sie auf Erden nicht annähernd so nett und fromm, wie Michael und die anderen das von ihr glauben.

Szenenbild aus The Good Place | © NBC
© NBC

Ich bin ja so schon großer Fan dieser Art Einspieler, doch funktionieren die hier besonders gut und passen auch optimal zur jeweiligen Folge, zumal neben der von Kristen Bell (Veronica Mars) gewohnt charismatisch und umwerfend verkörperten Eleanor alsbald auch ihr Seelenverwandter Chidi und die immer gut gelaunte Nachbarin Tahani mit entsprechenden Rückblenden bedacht. Insbesondere Chidi (William Jackson Harper) als Eleanors Seelenverwandter ist dabei eine echte Bereicherung für die Show, denn nicht selten ist er es, der Eleanor zum Nach- und Umdenken bringt mit seinem Ethik-Unterricht, womit sich hier eine teils philosophische, teils existenzialistische zusätzliche Ebene erschließt, die The Good Place noch lohnenswerter macht. Einer der schönsten Clous in der Serie ist es aber auch, dass man dort partout nicht fluchen kann, was ja durchaus logisch und sinnig erscheint, aber nicht zu Eleanors Schnauze passt, weshalb ihre oft derben Ausrufe hier zensiert werden, womit NBC ein schönes Schlupfloch gefunden hat, Eleanor einerseits in übelster Manier fluchen zu lassen, andererseits aber nicht gegen den guten Ton im Network-Fernsehen zu verstoßen.

Trotz des beschwingten Herangehens an den Plot der Serie zieht sich aber dennoch auch ein roter Faden durch die Erzählung, deren Probleme zwar bereits in der ersten Folge Everything Is Fine (1.01) angeteasert werden, freilich aber noch deutlich anzuwachsen verstehen, während Eleanor es immer schwerer fällt, ihr Geheimnis zu wahren. Über den weiteren Verlauf der Story will ich mich natürlich ausschweigen, um niemandem die Freude zu verderben, doch kann ich zumindest andeuten, dass The Good Place einerseits in der zweiten Hälfte noch einmal gehörig zulegt, was Einfallsreichtum, Humor und Überraschungen angeht, vor allem aber den Zuschauer in der finalen Episode Michaels Geheimnis (1.13) mit einem bahnbrechend großartigen Paukenschlag von sowohl Twist als auch Cliffhanger entlässt, weshalb ich es auch – mal wieder – nicht erwarten kann, auch die zweite Staffel einer Sichtung zu unterziehen. Bis dahin aber hat man bereits gehörig Spaß mit dieser bewusst spleenig-absurd aufgezogenen Serie, deren Humor vielleicht nicht jedermanns Geschmack treffen wird, mich aber ziemlich begeistert hat, zumal Idee, Setting und Figuren so herrlich unverbraucht und frisch wirken, denn wenn es um einen direkten Vergleich einschlägiger Comedy-Shows geht, wartet The Good Place doch mit auffallend vielen Alleinstellungsmerkmalen auf.

Szenenbild aus The Good Place | © NBC
© NBC

Bei allem Humor und Abenteuer-Flair lässt die Serie aber auch ernstere oder emotionalere Zwischentöne nicht missen und insbesondere Eleanors nähere Nachbarschaft um Chidi, Tahani und den buddhistischen Mönch Jianyu wächst einem gehörig ans Herz, während das heimliche Highlight des Figuren-Ensembles die von DÁrcy Carden verkörperte Janet darstellt, die als eine Art Siri des Himmels betrachtet werden darf und jederzeit aus dem Nichts erscheint, sobald man sie ruft, um ebenso schnell wieder zu verschwinden. Der Unterschied zu Siri – um bei dem Beispiel zu bleiben – ist allerdings, dass Janet buchstäblich alles kann und weiß und dabei eine entwaffnende Freundlichkeit an den Tag legt, auch wenn selbst ihr stets bestens aufgelegtes Wesen durch Eleanors Geheimnis noch gehörig aus dem Tritt geraten wird. Nun, und dann wäre da ja noch der Umstand, dass es noch eine andere, "bessere" Eleanor geben muss, die es folglich an einen nicht so guten Platz verschlagen hat, während es "die böse" Eleanor sich in dem eigens für sie eingerichteten und erbauten Haus gemütlich macht. So steckt die Serie voller Ideen und großartiger Momente und macht insbesondere zum Ende hin deutlich, dass mit dem Gezeigten noch längst nicht der Zenit an Einfallsreichtum erreicht ist, weshalb ich mich auch sehr freue, dass diese angenehm exzentrische Serie in den Staaten in kaum einem Monat in ihre dritte Staffel starten wird (und auch danach hoffentlich noch lange weitergeht).

Fazit & Wertung:

Michael Schurs The Good Place ist eine erfrischend unkonventionelle Comedy, die mit einer ganzen Schar charismatischer DarstellerInnen, einem einfallsreich-abwechslungsreichen Plot und philosophischem Unterbau bei herrlichem Wortwitz und spleeniger Attitüde zu punkten versteht. Ein einziger großer Spaß für all jene, denen diese Art Humor zusagt und die etwas für exzentrische Figuren übrighaben.

8,5 von 10 jenseitigen Vergnügungen

The Good Place | Staffel 1

  • Jenseitige Vergnügungen - 8.5/10
    8.5/10

Fazit & Wertung:

Michael Schurs The Good Place ist eine erfrischend unkonventionelle Comedy, die mit einer ganzen Schar charismatischer DarstellerInnen, einem einfallsreich-abwechslungsreichen Plot und philosophischem Unterbau bei herrlichem Wortwitz und spleeniger Attitüde zu punkten versteht. Ein einziger großer Spaß für all jene, denen diese Art Humor zusagt und die etwas für exzentrische Figuren übrighaben.

8.5/10
Leser-Wertung 10/10 (1 Stimme)
Sende

Episodenübersicht: Staffel 1

01. Everything Is Fine (8,5/10)
02. Flugstunden (8/10)
03. Tahani Al-Jamil (8/10)
04. Jason Mendoza (8/10)
05. Ausnahmezustand (8,5/10)
06. Freundschaftsdienste (8,5/10)
07. Der ewige Schrei (8,5/10)
08. Jenseits von Gut und Böse (9/10)
09. Fliegende Piranhas (8,5/10)
10. Chidis Entscheidung (8,5/10)
11. Pobody’s Nerfect (9/10)
12. Mindy St. Claire (9/10)
13. Michaels Geheimnis (9,5/10)

 
– – –

The Good Place | Staffel 1 ist unter anderem bei Amazon Prime Instant Video verfügbar (jedoch nicht im Prime-Angebot enthalten).

vgw

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Kommentare (2)

  1. Der Kinogänger 21. Juli 2018
    • Wulf Bengsch 21. Juli 2018

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